Amoxicillin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Amoxicillin gehört zur Gruppe der Aminopenicilline und wird als Breitbandantibiotikum eingesetzt. Seit 1981 ist der Wirkstoff zugelassen und seitdem unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich. Das Medikament wirkt sowohl gegen gramnegative als auch grampositive Bakterien.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Amoxicillin?

Amoxicillin gehört zur Gruppe der Aminopenicilline und wird als Breitbandantibiotikum eingesetzt.

Amoxicillin ist ein sogenanntes β-Lactam-Antibiotikum aus der Wirkstoffklasse der Penicilline. In seiner molekularen Struktur kommt ein Lactamring vor, welcher die antibiotische Wirksamkeit des Wirkstoffs vermittelt.

Der Arzneistoff besitzt ein breites Anwendungsspektrum gegen die verschiedensten Bakterienarten. Manchmal kann eine kombinierte Anwendung von Amoxicillin mit Clavulansäure seine Wirkungsbreite noch erhöhen. Amoxicillin wirkt bakteriozid, das heißt Bakterien abtötend, im Gegensatz zu den bakteriostatischen Antibiotika, die wachstumshemmend wirken.

Die Wirkstoffklasse der Penicilline zerstören nur Bakterien, nicht aber tierische und pflanzliche Zellen. Der Grund ist der völlig unterschiedliche Aufbau der jeweiligen Zellmembranen. So ist Amoxicillin, wie alle Penicilline, für den menschlichen Körper relativ ungefährlich. Amoxicillin ist außerdem relativ säurebeständig und kann deshalb auch problemlos oral verabreicht werden, ohne seine Wirkung zu verlieren.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirkung von Amoxicillin beruht auf der Wechselwirkung des Lactam-Rings mit der Zellmembran der Bakterien. Sowohl grampositive als auch gramnegative Bakterien enthalten in ihrer Zellmembran als Aufbaustoff das sogenannte Polysaccharid-Peptid Murein.

Der Lactam-Ring des Antibiotikums bildet mit dem Murein Peptidbindungen aus und zerstört so die Membranen der Bakterien. Die Membran zerstörende Wirkung entfaltet sich unter anderem bei der Zellteilung. Dabei sterben die Bakterien ab. Einige Bakterien, wie z. b. die Staphylokokken, erzeugen das Enzym β-Lactamase, welches Amoxicillin durch Zerstörung des ß-Lactam-Rings inaktiviert. Deshalb ist der alleinige Einsatz von Amoxicillin gegen Staphylokokken wirkungslos.

Durch die kombinierte Verabreichung von Amoxicillin mit Clavulansäure kann jedoch sein Wirkungsspektrum auch auf diese Bakterienart ausgedehnt werden. Clavulansäure hemmt nämlich das Enzym β-Lactamase in seiner Wirkung. Beim Einsatz von Antibiotika, so auch bei Amoxicillin, bilden sich langsam Resistenzen aus.

Diese Resistenzen werden hervorgerufen durch die Entstehung von Unempfindlichkeiten der Bindeproteine gegen Penicillin, durch die Verstärkung der bakteriellen Zellmembranen oder durch die verstärkte Erzeugung des Enzyms ß-Lactamase. Mindestens bei dieser dritten Resistenzart hat man durch die kombinierte Verabreichung von Amoxicillin mit Clavulansäure doch noch einen Weg gefunden, das Bakterium zu bekämpfen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Amoxicillin besitzt, wie bereits erwähnt, ein breites Anwendungsspektrum gegen verschiedene Bakterienarten. Im Gegensatz zum klassischen Penicillin wirkt Amoxicillin auch gegen gramnegative Bakterien.

Im Unterschied zu gramnegativen Bakterien besitzen die grampositiven Bakterien eine viel dickere Mureinschicht in der Membran. Die Bestimmung der Gramfärbung wird häufig deshalb durchgeführt, um das geeignete Antibiotikum zur Anwendung zu finden. Aufgrund der Breitbandwirkung von Amoxicillin ist hier dieser Test jedoch nicht notwendig. So kann Amoxicillin zusätzlich zum klassischen Penicillin-Einsatz auch gegen Escherichia coli, Listerien, Enterokokken und verschiedene Proteus-Arten eingesetzt werden.

Damit sind viele infektiöse Erkrankungen der oberen Luftwege, des Ohres (Mittelohrentzündung), der Harnwege und des Magen-/Darmkanals mit Amoxicillin behandelbar. Durch die Kombination von Amoxicillin mit Clarythromycin (bakteriostatisch wirkendes Antibiotikum) können auch Infektionen mit Helicobacter pylori im Magen behandelt werden.

Dieses Bakterium ist unter anderem für Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre verantwortlich. Herzkranke Personen werden vor Operationen häufig vorbeugend mit Amoxicillin behandelt. Während der Behandlung wird Amoxicillin hauptsächlich oral unabhängig von der Nahrungsaufnahme verabreicht, wobei der Körper den Wirkstoff zu 80 Prozent resorbiert. Den größten Teil des Wirkstoffes scheiden die Nieren aus.


Risiken & Nebenwirkungen

Grundsätzlich ist Amoxicillin gut verträglich. Es schädigt die Darmflora weniger als andere Antibiotika. Das Medikament wird schnell abgebaut.

Allerdings ist auch beim Einsatz von Amoxicillin, wie bei allen Arzneimitteln, in einigen Fällen mit Nebenwirkungen zu rechnen. Es kann zu Hautausschlägen, Magenbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Durchfall kommen.

Auch Juckreiz, Fieber, Schleimhautentzündungen, Mundtrockenheit und Beeinträchtigungen des Geschmackssinnes werden beobachtet. In seltenen Fällen treten Ödeme, Blutarmut, Leberstörungen oder auch Nierenentzündungen auf. Besonders dramatisch kann sich eine Penicillin-Allergie mit einem anaphylaktischen Schock auswirken.

In diesem Fall ist die Therapie mit Amoxicillin sofort abzubrechen. Bei Daueranwendung kann es zu einer Superinfektion mit resistenten Bakterienstämmen oder Hefepilzen kommen.

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