Magnetkrampftherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Magnetkrampftherapie (MKT) ist eine neue Behandlungsform gegen Depression. Sie bietet vielversprechende Heilungschancen für Patienten, bei denen sowohl Medikamente als auch psychotherapeutische Maßnahmen zu keiner Besserung geführt haben.
Bei diesem Verfahren wird über zwei kopfhörerähnliche Spulen ein starker epileptischer Krampfanfall im Kopf des Patienten ausgelöst. In dem nur einige Augenblicke dauernden Versuch wird einhundert Mal pro Sekunde ein starkes Magnetfeld aufgebaut, durch das schlagartig große Mengen von Botenstoffen und Blut auch in bislang unterversorgte Hirnbereiche geleitet werden.
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Was ist die Magnetkrampftherapie?
Damit werden nach Vermutungen von Forschern Gebiete im Gehirn erreicht, die möglicherweise Depressionen auslösen. Gleichzeitig können durch die wachstumsfördernden Signalstoffe neuronale Verbindungen stabilisiert werden, die bei psychisch kranken Menschen oftmals geschwächt sind.
Genau das ist mit Medikamenten bisher nicht möglich gewesen. Das magnetische Verfahren funktioniert ähnlich der seit den 1940er Jahren bekannten Elektrokrampftherapie, mit der durch das Aussenden starker elektrischer Impulse gleichfalls ein Schockanfall im Gehirn herbeigeführt wird. Dabei treten jedoch mehrere gravierende Nebenwirkungen wie längere Gedächtnisstörungen, vorübergehende Orientierungslosigkeit, Kopfschmerzen, Migräne, Muskelbeschwerden, Schwindel, Sprach- und Bewegungsstörungen sowie Übelkeit auf.
Bei der Magnetkrampftherapie sind diese bisher nicht beobachtet worden. Sie wird unter Vollnarkose des Patienten durchgeführt und kann bestimmte Hirnareale ganz gezielt stimulieren. Um längerfristig Wirkung zu zeigen, muss die Magnetkrampftherapie jeweils nach fünf bis sechs Monaten wiederholt werden. Bei 50 bis 60 Prozent der Personen, an denen die Magnettherapie bisher getestet wurde, waren Fortschritte im Kampf gegen die depressiven Zustände zu verzeichnen. Probanden berichteten übereinstimmend von einer aufgehellten Stimmung und erhöhtem Handlungsantrieb. Die exakten Wirkungsmechanismen der Methode sind aber noch nicht umfassend erforscht worden.
Funktion, Wirkung & Ziele
Ihnen können nun mit der Magnetkrampftherapie neue Perspektiven für die Überwindung der Depression gegeben werden. Die bisherigen Erfahrungen mit der MKT besagen, dass im sozialen und zwischenmenschlichen Verhalten der psychisch kranken Menschen spürbare Verbesserungen eintreten können. Die Erinnerungsfähigkeiten unmittelbar nach dem Erwachen aus der Narkose sind unter den MKT-Probanden signifikant besser, als sie bislang bei der Elektrokrampftherapie bekannt waren. Wissenschaftler haben außerdem herausgefunden, dass spezielle Hirngebiete depressiver Menschen in stärkerem Maße miteinander in Verbindung stehen als bei Gesunden. Diese Eigenart wird Hyperkonnektivität genannt.
Mit Hilfe der Magnetkrampftherapie kann wiederum diese unnatürlich verstärkte Kommunikation der betreffenden Hirnbereiche gedrosselt werden. In diesem Falle würde der explosionsartige Schock so etwas wie einen Kurzschluss in hyperaktiven Hirnarealen auslösen, der die Krankheit Depression möglicherweise abschwächt. Das ist vor allem für langjährig und schwer Depressionskranke von Bedeutung, die oftmals von sehr vielen und komplizierten Medikamenten gezeichnet und bereits mehrfach von schweren Manien, Psychosen und Wahnvorstellungen heimgesucht worden sind. Für suizidal gefährdete, schwerstkranke Patienten ist die Magnetkrampftherapie nicht selten die letzte Hoffnung in ihrem Leben. Ähnlich wie bei einem EKG werden einem Patienten in Vorbereitung auf die Magnetkrampfbehandlung zahlreiche Kabel am Körper befestigt.
Mit diesen Sensoren werden die Hirnströme, die Herzfrequenz und der Blutdruck gemessen. Bevor über eine Gesichtsmaske das Narkosemittel zugeführt wird, erhält der Patient eine spezielle Substanz zur Muskelentspannung. Sind die Magnetspulen am Kopf angebracht worden, dauert die eigentliche Krampftherapie nur noch rund sechs Sekunden, bis der Behandelte wieder aus der Vollnarkose erwacht. Was in dieser kurzen Zeit im Kopf vor sich geht, vergleichen Ärzte mit einem Neustart wie beim Computer. Unmittelbar nach dem epileptischen Krampfanfall im Gehirn verringert sich die übliche Hirnaktivität. Nach etwa einer Minute hat sie dann aber wieder ihren normalen Umfang erreicht.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Die entstehenden Magnetfelder haben je nach ihrer Stärke Einfluss auf die Bewegung der Atomkerne im menschlichen Körper und seinem Gewebe. Wenn der gleichmäßige Drehimpuls der Atomkerne gestört ist, kann er durch die Magnetfelder wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück versetzt werden. Die Naturheilkunde geht davon aus, dass eine veränderte Ausrichtung der Atomkerne und Teilchen im Körper zu Erkrankungen beziehungsweise Beschwerden führen kann. Die Magnetfeldtherapie vermag den Rhythmus der Teilchenbewegungen zu stabilisieren. Somit übt sie großen Einfluss auf die Selbstheilungskräfte des menschlichen Organismus aus. Zum Einsatz kommt sie beispielsweise in der Schmerzbehandlung gegen Arthrose, Rheuma, Poliomyelitis, Folgeerkrankungen von Diabetes und Migräne.
Auf schonende Weise lassen sich ebenso Infekte, Allergien und Schwächungen der Immunabwehr mit der Magnetfeldtherapie behandeln. Verbesserungen durch die Wirkung der magnetischen Felder wurden bisher gleichfalls bei Erkrankungen der Wirbelsäule, Stoffwechselleiden und Blutdruckstörungen erreicht. Bei schwerwiegenden Erkrankungen ist eine erfolgreiche Therapie allerdings an sehr starke Magnetfelder gebunden. Hier konnten grundlegende Behandlungserfolge bisher nur in einigen medizinischen Bereichen beschrieben werden. Das Magnetfeld bei der Krampftherapie im Gehirn ist 2 bis 4 Tesla stark. Im Vergleich dazu hat ein handelsüblicher Kleinmagnet die Stärke von 0,1 Tesla.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2016
- Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014