Myxödem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bezeichnung Myxödem stammt von dem schottischen Arzt William Miller Ord, der 1877 den Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Gewebe-Schwellung und der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) herausfand. Myxödeme sind Symptome verschiedener Schilddrüsen-Erkrankungen und kommen am ganzen Körper oder lokal begrenzt vor. In seiner schlimmsten Ausprägung, dem Myxödem-Koma, kann es sogar zum Tod führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Myxödem?

Myxödeme sind Symptome verschiedener Schilddrüsen-Erkrankungen und kommen am ganzen Körper oder lokal begrenzt vor. Die Abbildung zeigt die Lage der Schilddrüse im Körper.

Ein Myxödem ist eine hormonell bedingte krankhafte Einlagerung von Glykosaminoglykanen in das Unterhautgewebe. Bei diesen Substanzen handelt es sich um Zucker-Eiweiß-Verbindungen, die eine hohe Wasserbindungsfähigkeit besitzen. Bei Patienten mit Myxödem werden sie unzureichend abgebaut. Ist der ganze Körper davon betroffen, handelt es sich um ein generalisiertes Myxödem (klassisches Myxödem).

Beschränken sich die Gewebe-Schwellungen auf die Schienbein-Kanten und Fußrücken, spricht die Medizin von einem lokalisierten prätibialen Myxödem. Auch bei dieser Schwellung bleiben beim Druck auf die betreffende Hautstelle keine Dellen zurück. Patienten mit Myxödem haben teigig geschwollene Hautpartien. Außerdem fühlt sich ihre Hautoberfläche kühl an und ist rau und trocken. Beim generalisierten Myxödem wirkt der gesamte Körper aufgedunsen.

Wird die zugrunde liegende Hypothyreose nicht rechtzeitig behandelt, kann es unter bestimmten Voraussetzungen (Einwirkung von Kälte, Stressoren, Überanstrengung) zum Myxödem Koma kommen. Das Myxödem verursacht Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma und endet in 30 Prozent der Fälle tödlich, wenn der Notarzt nicht sofort verständigt wird.


Ursachen

Das generalisierte Myxödem wird durch eine Schilddrüsenunterfunktion hervorgerufen. Mediziner gehen davon aus, dass eine Störung des T3 Hormons für den verringerten Abbau der Muko-Polysaccharide Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat im Bindegewebe verantwortlich ist. Bei der lokalisierten Form des Myxödems werden die subkutanen Fibroblasten von den die Schilddrüsen-Überfunktion verursachenden TRAKs angeregt.

Beide Schilddrüsen-Erkrankungen sind angeboren oder erworben und kommen mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:5.000 vor. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis - einer Form der Schilddrüsen-Unterfunktion - handelt es sich um eine erworbene Autoimmunerkrankung. Auch eine operative Entfernung von Schilddrüsen-Gewebe kann eine Unterfunktion verursachen. Nimmt eine Person über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel Jod zu sich, kann es zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen.

Auch der Ausfall oder die zu geringe Ausschüttung von TSH aufgrund einer Erkrankung der Hypophyse können Myxödeme verursachen. Zu einer Überfunktion der Schilddrüse kann es beispielsweise durch eine Überdosierung der Thyreostatika kommen - was wiederum einen Schilddrüsen-Hormonmangel auslöst. Auch die Verabreichung von Lithium zur Behandlung von Depressionen kann zur Überfunktion führen. Das Myxödem Koma kann durch die Einnahme von Schmerz und Beruhigungsmitteln, Kälte und auch spontan entstehen.

Das klassische Myxödem ist an gequollenen Gesichtsfalten, geschwollener Zunge und aufgeschwemmten oberen Augenlidern erkennbar. Dadurch nehmen die Augen eine Schlitz-Form an. Der verlangsamte Stoffwechsel sorgt für Symptome wie Frieren, Müdigkeit und Mattigkeit, trockenes, stumpfes Haar, Haarausfall, trockene Haut, sowie heisere Stimme.

Aber auch Verstopfung, Muskelsteifigkeit, Gewichtszunahme trotz verringertem Appetit, Muskelkrämpfe, Schwerhörigkeit, Vergesslichkeit, Depressionen und bei Frauen eine sehr starke Monatsblutung sind Anzeichen.

Mitunter kommt es auch zur Anämie, zu erhöhtem Blutdruck und zu hohen Cholesterin-Werten. Problematisch ist, dass viele der Symptome auch für andere Erkrankungen und für allgemeine Erschöpfungszustände typisch sind. Daher kommt es insbesondere bei älteren Patienten häufig vor, dass eine Schilddrüsen-Unterfunktion nicht erkannt wird.

Sie sind deshalb besonders gefährdet, ein Myxödem Koma zu entwickeln, das sich in Form von Atembeschwerden, verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie), Unterkühlung, Darmlähmung und Perikarderguss (Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel) zeigt. Durch die mangelhafte Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff fällt der Patient ins Koma.

Für lokalisierte prätibiale Myxödeme sind folgende Symptome charakteristisch: Schwellungen an den Seiten der Schienbeine und auf den Fußrücken, Heißhunger, Nervosität, Schweißausbrüche, Durchfall und Herzrasen.

Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Myxödeme sind äußerlich leicht erkennbar. Die ihnen zugrunde liegenden Schilddrüsen-Erkrankungen können anhand von Blutproben diagnostiziert werden. Bestimmt werden der TSH-Wert, das freie Thyroxin (fT4) - der Wert ist meist zu niedrig - und eventuell der T3-Wert. Bei einer Hypothyreose ist der TSH-Wert sehr hoch - es sei denn, dass ein TSH-Mangel Ursache für die Unterfunktion ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Myxödem sollte in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Sollte keine Behandlung dieser Krankheit eintreten, so kann es im schlimmsten Falle auch zum Tode des Patienten kommen. Die Beschwerden bei einem Myxödem sind sehr vielseitig und geben in den meisten Fällen keinen direkten Aufschluss über die Erkrankung. In den meisten Fällen kommt es zu Depressionen, Müdigkeit und zu Haarausfall. Allerdings leiden die Betroffenen auch an Schwerhörigkeit, Krämpfen in den Muskeln oder an einer Gewichtszunahme.

Sollte es daher zu diesen Beschwerden kommen, muss umgehend ein Arzt kontaktiert werden. Auch Atembeschwerden oder kalte Extremitäten können Symptome für ein Myxödem sein. Nicht selten wirken die Patienten nervös und gestresst und leiden an Schweißausbrüchen und Heißhunger. Auch die Belastbarkeit des Patienten sinkt enorm ab und führt damit zu einer verringerten Lebensqualität. Auch wenn sich der Betroffene über die Symptome nicht sicher sein sollte, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann diagnostizieren, ob es sich tatsächlich um ein Myxödem handelt.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Myxödems richtet sich danach, welche Grunderkrankung vorliegt. Ist eine Hypothyreose Verursacher, verordnet der Arzt dauerhaft L-Thyroxin, das das mangelnde T4 ersetzen soll. Liegt eine nur geringe Unterfunktion vor, kann der Patient auch homöopathische Konstitutionsmittel wie Calcium Carbonicum, Graphites, Pulsatilla oder Barium Jodatum einnehmen.

Außerdem hilft es, den Körper auf eine kohlenhydrat- und säurearme Ernährung umzustellen und die Speisen mit jodhaltigem Meersalz zu würzen. Wer Schüssler Salze bevorzugt, dem seien Magnesium Phos. Nr. 7, Kalium Bromatum Nr. 14 und Kalium Jodatum Nr. 15 empfohlen. Bei einer Hyperthyreose werden Thyreostatika verabreicht, die die Hormonproduktion eindämmen und - als nachhaltige Behandlung - eine Radiojodtherapie durchgeführt.

Bei Morbus Basedow wird der größte Teil des Kropfes operativ entfernt. Beim Myxödem-Koma wird T3 in Form von Trijodthyronin oder T4 verabreicht. Außerdem erhält der Patient eine Infusion mit Glukokortikoiden, Glukose und Salzen. Ist sein Körper stark unterkühlt, wird er vorsichtig erwärmt.

Aussicht & Prognose

In der Regel sind Myxödeme sehr leicht von Außen zu erkennen, sodass eine Behandlung relativ schnell und vor allem frühzeitig durchgeführt werden kann. In vielen Fällen kommt es bei den Betroffenen zur Verstopfung oder zu einer Gewichtszunahme. Frauen leiden dabei oft auch an einer starken Monatsblutung. Bei den Patienten treten Beeinträchtigungen der Sinnesorgane ein, sodass zum Beispiel das Sehen und Hören nur noch erschwert stattfinden kann. Es können auch psychische Probleme wie Depressionen auftreten.

Ein Myxödem kann ebenso Anzeichen einer gewöhnlichen Erkältung mit sich tragen, sodass die Patienten über kalte Extremitäten oder Kopfschmerzen klagen. Diese Symptome können den Alltag des Patienten beeinträchtigen und dabei die Lebensqualität mindern. Für viele Menschen ist ein gewöhnlicher Alltag dann nicht mehr möglich.

Ein Myxödem kann in vielen Fällen relativ einfach behandelt werden und führt nicht zu weiteren Beschwerden. Die Behandlung erfolgt durch die Einnahme eines Medikamentes. Ebenso eignet sich hier eine gesunde Ernährung mit wenig Kohlenhydraten und Säuren.

Falls das Myxödem bei kleinen Kindern oder bei Neugeborenen auftritt, kann dieses ebenso mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Auch hier führt die Behandlung zu keinen weiteren Komplikationen.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung ist bei der Hypothyreose nicht möglich, es sei denn, sie ist durch Jodmangel verursacht. Neugeborenen wird am Ende der ersten Lebenswoche eine Blutprobe entnommen und eine Schilddrüsenhormon-Untersuchung durchgeführt. Liegt ein Mangel vor, werden sie medikamentös behandelt, um Kretinismus vorzubeugen.

Das können Sie selbst tun

Wie können sich Patientinnen und Patienten das Leben mit ihrer Diagnose so leicht und so angenehm wie möglich machen? Zunächst ist es wichtig, den Ratschlägen und Verordnungen des Arztes zu folgen. Aber auch der oft gehörte Tipp "viel Bewegung" sollte im Alltag eine Rolle spielen, weil er für alle Menschen fundamentale Bedeutung hat.

Viele finden in Selbsthilfegruppen eine willkommene Unterstützung, denn sie erhalten im Austausch mit anderen Betroffenen wertvolle Informationen und hilfreiche Erkenntnisse. Gespräche und Kontaktpflege halten darüber hinaus das Seelenleben im Gleichgewicht. Seele und Leib brauchen gerade jetzt Zuwendung. Unter Gleichgesinnten werden zum Beispiel Rezepte ausgetauscht und Erfahrungen mit speziellen Nahrungsmitteln, die das Wohlbefinden steigern können. Eine gesunde Ernährung mit Obst und Gemüse und ausreichender Versorgung mit Proteinen und Kalzium bilden in jedem Fall die Basis für eine Steigerung des Wohlergehens. Und manch einer berichtet über besondere Behandlungsmethoden wie die Radiojodtherapie.

Darüber lässt sich beim nächsten Arztbesuch ein klärendes Gespräch mit dem behandelnden Mediziner führen. Als Fachmann wird er das richtige Mittel herausfinden. Denn jede Patientin und jeder Patient haben ihre eigene individuelle Krankengeschichte und bedürfen einer auf sie abgestimmten Behandlungsmethode.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2015
  • Reutter, K.-H. (Hrsg.): Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2004

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