Mycoplasma fermentans

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mycoplasma fermentans ist ein parasitäres Kleinstlebewesen in Form einer Bakterie, das bereits in verschiedenen Regionen des menschlichen Körpers nachgewiesen wurde. Es gehört zur Klasse der Mollicutes, speziell zur Familie der Mycoplasmataceae.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mycoplasma fermentans?

Hauptkennzeichen des Mycoplasma fermentans ist die fehlende Zellwand. Das Bakterium ist lediglich von einer Lipoproteinmembran umgeben und daher auch nicht mit der klassischen Gram-Färbung für die Darstellung in der Lichtmikroskopie anfärbbar.
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Erstmals entdeckt wurde Mycoplasma fermentans 1952 von Ruiter und Wentholt bei der Untersuchung einer Genitalinfektion. Zwei Jahre später konnte es erneut durch Edward nachgewiesen werden, der dem Bakterium 1955 seinen heutigen Namen verlieh. Seither sind vier verschiedene Stämme der Spezies eingehend untersucht und charakterisiert worden.

Mycoplasma fermentans lebt als Parasit im menschlichen Körper, der für ihn als alleiniger Wirt und somit als Nahrungsquelle für Cholesterin, Zucker und verschiedene Aminosäuren fungiert. Da eine krankheitserregende Wirkung des Bakteriums bisher noch umstritten ist, wird Mycoplasma fermentans zum Teil auch nur als Kommensale beziehungsweise Paraphage bezeichnet – Lebensformen, die zwar auf Kosten ihres Wirts leben, diesem im Gegenzug aber nicht schaden.

Primärer Lebensraum von Mycoplasma fermentans ist der Genitalbereich, wo es sich an die Oberfläche von Zellen aus dem Epithel, einem Grundgewebe ohne Blutgefäße, anheftet. Darüber hinaus ist sein Auftreten in Atem- und Harnwegen bestätigt.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Hauptkennzeichen des Mycoplasma fermentans ist die fehlende Zellwand. Das Bakterium ist lediglich von einer Lipoproteinmembran umgeben und daher auch nicht mit der klassischen Gram-Färbung für die Darstellung in der Lichtmikroskopie anfärbbar. Gleichermaßen nicht vorhanden ist die bei Bakterien sonst häufig auftauchende Polymerkapsel aus Zucker oder Aminosäuren. Sie dient üblicherweise zum Schutz gegen das menschliche Immunsystem. Sporen bildet Mycoplasma fermentans ebenfalls nicht, wodurch auch hierbei keine, oftmals sonst sehr dicke Sporenwand zum Schutz entstehen kann. Die osmotische Resistenz des Bakteriums ist daher recht gering.

Aufgrund der fehlenden Zellwände sind die heutzutage gern eingesetzten Penicilline gegenüber Mycoplasma fermentans unwirksam, denn die Antibiotika sind ausschließlich darauf ausgelegt, die Synthese der bakteriellen Zellwände zu blockieren. Gleiches gilt auch für das im Körper vorkommende Enzym Lysozym, dass durch den Abbau von Zellwänden krankheitserregender Bakterien eine Rolle im menschlichen Immunsystem spielt. Wirksam eingesetzt werden können hingegen sogenannte Makrolide, die die Proteinbiosynthese des Bakteriums stören und so sein Wachstum hemmen. Eine Alternative hierzu stellen auch Chinolone dar, die das Bakteriengenom angreifenden.

Mycoplasma fermentans zählt mit einer Größe von nur 0,1 bis 0,6 Mikrometern zu den kleinsten Bakterien, die zu einer selbstständigen Vermehrung fähig sind. Es verfügt über einen aktiven Stoffwechsel und ist nachweisbar in der Lage Zucker, wie Glukose oder Fruktose, aber auch verschiedene Aminosäuren mittels Enzymen umzuwandeln beziehungsweise zu fermentieren. Zu einigen Stoffwechselvorgängen ist Mycoplasma fermentans allerdings nicht in der Lage. Beispiel hierfür ist die fehlende Cholesterinbiosynthese und die daraus resultierende Notwendigkeit der Aufnahme von Cholesterin aus der Nahrung.

Mycoplasma fermentans weist sowohl eine RNS als auch eine DNS auf, wobei das Genom indes sehr klein ist. Es zeigt sich in kreisrunder Form und ist mittlerweile in seiner Gesamtheit vollständig bekannt. Insgesamt sind etwas mehr als eine Million Basenpaare vorhanden.

Zur Anhaftung an die Epithelzellen des Menschen verfügt Mycoplasma fermentans über besondere Oberflächenmoleküle. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um die sonst bei Bakterien üblichen fadenförmigen Fortsätze (Pili). Für das anschließende Wachstum ist kein Sauerstoff notwendig. Mycoplasma fermentans ist jedoch fakultativ anaerob, also in der Lage, auch bei Vorhandensein von Sauerstoff zu wachsen. Als ideale Wachstumsbedingung ist eine Temperatur von 37 Grad Celsius nachgewiesen. Diesbezüglich ist das Bakterium somit optimal an das Leben im Menschen angepasst.


Krankheiten & Beschwerden

Dass es sich bei Mycoplasma fermentans um keinen Symbionten handelt, sondern um einen einseitigen Nutznießer mit dem Menschen als Wirtsorganismus haben bisherige Untersuchungen ergeben. Inwieweit das Bakterium jedoch eine pathogene, sprich krankheitserregende Wirkung aufweist, ist bisher noch ungeklärt. Mehrere Studien wurden diesbezüglich bereits durchgeführt, allerdings brachten sie keinen eindeutigen Beweis für den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Mycoplasma fermentans und bestimmten Erkrankungen hervor. Weitere Untersuchungen dieser Art blieben bisher aus, wodurch die Bedeutung dieses Bakteriums im menschlichen Körper weiterhin ungewiss bleibt.

Dennoch wird Mycoplasma fermentans nach wie vor bei pathologischen Untersuchungen bestimmter Erkrankungen nachgewiesen und folglich mit diesen in Verbindung gebracht. Dabei macht das Bakterium den Anschein, als eine Art Stütze für den eigentlichen Krankheitserreger zu dienen. Häufig ist diesbezüglich von einer Co-Infektion oder auch einer Kopplung mit einer anderen Infektion die Rede, so dass eine Verstärkung respektive eine Beschleunigung des Infektverlaufs hervorgerufen wird.

Hauptsächlich wird Mycoplasma fermentans mit HIV-Infektionen in Zusammenhang gebracht, da Autopsien das gleichzeitige Vorkommen des Bakteriums bereits belegt haben. Aber auch zu bestimmten Atemwegserkrankungen, rheumatischen Beschwerden oder Arthritis soll es einen Bezug geben.

Oftmals werden als Symptome einer möglichen Entzündung durch Mycoplasma fermentans Müdigkeit und Muskelschmerzen genannt. Eine Verbindung zu Erkrankungen wie der Fibromyalgie oder dem Chronischen Erschöpfungssyndrom, kurz CFS, liegt somit nahe, ist aber nicht erwiesen. Selbst bei Entzündungen im bevorzugten Lebensraum, dem Genitalbereich, ist bisher kein Nachweis als Verursacher erbracht.

Quellen

  • Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015

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