Nervus cardiacus cervicalis inferior
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Nervus cardiacus cervicalis inferior ist ein sympathischer Nerv des autonomen Nervensystems. Es handelt sich um einen der drei sympathischen Herznerven zur Förderung der Herzaktivität. Bei vegetativen Dysfunktionen kann die sympathische Herztätigkeit Symptome wie Herzrasen hervorrufen.
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Was ist der Nervus cardiacus cervicalis inferior?
Das menschliche Herz ist mit drei Herznerven aus dem vegetativen Nervensystem ausgestattet, die die autonome Tätigkeit der Herzens beeinflussen. Neben sympathische Bahnen ziehen parasympathische Nervenbahnen zum Herzen und bestimm über Herzfrequenz, Kraftentwicklung, Erregungsablauf und Erregbarkeitsschwelle.
Die Herznerven entsprechen den sympathischen Nervenfaserzügen des Herzens und ziehen von den drei Halsganglien aus zum Plexus cardiacus der Herzbasis. Der Nervus cardiacus cervicalis inferior ist der Herznerv, der aus dem Ganglion cervicale inferius oder erstem Thorakalganglion entspringt. Wie die anderen zwei Herznerven, der Nervus cardiacus cervicalis superior und der Nervus cardiacus cervicalis medius, führt der Nervus cardiacus cervicalis inferior rein sympathische Faserzüge, die sich erregend auf die Herztätigkeit auswirken. Dämpfung erhält das Herz dagegen aus den parasympathischen Faserzügen.
Anatomie & Aufbau
Wo das Ganglion auf postganglionäre Neurone verschaltet wird, ziehen die einzelnen Nervenäste aus der Nervenzellkörperansammlung in ihre Versorgungsgebiete ab. Einer dieser Nervenäste ist der Ramus cardiacus, der den Nervus cardiacus inferior bildet und zum Plexus cardiacus des Herzens wandert. Dazu steigt der Nervenaast aus der Ansammlung von Nervenzellkörpern an der vorderen Front der Luftröhre (Trachea) nach kaudal ab und verläuft dabei hinter der Arteria subclavia. Der sympathische Nerv kommuniziert im Verlauf mit dem Nervus laryngeus recurrens und dem Nervus cardiacus cervicalis medius.
Funktion & Aufgaben
Das Herz eines Neugeborenen schlägt automatisch rund 120 Mal pro Minute. Durchschnittlich beträgt die Herzfrequenz eines gesunden Menschen in Ruhe 50 bis 100 Schläge in der Minute. Anders als andere Muskeln des Körpers entzieht sich die Herztätigkeit der willentlichen Einflussnahme und wird vom autonomen Nervensystem gesteuert.
Das autonome Nervensystem besteht aus Parasympathikus und Sympathikus. Ersterer Teil wirkt hemmend, der Sympathikus dagegen erregend. Der Sympathikus spielt mit seiner erregenden Wirkungsweise vor allem für Stressreaktionen des Körpers eine Rolle und bereitet den menschlichen Organismus in Belastungssituationen auf maximale Leistungsfähigkeit vor. Als einer der drei sympathischen Herznerven fördert der Nervus cardiacus cervicalis inferior die Herztätigkeit. Der vegetative Nerv ist sowohl an der Beförderung der Herzfrequenz (Herzminutenvolumen) als auch an der Stimulation von Kraftentwicklung (Herzmechanik), Erregungsablauf der Erregbarkeitsschwelle beteiligt.
Neben dem Sympathikus innerviert auch der Parasympathikus alle drei Automatiezentren des Herzens. Gemeinsam sind alle sympathischen und parasympathischen Herznerven des vegetativen Nervensystems für den Herzautomatismus verantwortlich. Die Herzkammermuskulatur wird rein sympathisch versorgt. Der Herzschlag pumpt permanent Blut in die arterielle Seite des Blutkreislaufs. Das Erregungsleitungssystem des Herzens löst die Herzaktivität aus, womit eine elektrische von einer koordinierten mechanischen Herzaktion unterschieden werden kann. Arterielles Blut versorgt alle Gewebe und Organe des Körpers mit Nährstoffen, Sauerstoff und Botenstoffen.
Durch seine Beteiligung an der Erregungsleistung des Herzens ist der Nervus cardiacus cervicalis inferior also auch an der Blutversorgung der Gewebe beteiligt und ist eine entsprechend lebenswichtige Struktur des vegetativen Nervensystems. Unter physiologischen Normalbedingungen wird das Herz permanent von Sympathikus und Parasympathikus erregt. Der parasympathisch Einfluss herrscht bei einer Mehrzahl der Wirbeltiere vor.
Krankheiten
Das sympathische Nervensystem versetzt den Menschen in Anspannung, beschleunigt Herzschlag und Atmung und löst eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion im gesamten Organismus aus. Der Parasympathikus ist für Entspannungsprozesse und Regeneration verantwortlich. Beide Systeme spielen in einem gesunden Körper permanent zusammen. Eine Störung dieses Zusammenspiels ergibt die vegetative Dystonie. Das Spannungsverhältnis kann sich dabei sowohl zugunsten des Sympathikus als auch zu Gunsten des Parasympathikus verschieben. Bei einer verstärkten Sympathikus-Aktivität aktivieren die drei sympathischen Herznerven inklusive des Nervus cardiacus cervicalis inferior das Herz zu Herzrasen, sodass sich der Blutdruck erhöht.
Bei einer Verschiebung zu Gunsten des Parasympathikus dämpfen die parasympathischen Nerven des Herzens die sympathischen Nervenfasern ab und rufen damit eine Verlangsamung der Herzaktivität hervor, die mit niedrigen Blutdruckwerten einhergeht. Die vegetative Dystonie hat in vielen Fällen keine klar erkennbare Ursache und kann mit körperlichen, seelischen sowie sozialen Umständen zusammenhängen. Die pathologische Beschleunigung der Herzaktivität ist auch als Tachykardie bekannt. Unter körperlicher Belastung ist die sympathisch vermittelte Herzbeschleunigung eine normale Reaktion, die das Herzzeitvolumen an die momentanen Erfordernisse anpasst.
Eine sympathisch vermittelte Erhöhung der Herzruheherzfrequenz deutet dagegen Erkrankungen an. Diese Erkrankungen müssen nicht primär im Herzen liegen, sondern können auch systemisch sein und damit den ganzen Körper betreffen. Denkbare Ursachen sind beginnende oder manifeste Infektionskrankheiten, aber auch psychische Anspannung. Das Phänomen der Tachykardie durch psychische Anspannung ist auch als nervöse Herzerkrankung bekannt. Wegen der Symptome fürchten sich die Betroffenen oft, an einer organischen Herzerkrankung mit Herzinfarktrisiko zu leiden. Diese Furcht kann die sympathisch vermittelte Tachykardie noch verstärken.
Quellen
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010