Prednison

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Prednison ist ein sogenanntes Glucocorticoid, ein Steroidhormon, das im menschlichen Körper selbst hergestellt wird. Es wird in der Medizin sehr häufig verwendet, da es eine entzündungshemmende Wirkung hat und Reaktionen des Immunsystems unterdrückt. Bereits seit den 1950er Jahren ist es in Medizinerkreisen bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Prednison?

Prednison wird in der Medizin sehr häufig verwendet, da es eine entzündungshemmende Wirkung hat und Reaktionen des Immunsystems unterdrückt.

Der Begriff Prednison bezeichnet ein sogenanntes Glucocorticoid. Dabei handelt es sich um ein Steroidhormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird. In der Leber kann die Substanz auch in Prednisolon umgewandelt werden, das aktive metabolische Eigenschaften aufweist.

Seit den 1950er Jahren wird Prednison in der Medizin verwendet und für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Nahezu jede Erkrankung, an der das Immunsystem beteiligt ist, kann mit Prednison behandelt werden.

Eine dauerhafte und/oder hochkonzentrierte Einnahme der Substanz führt zu einer schnellen Abhängigkeit des Körpers, sodass anschließend eine langsame Entwöhnung stattfinden muss, die mehrere Wochen andauern kann. Ein abrupter Entzug kann unter Umständen zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Pharmakologische Wirkung

Prednison kann im Körper unterschiedliche Aufgaben erfüllen. In der Nebennierenrinde wird nicht nur das Steroidhormon selbst produziert, sondern auch Cortisol, das für zahlreiche Stoffwechselvorgänge benötigt wird.

Fehlt es im Körper an Cortisol bzw. ist die Produktion eingeschränkt, kann Prednison dies substituieren. Dazu werden meist zusätzliche Gaben von prednisonhaltigen Medikamenten notwendig; allerdings ist die Substanz für diese Zwecke meist nur gering dosiert. Höhere Dosen Prednison wirken im Körper als Entzündungshemmer und können auch, mit einiger zeitlicher Verzögerung, das Immunsystem unterdrücken.

Dabei schützt es bereits geschädigtes Gewebe vor dem Eindringen der Entzündungserreger. Gleichzeitig hindert es die Immunzellen an der Freisetzung von Stoffen, die zu den typischen Immunreaktionen führen. So können Entzündungsreaktionen verhindert bzw. nach ihrem Auftreten deutlich abgeschwächt werden.

Im Falle einer Atemwegserkrankung unterdrückt Prednison die Ansammlung von Wasser (Ödem) in den Schleimhäuten, was zu einer Weitung des Bronchialeingangs sowie einer Herabsetzung der Schleimproduktion und so zu einer Linderung der Beschwerden führt. Beim Auftreten einer Allergie wird die übliche heftige Reaktion des Körpers auf den Allergieauslöser durch Prednison ebenfalls deutlich gemildert, sodass die Symptome wesentlich schwächer auftreten.

Medizinische Anwendung & Verwendung

In der Medizin wird Prednison zur Behandlung zahlreicher verschiedener Krankheiten eingesetzt. Grundsätzlich kann es für alle Erkrankungen und Beschwerden verwendet werden, an denen das Immunsystem beteiligt ist oder bei denen es üblicherweise zu Entzündungsreaktionen kommt, die verhindert werden sollen.

So ist auch der Einsatz von Prednison etwa nach einer Organtransplantation sinnvoll, da es ein Abstoßen des fremden Organs verhindern kann. Allergien, entzündliche Reaktionen, die keine Viren oder Bakterien als Auslöser haben, rheumatische Erkrankungen und Erkrankungen der Atemwege wie zum Beispiel chronische Bronchitis werden meist mit Prednison behandelt.

Auch schwerere Erkrankungen wie Leber- und Nierenentzündungen, Multiple Sklerose, Lungenentzündungen oder Leukämie sprechen häufig gut auf eine Therapie mit Prednison an. Dies gilt auch für Krankheiten, bei denen die Muskeln oder das Nervensystem betroffen ist, wie beispielsweise Fibromyalgie oder Autoimmunerkrankungen wie Myasthenia Gravis.

Die Gabe geringerer Dosen Prednison bietet sich aufgrund seiner Wirkungsweise auf den Magen-Darm-Trakt auch bei Appetitlosigkeit, Übelkeit oder etwa bei Vorliegen einer Magersucht an (besonders, wenn diese Beschwerden etwa auf eine Krebserkrankung zurückzuführen sind).


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Prednison, einem Glukokortikoid zur Behandlung von Entzündungen und Autoimmunerkrankungen, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Prednison sollte immer genau nach Anweisung des Arztes eingenommen werden. Die Dosierung variiert stark je nach Indikation, Schwere der Erkrankung und individuellen Patientenfaktoren. Zu Beginn der Therapie wird häufig eine höhere Dosis verschrieben, die dann schrittweise reduziert wird. Dies dient dazu, den Körper an die Wirkung des Medikaments zu gewöhnen und Nebenwirkungen zu minimieren.

Prednison wird oral eingenommen, vorzugsweise morgens mit dem Frühstück, um das Risiko von Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt zu verringern. Die Tabletten sollten nicht zerbrochen oder zerkaut, sondern im Ganzen geschluckt werden. Bei Langzeittherapien ist es wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen, um Nebenwirkungen wie Bluthochdruck, Osteoporose, und Blutzuckererhöhungen frühzeitig zu erkennen.

Bei der Beendigung der Therapie muss Prednison schrittweise abgesetzt werden, um eine Nebenniereninsuffizienz zu vermeiden. Ein abruptes Absetzen kann zu einer akuten Nebennierenkrise führen, da der Körper die körpereigene Produktion von Kortikosteroiden angepasst hat. Patienten sollten auch auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hingewiesen werden, da Prednison mit zahlreichen Arzneimitteln interagieren kann. Eine Anpassung der Dosierung anderer Medikamente kann erforderlich sein.

Zusätzlich sollten Patienten informiert werden, dass Prednison das Immunsystem unterdrückt, wodurch das Risiko für Infektionen erhöht ist. Daher ist eine besondere Vorsicht bei der Exposition gegenüber infektiösen Krankheiten geboten.

Risiken & Nebenwirkungen

Eine längerfristige und/oder hoch dosierte Einnahme von Prednison kann unterschiedliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Zu den häufigsten zählen Osteoporose, Störungen des Zuckerstoffwechsels, Kopfschmerzen und eine erhöhte Infektionsgefahr.

Bei äußerer Anwendung von Prednison kann es zu Hautveränderungen, insbesondere einer gesteigerten Empfindlichkeit der Haut sowie Farbveränderungen kommen. Bei sehr langer Anwendung kann es zu einem vollständigen Funktionsausfall der Nebennierenrinde kommen. Die Gabe von Prednison sollte aufgrund der Schwere einiger möglicher Nebenwirkungen nur unter Beobachtung und auch nur bei tatsächlicher Notwendigkeit erfolgen.

Eine Therapie mit Prednison muss immer langsam ("schleichend") beendet werden, da die Nebennierenrinde ihre Funktion sonst nicht wieder optimal aufnehmen kann. Dies kann schlimmstenfalls zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen, den es in jedem Fall zu vermeiden gilt.

Kontraindikationen

Prednison hat mehrere Kontraindikationen, die bei der Verschreibung und Anwendung des Medikaments beachtet werden müssen. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Prednison oder andere Glukokortikoide. Patienten mit bekannten Allergien gegen diese Substanzen sollten Prednison nicht einnehmen.

Eine weitere wichtige Kontraindikation ist das Vorhandensein von systemischen Pilzinfektionen. Da Prednison das Immunsystem unterdrückt, kann die Anwendung bei solchen Infektionen zu einer Verschlechterung der Erkrankung führen. Auch bei unbehandelten viralen oder bakteriellen Infektionen sollte Prednison mit Vorsicht angewendet werden.

Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen müssen ebenfalls vorsichtig sein. Dazu gehören solche mit Magen-Darm-Erkrankungen wie Ulkusleiden oder schwerer Osteoporose. Prednison kann die Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts reizen und das Risiko für Blutungen und Geschwüre erhöhen. Bei Osteoporose kann die Langzeitanwendung von Prednison den Knochenabbau beschleunigen.

Auch bei psychischen Erkrankungen, insbesondere schwerer Depression oder Psychosen, ist Vorsicht geboten. Prednison kann psychische Symptome verstärken oder auslösen. Patienten mit unkontrollierter Diabetes mellitus sollten ebenfalls vorsichtig sein, da Prednison den Blutzuckerspiegel erhöhen kann.

Weitere Kontraindikationen umfassen unkontrollierten Bluthochdruck, schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Niereninsuffizienz. In diesen Fällen kann Prednison die bestehende Erkrankung verschlechtern. Schwangere und stillende Frauen sollten Prednison nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken und Nutzen durch den behandelnden Arzt einnehmen, da es potenziell negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind oder den Säugling haben kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Prednison kann mit einer Vielzahl von Medikamenten interagieren, was zu veränderten Wirkungen oder erhöhtem Risiko für Nebenwirkungen führen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Aspirin. Die gleichzeitige Einnahme kann das Risiko für Magen-Darm-Blutungen und -Geschwüre erhöhen.

Antikoagulanzien wie Warfarin können in ihrer Wirkung beeinflusst werden. Prednison kann die blutgerinnungshemmende Wirkung entweder verstärken oder abschwächen, was eine regelmäßige Überwachung der Blutgerinnungswerte erforderlich macht.

Bei Diabetikern kann Prednison den Blutzuckerspiegel erhöhen, wodurch eine Anpassung der Dosis von Insulin oder oralen Antidiabetika notwendig wird. Auch der Einsatz von Diuretika wie Thiaziden oder Schleifendiuretika kann problematisch sein, da Prednison das Risiko für Elektrolytstörungen, insbesondere Hypokaliämie, erhöht.

Bestimmte Antibiotika, insbesondere Rifampicin, können die Wirkung von Prednison abschwächen, da sie den Abbau des Medikaments in der Leber beschleunigen. Umgekehrt können Medikamente wie Ketoconazol und andere CYP3A4-Hemmer die Konzentration von Prednison im Blut erhöhen und somit das Risiko für Nebenwirkungen steigern.

Bei der gleichzeitigen Anwendung von Immunsuppressiva wie Cyclosporin ist Vorsicht geboten, da sowohl Prednison als auch Cyclosporin die Immunsuppression verstärken und das Risiko für Infektionen erhöhen können. Auch Antikonvulsiva wie Phenytoin und Carbamazepin können den Stoffwechsel von Prednison beeinflussen, was zu einer Verringerung der Wirksamkeit führen kann.

Besondere Vorsicht ist auch bei der Kombination mit Herzglykosiden geboten, da Prednison die Empfindlichkeit des Herzmuskels für Glykoside erhöhen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigern kann.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Prednison nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die je nach Erkrankung und Patientensituation in Betracht gezogen werden können. Ein häufig eingesetztes alternatives Glukokortikoid ist Methylprednisolon, das oft besser vertragen wird und ein ähnliches Wirkungsspektrum wie Prednison aufweist. Auch Dexamethason kann als Alternative dienen, insbesondere in Situationen, in denen eine stärkere entzündungshemmende Wirkung erforderlich ist.

Für Patienten, die Glukokortikoide generell nicht vertragen, können Immunsuppressiva wie Methotrexat oder Azathioprin eine Option sein. Diese Medikamente wirken durch die Hemmung des Immunsystems und werden häufig bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt.

Biologika, wie Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren (z.B. Infliximab, Adalimumab) und Interleukin-Inhibitoren (z.B. Tocilizumab, Ustekinumab), bieten eine weitere Alternative. Diese modernen Medikamente zielen spezifisch auf bestimmte Teile des Immunsystems ab und können bei Patienten eingesetzt werden, die auf herkömmliche Therapien nicht ansprechen oder diese nicht vertragen.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen können ebenfalls entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkungen bieten, insbesondere bei akuten Schüben entzündlicher Erkrankungen. Allerdings sind sie in der Langzeitanwendung aufgrund von Nebenwirkungen auf Magen-Darm-Trakt und kardiovaskuläres System begrenzt.

Für manche Patienten kann auch eine physikalische Therapie hilfreich sein. Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie und gezielte Bewegungstherapien können dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern.

Insgesamt sollte die Wahl der alternativen Behandlung in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, um die bestmögliche individuelle Therapie zu gewährleisten.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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