Luxation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Luxation, umgangssprachlich auch Verrenkung oder Auskugeln genannt, ist eine meist infolge eines Sturzes oder einer abrupten Überlastung auftretende Verletzung der Gelenke. Dabei kommt es zu einem meist vollständigen Kontaktverlust der das Gelenk bildenden Knochen. Besonders häufig betroffen sind hierbei die Schulter- und Ellbogengelenke.
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Was ist Luxation?
Unter einer Luxation verstehen Mediziner eine Verletzung der Gelenke, bei der die gelenkbildenden Knochenenden meist vollständig den sonst vorhandenen Kontakt zueinander verlieren (dies wird Dislokation genannt).
Dieser Zustand wird allgemein auch als Ausrenkung oder Auskugeln des jeweiligen Gelenks bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine meist vorübergehende Fehlstellung der Knochen, die medizinisch behandelt werden muss. Grundsätzlich können von einer Luxation nahezu alle im Körper befindlichen Gelenke betroffen sein.
Besonders häufig treten aber Luxationen des Schulter-, Ellbogen- und Kniegelenks auf. Auch ausgekugelte Finger- oder Kiefergelenke sind keine Seltenheit. Eine Luxation ist eine schwere Verletzung des betroffenen Gelenks und kann besonders während des Wachstums zu Knochenbrüchen führen.
Ursachen
Auch bei manchen Sportarten kann es zu sogenannten Überstreckverletzungen kommen, die eine Luxation beispielsweise der Fingergelenke zur Folge haben. Ein ruckartiges und heftiges Ziehen an Fingern, Armen oder Beinen kann ebenfalls dazu führen, dass ein Gelenk entsprechend verletzt wird.
War ein Gelenk bereits mehrfach von einer Luxation betroffen, kann es unter Umständen im Vergleich zu anderen Gelenken instabil bleiben - in Folge treten auch ohne Gewalteinwirkung gelegentlich sogenannte habituelle Luxationen auf.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Luxation ruft meist starke Schmerzen hervor. Das Auseinanderdriften der Knochenenden kann Schäden an den umliegenden Bändern, Gefäßen, Nerven und Muskeln hervorrufen. Dadurch ist im Normalfall auch die Bewegungsfähigkeit stark reduziert, oft entwickelt sich ein Bluterguss. Infolge der Schmerzen und der mechanischen Einschränkung halten die Patienten das betroffene Glied in einer Schonhaltung.
Kommt es im Zuge der Verrenkung zu Nervenverletzungen, kann es in anderen Körperregionen zu Missempfindungen oder Lähmungen kommen. Möglich ist beispielsweise ein Kribbeln in den Fingern oder Taubheitsgefühle in den Zehen. Welche Auswirkungen die Verrenkung im Genauen hat, hängt in erster Linie davon ab, wo sie lokalisiert ist und welche Gelenke beteiligt sind. Die Gelenkpfanne wird von den Betroffenen und vom Arzt als „leer“ empfunden.
Meist kann ein Federn des Gelenkes festgestellt werden. Die äußerlichen Anzeichen werden von einer Rötung des betroffenen Bereichs und gelegentlich auch von sichtbaren Deformierungen in den umliegenden Regionen begleitet. Des Weiteren kann eine Luxation zu Hämatomen oder Quetschungen führen. Daraus resultieren häufig Durchblutungsstörungen, Hautveränderungen und andere Beschwerden. Die Symptome einer Luxation können stark variieren, abhängig davon, wo die Verrenkung lokalisiert ist und ob Nerven, Bänder oder Muskeln verletzt sind.
Diagnose & Verlauf
Eine Luxation kann vom behandelnden Arzt oftmals bereits aufgrund der vorliegenden optischen Deformierung des betroffenen Gelenks diagnostiziert werden. Dabei steht der Gelenkkopf oftmals deutlich hervor. Unter Umständen kommt es zu Schwellungen und Blutergüssen.
Eine Luxation ist dazu meist von Schmerzen begleitet, was zu einer Schonhaltung führt. Sind die Symptome nicht eindeutig, kann eine Röntgenaufnahme der jeweiligen Körperregion bei der Diagnose helfen.
Bleibt eine Luxation unbehandelt, kann es zu einer dauerhaften Gelenkinstabilität und den bereits erwähnten habituellen Luxationen oder auch häufiger auftretenden Knochenbrüchen im Bereich der Gelenke kommen. Als Spätfolge droht Arthrose oder eine dauerhafte Fehlstellung des Gelenks.
Komplikationen
In der Regel ist die Diagnose der Ausrenkung relativ einfach und schnell, da das Gelenk sichtbar hervorsteht. Daher ist auch eine frühzeitige Behandlung dieser Beschwerde möglich. Es kommt dabei allerdings nicht zu einer Selbstheilung. Sollte die Luxation nicht richtig behandelt werden, kann sich auch eine Arthrose ausbilden.
Nicht selten kann es durch die Luxation auch zur Einklemmung von Nerven kommen, sodass die Patienten an Lähmungen oder an anderen Gefühlsstörungen leiden und damit im Alltag eingeschränkt sind. Die Behandlung findet dabei durch einen operativen Eingriff statt und führt in den meisten Fällen zu einem Erfolg. Komplikationen treten dabei nicht ein. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Luxation nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Starke Schmerzen im Bereich von Knochen und Gelenken müssen umgehend abgeklärt werden. Betroffene Personen sollten den Arzt konsultieren, wenn die Symptome akut auftreten und schnell stärker werden. Wenn es als Folge eines Sturzes oder einer Sportverletzung zu starken Schmerzen oder sogar zu einer Fraktur kommt, muss der Betroffene in ein Krankenhaus gebracht werden. Zuvor muss das betroffene Körperteil erstversorgt werden, optimalerweise von einem Sportmediziner oder einem Ersthelfer mit entsprechender Erste-Hilfe-Ausbildung. Personen mit angeborener Bindegewebsschwäche oder überdehnbaren Bandstrukturen erleiden besonders schnell Luxationen.
Auch im Alter und im Zusammenhang mit Arthrose oder rheumatischen Erkrankungen kommt es verstärkt zu Verrenkungen. Die starke Überdehnung von Bändern und Gelenken schwächt das Gelenk dauerhaft, weshalb auch nach der Genesung Vorsicht geboten ist. Beim Verdacht auf eine erneute Luxation muss umgehend der Hausarzt informiert werden. Neben dem Allgemeinmediziner kann mit einer Verrenkung zum Orthopäden, Chiropraktiker oder Sportmediziner gegangen werden. Bei starken Beschwerden ist eine physiotherapeutische Behandlung notwendig.
Behandlung & Therapie
Hat der behandelnde Arzt eine Luxation diagnostiziert, kann er eine entsprechende Behandlung einleiten. In erster Linie muss die Fehlstellung der gelenkbildenden Knochen korrigiert werden.
Umgangssprachlich wird dieser Vorgang auch als "Einrenken" bezeichnet. Er sollte nur von einem Fachmann durchgeführt werden, da eine zu starke Gewalteinwirkung oder eine ruckartige falsche Bewegung das Gelenk selbst oder umliegende Nerven oder Gefäße beschädigen kann. Unter Umständen muss dieser nicht schmerzfreie Eingriff in Narkose stattfinden.
Anschließend sollte das betroffene Gelenk ruhiggestellt werden. Eine Röntgenaufnahme gibt Aufschluss darüber, ob die Reposition (das Einrenken) erfolgreich war und ob eventuell weitere Verletzungen bestehen. Kann das Gelenk nicht wie erwartet wieder in seine ursprüngliche Position gebracht werden, muss ein operativer Eingriff stattfinden, der dies korrigiert. Eine Operation wird oft auch dann notwendig, wenn die Luxation gleichzeitig von einem Knochenbruch begleitet wird.
Im Anschluss an eine Luxation sollte das Gelenk über mehrere Wochen bzw. sogar Monate nicht übermäßig belastet werden. Eine komplette Immobilisierung über einen längeren Zeitraum ist allerdings nicht anzuraten. Ist die Verletzung beim Sport aufgetreten, ist es oft nötig, das Training vorübergehend einzustellen, um eine vollständige Wiederherstellung der Gelenkstabilität zu gewährleisten. Entsprechende krankengymnastische Übungen können den Heilungsprozess unterstützen.
Aussicht & Prognose
Grundsätzlich ist die Luxation gut behandelbar. Daher erhalten die meisten Patienten eine günstige Prognose. Bei einem gut aufgestellten Behandlungsplan und der Mitarbeit des Betroffenen kann meist nach einigen Monaten eine Beschwerdefreiheit dokumentiert werden. Wichtig ist dabei, dass eine medizinische Behandlung in Anspruch genommen wird und während des Heilungsprozesses keine übermäßige Belastung des betroffenen Gelenkes stattfindet.
Da es sich bei der Störung um eine Verrenkung eines Gelenkes handelt, sollte eine orthopädische sowie physiotherapeutische Behandlung angewendet werden. Andernfalls drohen lebenslange Beeinträchtigungen und eine Einschränkung der natürlichen Bewegungsmöglichkeiten. Häufig kommt es zu Folgestörungen, die während der Behandlung entdeckt und geheilt werden. Die Prognose für eine Beschwerdefreiheit wird ungünstiger, wenn dauerhafte Schäden des Gelenkes eingetreten sind oder es im Verlauf des Lebens wiederholt zu einer Luxation gekommen ist. In diesen Fällen müssen Veränderungen bei der Gestaltung des alltäglichen oder beruflichen Lebens stattfinden, da die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind sowie die körperlichen Leistungen nicht mehr vollständig erbracht werden können.
Wird ein operativer Eingriff vorgenommen, ist dieser mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Kommt es bei der Operation oder dem Heilungsprozess zu Komplikationen, verschlechtert sich häufig die Prognose. Zudem steigt das Risiko für Folgeerkrankungen, da eine Zunahme der emotionalen Belastung zu beobachten ist.
Vorbeugung
Da eine Luxation meist infolge einer akuten Gewalteinwirkung auftritt, kann ihr nur schwer vorgebeugt werden. Besteht allerdings bereits eine bekannte Anfälligkeit bestimmter Gelenke, ist es ratsam, diese nicht übermäßig zu belasten. Tritt eine Luxation auf, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die wichtige Gelenkstabilität nach der traumatischen Verletzung wieder vollständig hergestellt werden kann.
Nachsorge
Eine Luxation führt in erster Linie zu starken Schmerzen an den Gelenken, die mitunter auch nach der akuten Behandlung noch bestehen können. Daher gilt die Nachsorge der Linderung dieser Schmerzen, was mitunter zunächst medikamentativ gelöst wird. Zudem sollten Betroffene sich schonen und körperliche Anstrengungen weitesgehend meiden. Der Verlauf der Krankheit kann nicht vorausgesagt werden, da die Beschwerden von einer Luxation von der Ursache für diese abhängen. Somit kann es sein, dass manche noch stärker mit Nachwirkungen ansitzen als andere. Es wird Hilfe und Unterstützung von Familienangehörigen für die Meisterung der alltäglichen Dinge benötigt. In den meisten Fällen kann die Luxation erfolgreich behandelt werden. Die Lebenserwartung verkürzt sich durch die Luxation nicht.
Das können Sie selbst tun
Es ist im Falle des akuten Auftretens einer Luxation nicht angeraten, als Laie ein Wiedereinrenken zu versuchen. Die Möglichkeiten, hierbei Schäden am Gelenk oder umgebenden Gewebe zu verursachen, sind mannigfaltig. Ausnahmen stellen hier immer wieder luxierte Kniescheiben dar: Diese können nach fachlicher Einweisung oftmals selbst wieder reponiert werden.
Insgesamt sollte einer auftretenden Luxation rasch mittels einer Kühlung begegnet werden, insofern Schmerzen und Schwellungen auftreten. Zum Vermeiden einer weiteren Anschwellung sollte versucht werden, die entsprechende Stelle hoch zu lagern oder zu halten. Das Kühlmittel darf dabei nicht direkt auf der Haut aufliegen. Auch ein Fixieren der verrenkten Stelle mittels einer behilfsmäßigen Bandage oder ähnlichem ist bis zur ärztlichen Untersuchung und Behandlung sinnvoll. Eine chronische Luxation bei Gelenken ist nicht mittels Selbsthilfemaßnahmen korrigierbar. Hier kann nur schmerzstillend eingewirkt werden.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014