Thymom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Thymom
Ein Thymom ist ein seltener Tumor des Mediastinums, der vom Thymus ausgeht und in den meisten Fällen benign ist. Männer und Frauen sind gleichermaßen häufig von einem Thymom betroffen. Der Tumor ist in der Regel gut therapierbar, wobei ein Thymom meistens im Rahmen einer Resektion chirurgisch entfernt wird.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Thymom?
Als Thymom wird eine seltene Tumorerkrankung des Thymus bezeichnet, die in den meisten Fällen (zu etwa 75 Prozent) als benign (gutartig) einzustufen ist. Der Thymus befindet sich in Herznähe, im vorderen Bereich des Mediastinums und ist als primäres Organ des lymphatischen Systems bedeutend für die Entwicklung und Differenzierung bestimmter T-Lymphozyten im Kindesalter.
Die für ein Thymom charakteristischen Symptome wie Husten, Druckgefühl, Dysphagie (Schluckbeschwerden), Funktionsstörungen des Herzens, Heiserkeit oder Atemnot manifestieren sich meistens erst im späteren Erkrankungsstadium, wenn das Thymom durch seine Größe Nachbarstrukturen, insbesondere Speise- und Luftröhre, einengt und schädigt.
Ursachen
Als Auslöser für diesen Entartungsprozess werden neben genetischen Faktoren auch bestimmte Umweltfaktoren wie Schad- und Giftstoffe sowie Bestrahlungen diskutiert. Dagegen werden benigne Thymome in vielen Fällen mit bestimmten Erkrankungen assoziiert. So tritt in etwa 20 bis 40 Prozent der Fälle eine Myasthenia gravis (autoimmune Erkrankung) zusammen mit einem Thymom auf, wobei der genaue Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen nicht geklärt ist.
Vermutet wird, dass die fehlregulierten Antikörper, die bei einer Myasthenia gravis körpereigene Muskelzellen angreifen, vom Thymus stammen könnten. Daneben werden Blutarmut (Pur Red Cell Aplasie), Hypogammaglobulinämie (Mangel an Antikörpern), Polymyositis (Entzündung der Skelettmuskulatur), Thyreoiditis (Entzündung der Schilddrüse) sowie Sjögren-Syndrom (Autoimmunerkrankung) mit einem benignen Thymom assoziiert.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Betroffene zeigen Beschwerden meist erst dann bei einem Arzt an, wenn die Krankheit fortgeschritten ist. Symptomatisch ist, dass der Tumor ein anderes Gewebe verdrängt oder in dieses hineinwächst. Anfangs werden Anzeichen manchmal falsch gedeutet. Herkömmliche Medikamente bleiben dann wirkungslos und versprechen keine Heilung. Je nach Lage des Thymoms ergeben sich unterschiedliche Beschwerden.
Drückt der Tumor auf die Speiseröhre, klagen Patienten über Schluckbeschwerden. Tritt Atemnot auf, wird meist die Luftröhre verengt. Auch ein dauerhafter Husten ist dann anzutreffen. In beiden Fällen berichten Betroffene regelmäßig von einem Druck im Brustbereich. Macht sich hingegen eine fortwährende Heiserkeit bemerkbar, liegt meist eine Lähmung der Halsnerven vor. Greift der Tumor das Herz an, drohen lebensbedrohliche Funktionsstörungen.
Die charakteristischen Auswirkungen werden von allgemeinen Erscheinungen begleitet, die aus der Schwächung der Organismus resultieren. Grundsätzlich ermüden Erkrankte ungewöhnlich schnell, ohne dass sie sich zuvor körperlich verausgabt haben. Der Körper ist anfällig für Erkrankungen, was den Alltag durcheinanderwirft und die Einhaltung hygienischer Standards bedingt. Das Gewicht reduziert sich nicht selten innerhalb weniger Monate. Die he|Muskelkraft lässt nach. Längere Spaziergänge können zu einer Qual werden. Plötzlicher Schwindel droht an allen Orten.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose eines Thymoms erfolgt anhand der charakteristischen Symptome im Rahmen einer Anamnese und körperlichen Untersuchung. Abgesichert wird die Diagnose durch bildgebende Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung, ein MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie).
Durch bildgebende Verfahren können darüber hinaus Aussagen über Lokalisierung, Größe, Stadium sowie Beeinträchtigung der umliegenden Gewebestrukturen getroffen werden. Eine Biopsie mit anschließender histologischer (feingeweblicher) Analyse, die der Differenzierung zwischen malignem oder benignem Thymom dient, wird in der Regel erst im Rahmen einer chirurgischen Tumorresektion (Entfernung des Tumors) durchgeführt, da der Thymus ungünstig und schwer zugänglich liegt.
In der Regel sind Verlauf und Prognose sowohl bei einem benignen als auch malignen Thymom in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Diagnose und Stadium der Tumorerkrankung gut und etwa 90 Prozent der Betroffenen sind fünf Jahre nach Diagnosestellung noch am Leben.
Komplikationen
Wird der Tumor nicht rechtzeitig behandelt, nehmen die typischen Symptome wie Atemnot, Brustschmerzen und Herzbeschwerden häufig sehr schwere Formen an und beeinträchtigen die Lebensqualität des Patienten beträchtlich. Wird der Tumor zu spät entdeckt, ist es außerdem nicht selten erforderlich, dass dessen Größe mittels einer Chemotherapie reduziert wird, bevor ein operativer Eingriff erfolgen kann.
Die Chemotherapie geht häufig mit einer Reihe sehr unangenehmer Nebenwirkungen, insbesondere Übelkeit, Erbrechen und dem Verlust der Kopfhaare einher. Eine Bestrahlung kann in Einzelfällen Herz oder Lunge schädigen. Des Weiteren können Komplikationen auftreten, wenn der Tumor in umgebende Organe einwächst oder sich Metastasen bilden.
Letzteres ist besonders bei den eher seltenen bösartigen Thymomen gefährlich. In diesen Fällen wird fast immer eine Chemo- oder Strahlentherapie erforderlich. Todesfälle sind selten, aber nicht völlig auszuschließen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer stetigen Zunahme eines Unwohlseins, eines Krankheitsgefühl sowie einer inneren Mattigkeit sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu einer Abnahme der körperlichen Kräfte, einem Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit sowie einer geringeren Belastbarkeit, ist eine Abklärung der Ursache anzuraten. Allgemeine Funktionsstörungen, eine allgemeine Schwäche, ein erhöhter Schlafbedarf sowie Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus sind untersuchen und behandeln zu lassen. Kopfschmerzen, Heiserkeit, Einschränkungen der Atemtätigkeit oder des Schluckaktes sind Anzeichen einer gesundheitlichen Störung.
Nimmt die Muskelkraft ab, können die alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr wahrgenommen werden oder erlebt der Betroffene eine Einschränkung bei der Ausführung der gewohnten sportlichen Aktivitäten, besteht Handlungsbedarf. Herzrasen, Schwindel, Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten sowie Abgeschlagenheit sind weitere Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung. Leidet der Betroffene unter Veränderungen des Hautbildes, einer Heiserkeit oder zunehmenden psychischen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Sinkt die Lebensfreude kontinuierlich über einen längeren Zeitraum, zeigt sich ein Rückzug aus dem sozialen sowie gesellschaftlichen Leben oder leidet der Betroffene unter einer schnellen Reizbarkeit, sind die Beobachtungen mit einem Arzt zu besprechen. In vielen Fällen deuten emotionale und seelische Probleme auf das Vorhandensein einer körperlichen Beeinträchtigung hin. Es sind umfangreiche Untersuchungen notwendig, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln.
Behandlung & Therapie
Die therapeutischen Maßnahmen hängen bei einem Thymom vom Stadium der Erkrankung ab. Liegt ein kleines, auf den Thymus begrenztes Thymom vor, wird der Tumor mit den umliegenden auffälligen Lymphknoten sowie das angrenzende Binde- und Fettgewebe chirurgisch entfernt (Resektion).
In den fortgeschritteneren Stadien eines Thymoms werden zur Vermeidung von Rezidiven (Wiederauftreten des Tumors) zusätzlich strahlentherapeutische Maßnahmen angewandt. In einigen Fällen wie bei vorliegender Metastasierung (9 Prozent der Fälle) oder sehr schlechtem Allgemeinzustand des Betroffenen kommen darüber hinaus chemotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz.
Auch bei großen Thymomen kann der Tumor zuerst im Rahmen einer Chemotherapie verkleinert werden, bevor er operativ entfernt wird. Bei Betroffenen, bei denen eine Resektion ausgeschlossen ist und chemo- und/oder strahlentherapeutischen Maßnahmen erfolglos geblieben sind, ist in manchen Fällen eine Kombinationstherapie mit einem Somatostatin-Analogon (synthetisiertes Wachstumshormon), das in die Tumorentwicklung eingreift und dessen Wachstum verzögert, und Cortison angezeigt.
Dieser Therapieansatz wird allerdings noch im Rahmen klinischer Tests erforscht. Regelmäßige Nachsorge- und Kontrolluntersuchungen mit Hilfe bildgebender Verfahren sowie Blutuntersuchungen zur frühzeitigen Feststellung und Behandlung von Rezidiven sind wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Thymom-Therapie, da Thymome eine hohe Lokalrezidivrate besitzen.
Vorbeugung
Da die Ursachen für ein Thymom nicht geklärt sind, existieren bislang keine vorbeugenden Maßnahmen. Betroffene von Erkrankungen, mit denen ein Thymom assoziiert wird (v.a. Myasthenia gravis), sollten sich frühzeitig auf ein zugrunde liegendes Thymom kontrollieren lassen.
Nachsorge
Thymome können sowohl gutartig als auch bösartig sein. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Nachsorge im Anschluss an die eigentliche Behandlung überaus wichtig. Dabei ist auch zu beachten, dass die Lokalrezidivrate der Thymome hoch ausfällt. So können noch zehn Jahre nach einer operativen Entfernung neue Manifestationen des Tumors auftreten, was eine langfristige Kontrolle notwendig macht. Zu den häufigsten Folgetumoren beziehungsweise Zweitkarzinomen zählt das Non-Hodgkin-Lymphom, das sich nicht selten nach einem Thymom zeigt.
Die Nachsorge des Thymoms nach abgeschlossener Krebsbehandlung umfasst Kontrolluntersuchungen, die in regelmäßigen Abständen stattfinden. Der Arzt führt dabei bildgebende Untersuchungsverfahren durch. Außerdem werden Blutuntersuchungen vorgenommen. Auf diese Weise lassen sich mögliche Rezidive frühzeitig diagnostizieren und entsprechend behandeln.
In der Zeit der Nachsorge sucht der Patient die ersten zwei Jahre alle drei Monate eine Kontrolluntersuchung auf. In deren Rahmen befasst sich der Arzt mit der Krankengeschichte des Patienten und führt eine gründliche körperliche Untersuchung durch. Im Abstand von 12 Monaten wird zudem die Durchführung einer Computertomographie (CT) des Thorax (Brustkorb) empfohlen.
So lassen sich die lokalen Rezidive mit diesen Verfahren effektiv entdecken. Es empfiehlt sich, die Nachuntersuchungen von dem Thoraxchirurgen vornehmen zu lassen, der schon zuvor für die Behandlung des Tumors verantwortlich war. Im Falle einer nachgewiesenen Myasthenie sollten zudem Untersuchungen bei einem Neurologen erfolgen.
Das können Sie selbst tun
Für Patienten mit einem Thymom steht die ärztliche Behandlung und Betreuung an erster Stelle. Maßnahmen zur Selbsthilfe können die medizinischen Interventionen unterstützen, sollten aber nicht die alleinigen Mittel bleiben. Eine adäquate ärztliche Therapie ist bei Vorliegen eines Thymoms von größter Wichtigkeit, da die Erkrankung in einigen Fällen bösartiger Natur ist und somit eine Bedrohung für das Leben der Betroffenen darstellt.
Deshalb ist es im Interesse der Patienten mit Thymom, sich allen angebotenen Kontrolluntersuchungen bei verschiedenen Fachärzten zu unterziehen und bei der Behandlung der Krankheit aktiv mitzuwirken. So sind beispielsweise verschriebene Arzneimittel exakt nach Verordnung einzunehmen und etwaige Nebenwirkungen umgehend dem Arzt mitzuteilen.
In einigen Fällen ist eine Entfernung des Thymoms und dabei manchmal auch der gesamten Schilddrüse erforderlich. Dies ist vor allem dann notwendig, wenn es sich um einen bösartigen Tumor in fortgeschrittenem Stadium handelt. Die Patienten bereiten sich bestmöglich auf diese Operation vor, indem sie sich körperlich und seelisch schonen, Stress vermeiden, eine gesunde Ernährungsweise befolgen und auf Genussmittel wie Zigaretten und Alkohol verzichten.
Auch nach dem operativen Eingriff achten sie auf körperliche Schonung und unterziehen sich sämtlichen Kontroll- und Nachsorgeuntersuchungen beim Arzt, damit eventuelle Komplikationen rechtzeitig therapierbar sind.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014