Ohrenspiegelung (Otoskopie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gesundheitliche Beschwerden und Komplikationen an empfindlichen Sinnesorganen können mit speziellen Eingriffen versorgt werden, welche eine möglichst geringe Belastung des Patienten mit sich bringen. Die Ohrenspiegelung oder Otoskopie ist eines dieser sogenannten minimal-invasiven Verfahren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ohrenspiegelung?

Mittels der Ohrenspiegelung (Otoskopie) können Erkrankungen des Ohres bzw. Gehörs (z.B. Otitis externa), Fremdkörper oder Parasitenbefall des äußeren Gehörgangs sowie Beschwerden des Trommelfells untersucht werden. Sie wird vom HNO-Arzt meist als erste Untersuchung bei Hörproblemen durchgeführt.

Die Otoskopie, wie die richtige medizinische Bezeichnung für die Ohrenspiegelung lautet, macht es dem behandelnden Arzt möglich, tief in den Gehörgang hinein zu sehen.

Bei der Ohrenspiegelung kann der Facharzt (HNO-Arzt) auch das Trommelfell begutachten. Durch die Ohrenspiegelung, die nicht schmerzhaft ist, kann mit einem Hilfsmittel, dem Otoskop, eine entsprechende Diagnostik des Gehörs durchgeführt werden.

Mit diesem Gerät ist es zudem realisierbar, Fremdkörper aus dem Ohr zu entnehmen. Die Ohrenspiegelung dient weiterhin als Voraussetzung für die Beseitigung von hartnäckigem Ohrenschmalz.

Geschichte & Entwicklung

Die Ohrenspiegelung, auch als Otoskopie bekannt, hat eine lange Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Die Idee, das Innenohr zu untersuchen, geht auf die Entwicklungen im Bereich der medizinischen Diagnostik zurück, als Ärzte begannen, neue Methoden zur Visualisierung innerer Strukturen zu entwickeln.

Der erste Vorläufer des modernen Otoskops wurde 1838 vom französischen Arzt Jean-Pierre Bonnafont beschrieben, der ein einfaches Instrument mit Spiegeln verwendete, um das Ohr zu beleuchten und den Gehörgang sichtbar zu machen. Dies ermöglichte Ärzten zum ersten Mal, einen Blick auf das Trommelfell zu werfen. Kurz darauf, 1855, entwickelte der deutsche Mediziner Hermann von Helmholtz ein verbessertes Otoskop, das die Kombination von Spiegeln und Licht zur Untersuchung des Ohrs verwendete. Helmholtz' Gerät legte den Grundstein für die moderne Ohrenspiegelung.

Im Laufe der Jahre wurde das Otoskop weiter verfeinert. Die Einführung von elektrischer Beleuchtung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert revolutionierte das Otoskop und verbesserte die Sichtbarkeit und Diagnosestellung erheblich. Moderne Otoskope sind heute mit leistungsfähigen LED-Lichtern und Lupen ausgestattet, die eine detaillierte Inspektion des Gehörgangs und Trommelfells ermöglichen.

Die Otoskopie hat sich zu einem unverzichtbaren Diagnosewerkzeug in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und der allgemeinen Medizin entwickelt und ist eine Standardmethode zur Diagnose von Ohrinfektionen, Trommelfellperforationen und anderen Erkrankungen des Ohres.

Einsatz & Indikation

Eine Ohrenspiegelung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Erkrankung oder Verletzung des Ohres besteht. Sie ist ein diagnostisches Verfahren, das Ärzten hilft, den Gehörgang und das Trommelfell zu untersuchen. Eine Otoskopie wird häufig bei Symptomen wie Ohrenschmerzen, Hörverlust, Ohrgeräuschen (Tinnitus), Schwindel, Ausfluss aus dem Ohr oder einem Druckgefühl im Ohr notwendig.

Typischerweise wird die Ohrenspiegelung bei Verdacht auf Ohrinfektionen eingesetzt, wie beispielsweise bei einer Mittelohrentzündung (Otitis media) oder einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa). Diese Infektionen können zu starken Schmerzen und Hörminderungen führen, und durch die Otoskopie kann der Arzt feststellen, ob das Trommelfell entzündet, gerötet oder perforiert ist.

Darüber hinaus wird die Otoskopie auch bei Verdacht auf Fremdkörper im Gehörgang, Ohrenschmalzblockaden oder Verletzungen des Trommelfells durchgeführt. Bei Kindern wird sie häufig angewendet, da sie besonders anfällig für Mittelohrentzündungen sind.

Eine Ohrenspiegelung ist zudem notwendig, wenn Hörprobleme oder Schwindel auftreten, um strukturelle Probleme im Ohr, wie Trommelfellperforationen oder Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr, auszuschließen. Insgesamt ist die Otoskopie eine einfache, schmerzlose und wichtige Untersuchung zur Abklärung von Ohrenbeschwerden.

Vorteile & Nutzen

Die Otoskopie bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Untersuchungsmethoden zur Diagnose von Ohrenproblemen. Einer der größten Vorteile ist ihre Nicht-Invasivität. Die Otoskopie ist schmerzlos und erfordert keine besonderen Vorbereitungen oder Anästhesien, wodurch sie für Patienten, insbesondere für Kinder, gut verträglich ist. Sie ermöglicht eine schnelle und direkte Untersuchung des Gehörgangs und des Trommelfells in wenigen Minuten.

Ein weiterer Vorteil ist die Echtzeit-Beurteilung. Mit einem Otoskop kann der Arzt sofort visuelle Informationen über den Zustand des Ohres erhalten, einschließlich Entzündungen, Verletzungen, Flüssigkeitsansammlungen oder Fremdkörpern. Dies ermöglicht eine schnelle Diagnose und Einleitung der richtigen Behandlung, ohne dass zusätzliche teure oder zeitaufwändige Untersuchungen erforderlich sind.

Im Vergleich zu bildgebenden Verfahren wie CT-Scans oder MRTs, die in bestimmten Fällen nötig sein können, ist die Otoskopie kostengünstig und sofort verfügbar. Sie erfordert keine aufwändige technische Ausstattung und kann sowohl in einer Hausarztpraxis als auch in der spezialisierten HNO-Praxis durchgeführt werden.

Ein weiterer Vorteil ist die Fähigkeit, frühzeitige Veränderungen des Trommelfells oder des Gehörgangs zu erkennen, was besonders bei wiederkehrenden Ohrinfektionen oder bei Kindern wichtig ist. Dies macht die Otoskopie zu einer wertvollen Erstuntersuchung für viele Ohrprobleme.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Ohrenspiegelung ist eine praktische Vorgehensweise, auf die der Hals-Nasen-Ohrenarzt spezialisiert ist. Es geht bei der Ohrenspieglung um eine konventionelle Maßnahme, die als Standarduntersuchung einen festen Status erlangt hat.

Durch die eigenwillige Formgebung des Otoskops mit der schmal gestalteten trichterförmigen Öffnung und einer integrierten Beleuchtung kann eine gute Erkennbarkeit von Abnormitäten im Gehörgang und am Trommelfell gewährleistet werden. Darüber hinaus befindet sich in dem Otoskop eine eingebaute Vergrößerungsvorrichtung, welche die Darstellbarkeit des Ohrinneren zusätzlich verbessert.

Die Anwendung der Ohrenspiegelung besitzt eine große Bedeutung bei der Diagnose von Erkrankungen des Innenohres und des Trommelfells. So können mit einer Ohrenspiegelung typische krankhafte Veränderungen des Trommelfells wahrgenommen werden, welche als deutliche Hinweise auf krankhafte Prozesse gewertet werden. befindet sich hinter dem Trommelfell eine Flüssigkeit oder zeigt das Trommelfell eine Formveränderung, können eine Entzündung des Mittelohres oder ein Paukenerguss vorliegen. Durch mechanische Einwirkungen oder Druck kann es zu Beschädigungen der Struktur des Trommelfells kommen.

Diese werden bei einer Ohrenspiegelung entdeckt. Eine Perforation (Riss) des Trommelfells oder ein Pfropfen aus Ohrenschmalz können das Hörvermögen massiv beeinträchtigen und werden durch eine Ohrenspiegelung diagnostiziert. Die Ohrenspiegelung ist außerdem eine praktische medizinische Untersuchung, welche einfach vorzunehmen ist und ebenfalls Gewebswucherungen im Gehörgang oder narbige Veränderungen am Trommelfell sichtbar machen kann.

In der Regel ist eine Ohrenspiegelung nicht schmerzhaft. Wenn eine krankhafte Beeinträchtigung des Ohres schon über eine längere Zeit besteht, kann durch die Manipulation am Außenohr durch das Einführen des Trichters ein Schmerz entstehen. Der Arzt übt auf die Ohrmuschel einen leichten Zug aus, sodass sich der Gehörgang vorübergehend begradigt. Eine Ohrenspiegelung ist angebracht, wenn es zu Symptomen kommt, die sich in einer Verringerung des Hörvermögens, permanenten Geräuschen in den Ohren und Ohrenschmerzen zeigen. Diese können nicht nur durch eine Entzündung, sondern gleichermaßen durch einen Abszess im Innenohr oder am Trommelfell ausgelöst werden.

Professionell arbeitende Hörgeräteakustiker, welche für hörgeschädigte Menschen hoch sensible Hörgeräte anfertigen, müssen ebenfalls mit einem Otoskop umgehen können, um durch eine Ohrenspiegelung die Beschaffenheit des Außenohres abzubilden. Diese anatomischen Formen bilden die Grundlage für die Herstellung sogenannter Otoplastiken. Diese dienen wiederum als Basis für die Hörgeräte und können durch die Ohrenspiegelung ihre besonders passgenauen Eigenschaften erhalten.

Eine Weiterentwicklung der Ohrenspiegelung mit dem Otoskop ist die Verwendung eines Ohrenmikroskops. Mit diesem Gerät lässt sich eine Ohrenspiegelung viel genauer und noch aussagekräftiger vornehmen. Ohrenmikroskope zeichnen sich beispielsweise durch einen höheren Kontrastreichtum und durch eine wesentlich bessere Schärfe aus, welche auch die kleinsten Veränderungen erkennbar macht. Zusätzlich zu den Ohrenmikroskopen setzen die meisten Mediziner gegenwärtig die videogestützten Otoskope ein.

Diese zeichnen bei der Ohrenspiegelung eine Darstellung des äußeren Gehörgangs und des Trommelfells direkt am Monitor auf. Bei diesen bildgebenden Technologien sind zudem individuell vornehmbare Vergrößerungen möglich, um auch winzigste Details zu sehen.


Durchführung & Ablauf

Eine Ohrenspiegelung ist ein einfacher und schmerzloser Vorgang, der in wenigen Minuten durchgeführt wird. Zunächst bittet der Arzt den Patienten, sich bequem hinzusetzen, wobei der Kopf leicht zur Seite geneigt wird, damit das betroffene Ohr leichter zugänglich ist. Der Arzt verwendet dann ein Otoskop, ein spezielles Handgerät mit einer Lichtquelle und einer Lupe, um das Ohr zu untersuchen.

Der Arzt zieht vorsichtig die Ohrmuschel des Patienten nach oben und hinten, um den Gehörgang zu begradigen und eine bessere Sicht auf das Innere des Ohrs zu ermöglichen. Bei Kindern wird die Ohrmuschel nach unten und hinten gezogen, da deren Gehörgang anders geformt ist.

Das Otoskop wird vorsichtig in den Gehörgang eingeführt, ohne Druck auszuüben, um keine Beschwerden zu verursachen. Über die Linse des Otoskops kann der Arzt den Gehörgang und das Trommelfell genau betrachten. Er sucht nach Auffälligkeiten wie Rötungen, Schwellungen, Flüssigkeitsansammlungen, Verletzungen oder Fremdkörpern.

Während der Untersuchung kann der Arzt den Patienten auch bitten, den Mund zu öffnen oder zu schlucken, um zu sehen, wie sich das Trommelfell bewegt, was wichtige Hinweise auf die Funktionsfähigkeit des Mittelohrs geben kann. Sobald die Untersuchung abgeschlossen ist, zieht der Arzt das Otoskop heraus und bespricht die Ergebnisse mit dem Patienten.

Risiken & Gefahren

Die Ohrenspiegelung ist eine Methode, die keine Risiken mit sich bringt. Lediglich Kinder haben es nicht gern, wenn der Doktor mit einem Otoskop in das Ohr fährt und eine Ohrenspiegelung machen möchte. Neugeborene Babys werden im Rahmen einer Ohrenspiegelung vorsorglich untersucht, um krankhafte Veränderungen rechtzeitig zu diagnostizieren. Aus diesem Grund arbeiten auch die Kinderärzte mit dem Verfahren der Ohrenspiegelung.

Alternativen

Falls eine Otoskopie nicht möglich ist oder ergänzende Diagnosen erforderlich sind, stehen alternative Verfahren zur Verfügung, um das Ohr und seine Strukturen zu untersuchen. Eine häufige Alternative ist die Tympanometrie. Dieses Verfahren misst die Beweglichkeit des Trommelfells, indem es Druckschwankungen im Gehörgang erzeugt. Es ist besonders nützlich, um Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr oder einen gestörten Druckausgleich zu diagnostizieren, was bei Mittelohrentzündungen oder einer Eustachischen Röhrendysfunktion hilfreich ist.

Eine weitere Methode ist die Audiometrie, die häufig zur Beurteilung des Hörvermögens eingesetzt wird. Hierbei wird überprüft, wie gut der Patient auf verschiedene Töne und Lautstärken reagieren kann. Dies hilft, Hörprobleme zu erkennen, wenn eine direkte Untersuchung des Gehörgangs oder des Trommelfells nicht möglich ist.

Falls bildgebende Verfahren notwendig sind, können CT-Scans oder MRTs des Schädels und der Ohren eingesetzt werden. Diese ermöglichen detaillierte Aufnahmen der inneren Strukturen des Ohres, einschließlich der Gehörknöchelchen und des Innenohrs. Diese Verfahren sind besonders nützlich, um strukturelle Probleme wie Tumore, Frakturen oder Entzündungen tieferer Ohrregionen zu erkennen, die mit der Otoskopie nicht sichtbar sind.

Für Patienten, bei denen direkte Untersuchungen des Ohrs nicht durchführbar sind, bieten diese Verfahren wertvolle Alternativen zur Diagnostik von Ohrenkrankheiten.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H., Lenarz, T.: HNO. Springer, Heidelberg 2007
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2012

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