Septischer Schock
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein septischer Schock ist eine sog. inflammatorische Reaktion des Organismus. Der Körper reagiert auf das Eindringen von Viren, Bakterien, Pilzen und Toxinen mit einem Multiorganversagen. Erfolgt keine rechtzeitige und adäquate Behandlung, verläuft der septische Schock meist tödlich. Ein septischer Schock ist abzugrenzen von einem Anaphylaktischer Schock (allergischer Schock) und Kreislaufschock.
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Was ist ein septischer Schock?
Ein septischer Schock liegt vor, wenn die Symptome des SIRS (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom) auftreten. Des Weiteren muss eine infektiöse Ursache (Bakterien, Viren, Pilze oder Toxine) als auch ein systolischer Blutdruck von unter 90 mmHg vorliegen.
Der niedrige Blutdruck (Hypotonie) muss trotz Volumensubstitution mind. eine Stunde lang andauern. Neben Fieber und einem beschleunigten Herzschlag, ist die Atemfrequenz erhöht und es liegen Störungen im Blutbild vor.
Dem septischen Schock liegt eine Sepsis (Blutvergiftung) zugrunde. Tritt ein Organ- oder Multiorganversagen ein, verbunden mit einem Abfall des Blutdrucks, so wird dies als septischer Schock definiert.
Ein septischer Schock kann in drei Stadien eingeteilt werden:
Stadium 1: der beginnende septische Schock - ist gekennzeichnet durch: Körpertemperatur über 38,4 °C, stabile Tachykardie (beschleunigter Herzschlag), Hyperventilation, Thrombozytenzahl im Blut liegt im Normbereich, Intensivüberwachung erforderlich.
Stadium 2: septischer Schock: Verminderung der Thrombozytenzahl, hyperdynamer oder hypodynamer Schock, Nachweis einer Bakteriämie und Endotoxinämie, Beatmung des Betroffenen dringend erforderlich.
Stadium 3a: Remission: deutliche Besserung.
Oder Stadium 3b: therapierefraktärer Zustand: keine Besserung der Symptomatik, Zustand des Patienten ist selbst durch eine aggressive Therapie nicht beeinflussbar, so dass der septische Schock letztendlich zum Tod führt.
Ursachen
Meist ist ein septischer Schock die Folge einer Sepsis (Blutvergiftung). Aber auch andere Erkrankungen wie z. B. Krebs, Nierenkrankheiten im Endstadium, Lemierre-Syndrom, Gangrän, Peritonitis, als auch Entzündungen der Lunge, der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase, können eine Ursache für einen septischen Schock sein.
Eine Sepsis und ein anschließender septischer Schock, kann auch Folge von Verbrennungen der Haut oder anderen offenen Wunden sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein septischer Schock kann eine ganze Reihe von Symptomen und Beschwerden hervorrufen. Zunächst führt die Schockreaktion zu Herz-Kreislauf-Beschwerden: Herzrasen, Bluthochdruck und Blutdruckschwankungen. Parallel dazu zeigen sich unter der Haut blaue Lininen oder Rötungen. Die Hautveränderungen treten vorwiegend an den Extremitäten auf und vergrößern sich rasch.
Die begleitend dazu auftretende Blutvergiftung ruft zunächst ein starkes Fieber und Unwohlsein hervor und führt im weiteren Verlauf der Erkrankung zu ernsten Kreislaufbeschwerden. Auch Schüttelfrost und Verwirrtheit treten gelegentlich auf. Infolge des Fiebers kann es auch zu einer Unterkühlung kommen, bei der die Körpertemperatur auf unter 36 Grad Celsius sinkt.
Das deutlichste Anzeichen ist der rote Strich, der sich zum Herzen hin entwickelt. Die rote Linie kann leicht druckempfindlich sein und ist äußerlich deutlich zu erkennen. Gelangt sie zum Herzen, droht ein Herzversagen. Bei einem schweren Verlauf kann die Sepsis tödlich enden.
Eine frühzeitige Behandlung beugt ernsten Komplikationen vor und führt bei 80 Prozent der Patienten zu einer schnellen Genesung ohne weitere Symptome oder Beschwerden. Gelegentlich kann es zu einem langwierigen Fieber und zu einer körperlichen Schwäche kommen. Diese Krankheitszeichen klingen innerhalb einiger Wochen vollständig ab.
Diagnose & Verlauf
Diagnostiziert wird ein septischer Schock durch eine Blutuntersuchung. Hierbei wird nach dem Erreger gesucht, der die entzündliche Kettenreaktion ausgelöst hat.
Des Weiteren lässt sich ein septischer Schock anhand des Krankheitsverlaufes bei einer Sepsis erkennen. Erste Anzeichen sind rote oder blaue Striche an Armen und Beinen, geschwollene Lymphknoten, hohes Fieber, Tachykardie, Hyperventilation, Bewusstseinsstörungen, Hypotonie und Organversagen.
Eine Sepsis geht meist einher mit Durchblutungsstörungen, dem Abfall des Blutdrucks und Organversagen. Wird eine Sepsis nicht rechtzeitig und adäquat behandelt, kommt es infolge dessen zu einem septischen Schock. Werden keine wirksamen Gegenmaßnahmen getroffen oder schlägt die Therapie nicht an, so endet ein septischer Schock meist tödlich. Die Sterblichkeitsrate liegt bei einer Sepsis bzw. einem septischen Schock bei ca. 50 - 60 Prozent.
Komplikationen
Beim septischen Schock kommt es zum Kreislaufzusammenbruch bedingt durch einen Blutdruckabfall, der aufgrund einer, meist bakteriellen, Vergiftung basiert. Ein septischer Schock ist deshalb stets hochgradig lebensbedrohlich. Der niedrige Blutdruck und kleine Blutgerinnsel können zu einer Reihe von schweren Komplikationen führen.
So kann die Blutversorgung lebenswichtiger Organe wie Gehirn, Herz, Lunge oder Nieren beeinträchtigt sein. Wenn das Körpergewebe nicht genügend Blut erhält, setzt es überschüssige Milchsäure frei, so dass eine metabolische Azidose droht. Des Weiteren kann sich eine Thrombozytopenie einstellen, weil die Thrombozyten-Überlebenszeit aufgrund der fortschreitenden Vergiftungsprozesse sinkt. Darüber hinaus ist mit einer Schockniere, also einem akuten Nierenversagen zu rechnen, wenn das Harnvolumen zu stark abnimmt.
Ist die Lunge betroffen, kann es zunächst zu Symptomen wie Hyperventilation aufgrund von Sauerstoffmangel sowie Atemnot kommen. In diesen Fällen droht eine Schocklunge, also ein akutes Lungenversagen. Eine zu geringe Durchblutung der Magenschleimhaut in Verbindung mit einer erhöhten Bildung von Magensaft kann zu einem Stressulkus führen, also einem stressbedingten Schaden an der Magenschleimhaut. Kann die Sepsis nicht eingedämmt werden, droht als schlimmste Komplikation ein akutes Multiorganversagens, das regelmäßig zum Tod führt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei dieser Krankheit muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Es kann nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass der betroffene Patient auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Im schlimmsten Fall verstirbt der Betroffene an diesem Schock, falls die Krankheit nicht behandelt wird. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an Herzrasen und einem hohen Blutdruck leidet.
Es kommt dabei auch zu starken Rötungen im Gesicht und die meisten Patienten leiden auch an Fieber. Treten diese Beschwerden auf, so muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Nicht selten wirken die Betroffenen verwirrt oder leiden an Schüttelfrost und an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Sollte dieser Schock nicht behandelt werden, so kommt es meistens zu einem Herzversagen.
Bei einem solchen Schock sollte direkt ein Notarzt gerufen oder auch das Krankenhaus aufgesucht werden. Die weitere Behandlung wird dann im Krankenhaus durchgeführt, wobei meistens ein weiterer Aufenthalt notwendig ist.
Behandlung & Therapie
Ein septischer Schock ist ein medizinischer Notfall und bedarf umgehender ärztlicher Behandlung. Je nachdem, welcher Erreger als Ursache für den septischen Schock bestimmt wurde, wird eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika, Antiviralia, Antimykotika oder Antiparasitika eingeleitet.
Des Weiteren erfolgt eine Volumensubstitution. Die Infusionsflüssigkeit dient, neben der Vermeidung einer Exsikkose (Austrocknung), dem Ausgleich des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Da ein septischer Schock einhergeht mit Multiorganversagen, werden des Weiteren medikamentöse Maßnahmen getroffen, um die betroffenen Organe zu stabilisieren.
Bei einem septischen Schock kann auch die Blutgerinnung in Mitleidenschaft gezogen werden, so dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine Thrombose oder eine Embolie zu vermeiden.
Durch den Blutdruckabfall kommt es im weiteren Verlauf zu einer Durchblutungsstörung der Extremitäten und der Organe. Durch die verminderte Zirkulation des Blutes, tritt infolge dessen ein Sauerstoffmangel auf, der zu Bewusstseinsstörungen und Koma führen kann. Die Durchblutungsstörung kann, zusammen mit der Blutgerinnungsstörung, Thrombosen als Folge haben, so dass hier neben der Gabe von Sauerstoff und blutverdünnenden Mitteln vermehrt Flüssigkeit verabreicht werden muss.
Eine Sepsis bzw. ein septischer Schock werden oftmals durch eine infizierte Wunde ausgelöst. Aufgrund dessen ist es notwendig, dass der Infektionsherd chirurgisch beseitigt wird.
Da die Atmung häufig eingeschränkt ist, wird i. d. R. eine Intubation durchgeführt. Neben diesen Maßnahmen, erfolgen bei einem septischen Schock zudem allgemeine, kreislauferhaltende Maßnahmen.
Vorbeugung
Einem septischen Schock kann man vorbeugen, in dem in Krankenhäusern und Arztpraxen auf eine sterile Umgebung bei Operationen geachtet wird. Nach der Operation muss eine gründliche Wunddesinfektion erfolgen. Die täglichen Verbandwechsel müssen ebenfalls unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden.
Aber nicht nur Operationen im Krankenhaus können der Auslöser eines septischen Schocks sein. Jede noch so kleine, unbedeutend erscheinende Wunde, sollte umgehend ausreichend desinfiziert werden. Hierfür gibt es Desinfektionsmittel für Haut und Wunden, die in jeden Arzneimittelschrank im Haushalt und in der Arbeit gehören.
Manche Menschen leiden unter einer schlechten Wundheilung. Diese Gruppe sollte stets - auch bei kleinen Wunden - einen Arzt aufsuchen, um die Wunde professionell versorgen zu lassen, so dass eine Sepsis und ein septischer Schock vermieden werden können.
Nachsorge
Wer einmal einen septischen Schock erlitten hat, ist möglicherweise für sein Leben lang gezeichnet. Doch der Körper war stark genug, sich durch diese schwere Infektion zu kämpfen, auch wenn er Schäden davongetragen hat. Nun gilt es, diese Schäden langfristig auszugleichen. Das gelingt im Allgemeinen am besten durch einen gesunden Lebensstil. Dazu gehört zunächst einmal die Ernährung.
Sie sollte leicht und bekömmlich sein, dazu vitaminreich und fettarm. Waren die Nieren vom septischen Schock betroffen, empfiehlt sich zudem eine kaliumarme Ernährung. Auf Fast Food sollte der Patient nur im Notfall zurückgreifen. Stattdessen empfehlen sich frisch zubereitete Gerichte mit viel Gemüse und Salat. Genussgifte wie Nikotin und Alkohol belasten sowohl die Leber als auch den gesamten Organismus unnötig.
Geregelte Ruhezeiten und ausreichend Schlaf verschaffen dem Körper die Möglichkeit, unbelastet Reparaturmaßnahmen durchzuführen. Sport, der am besten an der frischen Luft durchgeführt wird, fördert die Durchblutung und die Sauerstoffaufnahme. Möglicherweise leidet der Patient nach der lebensbedrohlichen Schock-Situation psychisch.
Zu wissen, dass man beinahe gestorben wäre, kann sehr belastend sein. Hier ist eine psychotherapeutische Krisenintervention anzuraten. Selbstverständlich sollte der Patient auch in Zukunft Verletzungen vermeiden. Hat er sich doch einmal eine Wunde zugezogen, ist auf deren Heilungsverlauf zu achten.
Das können Sie selbst tun
Für Patienten, die einen septischen Schock erlitten haben, verändern sich oft viele Dinge im Leben. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung geht es vor allem um einen guten Heilungsprozess. Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen zeigt den Betroffenen, wie sie ihre Lebensqualität zurückgewinnen. Vor allem braucht das Immunsystem eine Stärkung, um sich gegen neue Krankheitserreger zu wappnen. Um das Risiko einer körperlichen Schockreaktion zu verringern, gibt es zudem weitere nützliche Hilfsmaßnahmen.
Wer unter Diabetes mellitus leidet, sollte sich an die verordnete Diät halten. Auch Personen mit Implantaten, Kathetern oder Stents sind gefährdet und sollten entsprechend gut auf sich achten. Bei Entzündungen steigt die Gefahr stark an, zudem können Immunschwächen einen septischen Schock begünstigen. Für die Betroffenen ist es immanent wichtig, dass sie ihren Körper beobachten und eventuelle Probleme frühzeitig bemerken. Der regelmäßige Gang zum Arzt gehört zum Alltag der gefährdeten Personengruppen ebenso dazu wie ein gesunder Lebensstil.
Durch den Besuch einer Selbsthilfegruppe oder eine umfassende psychotherapeutische Betreuung erfahren die Betroffenen mehr über diese Erkrankung und dazu, wie sie am besten mit der ständigen Gefahr umgehen.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012