Tetanie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Tetanie kommt es zu einer Übererregbarkeit der Muskeln und Nerven. Das kann sich in krampfartigen Störungen der Motorik bis hin zum sehr schmerzhaften Muskelkrampf hin äußern, in leichteren Fällen aber auch nur durch ein Kribbeln zeigen. Meistens sind von der Tetanie entweder das Gesicht, und zwar hier der Nervus facialis, oder aber die Arme und Beine betroffen.
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Was ist Tetanie?
Unter einer Tetanie versteht man die Übererregbarkeit von Nerven und Muskeln, was sich vom leichten Kribbeln über Störungen der Motorik bis hin zu sehr schmerzhaften Muskelkrämpfen zeigen kann. Meistens sind Arme, Beine oder Gesicht von der Tetanie betroffen. Als Ursachen kommen sowohl die hypokalzämische Tetanie als auch die normokalzämische Tetanie in Frage.
In beiden Fällen sinkt, allerdings aus unterschiedlichen Gründen, der Serumkalziumspiegel im Blut ab. Als Symptom kommt es dann zum tetanischen Anfall, meistens im Gesicht, den Armen oder Beinen, in seltenen Fällen aber auch in der Harnblase, dem Darm oder der Atemmuskulatur. Bei der Diagnose der Tetanie ist es wichtig, die genaue Ursache zu finden, denn nur so kann die Tetanie, die nur ein Symptom darstellt, auch richtig behandelt werden.
Ursachen
Deshalb verändert sich die elektrische Leitfähigkeit der Nerven-Muskelübertragung und es kommt so zu einer erhöhten Erregbarkeit der Muskelzellen. Eine andere Ursache ist die normokalzämische Tetanie. In diesem Fall wird zu viel Kalzium gebunden, so dass deshalb das freie Serumkalzium sinkt. Gründe für die Form der Tetanie können Magnesiummangel, aber auch Hyperventilation oder ein Schädelhirntrauma sowie starkes Erbrechen sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Als Symptom für eine Tetanie kann der tetanische Anfall angesehen werden. Dieser Anfall beginnt häufig mit einem Kribbeln der entsprechenden Körperregion. Auch psychische Symptome wie Reizbarkeit, Unruhe oder sogar Angst können hinzukommen. Meistens kommt es dann zu den typischen Muskelkrämpfen im Gesicht, den Armen oder Beinen.
Im Gesicht kann dabei die sogenannte Fischmaulstellung auftreten. Sind die Arme betroffen, werden oft die Hände zur Pfötchenstellung verkrampft. Tritt der Muskelkrampf in den Beinen auf, ist die Spitzfußstellung ein typisches Zeichen für eine Tetanie. Eher selten können auch Harnblase, Darm oder die Atemmuskulatur betroffen sein.
Harndrang, Durchfall und Atemnot sind dann meistens die Folge. Die meisten tetanischen Anfälle dauern nur Minuten. Es kann aber vorkommen, dass solche Anfälle zuweilen bis zu mehreren Stunden andauern können. In solchen Fällen hilft meistens eine Kalziumspritze von einem Arzt.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Tetanie an sich ist nur ein Symptom. Bei der Diagnose kommt es dann darauf an, die genaue Ursache dafür herauszufinden. Häufig hilft bereits eine Blutuntersuchung. Hier wird die Konzentration der Elektrolyte sowie Kalzium an sich, aber auch von Vitamin D und Parathormon ermittelt. Es kann weiterhin Sinn machen, die Nierenwerte zu bestimmen, um Nierenerkrankungen zu finden.
Möglicherweise muss untersucht werden, ob eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse vorliegen. Auch kann es Sinn machen, den Patienten dahingehend zu untersuchen, ob eine Glutenunverträglichkeit vorliegt. Ob die Tetanie durch Hyperventilation hervorgerufen wurde, lässt sich durch eine Untersuchung der Blutgase ermitteln.
Komplikationen
Im Falle des Hirns kann die Erkrankung dauerhafte Schäden verursachen und damit einhergehend auch zu neurologischen und geistigen Ausfällen führen. Im weiteren Verlauf kann die Tetanie Lähmungen hervorrufen, verbunden meist mit psychischen Beschwerden wie Angststörungen oder Depressionen. In letzter Konsequenz führt die Übererregbarkeit der Muskeln schließlich zur Bewusstlosigkeit und zum Tod des Patienten.
In weniger schweren Fällen treten Komplikationen wie Harndrang und Inkontinenz sowie Atembeschwerden auf. Begleitend dazu kann es zu Dehydration und Mangelerscheinungen kommen, die unbehandelt ebenfalls zu neurologischen Ausfällen und anderweitigen Beschwerden führen können. Bei der Behandlung der Tetanie gehen die Risiken hauptsächlich von der fehlerhaften Anwendung von Medikamenten aus. So können Entwässerungs- und Abführmittel die Beschwerden noch verstärken.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem tetanischen Anfall sollte ein Notarzt gerufen werden. Erste Anzeichen wie das typische Kribbeln, Unruhe oder Reizbarkeit gilt es zu beobachten und nach Möglichkeit zu behandeln. Der Patient sollte sich ruhig hinlegen und warten, bis der Anfall abgeklungen ist. Ein leichter Anfall dauert nur wenige Minuten. Währenddessen muss der Betroffene beobachtet und beruhigt werden. Manchmal treten Symptome wie Atemnot oder Durchfall auf, die einer sofortigen Behandlung bedürfen. Bei Atemnot sollte der Betroffene sein Oberteil aufknöpfen und sich in Rückenlage hinlegen.
Schwere Anfälle können mehrere Stunden dauern und sollten ärztlich behandelt werden. Der Mediziner kann die Beschwerden mittels Kalziumspritze zügig lindern. Deshalb wird bei Tetanie am besten immer ein Arzt eingeschaltet bzw. sollte die Person in ein Krankenhaus gefahren werden. Bei wiederholten Anfällen muss ein Arzt die Ursache ermitteln. Womöglich liegt eine Nierenerkrankung oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse vor, die zunächst behandelt werden muss. Je nach Ursache sind neben dem Hausarzt auch der Nephrologe, Internist und Orthopäde zuständig.
Behandlung & Therapie
Generell ist es bei einer Tetanie wichtig, die Grunderkrankung herauszufinden und entsprechend zu behandeln. Falls der tetanische Anfall durch Hyperventilation hervorgerufen wird, ist es hilfreich, die Patienten in eine Plastiktüte atmen zu lassen, denn so gelangt zu viel abgeatmetes Kohlendioxid in den Blutkreislauf zurück. Bei schlimmen tetanischen Krampfanfällen, die zuweilen Stunden dauern können, ist eine Kalziumspritze hilfreich.
Es ist weiterhin wichtig zu wissen, dass es bei der Behandlung auch nicht zu einer Überdosierung mit Kalzium kommen sollte. Sollten Kalzium- oder Magnesiummangel durch eine falsche Ernährung bedingt sein, hilft eine Ernährungsberatung. Auch die fehlerhafte Anwendung von Medikamenten wie Entwässerungs- oder Abführmitteln kann zu Störungen der Elektrolytwerte und somit zur Tetanie führen. Auch hier ist eine gründliche Aufklärung durch den behandelnden Arzt erforderlich.
Vorbeugung
In den Fällen, in denen die Tetanie nicht durch eine schwere Grunderkrankung ausgelöst wird, die dann in jedem Fall behandelt werden muss, können tetanische Anfälle durch Störungen des Elektrolythaushalts oft durch eine insgesamt gesunde Lebensweise und Ernährung vermieden werden. Vitamin D wird in erster Linie dadurch gebildet, dass sich der Mensch ausreichend lange bei Tageslicht draußen aufhält.
Besonders in der dunklen Jahreszeit ist es deshalb wichtig, für Spaziergänge oder Sport in der freien Natur die Stunden zu nutzen, in denen genug Tageslicht vorhanden ist. Die Nahrung sollte sowohl genug Kalzium als auch Magnesium enthalten. Wer sich vollwertig ernährt, wird normalerweise bei der Ernährung keinen Kalzium- oder Magnesiummangel bekommen.
Zu viel Alkohol wirkt entwässernd und kann ebenfalls zu viele Elektrolyte aus dem Körper ziehen. Das gleiche gilt für Entwässerungs- und Abführmittel. Deshalb ist es wichtig, vorsichtig mit zu viel Alkohol sowie bei der Anwendung besagter Medikamente zu sein.
Nachsorge
Bei der Tetanie handelt es sich um eine Verkrampfung der Muskulatur. Da diesen Muskelkrämpfen verschiedene Ursachen zugrunde liegen können, ist auch die Nachsorge entsprechend auf die ursächliche Erkrankung bezogen. Grundsätzlich kann einer Tetanie ein Mangel an Magnesium zugrunde liegen, jedoch können diese Mangelerscheinungen durch andere Erkrankungen, beispielsweise der Schilddrüse, entstehen.
Die Nachsorge der Tetanie selbst ist somit nicht erforderlich, sondern die zumeist dauerhaft erforderliche Behandlung der eigentlichen Erkrankung. Eine besondere Form der Tetanie stellt die psychogene Tetanie dar, welche in der Psychiatrie auftritt und epilepsieähnliche Krampfanfälle hervorrufen kann. Die Nachsorge ist somit immer auf die Grunderkrankung ausgelegt und zumeist nicht auf die Tetanie selbst.
Die akute Behandlung der Tetanie schließt die erforderlichen Maßnahmen ab. Festzustellen ist durch einen Facharzt, ob bei dem jeweiligen Patienten eine Langzeittherapie mit bestimmten Medikamenten erforderlich ist, die das erneute Auftreten einer Tetanie verhindern oder unterdrücken bzw. zumindest abmildern können.
Die individuelle Beratung durch einen Facharzt ist in diesem Fall unerlässlich. Der Patient sollte darüber aufgeklärt und informiert werden, wie er einer Tetanie vorbeugen kann. Besteht eine systemische Grunderkrankung, die der Tetanie zugrunde zu legen ist, kann eine lebenslange Behandlung erforderlich sein, sodass man hier nicht von einer reinen Nachsorge sprechen kann.
Das können Sie selbst tun
Bei einer Tetanie gilt es zunächst, den ursächlichen Kalziummangel auszugleichen. Dies gelingt durch eine Umstellung der Ernährung oder durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Darüber hinaus muss der Patient sich schonen, da der Muskelkrampf meist äußerst schmerzhaft ist.
Sollte der Krampf besonders intensiv ausfallen, müssen gegebenenfalls auch Medikamente eingenommen werden. Der Patient sollte sich an den Arzt wenden und die Beschwerden in einem Tagebuch notieren. Insbesondere bei anhaltenden Beschwerden, wie sie bei der Normokalzämischen Tetanie auftreten können, muss gleichzeitig eine Behandlung der Schmerzen stattfinden. Die ursächliche Alkolose gilt es durch Bettruhe und die Vermeidung von Risikofaktoren zu behandeln. Die Tetanie sollte nach wenigen Stunden abgeklungen sein.
Bleiben die Beschwerden länger bestehen, liegt womöglich eine ernste Erkrankung zugrunde. Der Patient sollte sich an einen Facharzt wenden, der gegebenenfalls eine weitere Untersuchung des Blutbildes veranlasst. Bei schweren Krampfanfällen können epilepsie-ähnliche Störungen auftreten. Dann müssen die Ersthelfer den Betroffenen fixieren, damit dieser sich nicht verletzt. Es gilt, den Betroffenen zu beruhigen und, falls vorhanden, mit einem Notfallmedikament zu behandeln. Anschließend ist eine Untersuchung im Krankenhaus notwendig.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013