Lungenpest
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei dem Gedanken an die Pest taucht oftmals sofort das Bild des Mittelalters auf. Allerdings gibt es immer noch kleinere Ausbrüche der Erkrankung. Die Lungenpest ist neben der Beulenpest die zweite Form der Pest. Während vor vielen Jahren rund 20 Millionen Menschen der Pest zum Opfer fielen, sind es heutzutage circa 1000 bis 2000 pro Jahr.
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Was ist die Lungenpest?
Bei der Pest handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung. Diese kann sehr unterschiedlich verlaufen. Bei der Lungenpest hingegen ist der Verlauf beinahe immer akut. Unbehandelt haben Betroffene keine Überlebenschance. Es gibt unterschiedliche Pestformen, die alle von demselben Erreger übertragen wird. Die Pest wird unter anderem auch als Schwarzer Tod bezeichnet und spielt damit unter anderem auf die früheren Epidemien an.
Eigentlich ist die Pest eine Krankheit von Nagetieren. Menschen können sich jedoch entweder über den direkten Weg durch den Kontakt mit infizierten Tieren anstecken oder durch den Austausch zwischen Mensch und Mensch. Bei den unterschiedlichen Pestformen ist es die Lungenpest, die am seltensten auftritt, jedoch nicht weniger verheerend ist.
Der Erreger wird durch eine Tröpfcheninfektion übertragen und tritt dadurch in den direkten Kontakt mit der Lunge. Das Abwehrsystem reagiert zu spät und es kommt zu verschiedenen Beschwerden, wie blutigem Auswurf. Unbehandelt endet die Lungenpest bei vielen Betroffenen tödlich. Leidet der Patient bereits unter einer anderen Pestform, kann der Erreger über das Blut in die Lunge eindringen und eine sekundäre Lungenpest auslösen.
Ursachen
Als Risikofaktoren gelten zum Beispiel Ratten oder schlechte Hygienestandards im Haushalt. Darüber hinaus ist eine Ansteckung über Menschen ebenfalls möglich. Dementsprechend stellt auch die Pflege eines Erkrankten ein Risiko dar. In westlichen Breitengeraden scheint die Lungenpest bereits verschwunden zu sein. Allerdings gibt es immer noch Ausbrüche.
Diese verlaufen in der Regel regional begrenzt und ließen sich zum Beispiel in Madagaskar, Kongo, China, Indien, Peru und dem Südwesten der USA lokalisieren. In Deutschland hingegen wurde seit Jahrzehnten kein Erkrankungsfall mehr gemeldet.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei der Lungenpest ist das Bakterium in die Lunge eingedrungen. Die ersten Symptome machen sich in der Regel bereits nach wenigen Stunden bemerkbar. Zunächst kommt es zu Fieber und allgemeiner Schwäche. Bereits am zweiten Tag können schwerwiegende Beschwerden wie Bauchschmerzen und blutiger Auswurf auftauchen.
Der Puls steigt und viele Betroffene leiden unter Atemnot. Durch den stark ausgeprägten Hustenreiz ist auch das Erbrechen möglich. Patienten klagen über Schüttelfrost, Kopfschmerzen, blau gefärbte Lippen und Abgeschlagenheit. Das Aushusten des Schleims wird als sehr schmerzhaft empfunden. Im weiteren Verlauf kann sich ein Lungenödem entwickeln.
Insgesamt ist das Kreislaufversagen nicht auszuschließen. Der Erreger lässt sich sowohl im Auswurf als auch im Speichel nachweisen. Damit stellen Lungenpest-Erkrankte ein ernsthaftes Ansteckungsrisiko für gesunde Menschen dar. Übertragen werden kann das Bakterium zum Beispiel über eine Tröpfcheninfektion, die durch ein Niesen ausgelöst wird.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Nicht immer werden die Beschwerden sofort der Lungenpest zugeordnet. Stattdessen kann die Erkrankung zum Beispiel als Lungenentzündung fehldiagnostiziert werden. Zur eindeutigen Verifizierung ist der Nachweis des Bakteriums notwendig. Dafür werden Proben des Schleims oder des Blutes entnommen und im Labor entsprechend untersucht.
Wird die Lungenpest nicht frühzeitig erkannt und behandelt, ist die Todeswahrscheinlichkeit sehr hoch. Etwa 95 Prozent der Betroffenen überleben die Erkrankung in diesem Fall nicht. Eine geeignete Behandlung reduziert das Risiko auf 15 Prozent.
Komplikationen
Ebenso tritt weiterhin auch eine Atemnot ein, sodass es zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff kommt. Die Betroffenen leiden an Kopfschmerzen und an blau gefärbten Lippen. Weiterhin kann es auch zu einem Bewusstseinsverlust kommen. Falls die Lungenpest nicht behandelt wird, kann auch ein Kreislaufversagen eintreten und dabei zum Tode des Betroffenen führen.
Komplikationen treten in der Regel allerdings nur dann ein, wenn die Krankheit nicht behandelt oder als Lungenentzündung fehldiagnostiziert wird. Ebenso ist die Lungenpest stark ansteckend, sodass die Betroffenen den Kontakt mit anderen Menschen meiden müssen. Die Behandlung der Lungenpest kann mit Hilfe von Antibiotika durchgeführt werden und führt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Bei einer erfolgreichen und vor allem frühzeitigen Behandlung wird die Lebenserwartung des Betroffenen nicht verringert oder eingeschränkt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn sich plötzlich Symptome wie Atemnot oder Husten bemerkbar machen, muss ein Arzt aufgesucht werden. Womöglich liegt eine Lungenpest zugrunde, die untersucht und gegebenenfalls behandelt werden muss. Sollten äußerliche Anzeichen wie die charakteristische Blaufärbung der Lippen hinzukommen, ist ein sofortiger Arztbesuch notwendig. Spätestens, wenn Herz-Kreislauf-Beschwerden, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit auftreten, ist medizinischer Rat gefragt. Weitere Warnzeichen, die untersucht werden müssen, sind blutiger Auswurf, starke Schmerzen und ein pochendes Gefühl im Bereich der Lunge.
Die Lungenpest schreitet sehr schnell voran und führt im Verlauf zu ernsten Komplikationen wie Blutvergiftung und Organversagen. Eine zügige Abklärung ist deshalb essentiell, insbesondere bei einem konkreten Verdacht. So muss ein Arzt konsultiert werden, wenn die genannten Beschwerden im Zusammenhang mit einem Floh- oder Rattenbiss oder einer Reise in asiatische Länder auftreten. Personen, die an Beulenpest leiden oder im näheren Umfeld einen Erkrankten haben, sind ebenfalls gefährdet und sollten rasch ärztlichen Rat einholen. Die Lungenpest muss von einem Allgemeinmediziner oder einem Lungenfacharzt behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Sobald der Erreger nachgewiesen wurde, wird der Patient isoliert, um gesunde Personen vor einer Ansteckung zu schützen. Das Zimmer darf ausschließlich auf Grundlage von spezifischen Sicherheitsvorschriften betreten werden. Unnötiger Kontakt ist nicht zugelassen. Zur Behandlung der Lungenpest kommen Antibiotika in Frage. Dazu wird zum Beispiel zu Mitteln wie Streptomycin, Gentamycin und Tetracyclinen wie Doxycyclin oder Chloramphenicol gegriffen.
Um Komplikationen zu vermeiden, welche den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen, muss die Behandlung so früh wie möglich beginnen. Eine schnelle Diagnose kann das Leben des Patienten retten. Bei dem letzten Pestausbruch in Madagaskar konnten Experten feststellen, dass der verantwortliche Erreger auf die verwendeten Antibiotika nicht mehr reagiert hat. Das Bakterium ist somit resistent geworden.
Deswegen ist es unter Umständen notwendig, auf ein anderes antibiotisches Präparat zurückzugreifen. Auch nach Beginn der Therapie bleiben Patienten ansteckend. Menschen, die unter einer Lungenpest leiden, werden mindestens vier Tage nach der ersten Einnahme des Antibiotikas weiterhin isoliert. Erst dann ist das Aufheben der Quarantäne möglich. Nach einer überlebten Infektion weisen Betroffene eine gewisse Immunität auf. Eine erneute Ansteckung ist dennoch möglich.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Lungenpest hat sich im Vergleich zum letzten Jahrtausend deutlich verbessert. Unbehandelt führt sie dennoch nach wie vor unweigerlich zum vorzeitigen Ableben des Patienten. Bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist ebenfalls kaum Aussicht auf eine Genesung vorhanden. Zu stark breiten sich Krankheitserreger innerhalb kurzer Zeit aus und führen zu einem Versagen der Funktionsfähigkeit des menschlichen Organismus. Eine gute Prognose wird hingegen Menschen gegeben, die über ein gesundes sowie stabiles Immunsystem verfügen, keine weiteren Vorerkrankungen haben und bereits im Frühstadium der Lungenpest einen Arzt konsultieren.
Die hochansteckende Krankheit wird unverzüglich durch die Gabe von Medikamenten therapiert. Zudem ist eine Isolation des Patienten notwendig, damit keine anderen Menschen von den Krankheitserregern befallen werden können. Der Krankheitsfortschritt ist gekennzeichnet durch einen raschen Anstieg der Beschwerden und einer schnellen Ausbreitung von körperlichen Unregelmäßigkeiten. Binnen weniger Stunden nimmt die Intensität der körperlichen Beeinträchtigungen zu. Damit eine Überlebenschance besteht, muss der Betroffene unverzüglich intensivmedizinisch überwacht und betreut werden. Andernfalls sind kaum Aussichten auf eine Verbesserung der Situation gegeben.
Treten Komplikationen oder Unverträglichkeiten gegenüber der verabreichten Medikation auf, verschlechtern sich die Heilungschancen um ein weiteres. Obgleich es dank des medizinischen Fortschritts verschiedene Ausweichpräparate gibt, ist ein schnelles Handeln für eine Genesung zwingend erforderlich.
Vorbeugung
Die Lungenpest lässt sich begrenzt vorbeugen. Gerade in Regionen, in denen der Erreger auftaucht, gelten spezifische Sicherheitsmaßnahmen. Reisende sollten den Kontakt mit Nagetieren am besten insgesamt meiden. Vor allem bei kranken und toten Tieren ist Vorsicht geboten. Mückensprays, die DEET enthalten, vermeiden die Ansteckung von Flöhen auf Menschen.
Nicht vergessen werden sollten alle Haustiere: Diese sollten regelmäßig von Flöhen befreit werden. Darüber hinaus ist dem unnötigen Kontakt zu Erkrankten auszuweichen. Dasselbe gilt für Kleidung, die in der Nähe von Betroffenen und Nagetieren war.
Nachsorge
Da es sich bei der Lungenpest um eine sehr schwerwiegende Krankheit handelt, konzentriert sich die Nachsorge vor allem darauf, die Lebensqualität der Betroffenen auf einem angemessenen Level aufrecht zu erhalten. Die Lungenpest tritt nur selten auf, kann aber vollständig geheilt werden, weshalb es wichtig ist, die Nachsorgemaßnahmen ernst zu nehmen. Betroffene sollten sich schonen und nur vorsichtig wieder zum gewohnten Rhythmus zurückkehren.
Sofern die akute Phase überstanden ist, sind die Betroffenen auf Hilfe angewiesen, um ihren Alltag trotz anhaltender Abgeschlagenheit und einer allgemeinen Schwäche zu meistern. Da die Lungenpest hochgradig ansteckend ist, müssen Betroffene müssen also den Kontakt zu der Außenwelt und Familienangehörigen meiden. Dies verringert die Lebensqualität erheblich. Für die Behandlung werden in der Regel Antibiotika verordnet. Im Normalfall kann die Krankheit damit erfolgreich geheilt werden. Komplikationen treten dabei nicht auf. Bei einer rechtzeitigen Behandlung wird die Lebenserwartung von Betroffenen nicht verkürzt.
Das können Sie selbst tun
Im frühen Stadium ähnelt die Lungenpest einer Lungenentzündung und wird aufgrund ihres seltenen Auftretens sehr oft fehldiagnostiziert, was für den Patienten lebensgefährlich sein kann. Wer kurz vor dem Ausbruch der Krankheit ein Risikogebiet bereist hat und Symptome zeigt, wie sie für die Lungenpest typisch sind, muss seinen behandelnden Arzt unbedingt explizit auf diesen Umstand hinweisen. Zu den Risikogebieten zählen überwiegend Entwicklungs- und Schwellenländer wie die Republik Kongo, Madagaskar, das chinesische Hinterland, Teile Indiens und Peru. Gelegentlich wird die Lungenpest aber auch in den südwestlich gelegenen Staaten Amerikas beobachtet.
Da die Krankheit durch Tröpfchen übertragen werden kann und der Erreger extrem aggressiv ist, muss der Patienten sofort isoliert werden. Von einer heimischen Pflege ist aus diesen Gründen abzusehen. Alle ärztlichen Karantänevorschriften müssen strikt eingehalten werden. Das gilt auch dann, wenn Kinder betroffen sind. Eltern tun ihrem Nachwuchs keinen Gefallen, wenn sie sich aus übertriebener Fürsorge selbst gefährden oder sogar noch andere Familienmitglieder infizieren.
Quellen
- Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004