Clarithromycin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei dem medizinischen Wirkstoff Clarithromycin handelt es sich um ein Makrolidantibiotikum. Das Mittel dient in erster Linie zur Therapie von bakteriellen Atemwegsinfektionen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Clarithromycin?

Bei dem medizinischen Wirkstoff Clarithromycin handelt es sich um ein Makrolidantibiotikum. Das Mittel dient in erster Linie zur Therapie von bakteriellen Atemwegsinfektionen.

Clarithromycin gehört der Wirkstoffgruppe der Makrolidantibiotika an. Es bewirkt eine Hemmung der Translokation und stört die Proteinsynthese der Bakterien, wodurch es seine bakteriostatische Wirksamkeit erzielt. Eine typische Eigenschaft der Makrolide ist, dass sie intrazellulär wirken und zu den Breitbandantibiotika zählen.

Die Entwicklung von Clarithromycin fand in den 1970er Jahren durch den japanischen Konzern Taisho Pharmaceutical statt. Als Vorbild für das Präparat diente das Antibiotikum Erythromycin. Im Jahr 1980 konnte das Medikament schließlich patentiert werden. Bis zur Vermarktung in Japan dauerte es allerdings noch bis 1991. Noch im gleichen Jahr kam das Mittel auch in den USA auf den Markt. Im weiteren Verlauf schloss sich die Zulassung auf der ganzen Welt an. Der Patentschutz von Clarithromycin endete in Europa 2004. Danach wurden zahlreiche Generika mit dem Makrolidantibiotikum herausgebracht.

Pharmakologische Wirkung

Clarithromycin verfügt über die Eigenschaft, die Vermehrung der Bakterien zu bremsen. Zu diesem Zweck dringt der Wirkstoff in die Bakterienzellen ein. Dort sorgt er dafür, dass die Keime keine Proteine (Eiweiße) mehr produzieren können. Diese Hemmung des Bakterienwachstums bewirkt letztlich, dass das menschliche Abwehrsystem die von den Bakterien hervorgerufene Infektion zurückdrängt.

Im Unterschied zu Erythromycin kann Clarithromycin seine Wirkung gegen noch mehr Bakterien entfalten. So wirkt es sowohl gegen luftatmende (aerobe) als auch gegen nicht-luftatmende (anaerobe) Stämme von gramnegativen und grampositiven Bakterien. Ferner ist das Antibiotikum stabil gegen Magensäure und kann daher im Magen nicht zerfallen. Weil es außerdem gewebegängiger ist, lässt sich ein effektiveres Erreichen der Zielorte ermöglichen. Aus diesem Grund erreicht Clarithromycin bei gleicher Dosierung, trotz seiner geringeren bakterienabtötenden Eigenschaften, einen besseren Wirkeffekt als Erythromycin.

Die Aufnahme von Clarithromycin in den menschlichen Darm findet schon nach kurzer Zeit statt. Von dort aus gelangt das Makrolidantibiotikum ins Blut. Zum Teil erfolgt die Verstoffwechslung des Medikaments in der Leber.

Das Ausscheiden von Clarithromycin aus dem Körper erfolgt ca. vier Stunden nach seiner Aufnahme. Dabei gelangt das Antibiotikum zu 75 Prozent über den Stuhl und zu 25 Prozent über den Urin aus dem Organismus.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zum Einsatz kommt Clarithromycin gegen Infektionen mit Bakterien, die empfindlich auf Makrolidantibiotika reagieren. Dabei lässt sich das Mittel gegen Atemwegsinfektionen wie eine Bronchitis oder Lungenentzündung, Entzündungen der Nasennebenhöhlen, Rachenentzündungen, Mandelentzündungen, Wundinfektionen, eine Wundrose und Haarfollikelentzündungen darreichen.

Weitere Indikationen sind Abszesse, eine Eiterflechte (Impetigo) sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, die von dem Bakterium Helicobacter pylori verursacht werden. Dabei kommt das Mittel gemeinsam mit Metronidazol, Amoxicillin oder Omeprazol zur Anwendung.

Darüber hinaus findet Clarithromycin Verwendung, wenn eigentlich effizientere Antibiotika nicht verabreicht werden können, etwa weil der Patient unverträglich auf sie reagiert. Das gilt auch für eine Resistenz der Erreger gegenüber dem anderen Antibiotikum. Zumeist ist dies bei mittelschweren Hautinfektionen oder einer von Streptokokken hervorgerufenen Mandelentzündung der Fall.

Die Verabreichung von Clarithromycin findet in der Regel durch Tabletten statt. Bei Bedarf lässt sich das Antibiotikum aber auch in Form von Infusionen oder Injektionen darreichen, falls die Patienten Schwierigkeiten beim Schlucken haben. Alternativ kann Clarithromycin zudem als Saft oder Granulat eingenommen werden. Weiterhin gibt es Retardtabletten, bei deren Anwendung der Wirkstoff langsamer freigesetzt wird. Dabei braucht der Patient das Medikament nur ein Mal am Tag einzunehmen.

Die Dauer der Clarithromycin-Behandlung beträgt gewöhnlich 6 bis 14 Tage, je nach Ausmaß der Erkrankung. Die empfohlene Dosis liegt bei zwei Mal 250 Milligramm Clarithromycin pro Tag. Bei Bedarf kann die Dosis vom Arzt allerdings auch um das Doppelte gesteigert werden. Bessern sich die Beschwerden, muss Clarithromycin dennoch bis zum Ende der vorgeschriebenen Therapie eingenommen werden, um möglichen Rückfällen entgegenzuwirken.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei einigen Patienten kann es durch die Einnahme von Clarithromycin zu unangenehmen Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören hauptsächlich vorübergehende Verfärbungen der Zunge, Störungen des Geruchssinns, Geschmacksstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Beschwerden wie Magendruck, Blähungen oder Bauchschmerzen, Kopfschmerzen sowie ein Pilzbefall im Mund.

Als gelegentliche Nebeneffekte gelten zeitweiliger Hörverlust, Tinnitus, Nesselsucht, Juckreiz, Hautausschläge, Gelenkschwellungen, Schwellungen im Gesicht, Störungen der Leberfunktion, Gelbsucht (Ikterus), Gallenstau und Krampfanfälle.

Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich sind darauf zurückzuführen, dass auch nützliche Darmbakterien von Clarithromycin beeinträchtigt werden. Dadurch kann es zu Verdauungsproblemen kommen.

Von der Anwendung Clarithromycins ist abzusehen, wenn der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Makrolidantibiotika leidet. Nicht gestattet ist zudem die Einnahme des Mittels im Falle eines niedrigen Kaliumspiegels. Ansonsten besteht die Gefahr von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Gleiches gilt für eine verlangsamte Erregungsrückbildung am Herzen.

Auch in der Schwangerschaft darf Clarithromycin nur mit Erlaubnis des Arztes eingenommen werden. Denn es ließ sich die Unbedenklichkeit des Antibiotikums in der Schwangerschaft noch nicht bestätigen. In der Stillzeit kann das Mittel in die Muttermilch und damit in den Körper des Babys übergehen, was bei ihm mitunter Durchfall oder eine Darmentzündung zur Folge hat.

Die gleichzeitige Einnahme von weiteren Makrolidantibiotika und Clarithromycin führt dazu, dass der Wirkstoff in seiner Aktivität gehemmt wird. Darüber hinaus sprechen die Bakterien oftmals nicht mehr auf die eingenommenen Antibiotika an und werden resistent gegen Clarithromycin.

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