Lecithine
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Laborwerte Lecithine
Lecithine sind eine Gruppe chemischer Verbindungen und wichtiger Bestandteil der Zellmembran. Lecithine sind für den menschlichen Körper lebenswichtig.
Inhaltsverzeichnis |
Was sind Lecithine?
Lecithine sind chemische Verbindungen, die zur Gruppe der Phosphatidylcholine gehören. Es handelt sich dabei um sogenannte Phospholipide. Diese setzen sich aus Fettsäuren, Phosphorsäure, Glycerin und Cholin zusammen.
Der Name Lecithin stammt vom griechischen lekithos und bedeutet Eidotter. Dieser Name wurde gewählt, weil Lecithin erstmals 1846 aus Eidotter isoliert wurde. Erst später wurde festgestellt, dass die Phospholipide in allen tierischen Organismen und auch in vielen Pflanzen zu finden sind.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Die Zellmembran besteht aus einer Lipiddoppelschicht. Ein bedeutender Bestandteil dieser Lipiddoppelschicht sind die Lecithine. Lecithine bilden gemeinsam mit anderen Phospholipiden in der undurchlässigen Membran sogenannte hydrophile Fenster. Durch diese Fenster gelangen Ionen, Wassermoleküle und wasserlösliche Substanzen in die Zelle. Je höher der Lecithingehalt der Zelle ist, desto aktiver kann die Zellmembran agieren.
In Nerven und Gehirn kann Lecithin in verschiedenen chemischen Prozessen zu Acetylcholin umgewandelt werden. Acetylcholin ist einer der wichtigsten Neurotransmitter im menschlichen Körper. Er ist zum Beispiel für die Übertragung von Nervenimpulsen auf das Herz verantwortlich. Auch im parasympathischen und im sympathischen Nervensystem ist er der bedeutendste Transmitter.
Lecithin stimuliert Enzyme, die freie Radikale neutralisieren und eliminieren können. Freie Radikale sind Moleküle, die bei vielen Stoffwechselprozessen im Körper entstehen. Aus chemischer Sicht sind sie unvollständig. Ihnen fehlt in ihrer chemischen Struktur ein Elektron. Um diesen Mangel auszugleichen, versuchen sie dieses Elektron von anderen Strukturen im Körper zu stehlen. Dabei schädigen sie die Zellenmembranen und auch die kompletten Zellen des Körpers. Freie Radikale spielen vermutlich eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Krebs und anderen schweren Erkrankungen.
Lecithine spielen auch eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung. Sie fungieren als Emulgator von Lipiden im Blut. Nur in emulgierter Form können die Fette vom Körper verwertet werden. Auch Cholesterin wird durch Lecithine emulgiert. So bleibt das Cholesterin in der Gallenblase löslich. Ohne diese Emulgierung könnten sich Gallensteine aus dem Cholesterin bilden. Doch Lecithine können Cholesterin nicht nur binden, sie können auch Enzyme aktivieren, die überschüssiges Cholesterin abbauen. Somit haben Lecithine eine gefäßschützende Wirkung.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Im Körper finden sich Lecithine zu großen Teilen in den Zellmembranen. Insbesondere in der Leber, im Gehirn, in der Lunge, im Herz und im Muskelgewebe finden sich hohe Konzentrationen von Lecithin. Auch im Blutplasma ist Lecithin zu finden.
Ein Teil der Lecithine, die Phosphatidylethanolamine und die Phosphatidylcholine, werden werden im Kennedy-Stoffwechselweg hergestellt. Es handelt sich dabei um einen biochemischen Prozess, der in den Nervenzellen stattfindet. Lecithine können aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Hauptquelle für Lecithine ist Soja. Aber auch in Raps, Sonnenblumenöl und natürlich in Eigelb sind Lecithine enthalten. Lecithin-Werte im Blutplasma werden nicht bestimmt. Deshalb gibt es auch keine Referenzwerte.
Krankheiten & Störungen
Im Laufe der Studie entwickelten die Probanden dadurch eine Fettleber und auch erste Anzeichen von Leberschäden wurden deutlich. Durch regelmäßige Gabe von Lecithinen könnten diese Veränderungen rückgängig gemacht werden. Lecithine binden Anteile von sogenannten VLDL-Partikeln. Diese sind für den Transport von Fetten aus der Leber zu den Geweben zuständig. Ohne Lecithine können die VLDL-Partikel nicht mehr hergestellt werden. Das Fett häuft sich in der Leber an und schädigt dort das Gewebe.
Bei einem Mangel an Lecithinen scheinen sich die Zelltodraten innerhalb der Leber zu erhöhen. Studien zeigen, dass die Leberzellen den programmierten Zelltod, die sogenannte Apoptose, einleiten, wenn ihnen Lecithine fehlen. Bei Ratten hatte ein ernährungsbedingter Mangel an Lecithinen ein erhöhtes Auftreten von Leberkrebs zur Folge. Auch die Empfindlichkeit gegenüber krebserregenden Chemikalien erhöhte sich bei einem Lecithinmangel.
Eine wichtige Rolle spielen Lecithine scheinbar auch bei der Alzheimer-Krankheit. Die Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) ist eine Erkrankung des Nervensystems. Sie tritt überwiegend bei Personen auf, die älter als 65 Jahre sind. Charakteristisch für die Erkrankung ist eine Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit. Die Merkfähigkeit ist eingeschränkt, die räumliche Orientierung nimmt ab, das Zeiterleben ist gestört und die praktischen Fertigkeiten sind eingeschränkt. Zudem kommt es zu Störungen der Sprache, einer Einschränkung räumlich-konstruktiver Fähigkeiten, einer Störung des inneren Antriebs und zu einer schwankenden Gefühlslage.
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind derzeit noch nicht geklärt. Im Krankheitsverlauf kommt es jedoch zu einem Mangel an Acetylcholin. Der Botenstoff wird nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Dadurch kommt es zu einer herabgesetzten Leistungsfähigkeit des Gehirns. In mehreren Studien zeigte sich bei der Gabe von Lecithinen bei Alzheimer-Patienten eine leichte Verbesserung der Gedächtnisleistung. Allerdings können die Lecithine die Erkrankung nicht zum Stillstand bringen oder gar heilen. Angesichts der vielfältigen Wirkungen des Lecithins sollte dennoch auf eine ausreichende Versorgung mit den Phospholipiden geachtet werden.
Quellen
- Alberts, B., u. a.: Molekularbiologie der Zelle. 4. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2003
- Lothar, T.: Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt 2005
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012