Speicheldrüsenentzündung (Speichelstein)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Speicheldrüsenentzündung ist eine entzündliche Erkrankung der Speicheldrüse, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst wird oder durch einen Speichelstein entsteht. Die medizinische Bezeichnung ist Sialadenitis oder auch Sialoadenitis. Typische Beschwerden der Speicheldrüsenentzündung sind Schwellungen in jenem Bereich sowie starke Schmerzen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Speicheldrüsenentzündung?

Bei einer Speicheldrüsenentzündung, die in den meisten Fällen nur einseitig auftritt, schwillt die Drüse an, wird hart und schmerzt. Diese Symptome können sich bereits bemerkbar machen, bevor die Entzündung entstanden ist.
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Die Speicheldrüsenentzündung ist eine sehr schmerzhafte Schwellung der großen Speicheldrüsen. Sie kann ein- oder beidseitig sein und wird meist durch Viren, Bakterien oder Speichelsteine verursacht.

Nahezu der gesamte Speichel im Mund eines Menschen wird von sechs großen Speicheldrüsen produziert, welche sich in Paare anordnen. Die tägliche Menge an Speichel eines Erwachsenen wird mit 1,5 bis 2 Litern beziffert. Dabei handelt es sich um die Unterzungen-, Ohrspeichel- und die Unterkieferspeicheldrüse.

Ferner bestehen einige kleine Speicheldrüse im Rachen, an der Wagenschleimhaut sowie an den Lippen. Diese sind jedoch deutlich seltener von Erkrankungen betroffen. Meist leiden ältere Personen unter der Krankheit. Doch auch bei Menschen mit einer Immunschwäche tritt eine Speicheldrüsenentzündung gehäuft auf.

Ursachen

Ausgelöst wird eine Speicheldrüsenentzündung meist durch Bakterien oder Viren. So sind Mumps und die Coxsackie-A-Viren typische Ursachen für diese Krankheit. Des Weiteren sind oft Speichelsteine für die Speicheldrüsenentzündung verantwortlich. Durch sie wird ein Speichelrückstau verursacht, da sie den Ausführungsgang der betroffenen Drüse beeinflussen.

In der Folge wird ein Sekret aufgestaut, welches ein optimaler Nährboden für Bakterien ist. Diese können wiederum Entzündungen hervorrufen. Daneben können Tumore, Einengungen und Narben für die Speicheldrüsenentzündung verantwortlich sein.

Auch Entzündungen der Mundschleimhaut, welche durch eine unzureichende Mundhygiene entstehen, zählen zu den typischen Ursachen. Ferner können Medikamente, welche als Begleiterscheinung den Speichelfluss vermindern, eine Speicheldrüsenentzündung begünstigen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer Speicheldrüsenentzündung, die in den meisten Fällen nur einseitig auftritt, schwillt die Drüse an, wird hart und schmerzt. Diese Symptome können sich bereits bemerkbar machen, bevor die Entzündung entstanden ist. Ist die Drüse entzündet, wird die darüberliegende Haut rot und fühlt sich heiß an.

Wenn sich Eiter bildet, fließt es häufig in die Mundhöhle ab oder lässt sich durch die Drüsenöffnung herausdrücken. Beim Abtasten der Drüse ist das Sekret als verschiebbare Masse zu spüren. Die Beschwerden verschlimmern sich beim Essen. Durch das Kauen der Nahrung wird die Speichelbildung angeregt. Da aber die Drüsengänge durch den Speichelstein verlegt sind, kann der Speichel nicht abfließen und drückt somit auf das entzündete und geschwollene Gewebe.

Als Folge der Blockade schwillt die Drüse weiter an. Patienten fühlen sich krank und angeschlagen, manchmal kommen Fieber und Schüttelfrost hinzu. Die Lymphknoten können ebenfalls anschwellen. Wenn die Ohrspeicheldrüse betroffen ist, schmerzt das Kauen stark und der Mund lässt sich kaum öffnen.

Bei der akuten Form der Erkrankung setzen die Beschwerden plötzlich ein. Die chronische Entzündung dagegen entwickelt sich eher langsam und kommt in Schüben. Sie kann mal rechts und mal links auftreten. Auch bei der chronischen Form kann sich Eiter bilden. Es kommen auch Speichelsteine vor, die völlig symptomlos sind.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer Speicheldrüsenentzündung erfolgt nach einer gründlichen Untersuchung der Speicheldrüse durch den Arzt. Meist tastet er erst einmal die Drüse ab, wobei häufig Eiter im Mund festgestellt wird. Im Labor werden der Eiter sowie das Blut analysiert, um die Gründe für die Speicheldrüsenentzündung zu bestimmen.

Ferner kann sich eine Ultraschalluntersuchung als sinnvoll erweisen, um nach einem Stein, Tumor oder Abszess zu suchen. In einigen Fällen wird eine Computer- oder Magnetresonanztomografie durchgeführt. Bei einer chronischen Speicheldrüsenentzündung kommt auch eine Feinnadelpunktion in Betracht.

Eine weitere Diagnosemethode stellt eine sogenannte Sialografie dar. Dafür spritzt der Arzt ein Kontrastmittel in den Ausführungsgang der Speicheldrüse, um so die Drüse auf einem Röntgenbild erkennbar zu machen. Bei einem längeren Verlauf der Speicheldrüsenentzündung können Komplikationen wie Abszesse oder ein Schwund des Gewebes auftreten.

Komplikationen

Unbehandelt kann eine Speicheldrüsenentzündung zur Bildung eines Abszesses führen. Dieser kann in den Mundraum, den Gehörgang oder durch das Halsgewebe dringen und nach außen aufbrechen. Gelangen die Bakterien ins Blut, kann eine Blutvergiftung entstehen, die im schwersten Fall zum Organversagen und dadurch zum Tod des Betroffenen führt. Selten kann eine Entzündung zur Gesichtslähmung führen.

Bei Männern kann die Erkrankung die Fortpflanzungsfähigkeit beeinflussen. Eine unbehandelte chronische Speicheldrüsenentzündung kann außerdem zur Vernarbung des Drüsengewebes führen. Dadurch verhärten die Drüsen und die Speichelproduktion nimmt dauerhaft ab, wodurch Infekte im Mundraum und weitere Komplikationen begünstigt werden. Auch Autoimmunreaktionen gegen die Zellen der Speicheldrüsen sind denkbar – es kommt zu Folgeerkrankungen wie dem Sjögren- Syndrom und schließlich zur Zerstörung der Drüsen.

Sehr selten liegt einer Speicheldrüsenentzündung ein Tumor zugrunde, der unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Bei der Behandlung können ebenfalls unerwünschte Ereignisse auftreten. Gelegentlich rufen die verordneten Antibiotika Nebenwirkungen hervor oder lösen allergische Reaktionen aus. Eine Operation kann mit Blutungen, Infektionen und der Bildung von Narben verbunden sein. Bei schweren Komplikationen muss die Speicheldrüse vollständig entfernt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Speicheldrüsenentzündung sollte immer von einem Arzt behandelt werden. Es kann bei dieser Erkrankung zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, die den Alltag des Betroffenen deutlich erschweren. Aus diesem Grund sollte schon bei den ersten Anzeichen einer Speicheldrüsenentzündung ein Arzt aufgesucht werden. Je früher die Diagnose und die Behandlung dieser Krankheit dabei stattfindet, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung.

Ein Arzt ist dabei dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einer deutlichen Rötung der Haut oder an einem starken Ausschlag leidet. Dabei kommt es meist auch zur Ausbildung von Eiter und nicht selten auch zu einem ausfließenden Sekret. In vielen Fällen leiden die Betroffenen auch an Beschwerden beim Kauen oder beim Schlucken. Auch angeschwollene Lymphknoten oder sehr starkes Fieber können auf die Speicheldrüsenentzündung hindeuten. Der Betroffene kann den Mund kaum mehr öffnen und daher auch keine Nahrung und keine Flüssigkeiten mehr zu sich nehmen.

Die Speicheldrüsenentzündung kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen HNO-Arzt behandelt werden. In den meisten Fällen kommt es nicht zu besonderen Komplikationen und auch zu einer vollständigen Heilung der Krankheit.

Behandlung & Therapie

Begründet sich die Speicheldrüsenentzündung in einer bakteriellen Infektion, ist eine Therapie mit Antibiotika ratsam. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente werden eingenommen, wenn die Erkrankung durch Viren ausgelöst worden ist.

Über sogenannte Speichellocker kann eine verstärkte Speichelproduktion erzielt werden, die der Reinigung der Speicheldrüsen dient. Ferner können auf die Art und Weise vorliegende Speichelsteine herausgespült werden. Klassische Speichellocker sind Getränke, Kaugummi und Bonbons.

Des Weiteren können Speichelsteine mithilfe einer Massage der Drüse oder extrakorporaler Stoßwellenlithotripsie vernichtet bzw. zertrümmert werden. Dabei werden Ultraschallwellen auf den Speichelstein gerichtet, sodass er auseinanderfällt. Durch den Speichelfluss werden sie meist anschließend ausgeschwemmt. Erzielt diese Therapieform bei der Speicheldrüsenentzündung keinen Erfolg, müssen die größeren Teilchen operativ entfernt werden.

Liegt ein Abszess vor, muss dieses gespalten werden. Nur so kann der Eiter abfließen. Eine vollständige Entfernung der Speicheldrüse ist nur dann notwendig, wenn sich die Entzündungen stetig wiederholen bzw. der Verdacht eines Tumors besteht.

Wurde ein bösartiger Tumor diagnostiziert, eignet sich als Behandlungsmethode lediglich die Entfernung des kranken Gewebes sowie der Speicheldrüse. Meist findet im Anschluss eine Strahlentherapie statt. Die geeignete Behandlung richtet sich demnach entscheidend nach den Ursachen der Speicheldrüsenentzündung.


Vorbeugung

Einer Speicheldrüsenentzündung kann nur eingeschränkt vorgebeugt werden. Wichtige Maßnahmen einer Prävention sind eine hinreichende Flüssigkeitszufuhr sowie eine gründliche Mundhygiene und Zahnpflege. Ferner kann eine verstärkte Produktion von Speichel eine Vorbeugungsmaßnahme darstellen, da er die Speicheldrüsen reinigt und etwaige Speichelsteine herausspülen kann. Dies kann durch ein Lutschen saurer Bonbons erreicht werden. Wenn ein Speichelstein diagnostiziert wird, sollte dieser vorbeugend entfernt werden. Auch so kann eine Speicheldrüsenentzündung verhindert werden.

Nachsorge

Der Verlauf einer Speicheldrüsenentzündung hängt von den Ursachenfaktoren und von der gewählten Behandlungsmethode ab. Entsprechend differenziert sollten auch die Nachsorgebehandlungen und die Nachsorgeuntersuchungen sein. Wenn die Speicheldrüsenentzündung von Bakterien verursacht wurde, kann sie bei richtiger Medikation innerhalb weniger Tage abklingen und völlig ausheilen.

Eine Nachsorgebehandlung ist in diesen Fällen nicht erforderlich. Problematischer wird es, wenn die Erkrankung auf Autoimmunreaktionen beruht, die in der Regel mit Glukokortikoiden (Kortison) behandelt werden. Die Nachsorgebehandlungen zielen dann darauf ab, die Nebenwirkungen der Kortisonbehandlung, etwa wie Wasseransammlungen im Gewebe, zu minimieren und das eigene Verhalten danach auszurichten, dass das Immunsystem ein wenig supprimiert ist und deshalb die Gefahr einer Infektion steigt.

Eine Speicheldrüsenentzündung kann auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente ausgelöst werden. Es besteht dann die Gefahr einer chronischen Speicheldrüsenentzündung, die nur schwer zu bekämpfen ist. Eine wirksame Nachsorgebehandlung besteht darin, für das Medikament einen adäquaten Ersatz zu finden und darauf zu achten, dass das verursachende Arzneimittel zukünftig tabu bleibt.

Medikamente, die bereits als mögliche Verursacher einer Speicheldrüsenentzündung identifiziert wurden, sind beispielsweise Antidepressiva, Diuretika und Antihistaminika sowie Betablocker und Calciumantagonisten. In vielen Fällen sind Viren wie das Eppstein-Barr-Virus, das Mumpsvirus und das Influenzavirus der Auslöser der Krankheit. Eine spezielle Nachsorge nach Überwindung der Virusinfektion ist nicht vonnöten.

Das können Sie selbst tun

Zur Unterstützung des Organismus sollte insbesondere bei entzündlichen Prozessen das Immunsystem stabilisiert werden. Mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung, ausreichender Bewegung sowie der Vermeidung von Schadstoffen wie Nikotin und Alkohol, kann eine Verbesserung der eigenen Gesundheit erreicht werden. Darüber hinaus ist die Schlafhygiene zu optimieren. Der Tagesrhythmus sollte den Bedürfnissen des Körpers angepasst werden und Zustände von Stress sind zu vermeiden.

Im Alltag sollte eine gute Work-Life-Balance aufgebaut werden. Eine Harmonie zwischen beruflicher Pflichterfüllung und der Gestaltung von Freizeitaktivitäten hilft bei der Aufrechterhaltung der eigenen Gesundheit und trägt erheblich zur Verbesserung der Beeinträchtigungen bei. In einigen Fällen können sich entzündliche Prozesse bei einem gesunden körpereigenen Abwehrsystem selbstständig zurückbilden. Notwendig hierfür ist eine ausreichende Schonung und keine Situation der Überanstrengung oder starken emotionalen Belastung.

Wird eine medizinische Versorgung in Anspruch genommen, ist den Anweisungen des Mediziners zu folgen. Eine eigenverantwortliche Absetzung von verschriebenen Arzneien kann zu einer sofortigen Verschlechterung der Gesamtsituation führen. Unterstützung im Vorfeld sowie im Heilungsprozess ist eine gute Mundhygiene. Die Zähne sollten mindestens zweimal täglich gründlich gereinigt werden. Darüber hinaus ist eine regelmäßige Teilnahme an einer Prophylaxe sehr zu empfehlen. Viren und Bakterien im Bereich des Mundes werden auf diese Weise entfernt.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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