Biopsychologie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Biopsychologie versucht, menschliches Verhalten und Erleben zu erklären und in einem biologischen Zusammenhang zum Körper zu betrachten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Biopsychologie?

Die Biopsychologie versucht, menschliches Verhalten und Erleben zu erklären und in einem biologischen Zusammenhang zum Körper zu betrachten. Die Prozesse im Gehirn und im Zentralnervensystem spielen in der Biopsychologie eine wesentliche Rolle.

Interessant für die Biopsychologie sind die Zusammenhänge zwischen den biologischen Basisvorgängen und den Reaktionen des Menschen in seinen Verhaltensmustern, wobei die Prozesse aller Körperorgane mit einbezogen werden, mit der Priorität aller Vorgänge im Gehirn.

Die Biopsychologie stellt damit ein Teilgebiet der Psychologie, aber auch der Neurowissenschaft dar. Näher betrachtet werden insbesondere die Aktivität des Organismus auf Gefühle, Verhalten, Träume und Denken. Ebenso werden psychische Zustände betrachtet und ihr Einfluss auf die biologischen Funktionen und Strukturen.

Methoden & Strömungen

Natürlich spielen die Prozesse im Gehirn und im Zentralnervensystem dabei eine wesentliche Rolle. In der Biopsychologie steht der Mensch im Mittelpunkt der Studie. Wegbereiter für diese Teildisziplin der Psychologie waren die Werke der Psychologen William James und Wilhelm Wundt, die zu den Begründern der modernen und wissenschaftlichen Psychologie zählen.

Während die Biopsychologie ein zentrales Grundthema aufweist, lässt sie sich dennoch in verschiedene, dazugehörige Teilgebiete gliedern. Ein Hauptbereich ist die physiologische Psychologie, die untersucht, welche neuronalen Verhaltensmechanismen auftreten, sobald das Nervensystem manipuliert wird. Dabei steht die Theoriebildung im Vordergrund und ihre dazugehörigen Erklärungsmodelle, die sich aus den Ergebnissen verschiedener Experimente ergeben haben.

Typischerweise finden solche Untersuchungen auf biologischer Ebene statt, speziell als Eingriffe auf das Gehirn, um die Auswirkungen im Verhaltensparameter durch eine ganz bestimmte Manipulation zu beobachten. Dazu sind Tierversuche aufschlussreich, über die auf das menschliche Verhalten geschlossen wird, z. B. Ergebnisse einer visuellen Wahrnehmung und Reaktion, was geschieht, wenn das Gedächtnis neue Bedingungen lernt oder welche Wechselwirkungen zwischen Verhalten und Hormonen existieren. Das menschliche unterscheidet sich vom tierischen Gehirn hauptsächlich durch die kortikale Entwicklung und Größe. Deshalb lassen sich verschiedene Reaktionen und Prinzipien menschlicher Gehirnaktivität von der einer tierischen ableiten.

Da sich eine Schädigung des Gehirns, durch z. B. medizinische Eingriffe, Verletzungen oder Krankheiten, immer auch auf das menschliche Verhalten auswirkt, ist die Neuropsychologie ebenfalls ein wichtiges Hauptgebiet der Biopsychologie. Hier können Rückschlüsse auf das Verhalten eines gesunden Menschen gemacht werden, indem Verhaltensstörungen bei einer Gehirnschädigung beobachtet und analysiert werden. Entschlüsselt wird u. a., welche Gehirnregion für welche geistigen und emotionalen Prozesse zuständig ist, z. B. für das Lernen, die Aufmerksamkeit oder die Erinnerungen. Darüber kann wiederum eine Verbesserung des Zustands eines kranken Menschen stattfinden. Erfolge der Neuropsychologie sind z B. die Behandlung von Sprachstörungen nach einem Schädelhirntrauma oder Schlaganfall.

Ebenso einflussreich ist die Psychophysiologie, die den Zusammenhang zwischen körperlichen und psychischen Vorgängen untersucht. Das können z. B. Gefühle, Verhaltensweisen, gar Bewusstseinsänderungen sein und die dazugehörige Verbindung zu Gehirntätigkeit, Kreislauf, Motorik, Atmung und Hormonausschüttung. Dabei sollen Indikatoren besser identifiziert werden, die wiederum einen Zugang zu geistigen Prozessen nicht-verbaler Art möglich machen, so z. B. welche Auswirkungen Schlaf, Stress oder andere Belastungen auf Gehirn und Körper haben und welche Erkrankungen damit einhergehen, samt deren Begleitumstände.

Welche Wirkung wiederum Medikamente, Psychopharmaka und Drogen auf das menschliche Gehirn und Nervensystem haben, untersucht die Psychopharmakologie. Darum ist auch sie ein Teilgebiet der Biopsychologie. Derartige chemische Substanzen sind für eine durchschnittliche Zellfunktion zwar nicht nötig, über die Effekte allerdings, die diese auf Erleben und Verhalten des Menschen und den Wirkungsort des zentralen Nervensystems haben, lassen sich wiederum Erkenntnisse darüber gewinnen, was im Körper durch das Aktivieren eigener psychoaktiver Stoffe vorgeht.

Die Wechselwirkung zwischen Hormon- und Immunsystem, Gehirn und Wahrnehmung, Zentralnervensystem und Verhalten geben dann wiederum Aufschluss über die nicht so leicht zu entschlüsselnden Vorgänge bei z. B. psychosomatischen Erkrankungen oder die körperlichen und psychischen Auswirkungen bei Angstzuständen.

Auch die vergleichende Psychologie spielt eine Rolle, die sich mit der Genetik und Evolution verschiedener Spezies und deren Verhalten beschäftigt, darunter z. B. Primaten oder verschiedene Vogelarten. Ebenso die kognitive Neurowissenschaft, die das menschliche Gedächtnis und seine neuronalen Mechanismen untersucht, die Neuroanatomie, die die Struktur des Zentralnervensystems erforscht, oder die Neurochemie, die sich mit den chemischen Grundlagen der Gehirnaktivität auseinandersetzt.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Die Biopsychologie nutzt all diese Teilgebiete, um darüber eine medizinische Diagnostik aufzustellen, wozu wiederum sowohl biopsychologische Forschung als auch Tierversuche hilfreich sind.

Aufschlüsse über die Gehirnfunktion geben insbesondere bildgebende Verfahren. Dabei dienen Lernvorgänge, Gedächtnisspeicherung und Reizverarbeitung für die Hirnforschung, die wiederum die Veränderung einer Durchblutung, den Energieverbrauch oder die Stoffwechselvorgänge in bestimmten Hirnregionen veranschaulichen und durch bildgebende Verfahren wie die Elektro- oder Magnetoenzephalographie, die Positronen-Emissions-Tomographie oder Kernspintomographie gemessen werden.

Weitere Methoden sind elektrophysiologischer Art, z. B. das Nutzen eines EEGs, wobei unterschiedliche Zustände der Gehirnaktivität identifiziert werden können, worüber wiederum Annahmen über die räumliche Verteilung der neuronalen Aktivität gemacht werden. Auch die Herz-Kreislauf-Aktivität, die Bewegung der Muskeln und Augen werden so überprüft.

Im Bereich der Tierversuche dienen invasive Verfahren zur Forschung, was ein Eindringen unter die Oberfläche des Körpers notwendig macht, weshalb solche nicht am Menschen erfolgen. Auf diese Weise können selektiv bestimmte Gehirnregionen durch Elektroden und einer elektrisch erzeugten Spannung ein- bzw. ausgeschaltet werden. Damit wird überprüft, welche Auslöser auf das Verhalten die Zerstörung bestimmter Gewebe oder Gehirnregionen haben und was geschieht, wenn die Verbindung bestimmter Gehirnareale zum übrigen Nervenzentralsystem unterbrochen oder ganz blockiert wird.

Quellen

  • Gleixner, C., Müller, M., Wirth, S.: Neurologie und Psychiatrie. Für Studium und Praxis 2015/16. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2015
  • Morschitzky, H.: Somatoforme Störungen – Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. Springer, Wien 2007
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015

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