Mittagsschlaf
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein kurzer Mittagsschlaf oder Tagesschlaf erfrischt und macht leistungsfähiger. Während Kleinkinder noch ausgedehnt Mittagsschlaf halten, wird der Tagesschlaf mit zunehmendem Alter immer unwichtiger. Er kann sogar schädlich sein.
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Was ist der Mittagsschlaf?
Wie der Nachtschlaf gehört auch der Mittagsschlaf zu unserer inneren Uhr. Er wird durch Gene gesteuert und hat eine wichtige biologische Funktion. Schlafen dient der Regenerierung des Körpers. Mit zu wenig Schlaf könnten wir nicht dauerhaft existieren.
Ein Mittagsschlag ist Teil der menschlichen Natur. Nur über seine Dauer bestehen unterschiedliche Auffassungen. Ist er zu lang, kann das zu gesundheitlichen Problemen führen. Schlaf stellt sich bei jedem ganz von selbst ein und es entspricht dem Biorhythmus, zweimal pro Tag zu schlafen.
Frühaufsteher werden gegen 14:00 Uhr müde, die meisten sogar noch etwas früher, etwa um 13:00 Uhr. Das Mittagessen kann diesen Schlafimpuls verstärken und wir fühlen uns besonders schlapp. Kinder im Wachstum haben auch tagsüber ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Babys brauchen den Tagesschlaf und schlafen auch tagsüber viele Stunden.
Die Schlafdauer reduziert sich mit zunehmendem Alter. Zwar hat auch der Mittagsschlaf von Erwachsenen seine Berechtigung, doch sollte er nicht übermäßig lange dauern. Nach aktuellen Studien aus Großbritannien und den USA lässt der ausgedehnte Mittagsschlaf bei Menschen über 69 Jahren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich ansteigen.
Die nötige Schlafmenge hängt zusätzlich von der Lebensweise ab. In manchen Berufen oder Lebensphasen muss der Mensch besonders ausgeschlafen sein. Nur dann kann er auch in Gefahrensituationen schnell reagieren.
Funktion & Aufgabe
Im Schlaf wiederholen Sie das Gelernte, bis es fest verankert ist, wissen Schlafforscher. Der Mittagsschlaf hilft außerdem beim Wachsen, denn nun schüttet der kindliche Körper ein Wachstumshormon aus.
Bei Kindern kann der Mittagsschlaf eine Überreizung verhindern. Befürchtungen, dass das Kind abends nicht mehr schlafen kann, sind unangebracht. Viele Kinder schlafen mit Mittagsschlaf abends sogar besser. Dennoch reicht es aus, wenn Kinder mittags lediglich dösen.
Hat ein Erwachsener mittags ein Schlafbedürfnis, sollte er diesem nachgehen. Denn für den Körper bedeutet es Stress, gegen das Schlafbedürfnis anzukämpfen. Stress wiederum schadet der Psyche und den Organen.
Viele Menschen können in einer sehr kurzen Schlafphase tief entspannen. Eine gute Entspannung über Mittag ist genauso regenerierend wie ein längerer Mittagsschlaf. Wer nicht ausgeschlafen ist, macht Fehler am Arbeitsplatz, ist reizbar, schlecht gelaunt und neigt zu Unfällen.
Allerdings ist der ausgedehnte Mittagsschlaf weniger gesund als eine kurze, erholsame Pause. Zu viel Schlaf ist neuesten Forschungen zufolge genauso ungesund wie zu wenig Schlaf. Forschungen des California Pacific Medical Centers kamen zu dem Resultat, dass mehr als drei Stunden Mittagsschlaf in der Woche schädlich sind.
Für diese Untersuchung wurden 8.101 Amerikanerinnen sieben Jahre lang im Schlaflabor beobachtet. Vor allem Frauen, die 10 von 24 Stunden schliefen, hatten ein 59 % höheres Erkrankungsrisiko. Vermutet wird, dass eine hormonelle Umstellung der Vielschläferinnen zu einem verstärkten Appetit mit stärkerer Fetteinlagerung führte.
Die richtige Menge Schlaf hilft dagegen, vielen Krankheiten vorzubeugen. Sie kann vor Depressionen, Herzinfarkt und vor Übergewicht schützen. Ein Mittagsschlaf von etwa 20 Minuten Dauer erfrischt und führt zu neuen Kräften.
Krankheiten & Beschwerden
Ein kurzer Mittagsschlaf hat viele positive Auswirkungen, kann zum Beispiel das Risiko für Herzerkrankungen senken. Tritt tagsüber ein stark ausgeprägtes Schlafbedürfnis auf, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Es kann ein Hinweis auf eine nicht erkannte Krankheit sein.
Der Mittagsschlaf hilft hauptsächlich Berufstätigen, während es für Rentner kaum positive Auswirkungen gibt. Ab dem Alter von 69 Jahren hat der Mensch statistisch gesehen ein deutlich höheres Risiko für Herzerkrankungen, wenn er mittags regelmäßig schläft.
Ausgedehnter Mittagsschlaf kann neben Schlaflosigkeit auch die gefährliche Schlafapnoe hervorrufen. Die Atemaussetzer während der Nacht sind bedrohlich und können zum Herzstillstand führen. Nicht umsonst tragen Menschen mit Schlafapnoe nachts Sauerstoffmasken.
Zusätzlich treten bei Langschläfern häufiger chronische Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck auf. Zu diesen Erkenntnissen kam eine neuere Untersuchung der Universitäten Cambridge und Warwick, die den Schlaf von 10.000 Menschen untersuchten.
Sie konnten auch einen Zusammenhang zwischen ausgedehntem Mittagsschlaf und häufiger auftretenden Schlaganfällen in den folgenden zehn Jahren feststellen. Demnach haben Menschen mit einer Schlafdauer von mehr als acht Stunden täglich ein 46 % höheres Risiko, in der folgenden Dekade einen Schlaganfall zu erleiden. Bei Frauen betrug das Risiko sogar 80 %.
Ab einer halben Stunde Länge kann der Mittagsschlaf die innere Ruhe beeinträchtigen. Ist er zu lange, hat der Mittagsschlaf die gleichen Auswirkungen wie eine extrem lange Nachtschlafphase. Betroffene sind schlaftrunkener und es dauert wesentlich länger, zur vollen Leistungsfähigkeit zurückzukommen.
Quellen
- Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
- Staedt, J., Riemann, D.: Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2006
- Stuck, B., Maurer, J., Schredl M., Wees H.-G.: Praxis der Schlafmedizin. Springer, Heidelberg 2009