Pseudokrupp

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Pseudokrupp, Infektkrupp oder Laryngitis subglottica ist eine Kehlkopfentzündung, die häufiger bei kleinen Kindern, statt bei Erwachsenen auftreten kann. Die Ursache dieser Erkrankung ist eine Virusinfektion der Atemwege, bei dem es in der Folge zu einer Einengung kommt, sodass der Betroffene zum Teil an Atemnot und bellendem Husten leidet. Eine Behandlung durch einen Arzt ist anzuraten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pseudokrupp?

Ist beim Pseudokrupp die Atemnot besonders bedrohlich, so kann die Schleimhaut durch die Vernebelung mit Adrenalin sehr rasch zum Abschwellen gebracht werden und somit die Beschwerden beim Pseudokrupp lindern.
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Der Pseudokrupp ist eine Entzündung, die unterhalb der Stimmritze und im Bereich des Kehlkopfes lokalisiert werden kann. Der Pseudokrupp stellt eine Erkrankung der oberen Atemwege dar und äußert sich durch Heiserkeit und bellenden Husten. In Extremsituationen kann es auch zu einer Atemnot kommen.

Die Krankheit befällt sehr häufig Kinder und Säuglinge von sechs Monaten bis zu sechs Jahren. Erwachsene und ältere Kinder sind eher seltener betroffen. Jüngere Kinder erkranken deshalb häufiger am Pseudokrupp, da bei ihnen im Gegensatz zu den Älteren der Kehlkopf noch relativ eng ist. Der echte Krupp ist weitaus gefährlicher als der Pseudokrupp.

Ursachen

Während der echte Krupp mit der Kehlkopf-Diphterie identisch ist, wird der Pseudokrupp durch Parainfluenzaviren oder sehr selten auch durch Masern-, Rhino oder RS-Viren hervorgerufen. Demnach ist der Pseudokrupp eine Virusinfektion, infolgedessen sich die unterhalb der Stimmbänder liegende Kehlkopfschleimhaut entzündet.

Durch das daraus resultierende Anschwellen und den zähen Schleim werden die Atemwege verengt, wodurch der Patient schlechter Luft bekommt. Auf Grund der Tatsache, dass bei kleinen Kindern der Kehlkopf häufig noch verengt ist und demnach eine Schwellung stärkere Auswirkungen hat, erkranken hauptsächlich Säuglinge und Kleinkinder am Pseudokrupp.

Darüber hinaus spielt auch das Wetter beim Ausbrechen der Krankheit Pseudokrupp eine gewisse Rolle. So ereignen sich die meisten Fälle von Pseudokrupp im Herbst oder im Winter und insbesondere bei feuchtkalter Witterung und wenn die oberen Luftschichten wärmer sind als die unteren. Ist dies der Fall, spricht man von einer so genannten Inversionswetterlage, die den Pseudokrupp begünstigt.

Des Weiteren vermuten die Wissenschaftler, dass zwischen der Schadstoffemission der Industrieanlagen und dem Auftreten des Pseudokrupps ein gewisser Zusammenhang besteht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typisches Symptom von Pseudokrupp ist ein trockener bellender Husten, der anfallartig abends oder nachts auftritt. Die Stimme kann heiser werden und es entsteht Atemnot durch Verlegung der Atemwege. Beim Einatmen sind pfeifende oder quietschende Geräusche zu hören. Da die Erkrankung meist in Folge einer Erkältung entsteht, können sich auch deren typische Beschwerden wie Schnupfen oder Fieber zeigen.

Zusätzlich tritt ein allgemeines Krankheitsgefühl auf, der Patient fühlt sich müde und schwach. Steigert sich die Atemnot, können sich aufgrund des Sauerstoffmangels die Lippen und die Fingerspitzen blau verfärben. Auch eine Beschleunigung des Herzschlags (Tachykardie) ist möglich. Da diese Beschwerden beängstigend wirken, wird der Patient unruhig, was wiederum die vorliegenden Symptome verstärken kann.

Bei Erwachsenen treten die Beschwerden meist sehr viel schwächer auf als bei Kindern. Anhand der Symptome ist erkennbar, welches Stadium die Erkrankung erreicht hat. Liegen nur Heiserkeit und Husten vor, besteht Stadium 1. Stadium 2 ist gekennzeichnet von leisen Atemgeräuschen beim Einatmen, Stadium 3 von Atemnot, Tachykardie, Angstzuständen und Gesichtsblässe. Stadium 4 der Erkrankung liegt vor, wenn die Atemnot stärker wird, der Puls nur noch sehr flach spürbar ist, die Atemgeräusche sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen bestehen, die Haut sich blau verfärbt und das Bewusstsein getrübt ist.

Krankheitsverlauf

Beim Pseudokrupp werden die Patienten von einem für diese Krankheit charakteristischen bellenden Husten geplagt. Des Weiteren ist eine Heiserkeit in Verbindung mit einem bei der Einatmung erfolgenden pfeifenden Geräusch für den Pseudokrupp kennzeichnend. Ist der Kehlkopf infolge der Schwellung und der Entzündung sehr stark verengt, so kann es beim Pseudokrupp auch zu einer schweren Atemnot kommen, die sich sehr häufig in einer sehr angestrengten Atmung sowie durch ein Einziehen der Drosselgrube und der Zwischenrippenräume manifestiert.

Ist die Sauerstoffversorgung infolge der Atemnot beim Pseudokrupp derart gestört, so kann es zu einer Blaufärbung der Fingernägel und Lippen sowie in seltenen Fällen auch zu Herzrasen kommen. Ein plötzliches Auftreten in der Nacht, ist für den Pseudokrupp typisch.

Komplikationen

Die meisten Fälle von Pseudokrupp heilen aus, ohne dass es zu Komplikationen kommt. Bei einem schweren Verlauf ist es allerdings möglich, dass sich die Atemwege extrem stark verengen. Das Atmen wird für den Betroffenen dann so anstrengend, dass er dabei die Zwischenrippenräume und die Drosselgrube einzieht. Führt die Behinderung der Atemwege schließlich zu einer unzureichenden Versorgung des Körpers und des Gehirns mit Sauerstoff, kommt es zunächst zu Herzrasen, anschließend verfärben sich die Lippen und Fingernägel bläulich.

Die Atemnot bereitet den Betroffenen, bei denen es sich in der Regel um Kleinkinder handelt, meist große Angst. Die entstehende Panik verschlimmert die ursprünglichen Symptome noch zusätzlich. Unter diesen Umständen kann die Krankheit lebensgefährlich werden und in seltenen Fällen einen tödlichen Verlauf nehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Krankheit nachts ohne Vorwarnung ausbricht. Dann besteht die Gefahr, dass die Kinder nicht rechtzeitig ärztlich behandelt werden.

In seltenen Fällen kann eine Pseudokrupp-Infektion auch auf das Mittelohr, die Luftröhre oder die Lunge übergehen. Dann droht eine akute Mittelohrentzündung, eine Tracheitis (Luftröhrenentzündung) oder eine Pneumonie (Lungenentzündung). Diese Erkrankungen können in der Regel alle sehr gut behandelt werden. Weitere Komplikationen aufrund dieser Folgeerkrankungen sind aber dennoch möglich.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn das typische pfeifende Geräusch beim Einatmen auftritt, oft verbunden mit Heiserkeit und Halsschmerzen, liegt womöglich ein Pseudokrupp vor. Zuvor kann es in Verbindung mit der Erkrankung zu Erkältungszeichen mit Fieber und Schüttelfrost kommen. Verschwinden die Symptome nicht rasch wieder, muss der Arzt aufgesucht werden. Spätestens, wenn sich Lippen und Gesichtshaut bläulich verfärben, ist ärztlicher Rat gefragt. Sehr hohes Fieber deutet auf eine andere Erkrankung hin, die ärztlich abzuklären ist. Der Pseudokrupp tritt vorwiegend nach einer Virusinfektion mit Masern oder Influenza-Viren auf.

Betroffen sind vor allem Babys und Kleinkinder sowie Erwachsene mit chronischen Atemwegserkrankungen. Die Risikopatienten sollten mit genannten Symptomen rasch zum Arzt gehen. Wenn die Beschwerden im Zusammenhang mit kalter Luft, Zigarettenrauch oder Umweltgiften auftreten, kann ebenfalls ein Pseudokrupp zugrunde liegen. Die betroffenen Personen kontaktieren am besten den Hausarzt oder einen HNO-Arzt. Je nach Schwere der Erkrankung müssen gegebenenfalls weitere Fachärzte für Atemwegserkrankung in die Behandlung involviert werden.

Behandlung & Therapie

Ist beim Pseudokrupp die Atemnot besonders bedrohlich, so kann die Schleimhaut durch die Vernebelung mit Adrenalin sehr rasch zum Abschwellen gebracht werden und somit die Beschwerden beim Pseudokrupp lindern. Des Weiteren werden beim Pseudokrupp sehr häufig Cortison-Präparate, zum Beispiel Prednison verschrieben. Diese werden beim Pseudokrupp entweder als Zäpfchen in den After oder aber sehr viel seltener über einen venösen Zugang verabreicht.

Befindet sich der Pseudokrupp-Patient in einem extrem schlechten Zustand, so ist dieser in ein Krankenhaus zu überführen, wo in der Regel beim Pseudokrupp eine so genannte endotracheale Intubation unter Vollnarkose durchgeführt wird. Hierbei wird entweder durch die Nase oder den Mund eine zumeist aus Kunststoff bestehende Hohlsonde durch die am Kehlkopf liegenden Stimmlippen in die Luftröhre eingeschoben. Die Atemwege werden mit Hilfe eines Ballons abgedichtet, wodurch keine Sekrete mehr eindringen können. Dadurch ist nun eine externe Beatmung des Pseudokrupp-Patienten möglich.

Nachsorge

Zumeist verläuft ein Pseudokrupp mit milder Symptomatik und heilt innerhalb von drei bis fünf Tagen vollständig aus. Schwere Ausprägungen erfordern häufig eine stationäre Behandlung. Mediziner verabreichen in diesen Fällen Adrenalin zur Inhalation und hohe Dosen Glukokortikoide, bei Ateminsuffizienz wird Sauerstoff gegeben. Die ambulante Nachsorge umfasst regelmäßige Routinekontrollen, um den Allgemeinzustand zu beurteilen und bei einer Zunahme der Symptome eine geeignete Therapie einzuleiten.

Eltern sollten sich grundsätzlich beim nachbehandelnden Arzt melden, wenn Schluckschwierigkeiten auftreten, Fieber länger als drei Tage anhält oder sich erneut Atemnotzeichen einstellen. Für die Angehörigen gibt es außerdem Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Thema Kruppsyndrom. Viele nützliche Tipps erleichtern den Umgang mit der Atemwegsinfektion.

Auch hier kann der Arzt die richtigen Ansprechpartner benennen. Beratungsstellen bieten im Rahmen der Nachsorge die Möglichkeit, sich über Pseudokrupp auszutauschen, Anregungen zu Therapiemaßnahmen zu erhalten und von den Erfahrungen anderer Eltern zu profitieren. Da sich ein Pseudokruppanfall bei Kindern wiederholen kann, sind Behandlungsempfehlungen durch Ärzte und Fachleute besonders wichtig.

Dies betrifft etwa die richtige Umgangsweise bei erneutem Auftreten einer Pseudokruppattacke. Kompetente Informationen zum viralen Krupp erhalten Versicherte auch über das telefonische Service-Center ihrer Krankenkasse. Experten wie Fachärzte, examinierte Pflegekräfte und Ernährungscoaches der medizinischen Hotlines geben an 365 Tagen konkrete Auskünfte und wertvolle Orientierungshilfe zu allen Fragen, die mit dem Krankheitsbild Pseudokrupp zusammenhängen.

Das können Sie selbst tun

Ein Pseudokrupp-Anfall belastet Eltern und Kind. Als Elternteil ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren und die eigene Nervosität vom hustenden Kind fernzuhalten: Hektik und Stress können unter Umständen eine Panikattacke auslösen, wodurch sich die Atemnot weiter verschlimmert. Während eines akuten Anfalls sollten die Eltern deshalb beruhigend auf das Kind einwirken und versuchen, es durch eine gemeinsame Beschäftigung so gut wie möglich abzulenken. Bei starken Schmerzen oder einer Bewusstseinstrübung muss in jedem Fall sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Als Hausmittel haben sich kühle, feuchte Halswickel bewährt, um ein weiteres Anschwellen der Schleimhäute um den Kehlkopf zu verhindern. Alternativ können auch in ein Tuch eingewickelte Eiswürfel verwendet werden. Das Trinken von Tee oder stillem Mineralwasser in kleinen Schlucken kann ebenfalls reizlindernd wirken: Die Eltern müssen jedoch darauf achten, dass sich das Kind dabei nicht verschluckt.

Zur Vorbeugung empfiehlt es sich, die Raumluft möglichst kühl und feucht zu halten. Vor allem abends können im Kinderzimmer feuchte Tücher aufgehängt oder an der Heizung Luftbefeuchter angebracht werden. Zudem sollten sich an Pseudokrupp leidende Kinder möglichst viel im Freien aufhalten, salzige Luft am Meer bringt in vielen Fällen längerfristig Erleichterung. Zusätzlich hilft eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung, das Immunsystem zu stärken.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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