Enzyme
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Im menschlichen Körper sind tausende von Enzymen aktiv. Jedes einzelne davon hat seine spezielle Aufgabe, und ohne sie könnte unser Körper nicht funktionieren. Das heißt: Enzyme sind lebenswichtig, fehlende Enzyme machen krank.
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Was sind Enzyme?
Allgemein gesagt sind Enzyme chemische Wirkstoffe, die im menschlichen Organismus sämtliche Stoffwechselvorgänge ermöglichen. Sie sind in der Lage, andere Substanzen auf-, ab- oder umzubauen.
Von der Struktur her handelt es sich um Proteine, also Eiweiß. Früher waren sie unter der Bezeichnung „Ferment“ bekannt, und der Begriff „fermentiertes Lebensmittel“ ist nach wie vor geläufig. Bei diesen Lebensmitteln, wie etwa frischem Sauerkraut oder Kefir, werden durch die darin wirksamen Enzyme Stoffwechselvorgänge angeregt, die das Produkt besser verdaulich machen.
So wird auch gleich eine der Aufgaben der Enzyme klar: Sie werden zwingend für eine gute Verdauung gebraucht. Man unterscheidet Enzyme, die der menschliche Körper selbst herstellen kann (Verdauungsenzyme und Stoffwechselenzyme) und solche, die mit der Nahrung aufgenommen werden (Nahrungsenzyme). Die Namen der meisten Enzyme enden auf der Silbe „-ase“ (z. B. Amylase), einige Ausnahmen auf der Silbe „-in“ (z.B. Bromelain).
Wofür braucht der Körper Enzyme?
Enzyme sind Proteine, die als Biokatalysatoren im Körper wirken und chemische Reaktionen beschleunigen. Sie sind für zahlreiche lebenswichtige Prozesse unerlässlich.
Stoffwechsel: Enzyme spielen eine zentrale Rolle im Stoffwechsel, indem sie den Abbau von Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten in kleinere Moleküle katalysieren, die der Körper als Energiequelle nutzen kann. Beispielsweise spaltet das Enzym Amylase in Speichel und Bauchspeicheldrüsensekreten Stärke in Zucker.
Verdauung: In der Verdauung helfen Enzyme wie Pepsin, Lipase und Trypsin bei der Zersetzung von Nahrungsmitteln im Magen und Dünndarm, sodass Nährstoffe absorbiert werden können. Pepsin zerlegt Proteine im Magen in kleinere Peptide, während Lipase Fette in Fettsäuren und Glycerin spaltet.
DNA-Replikation und -Reparatur: Enzyme sind entscheidend für die DNA-Replikation und -Reparatur. DNA-Polymerase synthetisiert neue DNA-Stränge, indem sie Nukleotide aneinanderreiht, während DNA-Ligase Brüche in der DNA-Struktur repariert.
Zelluläre Energieproduktion: Enzyme in den Mitochondrien, wie die ATP-Synthase, sind für die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) verantwortlich, der primären Energiequelle für zelluläre Prozesse.
Signaltransduktion: Enzyme sind auch in der Signaltransduktion aktiv, bei der Zellen auf äußere Reize reagieren. Kinase-Enzyme beispielsweise phosphorylieren Proteine und verändern deren Aktivität, was Signalketten innerhalb der Zelle beeinflusst.
Entgiftung: Enzyme wie Cytochrom P450 in der Leber helfen bei der Entgiftung, indem sie Schadstoffe und Arzneimittel metabolisieren, sodass diese sicher aus dem Körper ausgeschieden werden können.
Enzyme sind somit unverzichtbar für das Funktionieren und Überleben von Zellen und Organismen, da sie eine Vielzahl biologischer Prozesse ermöglichen und regulieren.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Zufuhr von Enzymen als Nahrungsergänzung ist nicht durch offizielle Referenzwerte geregelt, da der Körper normalerweise alle notwendigen Enzyme selbst produziert, um die täglichen Stoffwechselprozesse und die Verdauung zu unterstützen. Im Gegensatz zu Vitaminen und Mineralstoffen gibt es keine etablierten täglichen Bedarfsempfehlungen für Enzyme, da diese normalerweise nicht über die Ernährung zugeführt werden müssen.
Enzyme wie Amylase, Protease und Lipase werden in ausreichenden Mengen von den Speicheldrüsen, der Bauchspeicheldrüse und anderen Organen produziert. In speziellen Fällen, wie bei bestimmten Verdauungsstörungen (z.B. Pankreasinsuffizienz oder Laktoseintoleranz), können jedoch Enzympräparate verschrieben werden, um den Mangel zu kompensieren. Die Dosierung dieser Präparate variiert je nach Zustand des Patienten und wird individuell vom Arzt angepasst.
Für Personen ohne spezifische medizinische Bedingungen gibt es keine Notwendigkeit, Enzyme in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu konsumieren. Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die natürliche Produktion und Aktivität von Enzymen im Körper.
Forschung und klinische Studien zu Enzympräparaten konzentrieren sich in der Regel auf spezifische Anwendungsbereiche und gesundheitliche Bedingungen, sodass die Anwendung und Dosierung dieser Präparate auf ärztlicher Empfehlung basieren sollte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für gesunde Menschen keine spezifischen Referenzwerte für die Zufuhr von Enzymen existieren, da der Körper diese normalerweise in ausreichenden Mengen selbst produziert. Bei bestimmten Erkrankungen können jedoch individuell angepasste Enzympräparate sinnvoll sein.
Können zu viele Enzyme schaden?
Eine übermäßige Zufuhr von Enzymen, insbesondere durch Nahrungsergänzungsmittel, kann potenziell schädlich sein, obwohl der Körper in der Regel gut darin ist, Enzyme zu regulieren und zu nutzen. Die meisten Enzyme, die oral eingenommen werden, werden im Magen-Darm-Trakt abgebaut, bevor sie in den Blutkreislauf gelangen können. Dennoch gibt es einige Risiken bei der übermäßigen Einnahme von Enzympräparaten.
Bei übermäßiger Einnahme von Verdauungsenzymen wie Proteasen, Amylasen und Lipasen kann es zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen kommen. In seltenen Fällen können auch allergische Reaktionen auftreten, insbesondere wenn die Enzyme aus tierischen oder mikrobiellen Quellen stammen.
Ein weiteres Risiko besteht bei der langfristigen und hochdosierten Einnahme von Protease-Enzymen, die zur Verdauung von Proteinen beitragen. Diese können die Darmschleimhaut reizen und zu Entzündungen führen. Übermäßige Mengen an Lipasen können ebenfalls zu gastrointestinalen Problemen führen.
Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, wie chronischen Pankreatitis, sollten besonders vorsichtig sein, da eine hohe Dosis von Pankreasenzymen zusätzliche Belastungen für die Bauchspeicheldrüse darstellen kann.
Auch wenn Enzyme als Nahrungsergänzungsmittel für bestimmte medizinische Zustände nützlich sein können, sollten sie nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, um das Risiko unerwünschter Wirkungen zu minimieren. Überdosierungen können insbesondere bei Enzymen, die für therapeutische Zwecke verwendet werden, zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen
Enzyme sind für die Gesundheit von zentraler Bedeutung. Sie helfen dem Körper, die einzelnen Nahrungsbestandteile zu zerlegen, also zu verdauen, und die Nährstoffe in den Organismus aufzunehmen. Dabei haben bestimmte Gruppen von Enzymen ganz spezifische Aufgaben.
Die Kohlenhydratverdauung etwa beginnt bereits im Mund mit Hilfe der Amylasen, die Fettverdauung wird durch Lipasen ermöglicht, und Proteine werden durch Proteasen gespalten. Je nach Nahrungsbestandteil werden die hierzu benötigten Verdauungsenzyme während des Verdauungsvorganges im Mund, Magen, Darm oder durch Gallen- oder Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit zugeführt.
Zusätzliche Enzyme, nämlich die Nahrungsenzyme, werden über die Nahrung aufgenommen. Sie kommen in jedem Lebensmittel vor, allerdings in unterschiedlicher Art, Menge und Zusammensetzung. Eine möglichst abwechslungsreiche Kost ist also sinnvoll, um stets möglichst gut mit allen Enzymen versorgt zu sein. Dabei ist eine Ernährungsweise mit einem gewissen Anteil an frischen, rohen oder nur sehr schonend zubereiteten Lebensmitteln (Gemüse, Salat, Früchte) wichtig, denn Enzyme sind sowohl relativ kälte- wie hitzeempfindlich.
Die vom Körper selbst produzierten Stoffwechselenzyme sorgen dafür, dass die anderen Wirkstoffe der Nahrung ihre Wirkung überhaupt entfalten können – also Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Hormone. Hergestellt werden Enzyme an allen Orten im Körper, also in den Organen, im Blut, in den Knochen und den Zellen. Die Funktionsfähigkeit von Nieren, Lunge, Herz, Gehirn und allen anderen Organen wird durch diese Enzyme mit gesteuert. Sie werden in sehr großer Menge benötigt. Ist der Organismus im Gleichgewicht, werden genügend Enzyme hergestellt.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Werden bestimmte Enzyme von Körper nicht (mehr) hergestellt oder kommt es zu einer mangelnden Verwertung, können schnell gesundheitliche Probleme entstehen.
Nährstoffe können nicht mehr oder nicht ausreichend resorbiert, also über den Darm aufgenommen, werden. Sie fehlen schließlich im Gesamtstoffwechsel. Die wohl bekannteste und relativ verbreitete Enzymstörung ist die Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit). Hier kann der Milchzucker aufgrund eines Mangels an dem Enzym Laktase nicht mehr optimal verdaut werden und verursacht Durchfälle und Blähungen. Durch Zuführung des Enzyms während der Nahrungsaufnahme können die Beschwerden vermieden werden. Es gibt auch angeborene Enzymstörungen, etwa die Stoffwechselstörung Phenylketonurie (PKU), die schwere Gehirnstörungen verursachen kann.
Auch in der Medizin spielen Enzyme eine Rolle. Gut erprobt sind Enzympräparate vor allem bei Verdauungsstörungen und bei rheumatischen Erkrankungen. Studien belegen die Wirksamkeit von Enzymen im Rahmen der Krebstherapie, um die Nebenwirkungen der Strahlentherapie zu mildern. Anders herum gibt es auch Medikamente, die die Wirkung von Enzymen hemmen oder fördern und dadurch eine Heilwirkung erzielen sollen. Wegen der schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkung werden Enzyme schon seit Jahren bei Sportverletzungen und Arthrose als begleitende Maßnahme genutzt.
Nicht zuletzt sollen Enzyme auch helfen, das Wunschgewicht zu erzielen oder zu halten. Entsprechende Nahrungsergänzungen sollen die körpereigene stoffwechsel- und verdauungsfördernde Wirkung der Enzyme nochmals steigern und Pfunde purzeln lassen.
Tipps für eine optimale Versorgung mit Enzymen
Eine optimale Versorgung mit Enzymen ist wichtig für die Verdauung und den allgemeinen Stoffwechsel. Hier sind zehn Tipps, um sicherzustellen, dass der Körper ausreichend mit Enzymen versorgt wird:
Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an frischem Obst und Gemüse ist, fördert die natürliche Produktion von Enzymen. Lebensmittel wie Ananas und Papaya enthalten proteolytische Enzyme, die die Verdauung unterstützen.
Rohkost integrieren: Rohkost ist reich an natürlichen Enzymen, die beim Erhitzen zerstört werden. Der Verzehr von rohem Obst, Gemüse und Nüssen kann die Enzymaktivität im Körper unterstützen.
Fermentierte Lebensmittel: Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut, Kimchi und Kefir sind reich an natürlichen Enzymen und Probiotika, die die Verdauung und die Darmgesundheit fördern.
Vollkornprodukte bevorzugen: Vollkornprodukte enthalten mehr Enzyme als stark verarbeitete Getreideprodukte. Sie unterstützen eine gesunde Verdauung und bieten zusätzlich Ballaststoffe.
Enzymreiche Früchte: Der Verzehr von enzymreichen Früchten wie Bananen, Mangos und Kiwis kann die Enzymproduktion anregen. Diese Früchte sind nicht nur gesund, sondern auch leicht verdaulich.
Vermeidung von übermäßigem Kochen: Langes Kochen und hohe Temperaturen zerstören viele natürliche Enzyme in Lebensmitteln. Schonendes Garen und Dämpfen helfen, die Enzymaktivität zu erhalten.
Wasser trinken: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist notwendig, um die Enzymaktivität zu unterstützen. Wasser hilft, die Verdauungsprozesse zu optimieren und Nährstoffe effizient zu transportieren.
Vermeidung von verarbeiteten Lebensmitteln: Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft Zusatzstoffe und Konservierungsmittel, die die natürliche Enzymproduktion im Körper beeinträchtigen können. Eine Ernährung mit wenig verarbeiteten Lebensmitteln unterstützt die natürliche Enzymproduktion.
Supplementierung bei Bedarf: Bei bestimmten Verdauungsstörungen oder einem erhöhten Bedarf an Enzymen können Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Diese sollten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, um eine angemessene Dosierung und Sicherheit zu gewährleisten.
Stressmanagement: Chronischer Stress kann die Enzymproduktion und -funktion negativ beeinflussen. Stressbewältigungstechniken wie Yoga, Meditation und regelmäßige Bewegung können die allgemeine Gesundheit und die Enzymaktivität unterstützen.
Eine Kombination dieser Tipps kann helfen, die natürliche Enzymproduktion zu fördern und eine gesunde Verdauung und Stoffwechselprozesse zu gewährleisten. Der Fokus auf eine ausgewogene, frische und wenig verarbeitete Ernährung sowie ein gesunder Lebensstil sind entscheidend, um den Körper optimal mit Enzymen zu versorgen.
Quellen
- Bisswanger, H.: Enzyme. Struktur, Kinetik und Anwendungen. Wiley-VHC, Weinheim 2015
- Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013