Lumbale Sympathektomie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer lumbalen Sympathektomie handelt es sich um eine Form der chirurgischen Nervenblockade. Sie dient zur Behandlung einer Hyperhidrose oder von Schmerzen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Lumbale Sympathektomie?

Von einer lumbalen Sympathektomie ist die Rede, wenn bestimmte Ganglien des Sympathikus in der Lendenwirbelsäulenregion im Rahmen eines operativen Eingriffs durchtrennt werden.

Von einer lumbalen Sympathektomie ist die Rede, wenn bestimmte Ganglien des Sympathikus in der Lendenwirbelsäulenregion im Rahmen eines operativen Eingriffs durchtrennt werden. Die Durchtrennung kann sowohl in Teilbereichen als auch komplett erfolgen.

Der Sympathikus ist Teil des vegetativen Nervensystems und stellt den Gegenspieler des Parasympathikus dar. Er erfüllt die Aufgabe, den Stoffwechsel, Herz und Kreislauf zu regulieren. Darüber hinaus sorgt er für ein höheres Leistungsvermögen des Körpers.

Eine weitere Funktion des Sympathikus ist das Anregen der Schweißbildung. Im Falle einer lumbalen Sympathektomie besteht die Option, den Sympathikusnerv zu blockieren, was zur Verminderung von übermäßiger Schweißbildung führt.

Ebenso eignet sich die lumbale Sympathikusblockade an der Lendenwirbelsäule zur Behandlung von chronischen Schmerzzuständen. Es ist sowohl eine offene als auch eine endoskopische lumbale Sympathektomie möglich.

Funktion, Wirkung & Ziele

Im Unterschied zur endoskopischen thorakalen Sympathektomie (ETS), die zur Behandlung von Schweißausbrüchen im Gesicht und an den Händen durchgeführt wird, kommt die lumbale Sympathikusblockade zur Behandlung einer plantaren Hyperhidrose an den Füßen zum Einsatz. Während bei der thorakalen Sympathektomie eine Durchtrennung oder teilweise Entfernung des Grenzstrangs im Brustraum erfolgt, wird der Eingriff bei der endoskopischen lumbalen Sympathektomie (ELS) in der Region der Lendenwirbelsäule vorgenommen.

Bei beiden Eingriffen ist eine minimal-invasive Vorgehensweise mithilfe eines speziellen Endoskops möglich. Vorgenommen wird eine operative Sympathektomie jedoch nur dann, wenn alle anderen Therapieoptionen nicht zur erhofften Wirkung führen.

Durch die Blockade des Sympathikus im Lendenwirbelbereich lassen sich auch Schmerzen wirksam behandeln. Dies gilt insbesondere für Schmerzzustände an den unteren Gliedmaßen. Dabei werden die Schmerzen entweder deutlich gelindert oder sogar vollständig beseitigt. Bei der Schmerzbehandlung können die Nerven durch das Verabreichen eines Wirkstoffes (Sympathikolytikum) beeinflusst werden.

Den Arzneistoff gibt der Operateur in die benachbarte Vene, was eine verbesserte Durchblutung der Muskeln und weiterer Körperstrukturen bewirkt. Dadurch kommt es zur Reduktion der Schmerzen. Dabei ist sogar eine Langzeitwirkung möglich, sofern mehrere Sitzungen erfolgen. Die Kontrolle des Operationsablaufes findet unter Ultraschall- oder Röntgenaufsicht statt. Auf diese Weise kann der Operateur eine lange Nadel in die Umgebung des sympathischen Grenzstranges führen und ihn mit ihr betäuben.

Hauptindikationen für eine thorakale Sympathektomie sind neben einer plantaren Hyperhydrosis Schmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen, nervlichen Störungen sowie eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms. Zur wirksamen Behandlung einer plantaren Hyperdhidrose ist es nötig, die Schweißbildung, die an den Füßen entsteht, auszuschalten oder zumindest zu vermindern. Zu diesem Zweck durchtrennt der Operateur den sympathischen Grenzstrang, der sich auf der Höhe der Lendenwirbelsäule befindet. Sein Verlauf reicht von den großen Blutgefäßen wie der Hauptschlagader (Aorta) bis hin zur vorderen Lendenwirbelsäule.

Da der Sympathikusnerv nur schwer zugänglich ist, waren in früheren Jahren aufwendige offene Operationen erforderlich. Die Erholungsphasen des Patienten dauerten mehrere Wochen. Seit einigen Jahren gehört jedoch die schonende endoskopische lumbale Sympathektomie zu den gängigen Operationsverfahren, bei der es sich um eine Videoendoskopie handelt. Der Zugang entsteht beidseitig durch drei kleinere Hautschnitte im Seitenbereich der Nabelhöhe. Nach der Blockade des Sympathikus braucht sich der Patient nur noch 24 Stunden im Krankenhaus aufhalten.

Auch die postoperative Erholungsphase beschränkt sich mittlerweile auf wenige Tage. Zum Gelingen der Operation trägt jedoch entscheidend die Erfahrung des Chirurgen bei. Grundsätzlich findet heutzutage eine endoskopische lumbale Sympathektomie statt. Dagegen kommen offene Eingriffe nur noch in Ausnahmefällen zur Anwendung. Da es sich bei diesem Verfahren um einen überaus komplizierten Eingriff handelt, findet er nur in wenigen Spezialzentren statt.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Eine endoskopische lumbale Sympathektomie kann mitunter zu unerwünschten Nebenwirkungen und Komplikationen führen. Ähnlich wie bei der endoskopischen thorakalen Sympathektomie im Brustraum ist kompensatorisches Schwitzen im Anschluss an die Operation möglich. Bei den meisten Patienten zeigt sich das Ausmaß dieser Nebenwirkung jedoch deutlich geringer ausgeprägt. Manche Patienten, zu denen in erster Linie Menschen gehören, die sich bereits einem thorakalen Eingriff unterzogen, spüren diese Auswirkung kaum.

Eine weitere mögliche Nebenwirkung stellt das Ansteigen der peripheren Durchblutung in den Füßen dar. Bemerkbar macht sich dieser Umstand durch zu trockene und zu warme Füße. Gelegentlich schwellen die Füße auch an, was aber nur von vorübergehender Dauer ist. Eher selten geworden ist die Komplikation der retrograden Ejakulation bei Männern, bei der sich die Samenflüssigkeit nicht mehr nach außen entleert. Sie zeigt sich in erster Linie nach offenen Sympathektomien. Durch die Einführung der präziseren endoskopischen lumbalen Sympathektomie ließ sich diese unangenehme Nebenwirkung jedoch deutlich zurückdrängen.

Gelegentlich treten während des Eingriffs anatomische Probleme auf. So ist zum Beispiel durch vernarbtes Gewebe aufgrund von Entzündungen, Blutungen oder Sichtbehinderungen mitunter ein Zugang zum Sympathikusnerv nicht möglich. In solchen Fällen bricht der Arzt die Operation ab oder wählt alternativ einen offenen Zugang aus.

Grundsätzlich führt die Unterbrechung des Sympathikusnervs zu einer deutlichen Besserung der Hyperhidrose an den Füßen. So liegt die Erfolgsquote bei rund 99 Prozent. In manchen Fällen lässt sich die Ganglienkette allerdings überhaupt nicht passieren, was auf entzündliche Prozesse oder Verwachsungen, die sich nach vorhergehenden Eingriffen bildeten, zurückzuführen ist. Außerdem kann die Anatomie des Patienten unterschiedlich ausgeprägt sein. Deswegen muss der Chirurg oft individuell vorgehen.

Quellen

  • Achenbach, R. K.: Hyperhidrosis. Steinkopff-Verlag, Darmstadt 2004
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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