Chiropraktiker

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2025Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Chiropraktiker sind sogenannte Manualtherapeuten, die durch Anwendung bestimmter manipulativer Techniken die normale Funktion oder Beweglichkeit an Wirbelsäule oder Gelenken wieder herstellen. In den meisten Krankheitsfällen behandelt ein Chiropraktiker Subluxationen, leichte Verschiebungen der Wirbelkörper, was zu den vielgestaltigsten Symptomen führen kann. Sämtliche Wirbelsäulensegmente können chiropraktisch behandelt werden.
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Was ist ein Chiropraktiker?
Das Wort Chiropraktik besteht aus der Silbe Chiro, griechisch die Hand und Praktik, was übersetzt Tätigkeit bedeutet. Es handelt sich also um eine mit den Händen des Therapeuten praktisch und direkt am Patienten durchgeführte Behandlung.
Die Ausbildung zum Chiropraktiker ist, zumindest in Deutschland, nicht gesetzlich geregelt. Trotzdem darf sich nicht jeder so nennen, denn die Anwendung der Chiropraktik ist Ausübung der Heilkunde und fällt somit unter das Heilpraktikergesetz. Wer in Deutschland die Chiropraktik berufsmäßig ausüben möchte, muss daher zwingend Arzt oder mindestens behördlich zugelassener Heilpraktiker sein.
Das ärztliche Studium der Humanmedizin, aber auch die Grundausbildung zum Heilpraktiker beinhalten keinerlei chiropraktische Ausbildung. Chiropraktiker haben sich also nach ihrer Grundausbildung zum Arzt oder Heilpraktiker in der Chiropraktik weitergebildet. Für die Patienten ist deshalb die eigentliche Qualifikation eines Chiropraktikers nicht unbedingt immer klar ersichtlich.
Ausbildung & Qualifikation
Ein Chiropraktiker benötigt eine umfassende Ausbildung in der manuellen Therapie, die je nach Land unterschiedlich geregelt ist. In vielen Ländern, insbesondere in den USA, Kanada und Australien, ist ein Chiropraktik-Studium erforderlich, das mit dem „Doctor of Chiropractic“ (D.C.) abschließt. Dieses Studium dauert in der Regel vier bis sechs Jahre und umfasst Anatomie, Physiologie, Biomechanik, Neurologie und spezifische chiropraktische Techniken.
In Deutschland gibt es keinen staatlich geregelten Ausbildungsweg für Chiropraktiker, jedoch bieten private Institute fundierte Ausbildungen an. Eine Mitgliedschaft in Berufsverbänden wie der Deutschen Chiropraktoren-Gesellschaft (DCG) oder der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft für Chiropraktik (DAGC) ist empfehlenswert.
Das Berufsbild eines Chiropraktikers umfasst die Diagnose, Behandlung und Prävention von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, insbesondere der Wirbelsäule. Die ethische Verantwortung erfordert ein hohes Maß an Professionalität, wissenschaftlich fundiertes Arbeiten und eine klare Abgrenzung zu pseudowissenschaftlichen Praktiken.
Ein Chiropraktiker unterscheidet sich von einem Chiropraktor (wissenschaftlich ausgebildet, international anerkannt), einem Osteopathen (ganzheitlicher Ansatz mit viszeralen und kraniosakralen Techniken) und einem Physiotherapeuten (bewegungstherapeutische Maßnahmen, passive und aktive Übungen). Chiropraktiker arbeiten häufig mit anderen Gesundheitsberufen zusammen, um eine ganzheitliche Betreuung zu gewährleisten.
Aufgabenbereich
Der Aufgabenbereich eines Chiropraktikers umfasst die Diagnose, Behandlung und Prävention von Beschwerden des Bewegungsapparates, insbesondere der Wirbelsäule und der damit verbundenen Nervenfunktionen. Chiropraktiker konzentrieren sich darauf, Fehlstellungen oder Funktionsstörungen der Gelenke, insbesondere der Wirbelgelenke, zu erkennen und durch gezielte, manuelle Impulse – sogenannte Justierungen – zu korrigieren. Ziel ist es, die natürliche Beweglichkeit wiederherzustellen und damit Schmerzen sowie Beeinträchtigungen zu lindern.
Ein zentraler Aspekt der Chiropraktik ist die Wirbelsäulenanpassung, da Fehlstellungen oder Blockaden in der Wirbelsäule das Nervensystem beeinflussen und somit Schmerzen oder Funktionsstörungen in anderen Körperbereichen auslösen können. Chiropraktiker setzen spezielle Handgriffe ein, um diese Blockaden zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen. Dabei arbeiten sie mit verschiedenen Techniken wie der Diversified-Technik, der Gonstead-Methode oder der Activator-Methode, je nach Diagnose und individueller Patientensituation.
Neben der klassischen manuellen Behandlung beraten Chiropraktiker ihre Patienten auch hinsichtlich Prävention und Rehabilitation. Sie geben Empfehlungen zur Haltung, Ergonomie am Arbeitsplatz, Bewegung und gezielten Übungen zur Stabilisierung der Wirbelsäule und zur Stärkung der Muskulatur. Auch Ernährungsberatung und Lebensstiloptimierung können Teil der chiropraktischen Betreuung sein, um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Chiropraktiker behandeln nicht nur Rückenschmerzen, Nackenverspannungen oder Bandscheibenprobleme, sondern auch kopfschmerzbedingte Beschwerden, Schwindel, Kiefergelenkprobleme oder Haltungsschäden. Durch die enge Verbindung zwischen dem Nervensystem und der Wirbelsäule kann eine chiropraktische Behandlung auch bei funktionellen Beschwerden wie Magen-Darm-Problemen, Schlafstörungen oder stressbedingten Symptomen unterstützend wirken.
Die Diagnostik ist ein wesentlicher Bestandteil der chiropraktischen Tätigkeit. Vor jeder Behandlung steht eine ausführliche Anamnese, bei der nicht nur die aktuellen Beschwerden, sondern auch Vorerkrankungen, Lebensgewohnheiten und mögliche Risikofaktoren berücksichtigt werden. In manchen Fällen arbeiten Chiropraktiker mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder MRT, um eine genauere Diagnose zu stellen.
Chiropraktiker arbeiten häufig interdisziplinär mit anderen Gesundheitsberufen zusammen, darunter Ärzte, Physiotherapeuten oder Osteopathen, um eine umfassende Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Ihr Aufgabenbereich erstreckt sich über die Akutbehandlung hinaus auch auf langfristige Gesundheitsförderung, um Beschwerden nachhaltig zu reduzieren und die Funktionalität des Körpers zu erhalten.
Behandlungen & Therapien
Die Indikationsliste für eine chiropraktische Behandlung ist recht umfangreich und umfasst quasi sämtliche körperlichen und psychischen Symptome. Gerade bei chronischen Leiden ist ein Therapieversuch beinahe immer lohnenswert.
Oftmals kann schon nach nur einer Behandlung eine signifikante Besserung erzielt werden. Kommt es aufgrund von leichten Wirbelverschiebungen zu einer spontanen Heilung nach einem chiropraktischen Eingriff, so spricht man auch von einem sogenannten Sekundenphänomen der Chiropraktik. Die Begriffe Chiropraktik und Chirotherapie werden im medizinischen Sprachgebrauch oft synonym verwendet. Therapeutische Hauptangriffsfläche der Chiropraktik ist die Wirbelsäule, wobei manipulative Eingriffe im Bereich der Halswirbelsäule als besonders heikel gelten.
Das Behandlungsspektrum der Chiropraktik umfasst insbesondere Verspannungen, Blockaden und Schmerzen im gesamten Bereich der Wirbelsäule. Jeder zweite Patient, der einen Chiropraktiker aufsucht, leidet an akuten oder chronischen Rückenproblemen, hervorgerufen durch Fehlhaltungen, schmerzhafte Verspannungen oder Bandscheibenvorfälle. Speziell bei Nackenschmerzen konnte nachgewiesen werden, dass chiropraktische Eingriffe oft schneller und effektiver Abhilfe schaffen, als die Einnahme von Schmerzmitteln.
Die im Volksmund oft auch als Einrenken bezeichnete Chiropraktik sollte jedoch nicht als Dauertherapeutikum eingesetzt werden. Ausgebildete Chiropraktoren müssen eingestehen, dass bei unzureichendem Muskelkorsett im Bereich der Wirbelsäule Chiropraktik allein und auf Dauer keine Lösung sein kann. Vielmehr muss der Patient dringend angehalten werden, Fehlhaltungen im Alltag zu vermeiden und durch Rückenschule und Zirkeltraining seine dorsale Muskulatur zu stärken, damit es gar nicht erst zu Wirbelverschiebungen kommt.
Diagnose- & Untersuchungsmethoden
Da es sich bei der Chiropraktik um eine manuelle Medizin handelt, arbeitet der Therapeut vornehmlich mit seinen Händen. Das betrifft sowohl die Diagnose der einzelnen Wirbelsegmente als auch die eigentliche chiropraktische Behandlung.
Es versteht sich von selbst, dass ein seriöser Chiropraktiker vor jeder Behandlung zunächst in einer ausführlichen Anamnese den Ursachen der Beschwerden auf den Grund geht, um erkennen zu können, ob eine chirotherapeutische Behandlung im Einzelfall überhaupt Sinn macht. Außerdem wird er den Patienten über mögliche Risiken im Zusammenhang mit der Anwendung der Chiropraktik aufklären. Immerhin kann es durch unsachgemäße Ausführung zu Lähmungserscheinungen bis hin zur Verlegung der Halsschlagader mit fatalen Folgen für die Gehirndurchblutung kommen.
Für den eigentlichen manipulativen Eingriff wird der Patient je nach seinem Beschwerdebild genau auf einer Liege positioniert. Das Einrenken des blockierten Wirbelsäulensegmentes wird meist innerhalb eines Atemmanövers schnell und ruckartig vorgenommen. Es entsteht dabei in den meisten Fällen ein knackend-knarrendes Geräusch, welches von den Patienten subjektiv oft als heilungsfördernd empfunden wird.
Die genaue Quelle dieser Gelenkgeräusche konnte noch nicht ausgemacht werden, es dürfte sich aber am ehesten um die Freigabe eines Unterdruckes innerhalb eines Gelenkspaltes handeln.
Worauf sollten Patienten achten?
Gute Chiropraktiker können sowohl Ärzte als auch Heilpraktiker sein. Heilerfolge von Chiropraktikern machen in der Regel schnell die Runde, sodass ein Patient in diesem Falle auch der Mundpropaganda vertrauen darf.
Bei begründeten Zweifeln sollte ein potenzieller Patient sich nicht scheuen, auch direkt beim Behandler nach dessen Qualifikation als Chirotherapeut nachzufragen. Als besonders qualifiziert gelten amerikanische Chiropraktoren, von denen mittlerweile in Deutschland etliche praktizieren. In Amerika ist die Chirotherapie als eigenständiger Studiengang in der Medizin mit der Möglichkeit eines Doktorgrades anerkannt.
Trotzdem muss ein gut ausgebildeter amerikanischer Chiropraktor in Deutschland die Heilpraktikerprüfung ablegen, um hierzulande chiropraktisch tätig werden zu dürfen.
Spezialisierungen
Chiropraktiker haben zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung und Spezialisierung, um ihre Behandlungsmethoden zu vertiefen und gezielt auf bestimmte Patientengruppen oder Beschwerden einzugehen. Viele Chiropraktiker entscheiden sich für eine Spezialisierung in bestimmten Techniken oder Anwendungsbereichen.
Eine häufige Spezialisierung ist die Sportchiropraktik, bei der sich Chiropraktiker auf die Behandlung und Prävention von Sportverletzungen konzentrieren. Diese Weiterbildung umfasst biomechanische Analysen, leistungssteigernde Justierungen und individuelle Trainingspläne für Athleten.
Ein weiteres Spezialgebiet ist die Pädiatrische Chiropraktik, die sich auf die Behandlung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen fokussiert. Hier geht es um die sanfte Korrektur von Fehlstellungen, die beispielsweise durch die Geburt oder Haltungsprobleme entstehen können.
Die Chiropraktik für Schwangere ist eine weitere Spezialisierung, die Techniken zur Linderung von Rücken- und Beckenbeschwerden während der Schwangerschaft umfasst. Methoden wie die Webster-Technik helfen, das Gleichgewicht des Beckens zu optimieren.
Zusätzlich gibt es Weiterbildungen in Neurologischer Chiropraktik, bei der die Verbindung zwischen Nervensystem und Bewegungsapparat vertieft wird. Chiropraktiker mit dieser Spezialisierung behandeln Patienten mit Migräne, Schwindel oder neurologischen Funktionsstörungen.
Auch der Bereich der Funktionellen Medizin und Ernährungsberatung spielt eine Rolle, da viele Chiropraktiker ihre Patienten ganzheitlich betreuen und Ernährung sowie Lebensstil in die Therapie einbeziehen.
Moderne Technologien und Hilfsmittel
Ein Chiropraktiker verwendet eine Vielzahl von diagnostischen Geräten, Instrumenten und spezieller Ausrüstung, um Fehlstellungen der Wirbelsäule, Gelenkdysfunktionen und muskuläre Ungleichgewichte zu erkennen und zu behandeln.
Zur Diagnostik gehören häufig bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT-Scans, die bei Bedarf zur genaueren Untersuchung von Wirbelsäulenstrukturen eingesetzt werden. Zusätzlich nutzen viele Chiropraktiker Oberflächen-Elektromyographie (sEMG), um Muskelaktivitäten und Verspannungen zu analysieren, sowie Thermografie, um Entzündungsherde oder Durchblutungsstörungen zu identifizieren.
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel ist der Posturometer, ein Gerät zur Analyse der Körperhaltung und Statik, das Fehlstellungen und Belastungsmuster erfasst. Manche Chiropraktiker nutzen auch Bewegungsanalysesysteme, um funktionelle Einschränkungen in der Beweglichkeit zu dokumentieren.
Für die Behandlung gibt es spezielle Instrumente wie den Activator, ein mechanisches Impulsgerät, das gezielt sanfte Justierungen vornimmt. Auch der Drop-Table-Tisch, eine spezielle Behandlungsliege mit beweglichen Segmenten, unterstützt chiropraktische Justierungen durch kontrollierte Impulse. Zudem kommen Therapielaser, Ultraschallgeräte oder elektrische Muskelstimulation zum Einsatz, um Muskelverspannungen zu lösen und die Regeneration zu fördern.
Manuelle Techniken bleiben jedoch das wichtigste „Werkzeug“ eines Chiropraktikers, da die meisten Anpassungen mit den Händen durchgeführt werden.