RS-Virus-Infektion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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In den Herbst- und Wintermonaten sind Kinder ständig erkältet. Kommen jedoch ausgeprägte Atemnot und eine deutliche Abgeschlagenheit hinzu, sollte zum Ausschluss einer RS-Infektion unverzüglich der Kinderarzt aufgesucht werden. Das gilt vor allem für Babys und Kleinkinder.
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Was ist eine RS-Virus-Infektion?
Das Respiratory Syncytial Virus (RS-Virus) verbreitet sich über Tröpfchen- oder Schmierinfektion und verursacht vor allem bei Babys und Kindern bis zu einem Alter von zwei Jahren teilweise schwerste Erkältungs- und Atemwegsbeschwerden.
Diese äußern sich in Husten und Schnupfen mit hohem Fieber. Das Virus kann sich auf die Bronchien ausbreiten und dort eine Bronchitis, eine Lungenentzündung oder eine Bronchiolitis auslösen. Diese Erkrankung lässt die Schleimhaut der Bronchien anschwellen und führt zu massiven Beschwerden beim Atmen.
Auch eine auffallend schnelle und oberflächliche Atmung sind Anzeichen der Atemnot. Die Lippen und Fingernägel können durch die unzureichende Sauerstoffsättigung im Blut bläulich verfärbt sein. Das RS-Virus tritt üblicherweise in den Wintermonaten und im Frühjahr auf. Ältere Kinder und Erwachsene haben weniger ausgeprägte Beschwerden bei einer Infektion mit dem RS-Virus und erkranken meist nur leicht.
Ursachen
Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung liegen etwa zwei bis acht Tage. Kinder, deren Immunsystem durch eine gerade überstandene Erkrankung noch geschwächt ist sowie Frühchen sind besonders anfällig für eine RS-Infektion.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Kinder im ersten Lebensjahr erkranken häufig an einer RS-Virus-Infektion. Eine dauerhafte Ausbildung von Antikörperchen findet nicht statt. Daher ist das Immunsystem in den Folgejahren nicht gegen Reinfektionen vorbereitet. Betroffen sind von der entzündlichen Erkrankung die oberen und unteren Atemwege.
Rachen, Mund und Nase, aber auch Bronchien oder die Lunge gehören dazu. Ausbrüche in den Bronchien bezeichnen Mediziner als RSV-Bronchiolitis. Nach etwa drei Tage Inkubationszeit zeigen sich die ersten Symptome. Gesteigerte Körpertemperatur und Atembeschwerden sind die charakteristischen Hauptmerkmale. Neben einer beschleunigten Atemfrequenz mit Rasselgeräuschen begleitet ein Husten mit schleimigen Auswurf die Erkrankung.
Teilweise fällt Betroffenen das Luftholen äußerst schwer. Kinder können zudem starke Hustenanfälle ähnlich dem Keuchhusten entwickeln. Durch den hohen Verlust an Flüssigkeit manifestiert sich zudem eine trockene, unterkühlte sowie farblose Haut. Neugeborene weisen manchmal eine herabgesunkene Fontanelle auf. Die restlichen Symptome ähneln der einer Grippe mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Müdigkeit und gering ausgeprägtem Trink- und Essbedürfnis.
Die Ausprägung der Infektion gilt bei Erwachsenen tendenziell als herabgesetzt. Dennoch bleibt das Spektrum an Beschwerden sehr variabel. Äußerst mild verlaufende Fälle bei ansonsten gesunden Patienten werden auch als stumme RSV-Infektionen bezeichnet. Ansonsten dominieren Schnupfen, Reizhusten und Halsschmerzen das Krankheitsbild.
Schwere Ausbreitungen sind weiterhin möglich, bleiben aber verhältnismäßig selten. Ein besonderes und gefährliches Alleinstellungsmerkmal sorgt primär bei Frühgeborenen für Lebensgefahr: Durch den RS-Virus neigt die Atmung vermehrt zu Unterbrechungen bis hin zum kompletten Stillstand.
Diagnose & Verlauf
Da eine RS-Virus-Infektion gerade für Babys und Kleinkinder gefährlich ist, muss bei einem Schnupfen, der mit massiven Atemproblemen einhergeht, sofort einen Kinderarzt aufgesucht werden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn das Kind ein deutlich schlechteres Trinkverhalten zeigt.
Der Arzt kann durch eine Blutuntersuchung diese gefährliche Infektion ausschließen. Bei einem schweren Verlauf mit Beeinträchtigung der Atemwege ist es notwendig, das Kind ins Krankenhaus einzuweisen um eine ständige Überwachung der Atemfunktion zu gewährleisten.
Zusätzlich zur RS-Virus-Infektion kommt es häufig zu einer Infektion mit Bakterien, die lebensbedrohlich ablaufen kann, sodass eine Beatmung notwendig ist. Um der Dehydration (Austrocknung) vorzubeugen, wird in diesem Fall eine Magensonde gelegt, um die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen zu gewährleisten.
Komplikationen
Die Atembeschwerden verursachen oft auch eine Trinkschwäche, die zu einer Austrocknung führen kann. Bei kleinen Kindern besteht außerdem die Gefahr, dass sich eine akute Bronchiolitis entwickelt. Dabei kommt es zu schwerer Atemnot, die sogar tödlich enden kann. Die betroffenen Kinder müssen über eine Sauerstoffmaske ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Damit die Atemwege nicht durch eventuelle Aspirationen von Speiseresten gereizt werden, wird eine parenterale Ernährung durchgeführt.
Ansonsten drohen Superinfektionen mit Bakterien, die sogar tödlich enden können. Bei ungefähr fünf Prozent der Kinder entwickelt sich als Komplikation nachträglich ein Pseudokrupp. Bei Säuglingen besteht sogar die Gefahr, an einem plötzlichen Kindstod zu versterben. Besonders gefährdet sind Frühgeborene und Kinder mit Mukoviszidose oder Herz- und Lungenerkrankungen. Die RS-Virus-Infektion tritt jedoch nicht nur bei Säuglingen und Kleinkindern auf.
Alle anderen Altersgruppen können auch betroffen sein. Im Erwachsenenalter verläuft die Erkrankung zwar in der Regel mild oder sogar symptomlos. Es gibt jedoch Risikopatienten, bei denen schwerwiegende Komplikationen auftreten können. Zu diesen Risikogruppen zählen Menschen, die an Herzkreislauferkrankungen leiden, immungeschwächte Personen oder auch Menschen mit Downsyndrom.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung des RS-Virus richtet sich nach den auftretenden Symptomen. Bei leichten Verläufen kann die Verabreichung von Nasensprays sowie Medikamenten zur Erweiterung der Bronchien sowie zur Verflüssigung des Schleims zur Linderung der Atembeschwerden beitragen.
Auch das Inhalieren mit einer Kochsalzlösung ist hilfreich, muss bei Babys und Kleinkindern aber immer mit der notwendigen Vorsicht und unter Aufsicht erfolgen. Es ist wichtig, dem Kind während der Erkrankung genug zu Trinken anzubieten und es im Bett nicht komplett flach zu lagern. Ein Kissen im Rückenbereich erleichtert die Atmung. Häufig werden Babys unter sechs Monaten jedoch ins Krankenhaus eingewiesen, da es bei ihnen sie öfter zu schweren Verläufen kommt.
Im Krankenhaus können sie zusätzlichen Sauerstoff erhalten oder im Ernstfall kurzfristig beatmet werden. Der Einsatz von Antibiotika ist nur relevant, wenn es zu einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien gekommen ist, da diese Medikamente bei viralen Erkrankungen wie der RS-Virus-Infektion keine Wirkung zeigen.
Vorbeugung
Es gibt derzeit keine Impfung gegen die RS-Virus-Infektion, die allen Kindern zugänglich ist. Aus Kostengründen können nur Kinder aus speziellen Risikogruppen geimpft werden. Diese Immunisierung ist neben dem Kostenaspekt zudem sehr aufwendig, da sie monatlich wiederholt werden muss.
Zur Vorbeugung einer Infektion sollten alle Kontaktpersonen von Babys und Kleinkindern auf eine ausreichende Hygiene der Hände achten. Diese sollten mit warmem Wasser und Seife mindestens eine Minute gewaschen werden. Bei einer Erkältung der Eltern sollte der Kontakt eingeschränkt werden. Es empfiehlt sich auch das Tragen eines Mundschutzes zur Vermeidung einer RS-Virus-Infektion.
Nachsorge
Das RS-Virus wird durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Eine direkte Therapie oder Chemoprophylaxe gegen diese Viren gibt es nicht, es können nur die Symptome behandelt werden. Lediglich bei Hochrisikopatienten wie Frühgeborene, Menschen mit einer pulmonalen oder kardinalen Vorerkrankung oder immungeschwächte Patienten, wird eine passive Immunisierung mit monoklonalen Antikörpern empfohlen.
Die Schutzwirkung beginnt nach der 1. Impfdosis, erreicht aber das volle Wirkmaximum erst nach der zweiten verabreichten Dosis. Da die Erkrankung auch nach einer durchgemachten Infektion wieder auftreten kann sollten zur Nachsorge strenge Hygienevorschriften, besonders bei gefährdeten Personengruppen eingehalten werden. Hierzu zählen: häufiges Händewaschen, Husten und Niesen nicht in Hände sondern Ellenbeugen. An dem Virus erkrankte Personen sollten während der infektiösen Zeit Gemeinschaftseinrichtungen meiden benutzte Gegenstände, wie zum Beispiel Spielzeug, regelmäßig reinigen und desinfizieren.
Auch der generell empfohlene Impfstatus sollte kontrolliert und gegebenenfalls aufgefrischt werden um weitere Komplikationen wie Koinfektionen zu vermeiden. Da die RS-Virusinfektion meist das Bronchialsystem befällt, kann auch nach Abklingen der Krankheit noch die Symptomatik des sogenannten hyperreagiblen Bronchialsystems bleiben. Hierdurch wiederum erhöht sich das Risiko der Entwicklung von Asthma. Die Therapie richtet sich deshalb auch auf die Unterdrückung dieses Symptomenkomplexes durch antientzündliche und/oder bronchodilatatorische Medikamente.
Das können Sie selbst tun
Säuglinge und Kinder, die von einer RS-Virus-Infektion betroffen sind, müssen unbedingt in ärztliche Behandlung. Je jünger das Kind ist, desto gefährlicher kann die Infektion verlaufen. Kündigt sich ein schwerer Verlauf der Krankheit an, sollten die Eltern ihr Kind in ein Krankenhaus bringen, wo es gegebenenfalls mit Flüssigkeit und Sauerstoff versorgt werden kann. Das Respiratory Syncytial Virus (RS-Virus) ist höchst ansteckend und kann jeden infizieren, auch Erwachsene. Wie die meisten Virusinfektionen ist es nur symptomatisch behandelbar. Das bedeutet, dass die einzelnen Symptome wie Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Bronchitis und Fieber entsprechend gelindert werden sollten.
Bei einem leichten Krankheitsverlauf genügt schon ein Nasenspray, das die Schleimhäute der Nase abschwellen lässt. Verläuft die Krankheit schwerer, wird der Arzt Medikamente empfehlen, die Schleim verflüssigen und beim Abhusten helfen. Wichtig ist, dass der Patient viel trinkt. Empfehlenswert ist hier auch Hühnersuppe. Sie wärmt von innen und ihr heißer Dampf befeuchtet die Schleimhäute. Zudem enthält die Suppe Cystein, ein Eiweißstoff, der entzündungshemmend und abschwellend wirkt. Wadenwickel sind eine sanfte Möglichkeit, die Temperatur zu senken, denn kalte Wickel entziehen dem Körper Wärme. Auch Kochsalz- oder Kamille-Inhalationen haben sich bewährt. Der heiße Dampf befreit die Nase und beruhigt gereizte Schleimhäute.
Da die RS-Virus-Infektion oft mit Atemnot einhergeht, empfiehlt es sich, den Patienten leicht hochzulagern. Das erleichtert die Atmung.
Quellen
- Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
- Koletzko, B.: Kinder- und Jugendmedizin. Springer Medizin Verlag, Berlin 2007
- Sitzmann, F.C.: Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012