Eiweißmangel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Es ist bekannt, dass ein Zuviel an Eiweiß zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Wie verhält es sich jedoch im umgekehrten Falle? Ist auch ein Eiweißmangel problematisch?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Eiweißmangel?

Ein Eiweißmangel in europäischen Ländern tritt relativ selten auf. Bei Verdacht auf einen Eiweißmangel sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Dringend abzuraten ist von einer Eigendiagnose.
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Eiweiße gehören zu den wichtigsten Bestandteilen des Körpers. Verständlich, dass ein Eiweißmangel gravierende Folgen haben kann. Von einem Eiweißmangel spricht man, wenn dem Körper weniger Eiweiße als erforderlich zur Verfügung stehen.

Dies kann über eine unzureichende Ernährung ebenso geschehen wie über einen Enzymmangel, aufgrund bestimmter Krankheiten (zum Beispiel Sprue, Zöliakie, Schilddrüsenerkrankungen) und bei erhöhtem Verbrauch (zum Beispiel bei Fieber).

Von einem Eiweißmangel am ehesten betroffen sind die sogenannten Albumine. Sie sind unentbehrlich für den menschlichen Organismus und sorgen für den notwendigen Druck in allen Zellen. Aus diesem Grunde besteht bei einem länger anhaltenden und deutlich ausgeprägten Eiweißmangel stets auch Lebensgefahr.

Ursachen

Eiweißmangel liegt oftmals in der zu geringen Aufnahme durch die Nahrung begründet. Dies tritt besonders bei kleinen Kindern in Entwicklungsländern auf. Hinzu kommen Krankheiten wie Tuberkulose oder AIDS, die einen Eiweißmangel zusätzlich begünstigen.

In Industrienationen wird die Eiweißaufnahme durch die Nahrung in der Regel gedeckt. Tritt trotzdem ein Eiweißmangel auf, spielen andere Krankheiten (zum Beispiel an der Leber, Niere, Haut oder am Herzen) eine Rolle. Die Aufnahme von Eiweiß wird durch die Primärkrankheit verhindert. So kann ein vorgeschädigtes Lebergewebe nicht mehr die ausreichende Menge an Eiweiß produzieren.

Auch Menschen, die sich vegan ernähren, haben ein erhöhtes Risiko für einen Eiweißmangel. In einigen Fällen ist eine veränderte Erbinformation ursächlich für einen Eiweißmangel. Beim Vorliegen einer solchen Veränderung treten - je nachdem, welches Eiweiß nicht mehr produziert wird - bestimmte Erbkrankheiten auf.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Diagnose & Verlauf

Ein Eiweißmangel in europäischen Ländern tritt relativ selten auf. Bei Verdacht auf einen Eiweißmangel sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Dringend abzuraten ist von einer Eigendiagnose.

Der Grund: Hinter einem Eiweißmangel kann eine ernsthafte Erkrankung stecken. Über eine Untersuchung des Blutes kann der behandelnde Mediziner die Diagnose stellen. Mittels weiterer Untersuchungen wird festgestellt, ob der Patient vielleicht noch an einer anderen Krankheit leidet, die die Aufnahme von Eiweißen behindern könnte.

Dies kann eine Krebserkrankung ebenso sein wie Störungen des Magen-Darm-Traktes oder Erkrankungen der Schilddrüse. Wird ein Eiweißmangel nicht behandelt, baut der Körper mit der Zeit immer mehr Körperfunktionen ab. Am Ende kommt es unweigerlich zum Zusammenbruch.

Komplikationen

Wird ein Eiweißmangel nicht rechtzeitig behandelt, kommt es unweigerlich zu schweren Komplikationen. Zunächst ruft ein Mangel an Eiweiß optische Veränderungen wie Augenränder, die Bildung von Falten oder Haarausfall hervor. Im späteren Krankheitsverlauf kommen hervorstehende Knochen und eingefallene Wangen sowie auffällige Hautveränderungen hinzu.

Bei längerem Bestehen kommt es außerdem zu einem starken Gewichtsverlust und einer Verringerung der Muskelmasse. Das fehlende Eiweiß ruft eine Muskelschwäche hervor, die mit Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten verbunden ist. Dies bewirkt oftmals eine allgemeine Unzufriedenheit und mitunter auch starke Stimmungsschwankungen und psychische Erkrankungen.

Des Weiteren können Ödeme und Wundheilungsstörungen auftreten, die ihrerseits zu schweren Entzündungen und Infektionen führen können. Erfolgt spätestens dann keine Behandlung, nehmen die Körperfunktionen immer mehr ab. Danach kommt es unweigerlich zum Kreislaufzusammenbruch und schließlich zum Tod des Patienten.

Wird dem Organismus während der Behandlung zu schnell zu viel Eiweiß zugeführt, kann dies unter anderem schwere Nierenschäden und eine Übersäuerung des Körpers hervorrufen. Außerdem besteht das Risiko von Allergien und Unverträglichkeiten. Aufgrund der Schwere der möglichen Komplikationen sollte bei Verdacht auf einen Eiweißmangel umgehend ein Arzt hinzugezogen werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bevor jemand von Eiweißmangel sprechen kann, muss erstmal die Frage gestellt werden: wie viel Eiweiß wird bei einem Menschen überhaupt benötigt? Allein an dieser Frage scheiden sich bereits die Geister. Berechtigter Weise, denn die tatsächliche Menge hängt von einer Unmenge von Faktoren ab. Sei es nun die Größe, das Alter, das Geschlecht oder die äußeren Umstände, die körperliche Aktivität und eine Vielzahl anderer Dinge.

Ein Mangel, sofern einer vorhanden ist macht sich in der Regel aber sehr wohl bemerkbar und ist relativ leicht zu identifizieren. Diesen kann man zum Beispiel durch Muskelschwäche identifizieren. Bekommt der Körper zu wenig Eiweiß durch die Ernährung, so muss er vorhandene Masse, in diesem Fall die Muskulatur, zerlegen, um sein Wohlergehen zu sichern.

Trockene und brüchige Haare können ebenfalls eine Folgeerscheinung von zu wenig Proteinen sein. Nägel verhalten sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich. Eine Kettenreaktion, ausgelöst durch den Muskelabbau, kann auch eine Ermüdungserscheinung und ein schwaches Immunsystem sein, welche sich nach und nach bemerkbar macht.

Bei diesen Symptomen man unbedingt seinen Hausarzt aufsuchen. Dieser weiß in der Regel Rat. Falls nicht, wird dieser weiter vermitteln.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung eines Eiweißmangel richtet sich stets nach seiner Ursache. Liegt eine mangelhafte Ernährung vor, muss in Zukunft für eine ausreichende Proteinzufuhr gesorgt werden. Dies sollte jedoch langsam und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Der Grund: Komplikationen durch eine zu hohe Eiweißgabe sollen vermieden werden. Es ist besser, mehrere Portionen über den Tag verteilt zu sich zu nehmen. Wer sich bislang vegan ernährt hat, sollte nun hin und wieder Fisch, Eier, Milch und mageres Fleisch auf seinen Speiseplan stellen. Ist eine bestimmte Krankheit für den Eiweißmangel verantwortlich, gilt es, diese Krankheit zu behandeln. Bis zur Heilung oder falls diese nicht möglich sein sollte, muss der erhöhte Eiweißbedarf über die Nahrung zugeführt werden.

Sollte der Eiweißmangel über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, kann dies zu einem Ausfall aller wichtigen Funktionen im Körper führen. Unbehandelt führt ein Eiweißmangel zum Tode. Da im Alter das Hungergefühl nachlässt, sollte man sich besonders um die älteren Menschen kümmern. Eine freundliche Atmosphäre sowie Essen in Gesellschaft können helfen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose eines Eiweißmangels ist gut. Bei einer ausreichenden medizinischen Versorgung oder einer Umstellung der Ernährung hat der Betroffene eines Eiweißmangels im Normalfall innerhalb weniger Wochen oder Monate eine gute Aussicht auf eine Heilung. Wird der notwendige Bedarf an Eiweiß ausgeglichen und über eine längere Zeit aufrecht erhalten, lindern sich die Beschwerden und der Mangel verschwindet.

In vielen Fällen genügt bereits eine gesunde und ausgewogene Nahrungszufuhr, um eine Verbesserung der Gesundheit zu erreichen. Ist der Mangel nicht sehr stark ausgeprägt und liegen keine weiteren Krankheiten vor, ist eine medikamentöse Behandlung nicht zwingend nötig. Die Ernährungsumstellung genügt bereits aus. Trotz der guten Prognose kann es jederzeit zu einem Rückfall kommen. Daher sind regelmäßige Kontrollen anzuraten.

Bei vorliegenden Erkrankungen oder einer ungesunden Ernährung stellt sich eine Unterversorgung ein. Bleibt eine Zufuhr mit ausreichendem Eiweiß aus, kommt es langfristig neben zahlreichen Beschwerden zu einem körperlichen Zusammenbruch.

Daher ist rechtzeitiges Handeln bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, genetischen Defekten, Schilddrüsen- und Krebserkrankungen oder einer veganen Ernährungsweise für eine gute Prognose lebensrettend. Bereits bei den ersten Anzeichen eines Eiweißmangels, wie Gewichtsverlust, Haarausfall oder einer ungewöhnlichen Faltenbildung, sollte ein Blutbild erstellt werden, um einen Überblick der fehlenden Nährstoffe im Blut zu erhalten.

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Vorbeugung

Eiweißmangel lässt sich sehr gut über die Ernährung vorbeugen. Dabei sollte an eine Kombination aus tierischem und pflanzlichem Eiweiß gedacht werden. So kann Joghurt mit Nüssen und Fleisch mit Erbsen verzehrt werden. Ebenfalls geeignete Gerichte sind Kartoffeln mit Quark sowie alle Arten von Hülsenfrüchte. Danach kommen mageres Fleisch und Fisch. Es ist bekannt, dass die Produktion der Magensäure ab dem 40. Lebensjahr nachlässt. Dies kann einen Eiweißmangel zusätzlich begünstigen. Hier kann die Einnahme von einem Eiweißkonzentrat hilfreich sein.

Das können Sie selbst tun

Ein schwerer Eiweißmangel ist in den westlichen Industrienationen extrem selten zu beobachten. Dennoch kann sich dieser Mangel unter bestimmten Voraussetzungen einstellen. Personen, die vermuten, an dieser Störung zu leiden, sollten auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Von einer reinen Selbstdiagnose und Selbstbehandlung muss unbedingt Abstand genommen werden. Im schlimmsten Fall kann ein nicht oder falsch behandelter Eiweißmangel zum Tod führen.

Betroffene sollten bei einem Arzt zunächst die Ursache abklären lassen. Ist der Eiweißmangel auf eine Grunderkrankung zurückzuführen, können die Betroffenen eventuell dazu beitragen, diese zu kurieren. Zum Beispiel können schwere Leberschäden dafür verantwortlich sein, dass das Organ nicht mehr genug Eiweiß produziert. Solche Leberschäden können auf einen fortgesetzten Missbrauch von Alkohol oder Medikamenten zurückzuführen sein. In diesem Fall sollte der Betroffene unbedingt sofort eine Entziehungskur machen und eine Therapie beginnen, um einen Rückfall in die Drogensucht zu vermeiden.

Steht nach Abklärung durch den Arzt fest, dass es ich um eine ernährungsbedingte Mangelerscheinung handelt, sollte sich der Betroffene professionelle Hilfe suchen. Bei einer Essstörung ist eine Psychotherapie anzuraten. Sofern der Eiweißmangel nur auf eine einseitige Diät zurückzuführen ist, kann sich der Patient von einem Ökotrophologen beraten und einen seinen Bedürfnissen entsprechenden Ernährungsplan erstellen lassen, der eine ausreichende Eiweißversorgung gewährleistet.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
  • Schauder, P., Ollenschläger G.: Ernährungsmedizin. Elsevier, München 2006

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