Neurodermitis im Winter: So pflegen Sie ihre Haut in der kalten Jahreszeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wenn Menschen unter Neurodermitis leiden, ist gerade die kalte Jahreszeit oft sehr anstrengend und teilweise auch quälend: Von Juckreiz über Rötungen bis hin zu schmerzhaften Ekzemen reichen die Beschwerden von Menschen mit empfindlicher Haut. Die trockene Luft aus der Heizung und der kalte Wind im Freien machen eine ohnehin schon zu Trockenheit neigender Haut noch anfälliger für Neurodermitis-Schübe - das kann Schweißausbrüche oder auch Ausschläge zur Folge haben. Allerdings gibt es durchaus Maßnahmen, dem entgegenzuwirken, um nicht ganz so sehr unter der Winterluft zu leiden. Hier finden Sie die besten Tipps, um mit Neurodermitis die kalte Jahreszeit gut zu überstehen.

Inhaltsverzeichnis

Neurodermitis im Winter - auf die richtige Pflege kommt es an

Menschen, die an einer diagnostizierten Neurodermitis leiden, benötigen im Normalfall keinen Arzt bei einem Wechsel der Jahreszeit. Erleben sie einen Zuwachs an vorhandenen Beschwerden oder stellen sich neue Unregelmäßigkeiten ein, ist ein Arztbesuch jedoch angezeigt.
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Die Grundregel im Winter lautet: Cremen, cremen, cremen! Nicht nur für Menschen, die unter Neurodermitis leiden, ist dieser Aspekt besonders wichtig, sondern auch für alle anderen. Die Luft im Winter ist deutlich trockener als in den anderen Jahreszeiten und muss daher mit einer besonderen Schutzbarriere ausgestattet werden.

Wertvolle Zusätze wie zum Beispiel D-Panthenol oder auch Urea sind gute Lieferanten für wichtige Fette in Cremes und Lotionen, welche zur täglichen Grundpflege gehören sollten. Menschen mit empfindlicher Haut werden das Problem kennen, dass auch ganz klares Wasser schon ein leichtes Austrocknen bewirken kann. Achten Sie daher möglichst auf rückfettende Produkte.

Nicht umsonst schätzen Menschen mit Neurodermitis es, sich in der kalten Jahreszeit in wärmere Gebiete - sprich, in den Süden - aufzumachen. Die dortige Luftfeuchtigkeit wirkt wie eine Kur für die gestresste Haut. Gleiches gilt auch für das gesunde Reizklima, das man beispielsweise an der Nord- oder Ostsee sowie auch in höheren Gebirgslagen genießen kann.

Die Luftfeuchtigkeit ist dort zwar sehr niedrig, allerdings ist das besondere Reizklima äußerst durchblutungsfödernd und daher ideal, um seiner Haut im Winter eine kurze Pause zu gönnen. Die Hautoberfläche wirkt glatter, entspannter und rosiger. Auch Ekzeme oder Ausschläge treten dann deutlich seltener auf.

Stärken Sie die Schutzbarriere der Haut mit den richtigen Maßnahmen

Wer viel Wert auf seine Hautpflege legt, sollte sich gerade im Winter vor Eis und kaltem Wind schützen - das reduziert die Gefahr, einen Neurodermitis-Schub zu bekommen. Nehmen Sie sich also genügend Zeit, um die Haut zwei Mal pro Tag ausgiebig mit Feuchtigkeit und essenziellen Fetten zu versorgen, idealerweise morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Zubettgehen.

Hierfür empfehlen Ärzte Cremes, die sich speziell an Neurodermitis-Patienten richten. Sie enthalten zahlreiche wirkungsvolle Inhaltsstoffe, die die Haut im Winter nicht selbst herstellen kann und daher dringend von außen benötigt. Das sind unter anderem das Protein Filaggrin, welches Feuchtigkeit spendet sowie auch Hornfette wie Ceramide.

Schon nach den ersten Tagen wird man schnell feststellen, dass die Haut weniger spannt, seltener juckt und Reizungen durch kratzige Schals oder Rollkragenpullover besser standhalten kann. Grundsätzlich gilt: Alle Hautpartien, die man im Winter ständig der Witterung aussetzt, benötigen einen zusätzlichen Schutz durch eine Pflege mit einem hohen Fettanteil.

Leidet man unter nässenden Ausschlägen oder geröteten Ekzemen, kann es außerdem helfen, zwei Mal pro Woche ein wärmendes Bad zu nehmen, das man mit einem Badezusatz mit Gerbstoffen anreichert. Dieser wirkt sich beruhigend auf die Haut aus und sorgt dafür, dass der schmerzhafte Juckreiz gestillt wird.

Die richtige Kleidung kann bei Neurodermitis im Winter helfen

Natürlich kann man bei Minusgraden kaum vermeiden, sich mehrmals pro Tag einem direkten Wechsel von einer kalten Umgebung in ein warmes Gebäude und zurück zu bewegen. Besonders die Haut wird davon strapaziert und reagiert dann häufig mit Schweißausbrüchen oder Frieren.

Hier kann mit der richtigen Kleidung etwas Abhilfe geschaffen werden. Wählen Sie anstatt einer dicken Jacke besser den klassischen Lagen-Look, bei dem Sie mehrere dünne Kleidungsstücke übereinander tragen. So können Sie sich entsprechend der Umgebungstemperatur zu warme Schichten ausziehen und danach wieder überstreifen, wenn es zurück in die Kälte geht - ein Tipp, der auch Eltern von Kleinkindern und Säuglingen eine große Hilfe sein kann.

Nicht wenige Eltern fürchten, ihr Kind könnte frieren und ziehen ihm daher viel zu warme Kleidung an. Wenn man mit dem Sprössling allerdings wieder ins Warme kommt, fühlt sich der dicke Wollpullover schnell sehr unangenehm an - und gerade für die empfindliche Kinderhaut bedeutet dies massiven Stress.

Am besten ist es, wenn die Kleidung aus atmungsaktivem, anschmiegsamem und hautverträglichem Material besteht - wie beispielsweise aus Baumwolle, Fleece, Jersey oder auch Viskose. Dies gilt nicht nur für Oberteile und Hosen, sondern auch für Strümpfe, Mützen und Schals.

Sorgen Sie zu Hause für eine höhere Luftfeuchtigkeit

Dass Heizungen die Raumluft stark austrocknen und dadurch auch die Haut belasten können, ist kein Geheimnis. Allerdings lässt sich hier gut mit einigen Tricks Abhilfe schaffen: Ein Schälchen Wasser, das auf dem Heizkörper positioniert wird oder ein Luftbefeuchter sind ideal, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen - das kommt auch den Atemwegen zugute.

Mehr Feuchtigkeit für die Haut kommt jedoch auch von innen: Stellen Sie sicher, genügend zu trinken. Pro Tag sollten es mindestens zwei Liter sein, ideal sind Wasser und ungesüßte Tees. Kaffee und schwarzer Tee sollten dagegen in Maßen konsumiert werden, da sie dem Körper eher noch Wasser entziehen.

Bei der Ernährung sind Fisch mit wertvollen Omega-3-Fettsäuren, Milchprodukte und Vollkornerzeugnisse eine gute Wahl. Und: Setzen Sie vor allem auf frisches Obst und Gemüse, das einen hohen Wasseranteil enthält.

Durch den Winter ohne Cortison und Co. - weitere Tipps für die Pflege

Sollte es trotz aller Pflege doch einmal zu einem Schub kommen, dann verwenden die meisten Neurodermitis-Patienten eine cortisonhaltige Creme oder direkt ein Cortison-Präparat. Schon seit einigen Jahren gibt es allerdings auch Cremes ohne Cortison, die als Calcineurin-Inhibitoren bezeichnet werden und sehr schnell gegen Ekzeme und juckende Ausschläge helfen können.

Verwendet man dies Medikamente frühzeitig und regelmäßig, muss man sich mit großer Wahrscheinlichkeit keine großen Sorgen um seine Haut machen - wenden Sie sich hierfür am besten direkt an Ihren Hausarzt.

Die regelmäßige Pflege von Gesicht und Körper ist für Neurodermitiker unverzichtbar. Juckzeit und Trockenhitze sind mit den hier genannten Tipps jedoch zumindest so gut eindämmbar, dass man nicht allzu sehr unter den Beschwerden im Winter zu leiden hat. Wichtig ist, die Haut mehrmals pro Tag entsprechend zu behandeln und immer wieder zu prüfen, ob sie mehr Feuchtigkeit benötigt.

Unter anderem könnte auch Phytotherapie eine Lösung sein, um starke Ekzeme oder schmerzenden Ausschlag in den Griff zu bekommen. Ebenfalls sollten Sie bei Kleidung möglichst auf Kunstfasern wie Polyester verzichten, da diese die Haut zusätzlich reizen. Auch das tägliche Duschen sollte stets mit rückfettenden Duschgels erfolgen. Bedenken Sie außerdem, dass psychischer Stress ein zusätzlicher Faktor für Neurodermitis-Schübe sein kann.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die an einer diagnostizierten Neurodermitis leiden, benötigen im Normalfall keinen Arzt bei einem Wechsel der Jahreszeit. Erleben sie einen Zuwachs an vorhandenen Beschwerden oder stellen sich neue Unregelmäßigkeiten ein, ist ein Arztbesuch jedoch angezeigt. Im Normalfall genügt eine regelmäßige Kontrolle der Haut. Zeigen sich jedoch Veränderungen, ist ein Arztbesuch bereits vor dem nächsten planmäßigen Kontrollbesuch anzuraten.

Es gehört zum natürlichen Verlauf, dass sich die Haut im Winter spröder und trockener anfühlt. Die Pflege der Haut sollte bei abnehmenden Temperaturen optimiert werden und den Bedürfnissen des Organismus angepasst werden. Ebenso sind die Kleidungsstücke auf die Inhaltsstoffe der Verarbeitung zu kontrollieren. Ungewöhnliche Schweißabsonderungen oder ein starkes Kälteempfinden weisen auf Kleidung hin, die nicht ausreichend geeignet ist.

Dies kann jeder Betroffene ohne eine ärztliche Unterstützung in die Wege leiten. Ein Arztbesuch ist erst notwendig, wenn es trotz aller vorgenommenen Veränderungen zu keiner Verbesserung kommt oder die Unannehmlichkeiten zunehmen. Leiden Menschen, die bisher keine diagnostizierte Neurodermitis hatten, unter anhaltenden Auffälligkeiten des Hautbildes, sollten sie sich zur einer Untersuchung bei einem Arzt begeben. Bei Juckreiz, einer inneren Unruhe oder Verfärbungen auf der Haut wird ein Arzt benötigt. Offene Wunden oder eine Zunahme der Hautveränderungen müssen untersucht und behandelt werden.

Aussicht & Prognose

Eine Neurodermitis gehört zu den chronischen gesundheitlichen Erkrankungen. Daher ist eine Heilung nach den aktuellen medizinischen Erkenntnissen bei dieser Hauterkrankung nicht gegeben. Unter günstigen Bedingungen wird eine erhebliche Verbesserung der Beschwerden erreicht. Dennoch kann es jederzeit zu einem Rückfall oder zu einer Neuentwicklung von Beschwerden kommen. Der weitere Krankheitsverlauf ist nahezu immer von der Mitarbeit des Patienten abhängig. Ärzte und Mediziner konzentrieren sich insbesondere im Winter darauf, eine bestmögliche Versorgung der Haut des Patienten zukommen zu lassen. Sie stellen spezielle Medikamente zur Verfügung, die stets auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand sind und die Haut versorgen sollen.

Darüber hinaus können für einen positiven Krankheitsverlauf Selbsthilfemaßnahmen oder alternative Heilmethoden in Anspruch genommen werden. Bewährt haben sich unterschiedliche Hausmittel, die Optimierung der benutzten kosmetischen Artikel sowie eine medikamentöse Therapie. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Methoden mit der Zusammenarbeit des Patienten zeigen bislang die besten Ergebnisse.

Ohne die tägliche eigenverantwortliche Versorgung der Haut mit den verschriebenen oder genutzten Präparaten verschlechtert sich der allgemeine gesundheitliche Zustand. Es kommt zu einer Zunahme der Beschwerden und das Wohlbefinden nimmt ab. Positive Entwicklungen können auch dokumentiert werden, wenn begleitend eine Psychotherapie in Anspruch genommen wird. Oftmals sind seelische Belastungen vorhanden, die bei einer Bewältigung auch eine körperliche Verbesserung zur Folge haben.

Nachsorge

Mit sinkenden Temperaturen im Winter beginnt die Haut bei vielen Menschen wieder unangenehm zu jucken. Da Neurodermitis bei Betroffenen oft mit Juckreiz, Trockenheit und Spannungsgefühlen einhergeht, bereiten die Wintermonate weitere Probleme. Die trockene Heizungsluft und die kühlen Außentemperaturen reizen die Haut zusätzlich.

Deshalb ist es wichtig Neurodermitis geplagte Haut ausreichend zu schützen. Das richtige Cremen ist dabei Pflicht. Salopp gilt die Faustregel: Nass auf nass, fett auf trocken. Das bedeutet: nässende Neurodermitis sollte besser mit wasserhaltigen Cremes behandelt werden. Trockene, rissige Haut sollte mit Salben gefettet werden. Die freiliegende Gesichtshaut darf dabei insbesondere in den Wintermonaten nicht ausgespart werden.

Ausreichende, reichhaltige Pflege schützt vor neuen Ausbrüchen. Die Kleiderwahl spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wolle oder Kunstfasern können die Haut zusätzlich aufreiben. Die Ernährung ist trotz allem auch im Winter ausschlaggebend: Fettige, zuckerhaltige und vielfach industriell verarbeitete Mahlzeiten können weitere Schübe auslösen.

Frische Kost mit Gemüse und gesunden Fetten kann hingegen helfen, die Haut zu verbessern. Im Winter bieten sich außerdem noch entspannende Bäder mit Lösungen aus Salz und Öl an. Dieses altbewährte Hausmittel lindert Beschwerden schnell. Verzichten sollten Betroffene hingegen auch im Winter Saunagänge, denn Schwitzen kann weitere Ekzeme hervorbringen, und übermäßiges, heißes Duschen.

Auch Heilpflanzen können eine Lösung sein

Die klassische Schulmedizin ist nicht die einzige Möglichkeit, gegen Neurodermitis im Winter vorzugehen: Auch in der Natur gibt es zahlreiche Heilmittel, die man ausprobieren kann. So empfehlen Naturheilmediziner unter anderem Kräuter wie Kamillenblüten, Eichenrindenextrakt, Zauberstrauchblätter und Haferstrohextrakt, um Rötungen oder nässende Ausschläge zu lindern. Bei stärkeren Ekzemen dagegen empfehlen sich Borretschsamenöl, Ballonrebe, Nachtkerzenöl oder auch Bittersüßstängel.

Quellen

  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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