Furosemid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Furosemid wird ein Schleifendiuretikum bezeichnet. Der Arzneistoff wirkt harntreibend und kommt bei Ödemen oder Bluthochdruck zur Anwendung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Furosemid?

Zu den Anwendungsgebieten von Furosemid zählt die Behandlung von Ödemen (Wassereinlagerungen im Gewebe) aufgrund von Herzkrankheiten, zu hohem Blutdruck, Lebererkrankungen wie einer Leberzirrhose, Nierenfunktionsstörungen, einem Wasserbauch (Aszites) oder schweren Verbrennungen.
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Der Wirkstoff Furosemid gehört zur Arzneigruppe der Schleifendiuretika. Diese haben die Eigenschaft, größere Mengen an Gewebsflüssigkeit aus dem Körper auszuscheiden, was durch die Hemmung eines Transportproteins in der Niere erfolgt.

Harntreibende Medikamente wurden bereits ab 1919 in Form von giftigen Quecksilberverbindungen dargereicht. Erst im Jahr 1959 entwickelte das deutsche Unternehmen Hoechst einen Wirkstoff mit der Bezeichnung Furosemid, der frei von Quecksilber war. Die Anmeldung des Furosemid-Patents fand 1962 statt, sodass das Medikament schon bald darauf zum Einsatz kam.

Bis in die heutige Zeit zählt Furosemid zu den stärksten harntreibenden Arzneimitteln.

Pharmakologische Wirkung

Furosemid weist eine starke und rasch einsetzende Wirkung auf. Diese wird durch das Blockieren des Transportproteins Na-K-2Cl-Cotransporter innerhalb der Niere bzw. dem aufsteigenden Abschnitt der Henle-Schleife erreicht.

Aufgrund der Blockade kommt es zu einer Hemmung der Rückaufnahme von Wasser, Chlorid, Natrium und Kalium. Auf diese Weise bildet sich mehr Urin, der dann verstärkt ausgeschieden wird. Dies führt wiederum zu einem raschen Abbau der Wassereinlagerungen im Körpergewebe.

Je nachdem welche Dosis zur Anwendung gelangt, kann Furosemid das hormonelle Steuern der Urinausscheidung stimulieren. Dieser Effekt ist wichtig bei der Therapie von Funktionsstörungen der Nieren.

Furosemid ist außerdem in der Lage, zu hohen Blutdruck abzusenken. Zu diesem Zweck regt der Arzneistoff das Ausscheiden von Kochsalz (Natrium) an. Weil durch Furosemid auch die Gefäße erweitert werden, lässt sich von ihm die Durchblutung der Nieren stimulieren. Im Falle einer Herzmuskelschwäche sorgt Furosemid für die Entlastung des Herzens. So erzielt das Erweitern der Venen ein Absinken des Drucks, der sich negativ auf das Herz auswirkt.

Wird Furosemid intravenös verabreicht, können große Wassermengen von bis zu 50 Litern pro Tag aus dem Organismus gelangen.

Zu ungefähr zwei Dritteln findet die Aufnahme des Schleifendiuretikums über den Darm in das Blut statt. Rund 10 Prozent des Wirkstoffs verstoffwechselt die Leber. Die restliche Menge scheidet der Körper ohne Veränderungen wieder aus, was über Stuhl und Urin erfolgt. Nach ca. 60 Minuten haben rund 50 Prozent des Furosemids den Organismus wieder verlassen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zu den Anwendungsgebieten von Furosemid zählt die Behandlung von Ödemen (Wassereinlagerungen im Gewebe) aufgrund von Herzkrankheiten, zu hohem Blutdruck, Lebererkrankungen wie einer Leberzirrhose, Nierenfunktionsstörungen, einem Wasserbauch (Aszites) oder schweren Verbrennungen.

Darüber hinaus lässt sich Furosemid gegen ein Lungenödem einsetzen, da es die Flüssigkeit schnell und effektiv ausschwemmt. Als sinnvoll gilt das Schleifendiuretikum außerdem, um einem akuten Nierenversagen vorzubeugen.

Furosemid lässt sich sowohl kurzfristig als auch im Rahmen einer Langzeittherapie einsetzen. In den meisten Fällen wird das Medikament in Form von Tabletten oder Kapseln, die den Wirkstoff verzögert freisetzen, dargereicht. Ebenso ist eine Infusion möglich.

Die Tabletten werden am Morgen auf nüchternem Magen mit Wasser eingenommen. Höhere Dosierungen lassen sich über den ganzen Tag verteilen und mehrfach einnehmen. Die empfohlene Dosis schwankt zwischen 40 und 120 Milligramm am Tag. In manchen Fällen kann jedoch auch eine Dosis von bis zu 500 Milligramm sinnvoll sein.

Erfolgt eine Behandlung gegen Bluthochdruck, wird Furosemid zumeist mit weiteren Blutdrucksenkern kombiniert. Durch diesen Vorgang steigt die Wirksamkeit an und Nebenwirkungen werden vermindert.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei etwa jedem zehnten Patienten kommt es nach der Einnahme von Furosemid zu unerwünschten Nebenwirkungen. Dazu gehören in erster Linie Schläfrigkeit, Apathie, Blutdruckschwankungen bei Veränderungen der Körperposition, Durst, Appetitlosigkeit, verstärkte Ausscheidung von Urin, Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Missempfindungen der Nerven, partielle Lähmungen und Blähungen.

Des Weiteren kann es zu ausgeprägten Hautentzündungen, Rötungen, Ausschlägen, Empfindlichkeit gegen Licht und Krämpfen kommen. In seltenen Fällen treten zudem Schwindelgefühle, Kopfdruck, Verspannungen der Muskeln, Mundtrockenheit, Hörstörungen, Magen-Darm-Probleme, Blutarmut, Gichtanfälle (bei Vorbelastung), Juckreiz sowie eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse auf.

Im schlimmsten Fall kann Furosemid ein zu niedriges Blutvolumen, das Austrocknen des Körpers sowie einen Kreislaufkollaps hervorrufen. Bei älteren Menschen ist zudem die Entstehung einer Thrombose möglich.

Zu den Kontraindikationen von Furosemid gehören eine schwere Kaliumverminderung im Blut, eine ausgeprägte Leberfunktionsstörung, die mit Bewusstseinsverlust einhergeht, eine Nierenfunktionsstörung, bei der es an Harnproduktion mangelt, sowie eine Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff oder chemisch verwandte Stoffe wie Trimethoprim oder Sulfonamide.

Leidet der Patient unter Gicht, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), verengten Herzkranzgefäßen, Eiweißmangel, Harnabflussstörungen, Durchblutungsstörungen an den Gehirngefäßen, Nierenfunktionsschwäche und Leberschrumpfung, muss er während der Furosemid-Therapie besondere Vorsicht walten lassen. Im Falle einer Harnabflussstörung sollte ein freier Abfluss des Urins gewährleistet sein, da sonst eine Überdehnung der Harnblase droht.

In der Schwangerschaft empfiehlt es sich, Furosemid nur in Ausnahmefällen einzunehmen. Die Behandlung darf nicht über einen längeren Zeitraum andauern. So kam es bei Tierversuchen zu Schädigungen der Embryos durch Furosemid. Da der Wirkstoff sich negativ auf die Durchblutung von Mutterkuchen und Gebärmutter auswirkt, sind Wachstumsstörungen des Kindes nicht ausgeschlossen. Keine Einnahme von Furosemid darf in der Stillzeit erfolgen, da das Mittel in die Muttermilch übergeht, was wiederum Schädigungen des Babys zur Folge hat.

Bei Frühgeburten droht durch die Gabe von Furosemid die Gefahr einer Nierensteinbildung beim Kind. Aus diesem Grund müssen die Nieren regelmäßig durch ärztliche Ultraschalluntersuchungen kontrolliert werden.

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