Neuropsychologie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Neuropsychologie ist eine Wissenschaft, die Neurowissenschaften und Psychologie miteinander verbindet. Als ihr häufigstes Anwendungsgebiet befasst sich die klinische Neuropsychologie mit Erkrankungen und Auffälligkeiten des zentralen Nervensystems, vor allem des Gehirns.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Neuropsychologie?

Als ihr häufigstes Anwendungsgebiet befasst sich die klinische Neuropsychologie mit Erkrankungen und Auffälligkeiten des zentralen Nervensystems, vor allem des Gehirns.

Einer der Teilbereiche der Neuropsychologie ist die physiologische Psychologie. Diese befasst sich mit dem Aufbau und der Funktion des zentralen Nervensystems und dessen Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf kognitiven Vorgängen sowie Wahrnehmungsprozessen. Die klinische Neuropsychologie hingegen beschäftigt sich vor allem mit Erkrankungen des Nervensystems und ist damit eines der prominentesten Anwendungsfelder der Neuropsychologie.

Im Fokus der klinischen Neuropsychologie stehen insbesondere Erkrankungen des Gehirns, zum Beispiel verschiedene Formen der Demenz. Als weitere Subdisziplin der Neuropsychologie befasst sich die Neurochemopsychologie mit der Schnittmenge von Neurowissenschaften, (Bio-)Chemie und Psychologie. Die Neurochemopsychologie untersucht die Zusammenhänge von neurochemischen und psychischen Prozessen, wobei ihr besonderes Augenmerk auf Neurotransmittern (Botenstoffen zwischen Zellen) liegt. Ähnlich verhält es sich bei der Pharmakopsychologie, deren Gegenstand die Wirkung von Medikamenten und anderen chemischen Substanzen auf die Psyche und das Nervensystem ist.

Behandlungen & Therapien

Die Neuropsychologie erforscht, diagnostiziert und behandelt eine Vielzahl von Erkrankungen, die das zentrale Nervensystem betreffen. Eine große Rolle in der klinischen Neuropsychologie spielen die dementiellen Erkrankungen. Bei der Alzheimer'schen Demenz beispielsweise treten spezifische Beeinträchtigungen kognitiver Funktionen auf. Sie betreffen vor allem das Kurzzeitgedächtnis sowie die zeitliche und räumliche Orientierung: Die betroffene Person erinnert sich nicht oder nur schwer an kürzliche Ereignisse, verliert unter anderem ihr Gespür für Zeit, kann das Datum nicht korrekt benennen oder weiß nicht, wo sie sich befindet.

Je nach Schweregrad der Alzheimer'schen Demenz können diese Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Verursacht werden die Beeinträchtigungen durch ein Absterben der Nervenzellen in einem bestimmten Teil des Gehirns, dem entorhinalen Kortex. Eine andere Erkrankung, die von der Neuropsychologie untersucht und behandelt wird, ist die Lernstörung bei Kindern. Eine Lernstörung liegt dann vor, wenn das Kind signifikante Defizite im Lesen, Schreiben und/oder Rechnen zeigt, die nicht durch unterdurchschnittliche Intelligenz oder mangelhafte Beschulung erklärt werden können.

Je nachdem, welche Fertigkeit nicht oder schlechter erlernt werden kann, wird die Lernstörung als Legasthenie (Beeinträchtigung des Lesens), Dyskalkulie (Beeinträchtigung des Rechnens) oder Dysgraphie (Beeinträchtigung des Schreibens) bezeichnet. Darüber hinaus befasst sich die klinische Neuropsychologie mit einer Vielzahl unterschiedlicher Störungen des Gedächtnisses und Bewusstseins, der Sprache, Handlungsausführung und Orientierung. Die Behandlung erfolgt in vielen Fällen interdisziplinär. Im Falle mancher Erkrankungen, zum Beispiel bei der Alzheimer'schen Demenz, ist eine Wiederherstellung der ursprünglichen kognitiven Leistungsfähigkeit nicht möglich.

In diesen Fällen ist die Behandlung darauf ausgerichtet, kleinere Verbesserungen zu erzielen, den Umgang mit der Krankheit im Alltag zu erleichtern und weitere Verschlechterungen zu verhindern oder den Krankheitsverlauf zumindest zu verlangsamen. Andere Krankheiten, wie neurologische Sehstörungen oder Lernstörungen, haben häufig eine bessere Prognose.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Eine der wichtigsten Aufgaben der klinischen Neuropsychologie besteht in der akkuraten Diagnostik. Mithilfe verschiedener psychologischer Tests können NeuropsychologInnen feststellen, ob bei einer Person eine kognitive Einschränkung vorliegt, und um welche Art der Beeinträchtigung es sich handelt. Diese Tests sind standardisiert und erlauben somit eine objektive Beurteilung. Bei der oben genannten Lernstörung besteht die Aufgabe von NeuropsychologInnen nicht nur darin, die Defizite in den schulischen Bereichen des Lesens, Schreibens und Rechnens unabhängig und zuverlässig festzustellen; sie müssen auch die Intelligenz des betroffenen Kindes sowie soziale und schulische Umstände berücksichtigen.

Auch motivationale und andere Probleme werden dabei überprüft, um eine andere Ursache als die Lernstörung auszuschließen. Einer der am weitesten verbreiteten neuropsychologischen Tests ist der „Mini-Mental-Status-Test“, der auch von Ärzten häufig verwendet wird. Dabei wird die getestete Person zunächst nach dem genauen Datum (Jahr, Monat, Tag, Wochentag) gefragt, um ihre zeitliche Orientierung grob einschätzen zu können. Anschließend absolviert die Testperson kleinere Aufgaben, zum Beispiel das Nachsprechen und erinnern von Wörtern, vorwärts- und rückwärts buchstabieren und das Benennen zweier Gegenstände. Diese Aufgaben erscheinen gesunden Personen häufig banal und einfach; Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zeigen jedoch Schwierigkeiten bei der Anwendung dieser grundlegenden Fähigkeiten.

Auch vorübergehende Beeinträchtigungen durch Drogenkonsum und ähnliches können dadurch erkannt werden. Bei einem anderen neuropsychologischen Testverfahren, dem „Uhrentest“, soll die Testperson in einen vorgegebenen Kreis zunächst das Zifferblatt einer analogen Uhr und anschließend eine bestimmte Uhrzeit einzeichnen. Bei diesem Test handelt es sich um ein Verfahren, das vor allem für die Alzheimer'sche Demenz sensibel ist und unter Umständen sogar dann Defizite erkennen kann, wenn durch bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) noch keine Veränderungen im Gehirn der Testperson zu erkennen sind. Die neuropsychologischen Tests stellen somit nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein sehr sensibles Messinstrument dar, das bereits geringe Abweichungen erkennen kann.

In der Praxis werden dabei immer verschiedene Tests miteinander kombiniert, um verschiedene Fähigkeitsbereiche abzudecken und Alternativerklärungen wie Intelligenz, motorische Beeinträchtigungen, Motivation und andere ausschließen zu können. Darüber hinaus bedient sich die Neuropsychologie verschiedener bildgebender Verfahren: Häufige Anwendung finden zum Beispiel Magnetresonanztomografie (MRT), Elektroenzephalografie (EEG), Magnetoenzephalographie (MEG) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Diese sind in der Lage, die Funktion des Gehirns sichtbar zu machen, um Unregelmäßigkeiten zu erkennen.

Quellen

  • Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
  • Lautenbacher, S., Gauggel, S. (Hrsg.): Neuropsychologie psychischer Störungen. Springer, Berlin 2010
  • Upledger, J. E.: Die Entwicklung des menschlichen Gehirns und Zentralen Nervensystems: a brain is born. Haug, Stuttgart 2003

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