Praziquantel-Therapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Praziquantel ist eine pharmakologische Wirksubstanz, die zur Therapie bei Parasitenbefall eingesetzt wird. Der Wirkstoff wurden bereits in den 1970er Jahren entwickelt und gilt seitdem bei Wurmerkrankungen als Mittel der Wahl.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Praziquantel-Therapie?

Praziquantel ist ein sogenanntes Antihelminthikum, Antiwurmmittel. Als solches wird es mit Erfolg bei Befall mit Saugwürmern, Plattwürmern, Bandwürmern und Egeln eingesetzt.

Praziquantel ist ein sogenanntes Antihelminthikum, Antiwurmmittel. Als solches wird es mit Erfolg bei Befall mit Saugwürmern, Plattwürmern, Bandwürmern und Egeln eingesetzt. Das Mittel hat sich seit seiner Entwicklung nicht nur in der Humanmedizin, sondern auch in der Veterinärmedizin schnell durchgesetzt.

Entwickelt wurde der Wirkstoff bereits in den 1970er Jahren in Kooperation von den beiden pharmazeutischen Großkonzernen Bayer und Merck. Nach einer Vorlaufzeit von über zehn Jahren kam Praziquantel Anfang der 1980er Jahre auf den Markt. Chemisch gesehen handelt es sich bei Praziquantel um ein Chinolinderivat.

Es entfaltet seine Wirkung lokal an den Schleimhäuten und wirkt auch systemisch. Deshalb ist es für die orale Therapie von Mensch und Tier bei Parasitenbefall gut geeignet. Dauer der Einnahme und Applikationsart richten sich stets nach Ausprägungsgrad und Art eines Parasitenbefalls. Der Wirkstoff ist gegen eine Vielzahl von Parasiten bei Mensch und Tier wirksam. Oft ist sogar nur eine einzige Gabe erforderlich, um sämtliche Parasiten im Magen-Darm-Trakt rasch und zuverlässig abzutöten.

Funktion, Wirkung & Ziele

In der Veterinärmedizin wird Praziquantel bei Hunden und Katzen prophylaktisch als Wurmkur eingesetzt. Falls ein Parasitenbefall bereits vorhanden ist, so werden diese innerhalb von Stunden nach der Gabe des Mittels abgetötet. Durch die Schleimhautaffinität von Praziquantel schützt der Wirkstoff in geringem Umfang auch vor einem Wiederbefall.

Neben der oralen Gabe in Form von Tabletten mit definiertem Wirkstoffgehalt wurden auch transdermale Applikationssysteme entwickelt, die jedoch ausschließlich in der Tiermedizin verwendet werden. Zur Prophylaxe oder Behandlung bei Wurmbefall wird in Wasser gelöstes Praziquantel auf die Haut von Katzen oder Hunden geträufelt. Der Wirkstoff wird über die Haut resorbiert und gelangt in die Blutbahn. Da aber nur ein Teil der Substanz über die Haut resorbiert wird, gilt die orale Applikation als Standardtherapie und Mittel der Wahl bei Wurmbefall im Magen-Darm-Trakt. Ziel der Praziquantel-Therapie ist die vollständige Abtötung und Beseitigung von Parasiten in jedem Entwicklungsstadium.

Auch der Wirkmechanismus von Praziquantel ist wissenschaftlich belegt. Das Chinolin Praziquantel heftet sich an die Schleimhautoberfläche von Parasiten und öffnet deren Calciumkanäle. Sehr schnell kommt es dann zu einer Überkontraktion der Muskulatur und in der Folge zu einer spastischen Lähmung von Würmern oder Egeln, was zum Tod des Parasiten führt. Das ist jedoch nicht der einzige Wirkmechanismus.

Denn Praziquantel greift auch die intakte Haut des Parasiten an und stört deren Stoffwechsel nachhaltig. Dadurch kann der Schädling vom Immunsystem des Wirts besser erkannt und attackiert werden. Bei einem inneren Befall mit Würmern werden die abgetöteten Parasiten einfach mit dem Stuhl ausgeschieden. Gelangt der Wirkstoff ins Blut, so verteilt er sich in allen Organen und Organsystemen. Die Wirksamkeit bleibt dabei voll erhalten, deshalb ist Praziquantel auch bei extraintestinalem Wurmbefall, beispielsweise im Gehirn, zur Therapie gut geeignet. Um Parasiten sicher abzutöten, muss eine gewisse Dosis pro Kilogramm Körpergewicht unbedingt erreicht werden.

10-25 mg Praziquantel als Einmalgabe pro Kilogramm Körpergewicht sind zur Abtötung bei Wurmbefall im Magen-Darm-Trakt ausreichend. Bei systemischem Befall müssen höhere Dosen, die dann in der Regel auch mehrfach gegeben werden müssen, gewählt werden. Die systemische Praziquantel-Therapie beim Menschen muss stets unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen. In den westlichen Industrienationen ist der Befall mit Parasiten beim Menschen in den letzten Jahrzehnten erheblich zurückgegangen. Praziquantel spielt deshalb hier die größere Rolle in der Veterinärmedizin.

In Entwicklungsländern sind Wurmerkrankungen jedoch bis heute weit verbreitet. Praziquantel wird hier mit großem Erfolg beispielsweise gegen die gefährliche Wurmerkrankung Bilharziose eingesetzt. Zugelassen ist der Wirkstoff auch in der Pädiatrie ab einem Körpergewicht von mindestens 20 kg.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Während der Praziquantel-Therapie können Nebenwirkungen und Unverträglichkeitsreaktionen auftreten. Unerwünschte Wirkungen sind häufig auf Überdosierungen zurückzuführen. Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen, aber auch Schwäche, Quaddelbildung auf der Haut oder Juckreiz können Zeichen einer Überdosierung oder Überempfindlichkeit bei der Behandlung sein.

In diesen Fällen sollte Praziquantel sofort abgesetzt und gegen ein ähnlich wirkendes Antihelminthikum ausgetauscht werden. Patienten, die mit dem Wirkstoff behandelt wurden, berichten auch über Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Schwindel und Müdigkeit. Da die Praziquantel-Therapie in vielen Fällen nur als Einmalgabe und sehr kurz ist, verschwinden diese Nebenwirkungen meist zügig. Es ist bekannt, dass einige Medikamente gegen Epilepsie und Malaria den Wirkstoffgehalt von Praziquantel deutlich vermindern können. Diese Medikamentengruppen sollten daher nicht gleichzeitig eingenommen werden.

Außerdem verträgt sich Praziquantel nicht mit dem Antibiotikum Rifampicin, es kann zu unvorhergesehenen chemischen Wechselwirkungen kommen. Beide Substanzen sollten ebenfalls auf keinen Fall zusammen eingenommen werden. Während Schwangerschaft und Stillzeit darf Praziquantel nur in begründeten ärztlichen Ausnahmefällen eingesetzt werden. Der Wirkstoff geht auch in die Muttermilch über und kann das Ungeborene schädigen. Patienten mit Vorerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen oder mit gestörter Nieren-oder Leberfunktion dürfen Praziquantel entweder gar nicht oder nur nach ausdrücklicher Anweisung des Arztes einnehmen.

Der pharmakologische Wirkstoff Cimetidin führt zu einer Kumulation von Praziquantel im Blut. Werden beide Substanzen gleichzeitig eingenommen, so kann die Praziquantelkonzentration im Blut stark ansteigen, zudem ist dessen Halbwertszeit erhöht, da Cimetidin den Abbau von Praziquantel durch die Leber erschwert.

Quellen

  • Dönges, J.: Parasitologie. 2. Aufl. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1988
  • Lucius R., Loos-Frank, B.: Biologie von Parasiten. 2. Aufl. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg 2008
  • Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003

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