Nachgeburt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nachgeburt bezeichnet die nach dem eigentlichen Geburtsvorgang noch aus der Gebärmutter abzugebenden Gewebereste. Diese werden nach der abgeschlossenen Schwangerschaft nicht mehr benötigt. Bei unvollständiger Entfernung dieser Gewebereste aus der Gebärmutter können Komplikationen auftreten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Nachgeburt?

Die Nachgeburt bezeichnet die nach dem eigentlichen Geburtsvorgang noch aus der Gebärmutter abzugebenden Gewebereste.

Die Nachgeburt setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Da der Mutterkuchen (Plazenta) meist bei Weitem den größten Teil der Nachgeburt ausmacht, wird bei der Nachgeburt oft zwischen der Plazenta und dem "Rest" unterschieden.

Nachdem die Schwangerschaft mit der Geburt erfolgreich abgeschlossen wurde, findet eine Umstellung des Körpers der Mutter statt, der durch das Ausscheiden der Nachgeburt eingeleitet wird.

Der Mutterkuchen dient während der Schwangerschaft dazu, den heranwachsenden Embryo mit Nährstoffen zu versorgen. Außerdem schützt er ihn vor schädlichen Umwelteinflüssen und stellt lebenswichtige Antikörper zur Verfügung, die der Embryo selbst noch nicht produzieren kann.

Die Stoffe werden dabei über die Nabelschnur zwischen den Organismen von Mutter und Kind transportiert. Somit wird die Plazenta nach dem Geburtsvorgang, mit dem der nun frisch geborene Säugling sich vom Körper der Mutter löst, nicht mehr benötigt.

Die Nachgeburt wird dabei im Normalfall innerhalb der ersten beiden Stunden nach der Geburt abgegeben. Wenn dies nicht geschieht oder die Nachgeburt nur teilweise freigesetzt wird, sind Komplikationen zu befürchten.

Funktion & Aufgabe

Die Nachgeburt leitet nach der abgeschlossenen Schwangerschaft eine Umstellung im Körper der Mutter ein. Diese Umstellung wird durch eine Änderung des Hormenhaushalts erreicht. Die von der Plazenta während der Schwangerschaft produzierten Hormone sind unter anderem dafür verantwortlich, dass die Menstruation unterdrückt wird.

Weiterhin dient die Plazenta als Filter, um den Embryo vor dem Einfluss schädlicher Keime und Giftstoffe zu schützen. Aber auch die Aufnahme und Verarbeitung von Giftstoffen und Stoffwechselprodukten, die der Embryo ausscheidet, gehört zur Aufgabe der Plazenta.

Nach der abgeschlossenen Schwangerschaft wird mit dem Herauslösen der Plazenta somit eine wesentliche Änderung der im Körper der Mutter wirkenden Hormone erreicht. Die Plazenta funktioniert während der Schwangerschaft als eine Art zusätzliches hormonproduzierendes Organ und muss nach der Erfüllung dieser Aufgabe zur Neuregulierung des Hormonhaushalts wieder aus dem Körper ausgeschieden werden. Auf diese Weise bereitet sich der Körper auf die nun notwendige Aufgabe des Ernährung des Säuglings vor.

Darüber hinaus hat die Nachgeburt auch eine reinigende Wirkung. Wenn mit dem Abschluss der Schwangerschaft eine vollständige Herauslösung des nun unnötigen Gewebes nicht erfolgt, kommt es häufig zu Komplikationen, die ärztlicher Intervention bedürfen.

Die Nachgeburt schließt also einerseits die Schwangerschaft mit dem Auslösen des Mutterkuchens ab. Andererseits wird es dem Körper der Mutter somit ermöglicht, langsam wieder in den hormonellen Zustand vor der Schwangerschaft zurückzufinden.

Das Herauslösen des Mutterkuchens führt unter anderem dazu, dass die Regelblutung nach Abschluss der Schwangerschaft wieder einsetzt und die Milchproduktion beginnt. Anders als viele Schwangere annehmen ist das Herauslösen der Nachgeburt nach der eigentlichen Geburt also kein bloßer Reinigungsvorgang. Im Gegenteil hat sie darüber hinaus auch eine wichtige Funktion für die weitere Entwicklung des Körpers der Mutter.

Nebenbei wird die Plazenta auch in der modernen Medizin eingesetzt. Beispielsweise wird sie als Grundlage zur Produktion von Medikamenten herangezogen oder als Quelle von Stammzellen genutzt. Dies macht es häufig möglich, in vielen Anwendungsbereichen Stammzellen auf ethisch unstrittige Weise zu gewinnen. Auf diese Weise erfüllt die während der Nachgeburt abgegebene Plazenta nicht nur während der Schwangerschaft, sondern mittlerweile auch in der Forschung zahlreiche Aufgaben.


Krankheiten & Beschwerden

Zu den häufigsten Komplikationen in Verbindung mit der Nachgeburt gehört ein ausbleibendes oder nicht vollständiges Ablösen der Plazenta nach der eigentlichen Geburt.

So kann es etwa durch eine Fehllage der Plazenta zu Problemen mit der Nachgeburt kommen. Dies ist insbesondere dann relevant, wenn die Plazenta aus verschiedenen Gründen den Geburtskanal ganz oder teilweise blockiert.

Andererseits kommt es auch bei einer regulären Ablösung der Plazenta häufig zu erheblichen Blutungen. Dies hängt damit zusammen, dass die in der Gebärmutter verbliebenen Überreste die Kontraktion von Blutgefäßen verhindern. Die in der Folge natürlich auftretenden Nachblutungen nach der Geburt können dadurch sehr stark ausfallen und zum Teil sogar lebensbedrohlich sein.

Auch aus diesem Grunde ist es angeraten, die Geburt unter ärztlicher Aufsicht durchführen zu lassen. Solche Komplikationen lassen sich nur schwer voraussagen oder abschätzen und eine zeitnahe Versorgung kann hier oftmals entscheidend sein.

Unter ärztlicher Aufsicht wird der ausgebliebenen oder unvollständigen Nachgeburt deshalb im Regelfall mit Medikamenten nachgeholfen. Auf diese Weise kann die Intensität der auftretenden Blutungen häufig erheblich reduziert werden. Auch die Gefahr für das Leben der Mutter wird auf diese Weise deutlich verringert.

Zu den eher harmlosen Unregelmäßigkeiten gehört eine ungewöhnliche Gestalt der abgestoßenen Plazenta. Die meisten dieser ungewöhnlichen Formen sind dabei unbedenklich. So ist in der medizinischen Fachliteratur eine ganze Fülle verschiedener Erscheinungsbilder des Mutterkuchens bekannt. Hierbei ist zu beachten, dass die ungewöhnliche Form der Plazenta deren Funktion nicht beeinträchtigen darf. Dieses Problem äußert sich dann allerdings in den meisten Fällen bereits bei Vorsorgeuntersuchungen.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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