Eustachi-Röhre

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. Januar 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter der Eustachi-Röhre versteht der Mediziner die Ohrtrompete, die den Nasenrachenraum mit dem Mittelohr verbindet. Diese anatomische Struktur dient dem Druckausgleich und der Ableitung von Sekreten. Sowohl ein ständiger Verschluss, als auch ein fehlender Verschluss der Ohrtrompete besitzen Krankheitswert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Eustachi-Röhre?

Solange die Tuba auditiva geschlossen ist, schützt sie das Mittelohr vor aufsteigenden Infektionen aus dem Nasenrachenraum. Diese Verschlussfunktion erfüllt der Tubenknorpel, der die Tube durch seine eigene Spannung zusammendrückt.
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Die Eustachi-Röhre ist auch als Ohrtrompete oder Tuba auditiva bekannt. Über diese rund 30 bis 35 Millimeter lange Röhre ist die Paukenhöhle des Mittelohrs mit dem Nasenrachenraum verbunden. Die Röhre zieht sich durch die hintere Etage des knöchernen Felsenbeinkanals und ist aus zwei verschiedenen Abschnitten aufgebaut.

Sowohl Vögel, als auch Reptilien und Säugetiere sind mit der paarig angelegten Röhrenverbindung ausgestattet. Einige Tiere aus der Gattung der Unpaar-Hufer weisen zusätzlich eine sackartige Erweiterung der Röhrenverbindung auf, die auch als Luftsack bezeichnet wird. Der italienische Anatom Bartolomeo Eustachi hat der Eustachi-Röhre ihren Namen gegeben. Er beschrieb die röhrenartige Verbindung zwischen dem Mittelohr und dem Nasenrachen während des 16. Jahrhunderts erstmals zutreffend.

Schon Alkmaion soll die Struktur 500 vor Christus entdeckt haben. Die damalige Beschreibung vermutete darin aber fälschlicherweise eine zusätzliche Atemöffnung, mit der gemäß der damaligen Erkenntnisse nur Ziegen ausgestattet zu sein schienen. Erst Eustachi dokumentierte die Röhre in ihrer eigentlichen Gestalt und Funktion. Im Rahmen der Embryonalentwicklung entsteht die Tuba auditiva aus dem proximalen Recessus tubotympanicus, der einer Ausbuchung der ersten Schlundtasche entspricht.

Anatomie & Aufbau

Zur Paukenhöhle hin liegt der knöcherne Teil der Tuba auditiva. Der knorpelige Teil der Struktur ist zum Nasenrachenraum hin gelegen und macht etwa zwei Drittel der gesamten Eustachi-Röhre aus. Die Knorpelstruktur entspricht einem elastischen Knorpel, der auch Tubenknorpel genannt wird. Dieser Tubenknorpel besteht aus einem dünnen und einem breiten Ende und ist an drei Muskeln angebunden.

Bei diesen drei Muskeln handelt es sich um die Rachenmuskeln Musculus tensor veli palatini, Musculus levator veli palatini und Musculus salpingopharyngeus. Der Musculus tensor veli palatini sitzt am dünnen Knorpelende und spannt entgegen der Eigenspannung des Tubenknorpels. Der Musculus levator veli palatini liegt am unteren Tubenknorpel und drückt diesen Teil der Tube nach oben. Der Musculus salpingopharyngeus sitzt mittig am dicken Ende des Knorpels und hält die Bewegungen durch den Musculus levator veli palatini unter Kontrolle.

In einer physiologischen Verengung gehen der knorpelige und der knöcherne Abschnitt der Tuba auditiva ineinander über. Sowohl zum Nasenrachenraum hin, als auch zur Paukenhöhle hin kann sich die Röhre öffnen. Die Öffnung zum Nasenrachenraum hin umfasst zusätzlich zwei Schleimhautvorwölbungen.

Funktion & Aufgaben

Solange die Tuba auditiva geschlossen ist, schützt sie das Mittelohr vor aufsteigenden Infektionen aus dem Nasenrachenraum. Diese Verschlussfunktion erfüllt der Tubenknorpel, der die Tube durch seine eigene Spannung zusammendrückt. Die drei Muskeln Musculus tensor veli palatini, Musculus levator veli palatini und Musculus salpingopharyngeus steuern den Tubenverschluss. Nur beim Schlucken, beim Gähnen und bei der Artikulation bestimmter Laute öffnet sich die Eustachi-Röhre. Dieses Öffnen macht sich zuweilen als Klick-Laut im Ohr bemerkbar.

In der Ohrtrompete findet bei der Öffnung Luftdruckausgleich statt. Der Druck im Mittelohr kann so dem im Nasenrachenraum und damit dem außen bestehenden Luftdruck angepasst werden. Dieser Ausgleich findet in erster Linie beim Schlucken und Gähnen statt. Wer sich die Nase und den Mund zuhält und gleichzeitig auszuatmen versucht, kann so aber auch willkürlich eine Öffnung der Ohrtrompete herbeiführen und den Druckausgleich damit gezielt in Gang setzen. Dieser Prozess wird auch als Valsalva-Manöver bezeichnet.

Auf ähnliche Weise kann die gezielte Anspannung der drei Rachenmuskeln die Tuba auditiva öffnen und so den Druckausgleich ermöglichen. Ohne den Luftdruckausgleich würde sich das Trommelfell schmerzhaft wölben. Neben den druckausgleichenden Funktionen kommt der Ohrtrompete außerdem die Aufgabe einer Mittelohr-Drainage zu. Flüssigkeit wird über die Tuba auditiva aus dem Mittelohr ausgeleitet.


Krankheiten

Bei Erkrankungen mit Beteiligung der oberen Atemwege wird die Eustachi-Röhre unter Umständen durch Schwellungen der Schleimhäute verengt. Ein Verschluss der Röhre kann beispielsweise einen Paukenerguss, also eine schmerzhafte Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr auslösen. Vollständige Verschlüsse der Tuba auditiva sind auch als Tubenmittelohrkatarrh bekannt.

Unter Umständen steigen durch die Tuba auditiva bei Infektionserkrankungen der Atemwege bakterielle Infektionen ins Mittelohr auf und lösen damit eine Mittelohrentzündung aus. Die meisten Mittelohrentzündungen sind bakterieller Art. Seltener sind Pilze oder Viren für die Infektion verantwortlich. Manchmal entwickelt sich aus der Ohrtrompete auch eine klaffende Tube. Bei diesem Phänomen bleibt die Ohrtrompete weitestgehend geöffnet. Der Arzt spricht dann von mangelndem Tubenverschluss. Ein Leitsymptom dieser Erscheinung ist die sogenannte Autophonie. Eigene Körpergeräusche werden fortan als unnatürlich laut wahrgenommen, weil sie direkt ins Mittelohr übertragen werden.

Für dieses Phänomen kommen verschiedene Ursachen in Frage. Hormonelle Veränderungen und starke Gewichtsreduktionen zählen genauso dazu, wie Narben im Nasenrachenraum oder etwaige Tumorbestrahlungen. Sowohl bei der klaffenden Tube, als auch bei Tubenmittelohrkatarrh bleibt das Trommelfell entgegen der weit verbreiteten Meinung in den meisten Fällen unversehrt. Die Durchlässigkeit der Tuba autitiva kann der Ohrenarzt im Rahmen der sogenannten Tubenfunktionsprüfung überprüfen. Diese Funktionsprüfung kann einer Durchblasung entsprechen, aber auch den Valsava-Versuch beinhalten.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Gürkov, R.: BASICS Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Urban & Fischer, München 2016
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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