Muskelkrämpfe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Laut Definition versteht sich unter Muskelkrämpfen (spez. Spasmus) ein ungewolltes und zugleich unvermeidliches, dauerhaftes Zusammenziehen eines Muskels, oder einer Muskelgruppe, welches mit starken Schmerzen und einer eingeschränkten Bewegbarkeit des krampfenden Körperteils einhergeht.
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Was sind Muskelkrämpfe?
Muskelkrämpfe können spontan in Ruhe, oder nach intensiver Muskelanstrengung entstehen. Am häufigsten davon betroffen sind die Wade, der Oberschenkel, oder die Handmuskulatur, wobei zu den häufigsten Ursachen ein Magnesiummangel im Körper, oder ein Calciummangel im Blut zählen.
Unter der Tetanie, welche durch den besagten Calciummangel im Blut ausgelöst wird, handelt es sich um eine solche krampfartige Störung der Motorik, die sich in einem Kribbeln (als Zeichen einer Überregbarkeit der Nerven und Muskeln), oder in einem schmerzhaften Krampf äußern kann. Bei einem Muskelkrampf fehlt es dem menschlichen Körper an ausreichend Magnesium, um der ungewollten Kontraktion entgegenzuwirken.
Ursachen
Muskelkrämpfe entstehen meist durch eine Überanstrengung, wie es beispielsweise beim Sport der Fall ist, oder durch einen Magnesiummangel. Sportlich bedingt kann ergänzend gesagt, auch ein Kochsalzmangel, oder ein allgemeiner Flüssigkeitsmangel zu einem Muskelkrampf führen.
Hinzu kommen, als mögliche Ursachen, das Tragen von zu engen Strümpfen und/oder Schuhen, das Vorhandensein von Krampfadern, Kälte, oder ein Kaliummangel (beispielsweise hervorgerufen durch übermäßiges Schwitzen).
Krankheitsbedingt können bei Diabetespatienten, bei Menschen mit Kreislaufstörungen, oder beim Vorhandensein einer Nervenkrankheit gehäuft Muskelkrämpfe auftreten.
Wissenschaftlich diskutiert werden gegenwärtig der Einfluss von Alkohol und die Einnahme bestimmter Medikamente als Auslöser.
Krankheiten mit diesem Symptom
Verlauf
Bei einem Magnesiummangel wird der Kalium-Rücktransport in die Zelle unterbrochen. Dieser ist jedoch wichtig, um die elektrische Erregung und den Einstrom von Calcium-Ionen in die kleinste Einheit der Muskulatur, dem Sarkomer, zu beenden. Verläuft dies nicht reibungslos, kann ein Muskelkrampf, also eine andauernde Muskelkontraktion, entstehen.
Dieser äußert sich in einem plötzlich auftretenden, heftigen Muskelschmerz. Hierbei kommt es gelegentlich zu einem Taubheitsgefühl und einer eingeschränkten Beweglichkeit im verkrampften Körperteil, sowie zu einer Verhärtung und eventuellen Anschwellung des Muskels.
Normalerweise geht dieser jedoch schnell wieder vorbei. Der ausgelöste Schmerz kann den Krampf allerdings überdauern. Am meisten beansprucht werden beim Sport die Fuß- und Unterschenkelmuskulatur und die Handmuskulatur beim Schreiben. Auf Grund dessen treten dort am häufigsten Muskelkrämpfe auf (gleiches gilt für unsportlichere Personen).
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Muskelkrämpfe, die auf einen kurzfristigen Magnesiummangel oder eine Durchfallerkrankung zurückgehen, sind meistens nicht behandlungsbedürftig. Oft manifestieren sich die Krämpfe in den Wadenmuskeln, gelegentlich aber auch in den Füßen oder der seitlichen Rückenmuskulatur. Treten die Muskelkrämpfe nur gelegentlich auf, muss der Betroffene nicht zum Arzt gehen.
Anders ist es aber, wenn der Patient häufig an Muskelkrämpfen leidet. Ist er sportlich tätig, können die Muskelkrämpfe auf falsche Belastungen oder nicht ausreichende Aufwärmübungen der Muskeln hinweisen. Um die Ursache der Krämpfe abzuklären, ist ein Besuch beim Sportfacharzt sinnvoll. Dieser kann auch Fragen zu Ernährungsgewohnheiten stellen. Muskelkrämpfe können bei Sportlern wie bei älteren Menschen als Folge von Dehydrierung und starkem Schwitzen auftreten. Ein vorübergehender Mangel an Flüssigkeit und Mineralsalzen kann leicht selbst ausgeglichen werden.
Der Arztbesuch ist angeraten, wenn durch häufige Muskelkrämpfe Leidensdruck entsteht. Die Betroffenen sollten auf Begleitsymptome achten. Bei Kopf- und Rückenschmerzen, Nachtschweiß oder einem Schwächegefühl im ganzen Muskelapparat ist der Arztbesuch angeraten. Gleiches gilt, wenn es zu Gang- oder Bewegungsunsicherheiten oder Abgeschlagenheit und Müdigkeit kommt. Da Muskelkrämpfe als Begleiterscheinung von hohem Blutdruck, Diabetes Typ 2 oder einer Nierenerkrankung auftreten können, sind sie ein ernst zu nehmendes Symptom. Unter Umständen zeigen sie eine noch nicht erkannte Erkrankung wie eine arterielle Durchblutungsstörung an.
Behandlung & Therapie
Da die Ursachen für Muskelkrämpfe jedoch noch nicht vollständig von der Wissenschaft geklärt werden konnten und wahrscheinlich mehrere Faktoren bei einem Muskelkrampf zusammenkommen, steht derzeit keine ursächliche Behandlung zur Verfügung. Es können lediglich die Symptome behandelt und dem Muskelkrampf vorgebeugt werden.
Beim Auftreten eines Muskelkrampfes sollte die ausgeführte Bewegung sofort abgebrochen werden und der Muskel entweder gedehnt, oder aktiv entspannt werden. Ebenso wirksam sind leichte Massagen, sowie das Einreiben bestimmter Salben und Cremes. Erst nach Auflösung des Krampfes sollte mit der Bewegung fortgefahren werden.
Im Sport sollte zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr nach einem Krampf geachtet werden. Sollte es der Fall sein, dass vermehrt weitere Muskelkrämpfe auftreten, muss ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache zu klären. Dieser wird gegebenenfalls Krankengymnastik, oder in seltenen Fällen eine Therapie mit muskellockernden und entzündungshemmenden Medikamenten verordnen.
Aussicht & Prognose
Muskelkrämpfe in den Beinen oder im Rücken können sich dramatisch anfühlen. Sie sind aber häufig auf einen momentanen Mangel oder Mehrverbrauch an Magnesium zurückzuführen. Vor und nach sportlichen Anstrengungen, bei Dehydrierung oder bei starkem Stress kann es daher sinnvoll sein, vorbeugend Magnesium und Calcium zuzuführen. Im akuten Fall besteht die Aussicht, die Muskelkrämpfe durch eine schnelle Mineralstoffversorgung schnell wieder loszuwerden.
Deutlich schlechter ist die Prognose aber, wenn es sich bei den Muskelkrämpfen um die Auswirkungen einer schweren Erkrankung handelt. Infrage kommen beispielsweise eine Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder ein zerebraler Krampfanfall. Auch bei hormonellen Störungen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes können als Folgeerscheinung Muskelkrämpfe entstehen. Wer Abführ- oder Entwässerungsmittel (Diuretika), Medikamente gegen Bluthochdruck oder ähnliche Präparate einnimmt, sollte die Mineralstoffversorgung ebenfalls vorbeugend verbessern.
Wie die Prognose bei Muskelkrämpfen im einzelnen aussieht, ist immer von der zugrunde liegenden Erkrankung abgängig. Ein ausgeglichener Elektrolythaushalt spielt eine zentrale Rolle bei der Unterbindung von Muskelkrämpfen. Treten trotz einer regelmäßigen Zufuhr von Elektrolyten bzw. Mineralstoffen Muskelkrämpfe auf, sollte der Betroffene an eine internistische oder neurologische Erkrankung denken. In diesem Fall sind es vermutlich keine idiopathischen oder paraphysiologischen Muskelkrämpfe, sondern wahrscheinlich symptomatische. Das verschlechtert die Prognose bezüglich der Muskelkrämpfe zumindest solange, wie die Grunderkrankung unbehandelt bleibt.
Vorbeugung
Einem Muskelkrampf kann durch eine ausreichende Flüssigkeits- und Magnesiumzufuhr vorgebeugt werden. Magnesium kann in Form von Tabletten, welche rezeptfrei in Online Apotheken und Drogeriemärkten erworben werden können, oder mit der Nahrung, aufgenommen werden. Magnesiumreiche Lebensmittel sind unter anderem Nüsse, Spinat und Vollkornprodukte.
Vor dem Sport sollte sich zudem ausreichend aufgewärmt werden. Durchblutungsfördernde Maßnahmen wie Gymnastik und Wechselbäder, können sich ebenso positiv auswirken.
Weiterhin ist es ratsam, den täglichen Alkohol- und Kaffeegenuss zu reduzieren und Überbelastungen, gerade in der Anfangsphase eines Trainings, zu vermeiden. Beim Sport wirkt sich ein ausreichendes Dehnen nach dem Training regenerationsfördernd aus.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass unter einem Muskelkrampf sich das ungewollte Zusammenziehen eines bestimmten Muskels, welches mit teils starken Schmerzen und Unbeweglichkeit des betreffenden Körperteils einhergeht, versteht. Diesem kann in Eigenregie gut vorgebeugt werden und bedarf nur in den seltensten Fällen einer ärztlichen Behandlung, oder einer medikamentösen Therapie.
↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Krämpfe
Das können Sie selbst tun
Bei Muskelkrämpfen muss nicht immer ein Arzt aufgesucht werden. Bei akuten Krämpfen hilft oft bereits ein warmes Bad oder eine heiße Dusche. Ein heißer Waschlappen erfüllt einen ähnlichen Effekt und regt die Durchblutung an, wodurch der Krampf gelockert wird. Auch eine Massage kann bei einem akuten Muskelkrampf die ersehnte Linderung bringen.
Schwere Krämpfe lassen sich lindern, indem mit dem Daumen zwei bis dreimal für etwa zehn Sekunden auf den Krampfpunkt gedrückt wird. Gegendehnen ist ein wirksames Mittel gegen leichte Krämpfe in den Waden und den Oberschenkeln. Bei schweren Krämpfen heißt es dagegen, die Muskeln für einige Stunden zu schonen. Es empfiehlt sich außerdem viel zu trinken, denn oftmals liegt die Ursache für einen Muskelkrampf in einem Flüssigkeits- oder Mineralstoffmangel.
Der Verzehr von Vollkornprodukten, Nüssen oder Gemüse versorgt die Muskeln mit dem benötigten Magnesium und Kalium. Daneben helfen alternative Heilmittel. Ölmischungen aus Wintergrünöl und Pflanzenöl steigern die Durchblutung und lindern Krämpfe in den Waden. Krämpfe in den Beinen lassen sich mit Toni-Wasser lindern. Chronische oder besonders schwere Muskelkrämpfe, die sich durch erwähnte Maßnahmen nicht lindern lassen, sollten mit einem Arzt besprochen werden.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Imhoff, A.B., Baumgarten, R., Linke, R.D.: Checkliste Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2014
- Silbernagel, S., Despopoulos, A.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2012