Meningeom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Meningeom ist ein in den meisten Fällen gutartiger Hirntumor, der aufgrund seines langsamen Wachstums zu Beginn keine Beschwerden verursacht. Meningeome zählen mit etwa 15 Prozent aller Tumoren im Inneren des Schädels zu den häufigsten Hirntumoren, wobei Frauen häufiger an einem Meningeom erkranken als Männer.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Meningeom?

Schematische Darstellung zur Lage eines Gehirntumores im Gehirn. Klicken, um zu vergrößern.

Ein Meningeom ist ein in der Regel benigner (gutartiger) und langsam wachsender Hirntumor, der von den sogenannten Meningen, den Deckzellen der Arachnoidea des Gehirns und Rückenmarks ausgeht, die als Spinngewebshaut zusammen mit der Pia mater als weiche Hirnhaut (Leptomeninx) die Schädelhöhle unterhalb der harten Hirnhaut auskleiden.

Meistens grenzen Meningeome von innen an die harte Hirnhaut und verdrängen mit fortschreitendem Wachstum das sie umgebende Gewebe, wodurch eine Schädigung der Hirnhaut sowie neurologische Störungen verursacht werden können. Ein Meningeom kann mehrere Tumorherde (Meningeomatose) sowie ein diffuses (verstreutes) Wachstum aufweisen, wobei bei Betroffenen mit mehr als einem Tumorherd meistens eine genetisch bedingte Erkrankung (Neurofibromatose Typ 2 bzw. Morbus Recklinghausen) vorliegt.

Ursachen

Die Ursachen für die Entwicklung eines Meningeoms konnten bislang nicht vollständig geklärt werden. Als gesichert gilt, dass ein Meningeom entsteht, wenn arachnoidale Zellen bzw. Zellen der Spinngewebshaut entarten und wuchern, wobei die Auslöser für diesen Entartungsprozess unklar sind.

Daneben weisen Kinder, die infolge einer Tumorerkrankung einer Strahlentherapie ausgesetzt wurden, ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von insbesondere malignen Meningeomen auf.

Ferner wird von genetischen Faktoren ausgegangen, da bei von Meningeomen Betroffenen in vielen Fällen ein Informationsverlust auf dem Chromosom 22 festgestellt werden kann.

Ein Schädelhirntrauma oder eine Hirnhautgeschwulst sowie andere Schädelverletzungen können jedoch als auslösende Faktoren für ein Meningeom ausgeschlossen werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Meningeom besteht oft mehrere Jahre, bevor die ersten Symptome auftreten. Die ersten Anzeichen eines Hirntumors sind unspezifisch und können in unterschiedlichen Körperregionen auftreten. Es kann beispielsweise zu Geruchsstörungen, Seh- und Sprachstörungen, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Lähmungen an den Gliedern kommen. Außerdem können Krampfanfälle, Ausfallerscheinungen der Arme und Beine sowie psychische Veränderungen auftreten.

Ist der Tumor im Rückenmarkskanal lokalisiert, treten Missempfindungen, Rückenschmerzen und Nervenbeschwerden auf. Äußerlich kann ein Meningeom an Gewichtsverlust, blasser Haut und einem generell kränklichen Aussehen erkannt werden. Das Meningeom entwickelt sich sehr langsam und das Gehirn kann sich gut an den Tumor anpassen, weshalb die Betroffenen selbst meist überhaupt keine Krankheitszeichen feststellen.

Oft sind es die Angehörigen, die auffällige Symptome wie Persönlichkeitsveränderungen feststellen. Ältere Patienten zeigen dann Anzeichen einer Demenz oder Depression, während es bei Kindern und Jugendlichen zu Wachstumsstörungen kommen kann. Ist der Tumor in der knöchernen Schädeldecke lokalisiert, kann dies zu einem verstärkten Knochenwachstum führen. Die Folge ist eine äußerlich sichtbare Beule.

Bei einigen Patienten tritt außerdem der Augapfel hervor. Dieser sogenannte Exophtalmus ist ebenfalls mit Schmerzen und einem starken Unwohlsein verbunden. Die Symptome nehmen mit dem Tumorwachstum zu und bilden sich nach der Entfernung der Wucherung nur langsam zurück. Oft verbleiben Langzeitschäden.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnose eines Meningeoms kommen in erster Linie bildgebende Diagnoseverfahren wie ein CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) zum Einsatz. Hierbei wird der Tumor durch ein Kontrastmittel, mit welchem sich dieser anreichert, sichtbar gemacht.

Wird im Rahmen dieser Verfahren eine Geschwulst mit glatter Begrenzung im Bereich der Hirnhaut sowie die charakteristische Verdickung im Kontaktbereich zwischen Tumor und Hirnhaut festgestellt, kann von einem Meningeom ausgegangen werden.

In der Regel weist ein Meningeom einen guten Verlauf auf, kann allerdings in seltenen Fällen (1,7 Prozent) zu einem malignen Hirntumor mit Metastasenbildung entarten. Aufgrund des sehr langsamen Wachstum dieser Art von Hirntumor verursacht ein Meningeom zu Beginn oftmals keine Symptome und wird erst nach Jahren zufällig diagnostiziert.

Treten Symptome wie neurologische Störungen (Missempfindungen, Einschränkung der Seh- oder Sprachfähigkeit) auf, wird ein operativer Eingriff erforderlich. In einigen Fällen (13 Prozent), bei sogenannten anaplastischen bzw. atypischen Meningeomen, ist die Prognose weniger günstig.

Komplikationen

In den meisten Fällen wird ein Meningeom erst spät diagnostiziert, da es in den ersten Monaten und Jahren bei seinem Wachstum nicht zu besonderen Beschwerden oder Komplikationen führt. Aus diesem Grund ist eine frühzeitige Behandlung dieser Krankheit in der Regel nicht möglich. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an starken Kopfschmerzen und an Gefühlsstörungen.

Ebenso kommt es zu Störungen der Sensibilität und zu Lähmungen in verschiedenen Regionen des Körpers. Durch die Lähmungen und Bewegungseinschränkungen sind die Betroffenen möglicherweise auf die Hilfe anderer Menschen in ihrem Alltag angewiesen. Ebenso kommt es nicht selten zu epileptischen Anfällen und zu Sehstörungen.

Die Patienten leiden auch an Störungen des Denkens und des Sprechens, sodass die Kommunikation mit anderen Menschen durch das Meningeom ebenso erschwert ist. Die Lebensqualität wird durch diesen Tumor deutlich eingeschränkt. Durch einen operativen Eingriff kann der Tumor entfernt werden.

Ob die Beschwerden dabei vollständig verschwinden, kann nicht allgemein vorausgesagt werden. In der Regel sind die Betroffenen dann auch auf eine Chemotherapie angewiesen, bei welcher es nicht selten zu verschiedenen Nebenwirkungen kommt. Weiterhin kann auch die Lebenserwartung des Patienten durch das Meningeom verringert sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Diagnose eines Meningeoms gestaltet sich oft schwierig, da das Geschwür sehr langsam wächst. Die Anzeichen und Symptome können somit fälschlicherweise für andere Krankheitszustände gehalten oder als normale Alterserscheinungen abgeschrieben werden. Kopfschmerzen, die nur temporär sind, können gegebenenfalls durch eine Ernährungsumstellung oder dem Einnehmen von höheren Wassermengen beseitigt werden. Auch die bewusste Vermeidung von psychischem Stress und mehr Schlaf können hierbei schon eine wesentliche Erleichterung verschaffen.

Eventuell sollte der Arbeitsplatz im Büro optimiert werden, da Missverhältnisse zwischen Bildschirmausrichtung und Sitzposition sich ebenfalls negativ auf die Kopfgelenke auswirken können, wodurch Kopfschmerzen entstehen können. Ein Physiotherapeut oder Osteopath können hierbei helfen. Ein Besuch beim Hausarzt ist bei andauenden Kopfschmerzen, die im Laufe der Zeit immer schlimmer werden, angebracht. Sollte dieser ein Meningeom vermuten, erfolgt gegebenenfalls die Überweisung an einen Neurologen, welcher dann Untersuchungen gefolgt von bildgebenden Tests, wie dem CT oder MRT durchführt.

Unter Umständen kann ein Meningiom eine Notfallversorgung erfordern, wenn plötzliches Auftreten von Anfällen sowie Veränderungen in der Sicht oder Erinnerung vorliegen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie richtet sich bei einem Meningeom nach Lage, Größe und Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors. Aufgrund des prinzipiell benignen Charakters und des sehr langsamen Wachstums eines Meningeoms, wird dessen Entwicklung zu Beginn im Zuge von Verlaufsuntersuchungen beobachtet.

Manifestieren sich neurologische Störungen, wird das Meningeom im Rahmen eines operativen Eingriffs entfernt. Dabei dient eine Angiographie der Sichtbarmachung der Arterien der Hirnhaut, die das Meningeom versorgen und die zur Minimierung des Blutverlustes während des Eingriffs embolisiert (verödet bzw. verschlossen) werden. Ein operativer Eingriff zielt auf eine vollständige Entfernung des Meningeoms.

Sollte eine vollständige Entfernung des Tumors nicht möglich sein oder ein malignes Meningeom vorliegen, wird im Anschluss an die Operation eine zusätzliche Strahlentherapie erforderlich, um die Resttumorzellen abzutöten. Dabei werden kleine Tumoren (maximal drei Zentimeter im Durchmesser) einmalig im Rahmen einer Radiochirurgie mit einem Gamma-Knife bzw. Linearbeschleuniger mit hochdosierten Gammastrahlen bestrahlt. Diese Form der Therapie wird auch angewandt, wenn sich das Meningeom an einer für Operationen ungünstigen Lage befindet oder der Allgemeinzustand des Betroffenen einen solchen Eingriff nicht ermöglicht.

Eine Chemotherapie kommt bei einem Meningeom nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, da bislang lediglich einige wenige klinische oder experimentelle Studien hierzu existieren und die Wirksamkeit bei Meningeomen bislang nicht nachgewiesen werden konnte.


Aussicht & Prognose

Statistisch gesehen erkranken sechs aus 100.000 Menschen im Laufe ihres Lebens an einem Meningeom. Auffällig viele Patienten befinden sich zum Zeitpunkt der Diagnose zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Ein höheres Risiko besteht für Frauen. Betrachtet man die Heilungschancen ergibt sich ein durchwachsenes Bild. Etwa neun aus zehn Erkrankungen sind gutartig. Kann ein solches Geschwulst sogar durch einen operativen Eingriff vollständig entfernt werden, ist eine vollständige Genesung wahrscheinlich. Verbleiben hingegen Tumorzellen, stellt sich ein erneuter Wuchs ein.

In einem aus zehn anderen Fällen ist das Meningeom schnellwachsend oder bösartig. Bei diesem Geschwulst ergibt sich eine vergleichsweise schlechte Prognose. Zum einen besteht eine erhöhte Gefahr eines erneuten Wachstums. Zum anderen kommt es bei der bösartigen Ausprägung bei jedem dritten Patienten zu einer Metastasenbildung. Fast 80 Prozent erleiden bei der letzten Ausbildung innerhalb von fünf Jahren nach der Prognose einen erneuten Tumorwuchs.

Bei der Bewertung der Aussicht spielt auch immer die Lage des Tumorgewebes eine Rolle. Ist es beispielsweise an der Unterseite des Gehirns behaftet, kann es meist nicht vollständig entfernt werden. Auch vermag ein Chirurg bei einer solch ungünstigen Lage, das Gehirn leicht zu schädigen. Dadurch entstehen dauerhafte, irreparable neurologische Störungen.

Vorbeugung

Da die auslösenden Faktoren für die Manifestierung und Entwicklung eines Meningeoms bisher nicht geklärt sind, kann diesem nicht vorgebeugt werden. Allgemein sollten unnötige Bestrahlungen (insbesondere bei Kindern) sowie karzinogene Substanzen wie Nikotin oder Alkohol vermieden werden. Darüber hinaus stärken eine gesunde Ernährung und sportliche Aktivität das körpereigene Abwehrsystem und tragen zur Minimierung des Krebsrisikos und somit auch des Risikos eines Meningeoms bei.

Nachsorge

Sehr oft erfolgt die Diagnose eines Meningeoms erst relativ spät, da in den ersten Jahren oder Monaten des Wachstums kaum Beschwerden beziehungsweise Komplikationen auftreten. Daher ist es kaum möglich, diese Erkrankung frühzeitig zu behandeln. Die Patienten leiden vorwiegend an Gefühlsstörungen und heftigen Kopfschmerzen, darüber hinaus kann es auch zu Lähmungserscheinungen in unterschiedlichen Körperregionen kommen.

Dadurch können die Betroffenen in ihrer Bewegung eingeschränkt sein und benötigen dann auch Hilfe, um ihren Alltag bewältigen zu können. Ebenso kann es zu Sehstörungen oder epileptischen Anfällen kommen. Die Erkrankten leiden oftmals auch an Sprech- oder Denkstörungen, wodurch es Probleme in der Kommunikation geben kann. Die Lebensqualität der Patienten kann also bei Auftreten eines Meningeoms beträchtlich leiden.

Der Tumor kann durch eine Operation entfernt werden, allerdings kann nicht sicher vorausgesagt werden, ob die Beschwerden dadurch komplett verschwinden. Im Normalfall müssen sich die Patienten zusätzlich einer Chemotherapie unterziehen, bei der die unterschiedlichsten Nebenwirkungen auftreten können. Darüber hinaus kann sich die Lebenserwartung der Betroffenen durch ein Meningeom verringern, denn das Risiko, dass der Tumor erneut wächst, ist relativ hoch.

Das können Sie selbst tun

Begleitend zur medizinischen Behandlung, können Meningeom-Patienten zu einigen Strategien und Selbsthilfe-Maßnahmen greifen, um sich den Alltag zu erleichtern und die Therapie zu unterstützen.

Zunächst wird der Arzt Ruhe und Schonung empfehlen. Gerade in der ersten Zeit nach einer Operation muss der Betroffene auf anstrengende Tätigkeiten verzichten. Begleitend dazu empfiehlt sich eine ausgewogene Diät, in der statt Kohlenhydrate Ballaststoffe aufgenommen werden. Da Hirntumoren Zucker benötigen, um zu wachsen, sollte außerdem auf süße Speisen, bestimmte Fruchtsorten und gezuckerte Getränke wie Limonade oder Cola verzichtet werden. Lebensmittel wie Kichererbsen, Sojabohnen und Rotklee sollten aufgrund ihres hohen Biochanin-Gehalts – ein Ballaststoff, der eine heilende Wirkung auf Tumorzellen hat – in den Ernährungsplan aufgenommen werden. Neben einer Ernährungsumstellung empfehlen sich allgemeine Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung und die Vermeidung von Stress.

Betroffenen wird ebenso empfohlen eine Selbsthilfegruppe zu besuchen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Generell ist es wichtig, die Erkrankung zu verstehen, denn nur so kann sie langfristig auch seelisch überwunden werden. Der Verein Deutsche Hirntumorhilfe e.V. bietet weitere Informationen für Betroffene.

Quellen

  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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