Myoglobinurie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Myoglobinurie stellt eine erhöhte Konzentration von Myoglobin im Urin dar und ist ein charakteristischer Parameter für eine Myoglobinämie. Stark erhöhte Myoglobinkonzentrationen im Urin können die Nieren schädigen. Ursache der Myoglobinurie ist der verstärkte Abbau von Muskelzellen im Rahmen verschiedener Erkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Myoglobinurie?

Die Myoglobinurie ist ein Symptom einer zugrunde liegenden Auflösung der quer gestreiften Muskulatur. Sie stellt einen sensitiven Indikator für eine Myoglobinämie dar.
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Der Begriff Myoglobinurie kennzeichnet eine erhöhte Konzentration von Myoglobin im Urin. Myoglobin ist ein Globin, welches ähnlich dem Hämoglobin im Blut für den Transport von Sauerstoff innerhalb der Muskelzellen verantwortlich ist. Strukturell ähnelt es auch dem Hämoglobin. Es übernimmt den Sauerstoff des Hämoglobins aus dem Blut und transportiert diesen in das Innere der Muskelzelle zu den Mitochondrien.

Dort finden dann mithilfe des abgegebenen Sauerstoffs Verbrennungsprozesse zur Energiegewinnung statt. Myoglobin stellt ein einkettiges Protein dar, welches aus 153 Aminosäuren besteht. Es besitzt aufgrund seiner Struktur wie Hämoglobin die Fähigkeit, Sauerstoff reversibel zu binden und wieder abzugeben. Seine Molekülmasse ist mit 17.053 Dalton ziemlich klein, sodass es bei Freisetzung leicht über die Nieren ausgeschieden werden kann.

Myoglobin kommt nur in den Skelett- und Herzmuskelzellen von Säugetieren vor. Bei einem verstärkten Abbau von Muskelzellen wird es freigesetzt und kann dann zu einer Myoglobinämie (erhöhte Konzentration von Myoglobin im Blut) und Myoglobinurie führen. Die Zersetzung der Herz- und Skelettmuskulatur wird auch als Rhabdomyolyse bezeichnet. Eine Rhabdomyolyse kann verschiedene Ursachen haben. Die daraus resultierende stark erhöhte Konzentration an Myoglobin im Urin kann zur Schädigung der Nieren führen und muss daher behandelt werden.

Ursachen

Wie bereits erwähnt, ist die Ursache einer Myoglobinurie der verstärkte Abbau von Muskelzellen, wobei die einkettigen Proteinmoleküle zunächst ins Blut und von dort in den Urin gelangen. Der Muskelabbau oder die Rhabdomyolyse kann aber wiederum verschiedene Ursachen haben. Dabei wird zunächst zwischen traumatischen und nichttraumatischen Gründen unterschieden.

Als traumatische Ursachen gelten Muskelverletzungen, die durch Einwirkung von außen hervorgerufen werden. So können sich durch einen Unfall verletzte Muskelfasern auflösen und das sogenannte Cush-Syndrom auslösen. Im Rahmen des Cush-Syndroms steigen die Myoglobinwerte in Blut und Urin so stark an, dass es zu Leber- und Nierenversagen kommen kann.

Verletzungen und Auflösungen von Muskelzellen können sich auch nach Elektroschocks, Krampfanfällen, Operationen, bei hohem Druck auf die Muskulatur oder bei langem Liegen einstellen. Zu den nichttraumatischen Ursachen von Muskelauflösungen zählen unter anderem Herzinfarkt, bestimmte Virusinfektionen, Elektrolytstörungen, Hyperthermie, Alkoholexzesse, Vergiftungen mit Medikamenten und Drogen.

Auch Muskelentzündungen, Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Hormonstörungen, Bluterkrankungen sowie Schlangen- oder Pilzvergiftungen. Die gefährlichste Komplikation der Rhabdomyolyse und der daraus folgenden Myoglobinurie ist das Nierenversagen.

Myoglobin kann auf dreierlei Weise zur Nierenschädigung führen. Das Häm kann Urinsedimente bilden und die Nierentubuli damit verstopfen. Des Weiteren sind Schädigungen der Tubuluszellen durch freigesetztes Eisen möglich. Schließlich führt die Flüssigkeitsverschiebung in den geschädigten Muskel zu einer Minderdurchblutung der Nieren.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Die Myoglobinurie ist ein Symptom einer zugrunde liegenden Auflösung der quer gestreiften Muskulatur. Sie stellt einen sensitiven Indikator für eine Myoglobinämie dar. Erkennbar ist sie an einer rotbraunen Verfärbung des Urins. In schweren Fällen kann die Myoglobinurie Ausgangspunkt für eine umfassende Nierenschädigung sein.

Das trifft unter anderem auf das sogenannte Cush-Syndrom zu. Dem Cush-Syndrom liegt eine schwere Verletzung der Skelettmuskulatur im Rahmen eines Unfalls zugrunde. Dabei kommt es zum Absterben der Muskelzellen, was sowohl eine Myoglobinämie als auch eine Myoglobinurie zur Folge hat. Beim Cush-Syndrom kommt es zum fulminanten Nieren- und Leberversagen.

Es wird auch von der sogenannten Cush-Niere gesprochen. Das Nierengewebe geht durch nekrotische Vorgänge zugrunde. Ohne Behandlung führt die äußerst schwere Komplikation schnell zum Tod. Auch bei leichteren Formen der Myoglobinurie können sich langfristig Nierenschäden einstellen. Daher sollte im Rahmen einer Therapie die Konzentration an Myoglobin im Urin gesenkt werden.

Zur Diagnostik einer Myoglobinurie werden Laboruntersuchungen des Urins und des Blutes durchgeführt. Der Urin färbt sich rotbraun. Die zugrunde liegende Rhabdomyolyse wird durch erhöhte Werte von Creatin-Kinase (CK) und Laktatdehydrogenase (LDH) im Blut festgestellt. Des Weiteren werden im Blut auch erhöhte Konzentrationen von Myoglobin gemessen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Myoglobinurie muss durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. Falls es nicht zu einer Behandlung kommt, können im schlimmsten Fall die Nieren beschädigt werden. Diese Schädigungen sind in der Regel irreversibel und der Betroffene ist dann auf eine Dialyse oder auf ein Spenderorgan angewiesen, um weiterhin zu überleben.

Die Beschwerden der Myoglobinurie werden durch einen rot gefärbten Urin sichtbar. Sollte es zu dieser Beschwerde kommen, so muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Vor allem nach einem Unfall kann es zu Schäden am Skelett des Betroffenen kommen, die die Myoglobinurie zur Folge haben. Sollte der Patient vorher auch einen Unfall erlitten haben, so ist eine medizinische Behandlung ebenfalls notwendig. Meistens kommt es dabei auch zu Fieber und zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl des Patienten. Sollte es weiterhin auch zu Beschwerden an der Leber kommen, so kann die Krankheit schon weiter fortgeschritten sein. In diesem Fall ist eine dringende Behandlung durch einen Arzt notwendig.

Behandlung & Therapie

Es gibt für die Myoglobinurie ansonsten keine ursächliche Therapie. So wird immer versucht, die auslösenden Faktoren für die Muskelauflösung zu unterbinden. Zur Verhinderung einer Nierenschädigung müssen jedoch Maßnahmen zur Verringerung der Myoglobinkonzentration im Urin getroffen werden. Das kann mit einer forcierten Diurese erreicht werden.

Bei der Diurese wird die Urinausscheidung über die Nieren verstärkt. Dazu werden unter anderem harntreibende Mittel verabreicht. Der Patient bekommt Infusionen, die sogenannte Schleifendiuretika enthalten. Schleifendiuretika stellen harntreibende Medikamente dar, die direkt an der Henleschen Schleife der Nieren wirken.

Sie sorgen für die beschleunigte Ausscheidung und Verdünnung von Myoglobin im Urin. Um ein Ausfallen des Myoglobins zu verhindern, wird außerdem der Urin alkalisch gemacht. In sehr schweren Fällen muss das Blut durch Dialyse von Myoglobin gereinigt werden.

Aussicht & Prognose

Durch die unbehandelte Myoglobinurie kann es zu starken Schädigungen der Nieren kommen. Diese sind in der Regel nicht reversibel, sodass für den Patienten schwere Komplikationen entstehen können. Ebenso kommt es zu starken Verletzungen oder Beschädigungen der Skelettmuskulatur durch den Abbau von Muskeln.

In einigen Fällen kann auch die Leber von der Myoglobinurie betroffen sein und beschädigt werden. Die Komplikationen an den Nieren können im schlimmsten Fall zum Tod führen, wenn keine Behandlung stattfindet. Um die Erkrankungen an den Nieren zu behandeln und den Abbau der Muskulatur zu stoppen, werden in der Regel Medikamente eingesetzt.

Da die Ursachen für die Myoglobinurie relativ vielfältig sind, kann hierbei keine allgemeine Prognose über den Erfolg dieser Erkrankung gegeben werden. Falls es durch den übermäßigen Konsum von Alkohol oder anderen Drogen dazu gekommen ist, müssen die Suchtmittel abgesetzt oder ein Entzug durchgeführt werden.

Durch die Myoglobinurie kommt es in vielen Fällen auch zu Entzündungen an den Muskeln und zu Stoffwechselerkrankungen.


Vorbeugung

Da die Myoglobinurie durch vielfältige Ursachen hervorgerufen werden kann, gibt es zu ihrer Vorbeugung keine allgemeingültigen Empfehlungen. Eine gesunde Lebensweise kann allerdings das Risiko für eine Erkrankung verringern. Dazu gehört unter anderem der Verzicht auf eine übermäßige Anwendung von Medikamenten, Drogen oder Alkohol. Aber auch die Stärkung des Immunsystems trägt zur Senkung des Risikos für auslösende Infektionskrankheiten bei.

Das können Sie selbst tun

Eine Myoglobinurie sollte in jedem Fall zuerst medizinisch abgeklärt werden. Begleitend zur ärztlichen Behandlung können die Beschwerden und Symptome durch verschiedene Hausmittel und Selbsthilfe-Tipps behandelt werden.

So können ergänzend zur medizinischen Diurese harntreibende Präparate und Pflanzen eingenommen werden, um die Myoglobinkonzentration im Urin zu regulieren. Eine harntreibende Wirkung wird etwa dem Löwenzahn und der Klettenwurzel nachgesagt. Beide Pflanzen können nach Rücksprache mit dem Arzt als Tee oder in Form entsprechender Ergänzungsmittel eingenommen werden und helfen bei der Linderung der Myoglobinurie.

Sobald die Myoglobinkonzentration erfolgreich reguliert wurde, müssen vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Eine gesunde Lebensweise und der Verzicht auf Genussmittel sowie Medikamente und Drogen verringern das Risiko für eine Erkrankung erheblich. Ganz allgemein sollte das Immunsystem gestärkt werden, damit auslösende Infektionskrankheiten gar nicht erst entstehen können.

Sollte es dennoch erneut zu einer Myoglobinurie kommen, muss mit dem Hausarzt gesprochen werden. Womöglich liegt eine Grunderkrankung oder ein bisher unbekannter Auslöser vor, der rasch diagnostiziert und gegebenenfalls behandelt werden muss. Durch eine frühzeitige ärztliche Abklärung lässt sich ein Fortschreiten der Myoglobinurie zuverlässig vermeiden.

Quellen

  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
  • Hautmann, R., Huland, H.: Urologie. Springer, Heidelberg 2010

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