Pressdrang
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Pressdrang wird die Pressphase während des Geburtsvorgangs verstanden. Er tritt in der sogenannten Austreibungsperiode auf.
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Was ist der Pressdrang?
Der Pressdrang, der mit den Presswehen einhergeht, zeigt sich in der letzten Geburtsphase, die auch als Austreibungsperiode bezeichnet wird. Dabei schiebt die Mutter durch das Pressen das Baby Schritt für Schritt aus ihrem Körper heraus.
Die meisten Frauen empfinden den Pressdrang sehr intensiv. Dabei muss der Säugling ungefähr 15 Zentimeter überwinden, was sowohl von der Mutter als auch von dem Kind Durchhaltevermögen erfordert.
In der Regel dauert der Pressdrang nur wenige Sekunden. Die Mutter entwickelt dabei das Bedürfnis, ihr Baby aus dem Körper herauszulassen. Dabei lässt sich der Pressdrang kaum noch unterdrücken.
Funktion & Aufgabe
Der Geburtsvorgang beginnt mit der Eröffnungsperiode, bei der die Wehen etwa alle drei bis sechs Minuten auftreten. Dabei kommt es zu Kontraktionen, die eine Öffnung des Muttermundes zur Folge haben. Zum Ende der Eröffnungsperiode hat sich der Muttermund ca. zehn Zentimeter geöffnet und vergrößert sich mit jeder zusätzlichen Wehe mehr. Bei Erstgebärenden nimmt die Eröffnungsperiode 12 bis 14 Stunden in Anspruch. Bei Frauen, die bereits Kinder bekommen haben, dauert diese Phase meist nur sechs bis acht Stunden.
Im Anschluss an die Eröffnungsphase kommt es – etwas unsensibel bezeichnet – zur Austreibungsperiode, in der auch die Presswehen einsetzen. Sie endet mit der Geburt des Säuglings. In der Austreibungsperiode werden die Wehen immer kürzer. Außerdem erfolgt das Zusammenziehen der Gebärmutter, wodurch das Baby Millimeterweise in den Geburtskanal geschoben wird. Durch den Druck auf den Muttermund, der dabei entsteht, öffnet sich dieser so weit, dass er kein Hindernis für das Kind mehr darstellt.
Das Köpfchen des Babys ist während dieses Vorgangs in der Lage, sich durch Dehnungen an den Geburtskanal anzupassen. Auf diese Weise kann das Kind die Scheide leichter durchqueren.
Ist der Kopf des Säuglings tief genug in den Geburtskanal vorgedrungen, kommt es zum Druck auf den Damm der Mutter. Dieser bewirkt reflektorisch den Pressdrang der Gebärenden. Hervorgerufen wird der Pressdrang in erster Linie durch Druck auf ein Nervengeflecht, welches sich im Steißbeinbereich befindet. Dieses Geflecht wird Plexus lumbosacralis genannt.
Im Rahmen des Pressdrangs hat die Mutter die Möglichkeit, die Geburt ihres Kindes durch Mitpressen zu unterstützen. Die Ausprägung des Pressdrangs ist überaus unterschiedlich. Die dabei auftretenden Presswehen zeigen sich alle zwei bis drei Minuten.
Zu früh pressen sollte die Mutter allerdings nicht. Dies führt zu einem Zusammendrücken des noch nicht verstrichenen Muttermundes, wodurch sich das Risiko eines Muttermundödems erhöht. Durch den unwillkürlichen Pressdrang drückt sich das Köpfchen des Babys immer stärker auf den Muttermund. Infolgedessen staut sich das Blut, was wiederum eine Schwellung zur Folge hat. Bevor die Mutter ihrem Pressdrang nachgeben darf, kontrolliert eine Hebamme, ob das Kind bis zum Beckenboden vorgedrungen ist, indem sie entsprechende Tastungen vornimmt.
Bei einem normalen Geburtsvorgang kann die Mutter ihr Kind innerhalb von zehn Presswehen auf die Welt bringen. Dabei nimmt sie beim Austreten des Kopfes durch die Vagina eine intensive äußere Dehnung wahr. Eine wichtige Rolle spielt daher auch das Veratmen der Presswehen, um Verletzungen im Bereich von Damm und Scheide entgegenzuwirken. Diese Technik kann bereits bei den Geburtsvorbereitungskursen erlernt werden.
Tritt das Köpfchen des Kindes sichtbar aus der Scheide hervor, presst die Gebärende es mit der nächsten Wehe aus ihrem Körper. Dazu sind in den meisten Fällen zwei oder drei Wehenschübe nötig.
Krankheiten & Beschwerden
Neben einem Dammriss kann es auch zu einem Einriss der Vagina kommen, was sich durch Blutungen bemerkbar macht. Diese Risse lassen sich vom Frauenarzt nach der Geburt jedoch wieder vernähen. In der Regel verspürt die Mutter in der Folgezeit keine größeren Auswirkungen des Risses mehr.
Mitunter verschlechtern sich während der Presswehen die Herztöne des ungeborenen Kindes. Ein Absinken der Herztöne ist oft ein Anzeichen, dass sich die Nabelschnur um den Hals des Säuglings gewickelt hat. In diesem Fall gilt es, die Geburt so rasch wie möglich abzuschließen. Um den Verlauf der Geburt schneller voranzubringen, bedient sich der Arzt meist einer Saugglocke oder einer Zange. Dreht sich die Nabelschnur zu eng um den Kopf des Babys, besteht die Gefahr einer schweren Behinderung oder gar einer Totgeburt. Die Ärzte wägen daher genau ab, ob die Geburt nicht doch durch einen Kaiserschnitt herbeigeführt werden sollte.
Als weiteres Risiko während der Presswehen gilt eine falsche Drehung des Kindes. So muss sich das Baby in der Pressphase mehrfach drehen, um den Geburtskanal durchqueren zu können. Bleibt während der Pressphase eine Drehung aus, versucht die Hebamme, den Säugling über die Bauchdecke der Mutter zu drehen. Gelingt dies nicht, kommt auch hier eine Zange oder Saugglocke zum Einsatz.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013