L5-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das L5-Syndrom entsteht durch eine Irritation beziehungsweise Kompression der Nervenwurzel L5 aufgrund verschiedener Ursachen. Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder Paresen sind die Folge. Eine rasche Diagnosestellung mit anschließender konservativer oder operativer Behandlung ist unabdingbar, um eine Verschlimmerung der Symptomatik oder Folgeschäden zu vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das L5-Syndrom?

Die Diagnostik des L5-Syndroms erfolgt zuerst durch ein anamnestisches Gespräch sowie eine neurologische Untersuchung.
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Das L5-Syndrom zählt zu den sogenannten Wurzelkompressionssyndromen. Es entsteht durch die Irritation oder Schädigung der Nervenwurzel L5, welche zwischen dem letzten Lendenwirbel und dem ersten Kreuzwirbel aus dem Spinalkanal austritt.

Schmerzen, Sensibilitätsausfälle und im schlimmsten Fall Paresen sind die Folge. Das L5-Syndrom macht gemeinsam mit dem S1-Syndrom etwa 95 Prozent aller Rücken-Bein-Schmerzen durch Bandscheibenvorfälle an der Lendenwirbelsäule aus.

Ursachen

Die Ursache des L5-Syndroms liegt in den meisten Fällen in einem Bandscheibenvorfall. Sowohl die Vorwölbung des Gallertkerns als auch dessen Austritt aus dem Faserring führen zu einer Schädigung oder Irritation der Nervenwurzel. Auch gutartige sowie bösartige Tumore oder raumfordernde Zysten können Druck auf die Nervenwurzel ausüben und die Symptomatik verursachen.

Eine weitere Ursache kann in einer Spinalkanalstenose liegen. Diese entsteht beispielsweise durch eine Verschmälerung des Gelenksspalts oder durch pathologische Veränderungen der Wirbelkörper und dadurch bedingte Knochenvorsprünge, die in den Spinalkanal ragen und die Nervenwurzel beengen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Welche Ursache dem L5-Syndrom auch zugrunde liegt, die Symptomatik äußert sich stets auf dieselbe Weise. Es treten Schmerzen im betreffenden Dermatom, also jenem Gebiet, das von einem bestimmten Nerv versorgt wird, auf. Im Falle der Nervenwurzel L5 handelt es sich um den Bereich am hinteren Oberschenkel, am äußeren Knie sowie am vorderen und seitlichen Unterschenkel.

Der Fußrücken sowie die Großzehen sind ebenfalls betroffen. Ist ein Tumor die Ursache für die Symptome, tritt der Schmerz vor allem in Ruhe auf. Im Gegensatz dazu kommt es meist zu einem Belastungsschmerz, wenn der Auslöser ein Bandscheibenvorfall ist. Eine Druckerhöhung innerhalb des Spinalkanals, wie sie unter anderem beim Husten oder Niesen auftritt, verstärkt das Schmerzempfinden.

Abgesehen von Schmerzen kann es zu sensiblen Störungen im Dermatom kommen. Fällt die Schädigung umfangreicher aus, können nicht nur die sensiblen, sondern auch die motorischen Nervenfasern betroffen sein. In diesem Fall treten nicht nur Gefühlsstörungen, sondern auch Lähmungen auf. Die Einschränkung im Hüftgelenk sowie eine Fußheberschwäche setzen die Beweglichkeit des Beins stark herab und erschweren ein physiologisches Gangbild.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnostik des L5-Syndroms erfolgt zuerst durch ein anamnestisches Gespräch sowie eine neurologische Untersuchung. Hierbei wird auf Schmerz, Sensibilität, motorische Ausfälle und abgeschwächte oder fehlende Reflexe geachtet. Die Symptome werden stets im Seitenvergleich betrachtet.

Zur genauen Diagnosestellung werden Röntgen oder Magnetresonanztomographie der Lendenwirbelsäule als bildgebende Verfahren durchgeführt. Als Differentialdiagnose ist eine Peronaeusparese in Betracht zu ziehen. Hierbei liegt ebenfalls eine Fußheberschwäche vor, allerdings kommt es zu keiner Beteiligung der Gesäß- beziehungsweise Hüftmuskulatur.

Liegt die Ursache der Nervenwurzelkompression in einem Bandscheibenvorfall, ist eine exakte Prognose schwierig. Bei jüngeren Patienten wechseln üblicherweise akute und schmerzfreie Phasen, während ältere Personen eher zu chronischen Schmerzen neigen.

Unter medizinischer beziehungsweise therapeutischer Behandlung bessern sich die Symptome im Normalfall innerhalb weniger Wochen, wobei ein neuerlicher Vorfall nicht ausgeschlossen werden kann. Wie schnell die Genesung voranschreitet, hängt stark vom Ausmaß der Schädigung sowie den neurologischen Ausfällen ab. Darüber hinaus ist die Eigenmotivation des Patienten ein wichtiger Faktor für die Besserung der Symptomatik.

Komplikationen

Das L5-Syndrom muss in jedem Fall von einem Arzt diagnostiziert und behandelt werden. Es kommt dabei in der Regel nicht zu einer Selbstheilung und die Beschwerden verschlimmern sich mit der Zeit. Die Patienten leiden in erster Linie an starken Schmerzen und an Schwellungen. Durch die eingeklemmten Nerven kann es dabei auch zu Lähmungen und zu anderen Störungen der Sensibilität kommen, sodass die Patienten in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt sind.

Nicht selten sind die Betroffenen auch auf die Hilfe anderer Menschen in ihrem Alltag angewiesen und können viele Dinge des Alltages nicht mehr alleine durchführen. Verschiedene Gefühlsstörungen können den Alltag weiterhin einschränken und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verringern. Auch die Beweglichkeit wird eingeschränkt, sodass die meisten Patienten auch an Bewegungsstörungen leiden.

Die Behandlung des Syndroms richtet sich in der Regel nach der Ursache. Dabei können meistens nicht alle Beschwerden vollständig eingeschränkt werden. Mit Hilfe verschiedener Therapien können allerdings die Schmerzen und Schwellungen gelindert werden. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch das L5-Syndrom in der Regel nicht verändert. Weiterhin treten bei der Behandlung keine besonderen Komplikationen auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Undefinierbare Schmerzen im Ober- oder Unterschenkel deuten darauf hin, dass das L5-Syndrom vorliegt. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Schmerzen nach einigen Tagen nicht zurückgegangen sind oder sich im Verlauf sogar noch verstärken. Sollten sich weitere Symptome oder Beschwerden bemerkbar machen, ist sofortiger Rat durch einen Arzt gefragt. Betroffene Personen, die beim Husten oder Niesen Schmerzen verspüren, sollten medizinischen Rat einholen. Auch sensible Störungen oder Gefühlsstörungen sind typische Anzeichen des seltenen Schmerzsyndroms und müssen rasch abgeklärt und behandelt werden.

Das Syndrom tritt vor allem im Zusammenhang mit Tumoren oder Zysten auf. Auch eine Spinalkanalstenose kann eine mögliche Ursache sein, die abgeklärt werden muss, wenn sich Anzeichen des L5-Syndroms bemerkbar machen. Personen, die infolge eines Unfalls oder einer Operation an den beschriebenen Symptomen leiden, konsultieren am besten noch in derselben Woche den Hausarzt. Daneben kann ein Sportmediziner, Orthopäde oder Internist aufgesucht werden. Wird die Erkrankung rasch behandelt, lassen sich Langzeitfolgen im Normalfall vermeiden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung erfolgt je nach Ursache. Hat sich an der Lendenwirbelsäule ein Tumor gebildet, ist auf jeden Fall eine Operation indiziert. Auch Knochenvorsprünge, welche in den Spinalkanal ragen, können operativ entfernt werden. Dahingegen wird bei einem Bandscheibenvorfall immer zuerst auf konservative Behandlungsmethoden zurückgegriffen.

Medikamente lindern die Schmerzen und normalisieren den Tonus der Rückenmuskulatur, welche schmerzbedingt oft verspannt oder verkrampft sind. Auch die Transkutane Elektrische Nerven-Stimulation (TENS) mindert die Schmerzen durch kontrollierte Entspannung der Muskulatur. Wärmeanwendungen oder Massagen erzielen auf schonende Weise denselben Effekt.

Verursacht der Bandscheibenvorfall allerdings motorische Ausfälle, ist eine sofortige Operation unumgänglich, um Folgeschäden zu vermeiden. Hierbei wird eine Nervenwurzeldekompression durch die Entfernung des geschädigten Bandscheibengewebes erzielt. Bei Bedarf kann eine Prothese als Ersatz der Bandscheibe eingesetzt werden.

Grundsätzlich gilt, dass keine der Behandlungsmaßnahmen zu lange fortgeführt werden sollte, wenn sich keine Besserung zeigt. Nach einem Zeitraum von etwa vier Wochen kommt es durch die schmerzbedingte, permanente Schonhaltung und diverse Ausweichbewegungen zur Verkürzung der betroffenen Muskulatur sowie zur Schrumpfung der Gelenkskapseln. Dies kann in einer Chronifizierung der Schmerzen resultieren und im Extremfall zu einer Verformung oder Instabilität der Lendenwirbelsäule führen.


Aussicht & Prognose

Die Prognose ist maßgeblich gebunden an die vorliegende Ursache sowie das Stadium der Erkrankung bei Stellung der Diagnose bzw. bei Behandlungsbeginn. Je eher das L5-Syndrom bei einem Patienten festgestellt werden kann, desto besser sind die weiteren Entwicklungen. Je nach Ursache wird der Behandlungsplan erarbeitet, der eine konservative oder operative Therapie vorsehen kann.

Bei leichten Beschwerden wird eine Linderung der gesundheitlichen Unannehmlichkeiten durch die Gabe von Medikamenten erzielt. Darüber hinaus werden Trainings für die Optimierung der Bewegungsabläufe sowie einen besseren Umgang mit körperlich belastenden Tätigkeiten durchgeführt. Diese sollen langfristig eine Genesung erwirken. Hält sich der Betroffene im Alltag an die erlernten Übungseinheiten, kann nach einigen Wochen oder Monaten eine Heilung dokumentiert werden.

Bei stärkeren Beeinträchtigungen wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Dieser ist mit den üblichen Risiken verbunden. Wie bei jeder Operation können Komplikationen auftreten. In schweren Fällen wird eine Prothese eingesetzt. Verläuft die Behandlung ohne weitere Störungen, kommt es im anschließenden Genesungsprozess zu weiteren therapeutischen Maßnahmen. Der Muskelapparat wird stabilisiert und die Möglichkeiten der Bewegungen werden verbessert. Wenngleich bei vielen Patienten eine Linderung der Beschwerden erreicht wird, kann es langfristig zu Beeinträchtigungen kommen. Eine ungünstige Prognose wird gegeben, wenn sich der Schmerz chronifiziert oder wenn eine Verformung sowie Instabilität nicht behoben werden können.

Vorbeugung

Je nach Ursache eines möglichen L5-Syndroms können gewisse Maßnahmen zur Vorbeugung getroffen werden. Regelmäßige und abwechslungsreiche sportliche Betätigung stärkt die Rumpfmuskulatur und verleiht der Wirbelsäule die nötige Stabilität. Darüber hinaus werden die Bandscheiben durch die kontinuierliche Be- und Entlastung genährt und flexibel gehalten.

Übergewicht begünstigt Bandscheibenvorfälle oder degenerative Prozesse der Wirbelsäule und sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Vor allem bei sitzenden Tätigkeiten wirkt sich eine aufrechte beziehungsweise dynamische Haltung positiv auf die Wirbelsäule aus.

Auch beim Heben und Tragen von schweren Gegenständen ist auf eine korrekte Haltung des Rückens zu achten, um zu starken Druck auf die Lendenwirbelsäule zu verhindern. Die korrekte Ausführung dieser Bewegungen kann in verschiedenen Kursen erlernt werden.

Nachsorge

Beim L5-Syndrom sind in den meisten Fällen die Maßnahmen einer Nachsorge sehr stark eingeschränkt. Dabei sollten Betroffene schon früh einen Arzt aufsuchen und eine Behandlung einleiten, damit die Beschwerden schon früh gelindert werden können. Wird das L5-Syndrom nicht behandelt, kann es zu schweren Komplikationen kommen, die das Leben des Betroffenen deutlich einschränken können. Aus diesem Grund sollte schon bei den ersten Anzeichen des L5-Syndroms ein Arzt kontaktiert werden.

Die meisten Patienten sind auf die Maßnahmen einer Krankengymnastik angewiesen. Hierbei ist zu beachten, dass auch viele Übungen im eigenen Zuhause durchgeführt werden können, wodurch die Behandlung beschleunigt wird. Ebenso ist bei der Einnahme von Medikamenten auf die richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme zu achten.

Bei Unklarheiten ist immer zuerst ein Arzt zu konsultieren. Die meisten Betroffenen sind beim L5-Syndrom auf die Hilfe und die Pflege der eigenen Familie angewiesen, welche sich positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirken kann. Hierbei ist häufig eine psychologische Unterstützung notwendig, damit psychische Beschwerden oder Depressionen verhindert werden können. In der Regel verringert das L5-Syndrom nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Dem L5-Syndrom kann mittels verschiedener Übungen und Hilfsmittel entgegengewirkt werden. Abhängig von dem Ausmaß der Beschwerden und der vorliegenden Symptomatik, empfiehlt sich eine adäquate Schmerztherapie, die in Rücksprache mit dem Arzt um Beruhigungsmittel aus der Natur ergänzt werden kann. Die Umstellung riskanter Lebensgewohnheiten gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, da ein weiterer Zwischenfall nur auf diese Weise effektiv und langfristig vermieden werden kann.

Verursacht der ursächliche Bandscheibenvorfall motorische Ausfälle, ist eine sofortige Operation erforderlich. Nach einem Eingriff sind Schonung und Bettruhe angezeigt. Der Patient sollte die Wirbelsäule für mindestens zwei bis drei Wochen nicht stark belasten. Danach können die Nervenwurzeln mittels einiger Übungen aus dem Bereich der Krankengymnastik gestärkt werden.

Daneben müssen die Ursachen für das Nervenleiden festgestellt und nach Möglichkeit behoben werden. Manchmal liegt den Beschwerden beispielsweise Übergewicht oder eine Fehlhaltung zugrunde – Auslöser, die durch sportliche Betätigung behandelt werden können. Bei Muskelverspannungen hilft ebenfalls körperliche Bewegung, aber auch Massagen und alternative Maßnahmen wie Akupunktur oder Methoden aus der chinesischen Medizin. Sollten sich erneut Beschwerden einstellen, muss ein Arzt konsultiert werden. Beim L5-Syndrom besteht immer das Risiko, dass es zu einer erneuten Wurzelkompression kommt, die einer weiteren medizinischen Behandlung bedarf.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010

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