Lipodystrophie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Lipodystrophie ist eine Veränderung des Unterhautfettgewebes oder des Fettgewebes, welches die Organe umhüllt. Dabei werden zwei Formen unterschieden, der Schwund von Fettgewebe und die Zunahme der Fettdepots.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lipodystrophie?

Eine Lipodystrophie durch die Insulinspritze verschwindet von selbst wieder, wenn der Patient sich an der betroffenen Stelle keine Nadel mehr setzt. Ärzte raten deshalb dringend, die Einspritzstelle immer wieder zu wechseln.
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Der Schwund von Fettgewebe wird Lipoatrophie genannt und tritt überwiegend im Gesicht, an Armen und Beinen auf, während eine Vermehrung des Unterhaut-Fettgewebes - die Lipohypertrophie - eher am Rumpf und im Nacken auftritt. Bei beiden Arten handelt es sich um Stoffwechselstörungen, die sich je nach Ursache wieder zurückbilden, aber auch bleibend sein können.

Die Krankheit selbst hat nur selten schwerwiegende Folgen, allerdings leiden die meisten Betroffenen psychisch stark unter ihrem veränderten Aussehen und außerdem haben die Betroffenen häufig unter bestimmten Stoffwechselkrankheiten zu leiden.

Ursachen

Die Ursachen einer Lipodystrophie können sehr vielfältig sein und die Wissenschaft kennt noch längst nicht alle Auslöser. Eine der bekannten Ursachen sind Insulin-Injektionen. Wenn Diabetiker sich häufig in derselben Körperregion und dazu noch an der gleichen Stelle die Spritze setzen, kann es durch die Wirkung des Insulins an dieser Stelle zu vermehrter Bildung von Fettgewebe kommen.

Dann entstehen zum Beispiel am Bauch große Beulen aus Fettgewebe. Das sieht nicht nur sehr unschön aus, sondern führt auch zu einem weiteren gesundheitlichen Problem. Das gespritzte Insulin wird immer schlechter vom Körper aufgenommen. Ein anderer Auslöser von Lipodystrophie ist Aids beziehungsweise die HIV-Behandlung. Hier sind die Ursachen noch nicht vollkommen klar.

Die Forschung geht aber davon aus, dass es unter anderem an den Anti-HIV-Arzneimitteln liegt. HIV-Infizierte erhalten spezielle Medikamente, die den Ausbruch der Krankheit verhindern sollen und diese hochwirksamen Medikamente lösen sehr wahrscheinlich eine Fett-Auszehrung im Gesichtsbereich und an den Beinen, einen sogenannten Stiernacken und Fettansammlungen im Bauchbereich aus.

Die Angaben darüber, wie viele Patienten davon betroffen sind, schwanken sehr. Neuere Studien besagen, dass zwischen 5 und 50 Prozent aller Menschen, die mit anti-retroviralen Medikamenten behandelt werden, diese Nebenwirkungen bekommen. Aber auch andere Faktoren könnten eine Rolle spielen. In diesem Bereich ist die Forschung noch am Anfang.

Es gibt auch einige genetisch bedingte Lipodystrophien. Dazu gehören das Dunningan-Syndrom und das Köbberling-Syndrom. Beide sind eher seltene vererbliche Stoffwechselerkrankungen. Sie entstehen durch Genmutationen, die die Laminin-Synthese stören und betreffen eher die untere Körperpartie. Nicht erblich dagegen ist das Barraquer-Simons-Syndrom, eine weitere Genmutation, die sehr selten ist und im Kindesalters auftritt.

Vermehrt sind Mädchen davon betroffen. Auch hier entsteht ein Verlust von Unterhautfettgewebe im Gesicht und am Rumpf. Ebenso selten ist das Parry-Romberg-Syndrom. Es ist charakterisiert durch eine halbseitige Gesichtsverkrümmung. Hier ist nicht nur das Unterhaut-Fettgewebe betroffen sondern häufig auch die Knochen und Muskeln.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wenn jemand unter Lipodystrophie leidet, machen sich die äußerlichen Symptome erst in einem spätem Stadium bemerkbar. Die Erkrankung verursacht neben den kosmetischen Problemen und der damit verbundenen seelischen Belastung anfangs auch kaum Beschwerden.

Neben dem veränderten Aussehen besteht aber auch das Risiko verschiedener Begleiterkrankungen. So bekommen Patienten mit einer Lipodystrophie häufiger als andere Menschen Diabetes, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, Nierenentzündungen und bestimmte Stoffwechselerkrankungen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Durch Insulin-Spritzen entstandene Beulen erkennt der Arzt natürlich leicht und bei HIV-Patienten gehört die Suche nach Anzeichen einer Lipodystrophie sicher zum Behandlungsschema. In allen anderen Fällen ist die Diagnose schwierig und häufig wird die Krankheit nicht sofort erkannt. Auch der Krankheitsverlauf ist je nach Ursache sehr unterschiedlich.

Eine Lipodystrophie durch die Insulinspritze verschwindet von selbst wieder, wenn der Patient sich an der betroffenen Stelle keine Nadel mehr setzt. Ärzte raten deshalb dringend, die Einspritzstelle immer wieder zu wechseln. Bei den HIV-positiven Patienten mit Lipodystrophie ist der Krankheitsverlauf schwieriger einzuschätzen.

Zum einen ist noch nicht wirklich klar, welche Wirkstoffe in den Medikamenten für die Fettgewebe-Störung verantwortlich sind, oder ob es noch andere Faktoren gibt. Zum anderen kann man auf die Medikamente auch nicht einfach verzichten, weil mit ihnen der Ausbruch von AIDS verhindert werden kann. Bei den durch Genmutationen hervorgerufenen Formen der Lipodystrophie lässt sich der Krankheitsverlauf ebenfalls nicht vorhersagen.

Komplikationen

In den meisten Fällen führt die Lipodystrophie vor allem zu seelischen und psychischen Belastungen und Beschwerden. Die Betroffenen sind dabei mit ihrem Aussehen in der Regel unzufrieden und leiden dabei an einem verringerten Selbstwertgefühl oder an Minderwertigkeitskomplexen. Dabei können sich weiterhin auch psychische Beschwerden oder sogar Depressionen ausbilden und damit die Lebensqualität des Patienten deutlich verringern.

Ebenso führt die Lipodystrophie zu einem erhöhten Risiko für Diabetes oder für Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Diese können auch an den Nieren auftreten. Diese können im schlimmsten Falle zu einer vollständigen Niereninsuffizienz und damit auch zum Tod führen. Die Patienten sind dann auf eine Dialyse oder auf ein Spenderorgan angewiesen, um weiterhin zu überleben. Ebenso kann die Lipodystrophie verschiedene Stoffwechselerkrankungen verursachen und damit den Alltag des Betroffenen einschränken.

Die Behandlung der Lipodystrophie kann mit Hilfe von Medikamenten stattfinden. Ebenso können die Beschwerden mit Hilfe einer Fettabsaugung gelindert werden. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird aufgrund der Lipodystrophie in den meisten Fällen nicht verändert. Weiterhin können auch operative Eingriffe vorgenommen werden, um die Beschwerden einzuschränken.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Veränderungen des Unterhautfettgewebes bemerkt werden, ist ärztlicher Rat gefragt. Eine Lipodystrophie ist zwar keine schwerwiegende Erkrankung, dennoch ist eine Diagnose und Behandlung notwendig. Personen, die ungewöhnliche Veränderungen der Haut bemerken oder plötzlich unter körperlichen Beschwerden leiden, informieren bestenfalls direkt den Hausarzt. Der Mediziner kann eine Störung der Fettbildung feststellen und den Patienten an einen Ernährungsmediziner verweisen, der gemeinsam mit dem Patienten eine geeignete Diät ausarbeitet.

Begleitend dazu ist oft auch die Hilfe eines Therapeuten notwendig, vor allem bei einer stark ausgeprägten Lipodystrophie. So ist die Erkrankung eine große Belastung für die meisten Betroffenen. Im Rahmen von therapeutischen Maßnahmen kann die Erkrankung aufgearbeitet und geeignete Maßnahmen erarbeitet werden, um das frühere Wohlbefinden wiederherzustellen. Menschen, die von Geburt an erkrankt sind, müssen engmaschig überwacht werden. Die Medikation und Diät muss regelmäßig an den aktuellen Gesundheitszustand des Betroffenen angepasst werden, damit ein optimaler Verlauf gewährleistet ist. Betroffene sollten den Hausarzt oder einen Internisten aufsuchen. Bei körperlichen Beschwerden ist außerdem ein Orthopäde hinzuzuziehen.

Behandlung & Therapie

Wie bereits dargestellt, besteht zurzeit keine Möglichkeit, eine Lipodystrophie zu heilen. Gegen die aus der Erkrankung häufig resultierenden Folgeerkrankungen wie Insulinresistenz, gestörte Glukose-Toleranz, Fettstoffwechselstörungen und Entzündungen von Bauchspeicheldrüse und Nieren gibt es natürlich sehr wirksame Medikamente.

Weil die bei der Lipohypertrophie vorhandenen Fettdepots im Nacken-, Bauch- und Brustbereich nicht nur ungesund, sondern häufig auch kosmetisch sehr störend sind, ist in manchen Fällen auch eine Fettabsaugung eine Behandlungsmöglichkeit. Ihre Nachhaltigkeit ist aber sehr fraglich und sie wird auch nicht von den Krankenkassen bezahlt.

Bei fehlendem Unterhautfett, besonders im Gesichtsbereich, gibt es mittlerweile die Möglichkeit mit einer Injektion Füll-Substanzen einzubringen. Diese bieten je nach Material eine Haltbarkeit von etwa zwölf Monaten. Die Methode wird ebenfalls nicht von den Krankenkassen übernommen und sollte nur von erfahrenen Fachärzten vorgenommen werden.

Nur so lassen sich zufriedenstellende kosmetische Ergebnisse erreichen und mögliche Nebenwirkungen minimieren. Beim Parry-Romberg Syndrom werden aufgrund der Schwere der Beschädigungen und der Beteiligung der Knochensubstanz plastisch-chirurgische Eingriffe vorgenommen.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Lipodystrophie ist gebunden an die ursächliche Störung. Die Störung des Fettstoffwechsels kann genetisch bedingt sein. In diesen Fällen ist eine Genesung nicht gegeben. Liegt eine chronische Grunderkrankung vor, führt dies ebenfalls zu keiner dauerhaften Beschwerdefreiheit. Zu Veränderungen des Fettgewebes muss in diesem Fall die vorliegende Erkrankung geheilt werden. Nur dann wäre eine Rückbildung der Lipodystrophie denkbar.

Bei einer HIV Infizierung besteht ebenfalls keine Aussicht auf eine Heilung. Dennoch gibt es bei chronischen Krankheitsverlauf gute Behandlungsmethoden, um eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. Wenngleich keine Heilung stattfinden wird, gibt es nur selten schwerwiegende Folgen. Zumeist konzentrieren diese sich psychische Folgeerscheinungen, da durch die optischen Veränderungen ein Zustand emotionaler Belastung auftritt. In sehr seltenen Fällen ist zu beobachten, dass die Stoffwechselstörung zu einer schwerwiegenden Folgeerkrankung führt. Dennoch kann bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf ein Diabetes sowie eine Niereninsuffizienz auftreten. Letztere kann unbehandelt zu einem tödlichen Krankheitsverlauf führen.

Patienten der Lipodystrophie werden in einer Langzeittherapie mit Medikamenten versorgt. Darüber hinaus kann eine Fettabsaugung eingeleitet werden. Dieser Eingriff ist mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Dennoch handelt es sich um einen routinierten Vorgang, der nur selten Komplikationen auslöst. In vielen Fällen lernt der Betroffene einen guten Umgang im Alltag mit der Erkrankung.

Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen gegen die Entstehung einer Lipodystrophie gibt es nicht.

Nachsorge

Da es sich bei der Lipodystrophie um eine ernsthafte Krankheit handelt, bei der es nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, konzentriert sich die Nachsorge auf einen guten Umgang mit der Erkrankung, sowohl körperlich als auch mental. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen durch die Lipodystrophie an Diabetes, der eine regelmäßige Kontrolle beim behandelnden Arzt erforderlich macht.

Aufgrund der psychischen Strapazen, die mit der Erkrankung einhergehen, entwickeln die Betroffenen mitunter Depressionen oder Verstimmungen. Dies kann ebenso bei den Eltern oder bei den Angehörigen auftreten. Der weitere Verlauf hängt von der individuellen Verfassung des Betroffenen ab und kann nicht allgemein vorausgesagt werden. In vielen Fällen ist jedoch die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Krankheit deutlich eingeschränkt.

Das können Sie selbst tun

Da eine Lipodystrophie bislang nicht heilbar ist, konzentrieren sich die Selbsthilfe-Maßnahmen auf die Linderung der Symptome. Durch eine frühzeitige Fettabsaugung, begleitet durch eine Umstellung der Diät, können körperliche Beschwerden und kosmetische Makel reduziert werden. In weniger schweren Fällen helfen auch sportliche Maßnahmen, insbesondere Ausdauersportarten, wie zum Beispiel Jogging oder Schwimmen. Alternativ können die Fettdepots durch eine Wärmebehandlung reduziert werden, die durch gezielte Massagen zuhause unterstützt werden kann.

Wenn die ästhetischen Makel eine erhebliche Belastung für den Betroffenen darstellen, ist auch eine therapeutische Beratung sinnvoll. Der Betroffene sollte sich hierfür an seinen Hausarzt wenden, da oft eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich ist. Langfristig müssen die kosmetischen Einschränkungen jedoch akzeptiert werden. Vor allem die Fettdepots im Gesicht und im Nacken können immer wieder zurückkehren und stellen damit ein chronisches Problem dar, für das bislang keine zufriedenstellende Behandlung existiert.

Dennoch ist eine engmaschige ärztliche Überwachung wichtig, da bei einer Lipodystrophie ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und andere Erkrankungen besteht. Um Komplikationen zu vermeiden, sollten Patienten bei ungewöhnlichen Symptomen einen Arzt aufsuchen.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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