Sialadenose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Sialadenose verstehen Mediziner eine Erkrankung des Drüsengewebes (Drüsenparenchym) in den Speicheldrüsen. Dieser auf eine Sekretionsstörung der Speicheldrüse zurückzuführende Krankheit liegt jedoch keine Entzündung zugrunde. Gelegentlich wird die Sialadenose auch als Sialose bezeichnet. In Fachkreisen gilt diese Bezeichnung jedoch als veraltet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Sialadenose?

Die Sialadenose führt zu einer meist schmerzfreien Schwellung beider Ohrspeicheldrüsen. Sie erfolgt in der Regel beidseitig und symmetrisch.
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Professor Dr. Seifert von der Universität Hamburg definierte im Jahre 1976 die Sialadenose als eine nichtentzündliche, parenchymatöse (das Gewebe betreffend) Speicheldrüsenerkrankung, die auf Stoffwechsel- und Sekretionsstörungen des Drüsengewebes (Drüsenparenchym) beruht. In den meisten Fällen kommt es hierbei zu einer teigartigen Schwellung der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea).

Gelegentlich sind auch andere größere Speicheldrüsen von der Krankheit betroffen. Als Ursachen werden Fehlsteuerungen des vegetativen Nervensystems benannt. Nicht zwingend kommt es zu schmerzhaften Symptomen in den betroffenen Regionen. Häufig wird die Erkrankung spät oder gar nicht bemerkt und auch von Spezialisten nicht eindeutig diagnostiziert.

Anders als bei der Sialadenitis sind weder Entzündungen noch tumorartige Erscheinungen ursächlich für die Erkrankung. Begleiterscheinung der Sialadenose ist eine Erweiterung des Gewebes, hervorgerufen durch eine Zellvergrößerung beziehungsweise eine Vergrößerung des Zellvolumens (Hypertrophie). Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) klassifiziert die Sialadenose unter „Sonstige Krankheiten der Speicheldrüse“ (K11.8).

Ursachen

Häufigste Ursachen für die Sialadenose sind Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen sowie Beeinträchtigungen der Drüsen, die ihre Produkte direkt ins Blut abgeben. Auch Lebererkrankungen und neurogene Störungen können ursächlich sein. In manchen Fällen kann auch eine falsche medikamentöse Behandlung zu einer Erkrankung führen.

Außerdem können noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren in Betracht gezogen werden, die allesamt zu einer Störung der Speichelausscheidung aus den Speicheldrüsen führen können. Alkoholismus kann insbesondere im Zusammenhang mit einer Leberzirrhose ebenso ursächlich sein, wie ein chronischer Vitamin- oder Eiweißmangel. Auch einer Mangelernährung bei nervlich bedingter Appetitlosigkeit kann die Krankheit verursachen.

Besonders gefährdet sind ebenfalls Menschen, die an Diabetes oder einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse leiden. Seltener, jedoch nicht zu unterschätzen, sind Erkrankungen der Nebennieren und eine hormonelle Umstellung - etwa in den Wechseljahren - als ursächlich zu benennen. Einige Medikamente können ebenfalls die Speichelausscheidung in der Mundhöhle beeinträchtigen, was zu einer krankheitsfördernden Ansammlung an Speichel führen kann.

Dies kann eine Schwellung in den Speicheldrüsen hervorgerufen. Zu diesen Medikamenten zählen vor allem sogenannte Anticholinergika, das Antibiotikum Ethambutol, das zur Behandlung von Tuberkulose angewandt wird und Phenothiazine, die häufig bei psychischen Erkrankungen eingesetzt werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Sialadenose führt zu einer meist schmerzfreien Schwellung beider Ohrspeicheldrüsen. Sie erfolgt in der Regel beidseitig und symmetrisch. Durch die Beeinträchtigung der Drüsenfunktionen kann es auch zu einer Mundtrockenheit (Xerostomie) kommen.

Ein direkter Zusammenhang zwischen den Schwelllungen und der Nahrungsaufnahme besteht jedoch nicht. In selteneren Fällen sind auch andere Speicheldrüsen verdickt. Im Gegensatz zu bakteriell oder entzündlich herbeigerufenen Schwellungen, kommt es in den meisten Fällen bestenfalls zu einem leichten Spannungsschmerz.

Das Volumen der Drüsenzellen, Mediziner sprechen von Azinuszellen, kann bis auf das Dreifache des Normalzustandes anschwellen. Frauen sind von der Krankheit häufiger betroffen als Männer, besonders in der Zeit nach der Pubertät, einer Schwangerschaft oder den Wechseljahren.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Sialadenose kann in vielen Fällen ohne großem technischen Aufwand anhand der typischen Schwellungen der Drüsen festgestellt werden. Sicherheit bietet eine Magnetresonanztomografie, mehrheitlich auch unter „Kernspintomographie“ bekannt. Diese ist jedoch in der Regel nur notwendig, um sie nach dem „Ausschlussverfahren“ von anderen Krankheiten abzugrenzen.

Zu diesen zählen unter anderem bakterielle Entzündungen (Sialadenitis), Speicheldrüsensteine (Sialolithiasis), Mumps (Parotitis epidemica), tumorartige Erkrankung der Drüsen oder auch eine Vergrößerung des Gewebes durch eine Überbeanspruchung (Hypertrophie). Diese Erkrankungen weisen ähnliche Symptome auf, sind aber von einer Sialadenose zu unterscheiden. Gelegentlich kann auch eine Entnahme von Gewebeproben aus dem angeschwollenen Organ Aufschluss über die Erkrankung geben.

Komplikationen

Die Sialadenose kann zu verschiedenen Beschwerden führen. In erster Linie kommt es dabei zu einer starken Schwellung der Speicheldrüsen an den Ohren. Diese Schwellungen sind zwar nicht in jedem Fall sichtbar, können allerdings zu ästhetischen Beschwerden und damit zu einem verringerten Selbstwertgefühl oder auch zu Minderwertigkeitskomplexen führen.

Ebenso kommt es bei dieser Erkrankung sehr häufig zu einem trockenen Mund, wobei die Trockenheit in der Regel nicht miti Hilfe einer Flüssigkeitszufuhr ausgeglichen werden kann. Auch Schmerzen können dabei im Gesicht oder an den Ohren auftreten. Sollten die Schmerzen dabei auch in der Nacht auftreten, kann es dadurch zu Schlafbeschwerden und damit zu einer Gereiztheit des Betroffenen kommen.

Die Behandlung der Sialadenose ist in den meisten Fällen nicht mit Komplikationen verbunden. Die Beschwerden können meistens mit der Einnahme von Medikamenten gut eingeschränkt werden. In einigen Fällen sind allerdings auch operative Eingriffe notwendig, die aufgrund von ästhetischen Beschwerden stattfinden. Auch die Lebenserwartung des Betroffenen wird dabei durch die Erkrankung nicht negativ beeinflusst. Weiterhin können auch Cremes und Salben verwendet werden, die die Schwellungen verringern.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es sich bei der Sialadenose um eine ernsthafte Erkrankung handelt, die zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann, muss diese Erkrankung immer durch einen Mediziner behandelt werden. Nur durch eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der Krankheit können weitere Beschwerden verhindert und eingeschränkt werden. Dabei kann es bei dieser Krankheit nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen. Ein Arzt ist bei der Sialadenose in erster Linie dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einer starken Trockenheit im Mund leidet. Diese verschwindet dabei nicht von alleine und bleibt auch dann, wenn der Betroffene viel trinkt. Weiterhin weisen starke Schwellungen an den entzündeten Stellen auf die Krankheit hin.

Die Betroffenen leiden auch an Schwellungen, die während der Aufnahme von Nahrung auftreten können und daher das Essen erschweren. In vielen Fällen ist durch die Sialadenose auch die Pubertät des Betroffenen verzögert, sodass es auch zu psychischen Beschwerden kommen kann. Diese sollten ebenfalls durch einen Psychologen untersucht und behandelt werden. Die Sialadenose kann durch einen Allgemeinarzt erkannt werden. Die Behandlung erfolgt jedoch durch verschiedene Fachärzte, wobei eine vollständige Heilung nicht immer garantiert werden kann. Eventuell ist durch diese Krankheit auch die Lebenserwartung des Patienten verringert.

Behandlung & Therapie

Eine direkte Behandlung der Sialadenose ist nicht möglich. Daher wird der behandelnde Arzt sich bei der Therapie auf die Erforschung der Ursachen beschränken und versuchen, diesen entgegenzuwirken. In fast allen Fällen liegt der Sialadenose eine andere Erkrankung zu Grunde. Ist sie beispielsweise das Ergebnis einer falschen Medikamentierung, kann versucht werden, die verabreichten Medikamente durch andere zu ersetzen.

Zwar kann der Arzt Arzneimittel verabreichen, die den Speichelfluss fördern, dies kann jedoch bestenfalls die Symptome, nicht aber die Erkrankung selbst lindern. Zur Minderung der Symptome kann auch das Lutschen von Butterstücken oder Pilocarpin in Erwägung gezogen werden. Auch die Anwendung abschwellender Salben wird unter Umständen nur eine kurzfristige Linderung der Symptome hervorrufen und ist für die Behandlung nicht sonderlich geeignet.

Ein Blutbild kann dem Arzt Aufschluss über eine eventuelle Unterversorgung im Blut bringen. Dieser kann dann versuchen, den Mangel durch Verabreichen entsprechender Präparate oder Verschreibung von Diäten auszugleichen. Nur in sehr seltenen Fällen wird zu operativen Mitteln gegriffen.

Der Chirurg wird bei diesen Eingriffen die betroffenen Stellen der Speicheldrüsen verkleinern. Nur in sehr schweren und seltenen Fällen wird die Ohrspeicheldrüse vollständig entfernt. Operative Eingriffe finden fast ausschließlich aus kosmetischen Gründen statt.


Vorbeugung

Einer Sialadenose kann nur indirekt vorgebeugt werden. Vorbeugend kann daher nur die Behandlung beziehungsweise Vorbeugung der ihr zugrundeliegenden Erkrankung wirken. Nicht selten besteht ein Zusammenhang zur Ernährung. Daher ist es Ratsam, diese von Zeit zu Zeit zu überprüfen und gegebenenfalls in Frage zu stellen. Der Arzt kann anhand eines Blutbilds mögliche Risiken erkennen. Ein vernünftiger Umgang mit Genussmitteln, vor allem Alkohol, kann ebenfalls das Risiko einer Erkrankung mindern.

Nachsorge

Die Nachsorge der Sialadenose hängt in erster Linie von den Beschwerden und Symptomen und der ursächlichen Erkrankung des Patienten ab. In der Regel wird dem Patienten im Rahmen der Nachsorge ein neues Medikament verordnet, welches das auslösende Medikament ersetzen soll. Daran anschließend muss über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, ob das Medikament die gewünschte Wirkung erzielt.

Hierfür sind weitere Nachsorgetermine notwendig. In welchen zeitlichen Abständen diese stattfinden müssen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Patienten müssen sich in erster Linie an den Vorgaben des zuständigen Internisten orientieren. Sollte es zu einer Schwellung der Ohrspeicheldrüsen oder anderen ernsten Komplikationen kommen, ist ein operativer Eingriff meist unabdingbar.

Nach einer OP muss der Patient sorgfältig beobachtet werden. Der Arzt kann im Rahmen der Nachsorge Tipps geben, wie der Patient die Schwellung selbstständig behandeln kann. Eine stationäre Beobachtung ist dennoch in vielen Fällen notwendig. Die Nachsorge erfolgt durch den zuständigen Internisten. Je nachdem, ob Komplikationen auftreten oder die Erkrankung gut ausheilt, müssen weitere Fachärzte in die Behandlung involviert werden. Die Nachsorge findet in der Regel einige Wochen nach Abschluss der Therapie statt.

Das können Sie selbst tun

Liegt der Sialadenose eine Ernährungsstörung zugrunde, muss zunächst die Diät angepasst werden. Es gilt, den Vitamin- und Nährstoffmangel auszugleichen und so die Symptome zu beheben. Bei Mundtrockenheit muss viel Mineralwasser oder Tee getrunken werden. Diabetiker sollten sich bei einer Speicheldrüsenschwellung an einen Ernährungsmediziner wenden. Der Ernährungsplan muss professionell zusammengestellt werden, um die Beschwerden zu reduzieren und langfristig das Wohlbefinden zu verbessern.

Werden die Beschwerden durch ein Medikament ausgelöst, muss dieses abgesetzt werden. Personen, die Clonidin oder Furosemid einnehmen und gleichzeitig an Sialadenose-Symptomen leiden, sprechen am besten mit ihrem Arzt. Selbiges gilt bei anderen Blutdrucksenkern, denn diese Medikamente können Schwellungen an den Speicheldrüsen hervorrufen. In schweren Fällen ist ein operativer Eingriff vonnöten. Die Gehörgänge müssen anschließend vor Kälte, Feuchtigkeit und anderen Belastungen geschützt werden. Daneben gelten Allgemeinmaßnahmen wie Schonung und Bettruhe. Außerdem sollte der Arzt regelmäßig über den Krankheitsverlauf informiert werden.

Bei einer Sialadenose sind regelmäßige Arztbesuche im Abstand von ein bis zwei Wochen angezeigt. Sollten die Symptome stärker werden oder Begleiterkrankungen wie Diabetes vorliegen, sind unter Umständen weitere Arzttermine vonnöten.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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