Lippenkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Lippen, eines der wichtigsten Sinnesorgane des Menschen, dienen zum Artikulieren, zur Speiseaufnahme, zur Mimik. Ein Tumor in diesem Bereich ist mit erheblichen Beeinträchtigungen in der Funktionsweise verbunden. In den meisten Fällen handelt es sich um eine maligne Form eines Tumors. Wird ein Lippenkrebs im Frühstadium diagnostiziert, bestehen jedoch gute Heilungschancen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lippenkrebs?

Das Rauchen und ein hoher Genuss an alkoholischen hochprozentigen Getränken sind sehr oft als Hauptrisikofaktoren an der Entstehung beteiligt.
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Lippenkrebs ist bezeichnend für eine Wucherung bösartiger Krebszellen, die sich auf einer oder beiden Lippen ausbreiten. Risikofaktoren sind hauptsächlich Nikotin und intensives Sonnenbaden. Der Lippenkrebs wird in zwei Kategorien eingeteilt. Sein Wachstum kann exophylitisch oder auch endophylitisch sein.

Exophylitisch (exo – außerhalb) wachsende Karzinome zeigen ihr Volumen deutlich abgrenzend zur Umgebung mit einer typischen zerklüfteten Oberfläche. Dabei dringen sie in tiefere Schichten ein. Im weiteren Verlauf wird das Geschwür (Ulkus) im Zentrum sichtbar.

Lippenkrebs, der endophytisch (endo –innen) wächst, wird als derber und verdickter Rand wahrgenommen. Dabei wirkt er leicht erhaben gegenüber der umgebenden Haut, fällt aber zur Mitte flach ein. Am Grund des Tumors sind die grau bis rötlich gefärbten Fleckenbildungen (Fibrin) zu sehen.

Ursachen

Die Ursachen sind vielschichtig. Das Rauchen und ein hoher Genuss an alkoholischen hochprozentigen Getränken sind sehr oft als Hauptrisikofaktoren an der Entstehung beteiligt. Aber auch das übermäßige Sonnenbaden ist gesundheitsschädlich. Beide Faktoren gleichzeitig begünstigen jedoch das Risiko umso mehr.

Eine einseitige Ernährung führt zu verschiedenen Mangelerscheinungen im Körper. So kann beispielsweise ein Eisenmangel und Vitaminmangel die Entstehung einer Krebserkrankung fördern. Zahnärzte weisen auch auf eine zunehmende mangelnde Mundhygiene hin. Karies und Parodontitis sind nur harmlose Erscheinungen.

In der weiteren Folge breiten sich die Entzündungsherde durch eindringende Keime, Viren und Bakterien weiter aus und begünstigen die Entwicklung von Karzinomen voran. Wird in diesem Stadium noch eine Zahnprothese benötigt, kann die Anpassung Probleme aufwerfen. Diese drückt und scheuert zusätzlich, sodass sich Infektionsherde nicht nur auf den Lippenbereich beschränken.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das erhöhte UV-Licht beim Sonnen steht als ein primärer Risikofaktor. So erklärt dies auch das gehäufte Auftreten des Karzinoms an der Unterlippe. Die Oberlippe ist somit aus anatomischer Sicht weniger der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, aber trotzdem für diese Krebsart anfällig.

Das Lippenkarzinom wächst nur sehr langsam. Während der Anfangsphase bilden sich auf der Übergangsschleimhaut an der Lippe helle bis weißliche, nicht wegwischbare Flecke, deren Zellen stärker verhornen als in der Umgebung. Es entwickelt sich eine Leukoplakie (Weißschwielenkrankheit), die als eine Art Vorstufe zum Krebs gilt. Der betroffene Lippenbereich beginnt zu schmerzen und schwillt an. Darauf folgen stark abgegrenzte, dunkelrote und leicht erhabene Knotenbildungen.

Anzeichen einer Krebserkrankung sind mitunter auch durch frühzeitige Symptome erkennbar, die in erster Linie nicht spezifisch am betroffenen Körperteil auftreten. Auch werden oft Zusammenhänge mit schon bestehenden Erkrankungen gezogen. Im späteren Verlauf kann es zur Bildung von Metastasen über die Lymphbahnen kommen, die weitere Komplikationen in Gang setzten.

Probleme zeigen sich hierbei beispielsweise beim Kauen und Schlucken. Die eng miteinander verzweigten Gesichtsnerven reagieren auf Druckwirkungen. So sind Kaubeschwerden das Ergebnis einer Schwellung im Kieferbereich, die sich durch Quetschungen und Druck der umliegenden Nerven entwickelt. Einige Patienten klagen zudem über Sprachstörungen. Psychosoziale Auswirkungen sind somit vorprogrammiert.

Bösartige Krebserkrankungen, wie auch der Lippenkrebs, gehen beispielsweise mit einem deutlichen Gewichtsverlust oder einer chronischen Müdigkeit einher, die in jedem Falle ernste Warnzeichen darstellen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Oft wird ein Lippenkrebs auch mit dem Herpes simplex verwechselt, wobei nicht selten Eigenbehandlungen mit diversen Cremes oder Salben folgen. Diese verschlimmern allerdings die Ausgangslage sehr stark. Das gilt ebenso für das leichtsinnige Abwarten, denn Lippenkrebs wird oft erst in einem späten Stadium erkannt. Deshalb sollte bei unklaren Beschwerden oder verdächtigen Veränderungen des Hautbildes in jedem Fall eine Abklärung beim Arzt erfolgen.

Die Diagnosestellung von Lippenkrebs erfolgt meist durch eine klinische Untersuchung mittels Lupenvergrößerung. Eine schon bestehende Leukoplakie (Vorstufe zum Krebs) bestätigt den Verdacht durch die typischen, bösartigen Veränderungen im Hautbild. Für die Absicherung des Befundes dienen den Medizinern Untersuchungen zur Strukturdarstellung des Gewebes mit Ultraschall, Röntgen sowie Computertomographie und Magnetresonanztomographie.

Im Ausschlussverfahren erfolgt letztendlich unter örtlicher Betäubung noch eine Gewebeprobe (Biopsie). Durch die feingewebliche Untersuchung kann der Pathologe das endgültige Diagnoseergebnis feststellen. Dabei bestehen bei einer Größe des malignen Geschwürs von weniger als fünf Millimeter noch sehr gute Heilungschancen.

Komplikationen

Aufgrund des Lippenkrebs leidet der Betroffene in der Regel an verschiedenen Beschwerden und Symptomen, die direkt an den Lippen auftreten. In den meisten Fällen kommt es dabei zu weißen Flecken, die nicht entfernt werden können. Ebenso schwellen die Lippen an und können ebenfalls schmerzen. Nicht selten führt der Lippenkrebs auch zu Einschränkungen oder Beschwerden bei der Einnahme von Nahrung und Flüssigkeit, sodass es zu Mangelerscheinungen oder zu einer Dehydrierung kommen kann.

In der Regel kann sich der Lippenkrebs auch in andere Bereiche des Körpers ausbreiten und auch dort gesundes Gewebe befallen. Nicht selten führt der Lippenkrebs dabei auch zu Sprachfehlern oder zu einem Gewichtsverlust. Wie auch bei anderen Tumorerkrankungen kommt es dabei zu einer Abgeschlagenheit des Patienten und zu einer Müdigkeit. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch den Lippenkrebs erheblich eingeschränkt und verringert.

Der Lippenkrebs kann mit Hilfe eines operativen Eingriffes behandelt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. Falls der Lippenkrebs schon in einem frühen Stadium diagnostiziert wird, kann dieser in der Regel noch gut behandelt werden. Eventuell ist die Lebenserwartung des Patienten eingeschränkt, falls sich der Krebs weiterhin ausbreitet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schwellen die Lippen an, besteht Anlass zur Besorgnis. Kann eine Überempfindlichkeit gegenüber aufgetragenen kosmetischen Produkten ausgeschlossen werden, sollte ein Arztbesuch erfolgen, damit die Ursache der Schwellungen ermittelt wird. Bei Schmerzen oder einem Unwohlsein in der Lippe ist ein Arzt aufzusuchen. Leidet der Betroffene unter einer Appetitlosigkeit, dem Verlust des Eigengewichts oder verweigert er die Nahrungsaufnahme, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Verfärbungen der Lippen, ein Druckgefühl in den Lippen oder andere Hautveränderungen sind untersuchen und behandeln zu lassen. Eine Knotenbildung auf den Lippen oder in deren unmittelbaren Umgebung ist ein Warnhinweis des Organismus. Ein Arztbesuch sollte erfolgen, damit über verschiedene Tests der Grund der Beschwerden ermittelt werden kann. Bei Schwellungen im Bereich des Kiefers, Unregelmäßigkeiten im Mundinnenraum oder Veränderungen der Zahnstellungen ist ein Arzt aufzusuchen.

Taubheitsgefühle oder Störungen der Sensibilität im Gesicht sind ungewöhnlich. Ein Arztbesuch ist notwendig, da die Nerven im Gesicht nicht mehr ausreichend versorgt werden. Bei einer Veränderung der Lautbildung, Sprachstörungen oder Problemen bei der gewollten Verformung der Lippen wird ein Arzt benötigt. Leidet der Betroffene unter Müdigkeit sowie einem erhöhten Schlafbedürfnis, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine Mattigkeit nach der Verrichtung leichter körperlicher Tätigkeiten ist ungewöhnlich und ebenfalls ärztlich abklären zu lassen.

Behandlung & Therapie

Vor Beginn der Behandlung erfolgt ein intensives Anamnesegespräch. Der Arzt wird sich nach derzeitigen Beschwerden mit Verlauf, zur allgemeinen Krankengeschichte sowie zu familiären Gegebenheiten und Erbkrankheiten erkundigen. Gezielte Rückfragen betreffen Risikofaktoren wie Rauchgewohnheiten und Trinkverhalten.

Mittels eines speziellen medizinischen Spiegelgerätes beginnt der Arzt mit der Begutachtung der Lippen, tastet weiterhin Mundhöhle sowie die Lymphknoten am Hals und Unterkiefer ab. Dadurch sind schon geringe Vergrößerungen festzustellen. Obwohl Tumore meist operativ entfernt werden, stellt die Bestrahlung in manchen Fällen eine Alternative dar.

Auch die Anwendung beider Verfahren nacheinander ist möglich. Der Nachteil einer Bestrahlung vor der Operation besteht allerdings in der hohen Blutungsneigung des Gewebes bei einem chirurgischen Eingriff. Letztendlich ist ein chirurgischer Eingriff die einzige Möglichkeit, die flächige Ausbreitung des Karzinoms zu verringern.

Der Tumor wird in allen Ebenen mit einem Sicherheitsabstand von ungefähr einem Zentimeter aus dem angrenzenden, gesunden Gewebe entnommen. Somit stellt das Verfahren auch einen erheblichen ästhetischen Einschnitt verbunden mit möglichen psychischen Belastungen dar. Die Lippe ist ohnehin eine sehr auffällige Gesichtsregion, die dazu noch wichtige Funktionen ausübt.

Ein Eingriff beeinflusst deshalb auch die Artikulation, die Mimik und die Nahrungsaufnahme. Des soll im zeitlichen Abstand ebenfalls eine plastische Rekonstruktion erfolgen. Dies ist besonders im Gesichtsbereich sehr wichtig. In seltenen Fällen ist ein Einsatz der Electro-Cancer-Therapie (ECT) möglich. Es handelt sich hierbei um ein tumorzerstörendes Verfahren der alternativen Krebsbehandlung.

Hierbei werden Platinelektroden platziert, die mittels sanfter Stromeinwirkung die malignen Zellen des Tumors direkt zerstören. Der Einsatz ist jedoch abhängig von der Tumorgröße, dem Lymphknotenstatus und weiterer Metasierungen im Körper sowie dem Lebensalter des Patienten und dessen Allgemeinzustand. Eine Chemotherapie kommt erst zum Tragen, wenn durch vorangegangene Behandlungen wie Bestrahlung und Operation keine Heilungschancen mehr bestehen.

Aussicht & Prognose

Kann der Lippenkrebs in einem frühen Krankheitsstadium diagnostiziert und behandelt werden, bestehen gute Aussichten einer Heilung. Ohne eine ärztliche Behandlung verschlechtert sich die Prognose erheblich. Die Krebszellen können sich über die Blutbahn im Organismus verteilen und an verschiedenen Stellen im Körper Metastasen ausbilden. Wenn die bösartigen Zellen an dem Vorgang der Zellteilung nicht gehindert werden, zerstören sie sukzessive Organe und wichtige Funktionen zur Erhaltung des menschlichen Lebens. Letztlich kommt es zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen.

Bei einer rechtzeitigen Krebstherapie steigen die Aussichten auf eine Genesung. Neben einer Bestrahlung gibt es die Möglichkeit eines operativen Eingriffs zur Entfernung des befallenen und Erkrankten Gewebes. Die ergriffenen Behandlungsmaßnahmen sind gekennzeichnet von zahlreichen Risiken und Nebenwirkungen. Die Lebensqualität ist vermindert und häufig kommt es zu einer starken psychischen Belastung. Dennoch stellen die vorhandenen Behandlungsmethoden nach dem derzeitigen Stand der medizinischen Forschung die einzige Möglichkeit dar, um eine Linderung der Beschwerden zu erreichen.

Je stabiler das Immunsystem des Betroffenen ist und je weniger Vorerkrankungen bestehen, desto besser sind die Aussichten für eine Heilung. Trotz einer erreichten Beschwerdefreiheit kann der Lippenkrebs im Verlauf des weiteren Lebens jederzeit erneut ausbrechen. In den meisten Fällen verschlechtert sich die Prognose bei einem Wiederbefall.

Vorbeugung

Eine gesunde Lebensweise lässt eine Vielzahl an Beschwerden und Krankheiten gar nicht erst in Erscheinung treten. Zur Vorbeugung von Lippenkrebs gilt es einfach, die Risikofaktoren zu umgehen. So bedarf es der Vermeidung von Alkohol und Nikotin. Eine regelmäßige Zahnpflege und auch Kontrolluntersuchung mit Zahnsanierung beim Zahnarzt müssen eingehalten werden.

Weiterhin ist im Sommer auf reichlich Lichtschutzmittel zu achten und bei starker Sonnenexposition der Aufenthalt im Schatten vorzuziehen. Bei unklaren Hautveränderungen oder nicht abheilenden Wunden muss selbstverständlich ärztlicher Rat eingeholt werden.

Nachsorge

Sofern der Lippenkrebs erfolgreich behandelt werden konnte, gilt es für Betroffene auf einen gesundheitsfördernden Lebensstil zu achten. Sofern die während der Behandlung auftretenden Beschwerden wie dauerhafte Müdigkeit und Abgeschlagenheit nicht mehr vorhanden sind, konzentriert sich die Nachsorge auf einen selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung. Aufgrund der mentalen Belastung leiden Betroffene nicht selten unter depressiven Verstimmungen.

Wenn die Erkrankung bereits früh diagnostiziert wird, kann diese vollständig geheilt werden. Dann sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrgenommen werden. Hat der Krebs sich weiter ausgebreitet, kann dies die Lebenserwartung von Betroffenen erheblich verkürzen.

Das können Sie selbst tun

Grundsätzlich ist die direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Zum Schutz vor dem UV Licht sollte ausreichend Sonnenschutzcreme aufgetragen werden und Solariumbesuche unterlassen werden. Der Lichtschutzfaktor ist den individuellen Hautgegebenheiten anzupassen. Zusätzlich ist auf den Konsum von Nikotin oder ähnlichen Produkten zu verzichten. Diese erhöhen das Risiko eines Lippenkrebses oder können den gesundheitlichen Zustand weiter verschlechtern.

Patienten ist zu empfehlen, die Verwendung von kosmetischen Artikeln im Gesicht einzuschränken. Jucken und scheuern sowie ein eigenverantwortliches Beseitigen von auffälligen Hautveränderungen ist zu unterlassen. Die Erkrankung ist mit zahlreichen Einschränkungen und Umstellungen bei alltäglichen Abläufen verbunden. Daher ist es für den Patienten wichtig, dass er sich mental und emotional stärkt. Die Mundhygiene sollte trotz der Beschwerden ausreichend stattfinden, damit keine weiteren Erkrankungen ausbrechen. Die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr muss ebenfalls in einem umfassenden Maß stattfinden, um keine Unterversorgung des Organismus auszulösen.

Trotz aller Widrigkeiten ist es für den Patienten ratsam, sich eine optimistische Grundeinstellung in seiner Lage zu bewahren und die Bedürfnisse des eigenen Körpers nicht zu vernachlässigen. Um den Beeinträchtigungen bei der Lautgebung zu entgehen, sollte die Kommunikation auf alternativen Wegen erfolgen. Digital oder schriftlich kann sich der Patient seiner Umwelt mitteilen und damit seine Lippen entlasten.

Quellen

  • Bork, K., Burkdorf, W., Hoede, N.: Mundschleimhaut- und Lippenkrankheiten. Schattauer, Stuttgart 2008
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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