Musculus latissimus dorsi

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Musculus latissimus dorsi

Der Musculus latissimus dorsi ist ein quergestreifter Skelettmuskel der sekundären Rückenmuskulatur, der den größten Muskel im menschlichen Körper ausmacht. Die Aufgaben des Rückenmuskels liegen in der Adduktion, Innenrotation sowie Retroversion der Arme. Schädigungen des Nervus thoracodorsalis können den Muskel lähmen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist dre Musculus latissimus dorsi?

Skelettmuskeln zählen zur willkürlichen Muskulatur. Damit sind Willkürbewegungen ihre Aufgabe. Der Musculus latissimus dorsi ist an der rückseitigen Drehung des Arms bei nach außen weisenden Handflächen beteiligt.
© bilderzwerg – stock.adobe.com

Die Rückenmuskulatur besteht aus autochthoner und sekundärer Muskulatur. Zur sekundären Rückenmuskulatur zählen unterschiedliche Skelettmuskeln, so unter anderem der Musculus latissimus dorsi. In der wörtlichen Übersetzung bedeutet die lateinische Bezeichnung so viel wie "breitester Rückenmuskel". In der deutschen Fachliteratur ist bei dem Muskel teilweise vom großen Rückenmuskel die Rede.

Der Muskel wirkt aus der dorsalen Richtung auf den Schultergürtel ein und entspricht einem oberflächlich am Rücken gelegenen Muskel. Flächenmäßig handelt es sich beim Musculus latissimus dorsi um den größten Skelettmuskel im menschlichen Körper. Die Struktur reicht über die ganze Länge der Wirbelsäule. In seinem Verlauf am oberen Beckenrand werden Teile des Muskels vom Trapezmuskel überdeckt, dessen Antagonist er ist. Im menschlichen Körper zählen vier unterschiedliche Teile zu der muskulären Struktur: der Pars vertebralis, der Pars costalis, der Pars iliaca und der Pars scapularis.

Motorisch nnerviert wird der Muskel durch den Nervus thoracodorsalis, der aus dem Pars infraclavicularis des Plexus brachialis und somit aus den Segmenten C6 bis C8 stammt. Wie alle anderen Skelettmuskeln trägt der Musculus latissimus dorsi ein quergestreiftes Muster und wird deshalb der quergestreiften Muskulatur zugeordnet.

Anatomie & Aufbau

Die quergestreiften Muskeln bestehen aus homogenen Funktionseinheiten geringer Größe, die als Sarkomere bekannt sind. Diese Sarkomere sind aus den Myofilamenten Myosin und Aktin aufgebaut, die einander anteilsweise überlappen. Die quergestreifte Gestalt liegt an hellen I-Banden aus Aktin und dunklen A-Banden aus Myosin.

Der Musculus latissimus dorsi nimmt am Rumpf seinen Ursprung und zieht vom Kreuz- und Darmbein aus über die Dornfortsätze der Brust- und Lendenwirbel. Der Skelettmuskel entspringt weiträumig und umfasst als Ursprungsstellen auch das Ligamentum supraspinale, die Fascia thoracolumbalis, die neunte bis zwölfte Rippe das Os sacrum und das Crista iliaca am Os ilium. Von den Ursprungsflächen aus ziehen die Fasern nach kranial und lateral, um am Sulcus intertubercularis des Oberarmknochens in unmittelbarer Nachbarschaft des Musculus teres major anzusetzen.

Durch die Achselhöhle zieht der Skelettmuskel bis zum Oberarm und bildet ein charakteristisches Muster mit dem vorderen Sägezahnmuskel. Auf der Innenseite der muskulären Struktur verlaufen die Arteria thoracodorsalis, die Vena thoracodorsalis und der Nervus thoracodorsalis.

Funktion & Aufgaben

Skelettmuskeln zählen zur willkürlichen Muskulatur. Damit sind Willkürbewegungen ihre Aufgabe. Der Musculus latissimus dorsi ist an der rückseitigen Drehung des Arms bei nach außen weisenden Handflächen beteiligt. Diese Funktion hat dem Muskel im Volksmund den Namen "Schürzenbindermuskel“ gegeben.

Seine Hauptwirkung entfaltet der Skelettmuskel bei angehobenem Arm. Aus dieser Position heraus kann er den Arm senken und gleichzeitig den Rumpf aufwärts bewegen. Diese Bewegungsform ist zum Beispiel für Sportübungen wie Klimmzügen relevant. Gemeinsam mit dem Musculus teres major bildet der Musculus latissimus dorsi die hintere Falte der Achsel. Der Skelettmuskel ist außerdem ein Synergist bei der Extension (Streckung) und Lateralflexion (Seitwärtsbeugung) der Lendenwirbelsäule. Bei fixiertem Arm zieht der Musculus latissimus dorsi außerdem den Oberkörper an den Arm heran. Für Bewegungsformen wie das Klettern oder Rudern ist er ein entsprechend wichtiger Muskel. Darüber hinaus wird der Skelettmuskel zur Atemhilfsmuskulatur gezählt.

In diesem Zusammenhang hilft die Kontraktion seiner vorderen Fasern bei der gepressten Ausatmung. Die hinteren Fasern helfen dagegen bei der forcierten Einatmung. Teilweise ist bei dem Muskel auch vom Hustenmuskel die Rede, da die muskuläre Struktur bei heftigen Atmenbewegungen die Lungenleerung unterstützt. Als Skelettmuskel ist der Musculus latissimus dorsi mit einer sogenannten motorischen Endplatte ausgestattet, über den ihn Befehle aus dem Zentralnervensystem erreichen. Diese Befehle werden in Form von bioelektrischer Erregung über den absteigend motorischen Nervus thoracodorsalis auf die motorische Endplatte und von dort aus auf die Muskelfasern übertragen.


Krankheiten

Aufgrund seiner Flächigkeit spielt der Musculus latissimus dorsi als Gewebespender für die plastische Chirurgie eine Rolle. Lappen des Skelettmuskels werden häufig als autologe Transplantate verwendet und helfen der rekonstruktiven Chirurgie bei der Defektdeckung nach schwereren Verletzungen und Tumorentfernungen. Der Muskel kann allerdings auch pathologische Relevanz gewinnen.

Das ist zum Beispiel bei der Bursitis der Fall, bei einer Schleimbeutelentzündung der Bursa subtendinea musculi latissimi dorsi. Dieser Schleimbeutel liegt unmittelbar an der Vereinigungsstelle von Musculus latissimus dorsi und Musculus teres major. Das Phänomen der Schleimbeutelentzündung kann in dieser Region mit Fehlbelastungen des Musculus latissimus dorsi in ursächlichem Zusammenhang stehen. Auch Infektionen sind eine verbreitete Ursache. Meist äußerst sich die Schleimbeutelentzündung in diesem Bereich durch starke Schmerzen, die belastungsbedingt zunächst vor allem bei Bewegungsformen wie dem Schwimmen, dem Holzhacken oder anderen Kontraktionen des Musculus latissimus dorsi auftreten.

Wie alle anderen Muskeln des Körpers kann der Skelettmuskel unter bestimmten Umständen von Lähmungen betroffen sein. Vor allem entzündliche, traumatische oder kompressionsbedingte Schädigungen des versorgenden Nervus thoracodorsalis rufen Paresen der Struktur hervor. Symptomatischer Weise verschmälert sich der Muskel bei anhaltender Lähmung. Die hintere Achselfalte nimmt ab. Außerdem steht Patienten mit einer Lähmung des Musculus latissimus dorsi meist der Angulus inferior der Skapula ab. Abhängig von dem Schweregrad der Nervenverletzung haben die Betroffenen Schwierigkeiten, den Arm gegen Widerstand nach unten vorne zu drücken.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
  • Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018

Das könnte Sie auch interessieren