Aminosäuren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eiweiß mit seinen Aminosäuren ist neben Wasser der wichtigste Baustein für unsere Körperzellen. Auch unsere Nahrung besteht aus Eiweiß und ist somit wichtiger Lieferant der für den Körper zwingend notwendigen Eiweißversorgung.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Aminosäuren?

Über die Höhe einer optimalen Versorgung mit Aminosäuren wird diskutiert. Gängige Empfehlung ist, dass etwa 10-15 % der täglichen Kalorienmenge durch Protein abgedeckt werden sollte (D-A-CH-Referenzwert).
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Aminosäuren sind, kurz gesagt, Bestandteile von Eiweiß (Protein). Insgesamt gibt es 20 verschiedene Aminosäuren. Je nachdem, in welcher Zusammensetzung und Reihenfolge sie miteinander verbunden sind, bilden sie unterschiedliche Proteine.

Man bezeichnet das auch als „Sequenz“ oder „Primärstruktur“ der Aminosäuren. Sie ist genetisch vorgegeben und somit kennzeichnend für das jeweilige Protein. Von den 20 Aminosäuren sind 9 sogenannte essentielle Aminosäuren. Das heißt, sie können vom Körper nicht selbst hergestellt werden und müssen somit zwingend durch die Nahrung aufgenommen werden.

Das sind die Aminosäuren (in alphabetischer Reihenfolge) Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin. Die übrigen können mit Hilfe der Nahrung vom Körper selbst gebildet werden und heißen nichtessentielle Aminosäuren.

Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen

Bedenkt man, dass die essentiellen Aminosäuren unbedingt mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, so wird die große Bedeutung dieser Eiweißbestandteile für die Gesundheit schnell klar.

Fehlt auch nur eine einzige dieser Aminosäuren, kann der Körper seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen. Das Zellwachstum, insbesondere von Knochen, Muskeln, Haut und Haaren sowie die Wiederherstellung von Gewebe wären nicht mehr möglich. Zudem ist Eiweiß – und somit die Aminosäuren – auch an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt. Hierzu zählen der Aufbau von Hormonen, Antikörpern und Enzymen.

Auch Mineralien und Spurenelemente, etwa Zink, Eisen und Kupfer, werden durch gleichzeitige Zufuhr bestimmter Aminosäuren besser vom Körper aufgenommen. Eiweiß wird darüber hinaus zum Transport von Nährstoffen, Wasser und Sauerstoff durch den Körper benötigt. Bleibt nach Wahrnehmung all dieser Aufgaben noch ein Überschuss an Eiweiß, so wird es zur Energiegewinnung genutzt. Bei sämtlichen Körperfunktionen würden im Falle einer Fehlversorgung mit Aminosäuren also sofort negative Folgen spürbar.

Über die Höhe einer optimalen Versorgung mit Aminosäuren wird diskutiert. Gängige Empfehlung ist, dass etwa 10-15 % der täglichen Kalorienmenge durch Protein abgedeckt werden sollte (D-A-CH-Referenzwert). Kleinkinder und Senioren haben sehr wahrscheinlich einen höheren Bedarf. Auch im Krankheitsfall (bei schweren Infekten, nach Operationen und allgemein in der Rekonvaleszenz) kann sich der Bedarf ändern: So werden die Aminosäuren Arginin, Cystein und Tyrosin dann zu sogenannten semi-essentiellen Aminosäuren, die gezielt zugeführt werden sollten.

Tierische Nahrungsmittel besitzen ein relativ ausgewogenes Verhältnis an Aminosäuren, die gut verstoffwechselt werden können. Pflanzliche Nahrungsmittel haben ihren besonderen Wert dadurch, dass sich die essentiellen Aminosäuren sehr gut ergänzen können. Eine ausgewogene Mischkost sorgt dafür, dass möglichst alle 9 essentiellen Aminosäuren gleichzeitig über den Darm aufgenommen werden und sich somit der gewünschte Ergänzungseffekt einstellt.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

In der Medizin gelten Aminosäuren bei verschiedenen Erkrankungen und zur Prävention inzwischen als gute Alternative zu herkömmlichen pharmakologischen Medikamenten.

Studien belegen positive Effekte etwa bei Diabetes, Osteoporose, Fettstoffwechselstörungen, Herzerkrankungen (Herzinfarkt) und Potenzproblemen. Bei Abwehrschwäche spielen beispielsweise die Arminosäuren Arginin, Glutamin, Lysin, Taurin und Methiosin eine gesundheitsfördernde Rolle. Arginin unterstützt auch die Arteriosklerosetherapie und gilt als wirksames natürliches Potenzmittel. Die Aminosäure Tryptophan ist zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen.

Da es zudem die Bildung von Serotonin, dem „Glückshormon“, beeinflusst, wird es auch bei depressiven Verstimmungen und Stimmungsschwankungen eingesetzt. Histidin wird in der Rheumatherapie eingesetzt, wenn ein niedriger Spiegel dieser Aminosäure festgestellt wird. Auch im Bereich des Anti-Aging werden heute gerne Aminosäuren in Form von Nahrungsergänzungsprodukten eingesetzt. Sportler schätzen die muskelaufbauenden Wirkungen spezieller Präparate mit Aminosäuren.

Der Einsatz von Nahrungsergänzungen mit Aminosäuren sollte auf keinen Fall unkontrolliert erfolgen, auch wenn diese Produkte frei verkäuflich sind. Wie bei allem, was eine gute Wirkung erzielt, können auch hier Neben- und Wechselwirkungen auftreten. Eine langfristige Einnahme von L-Tryptophan beispielsweise greift in den Dopaminstoffwechsel ein, und die Aminosäure kann mit bestimmten Schmerzmitteln reagieren. Die Rücksprache mit einem erfahrenen Mediziner ist also stets empfehlenswert.


Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2001

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