Polymyositis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Polymyositis ist ein Krankheitsbild, welches nicht allzu häufig vorkommt. Laut statistischer Erhebungen leiden etwa 80 von 100.000 Menschen unter dieser Erkrankung. Von den Frauen sind etwa doppelt oder dreifach so viele Patientinnen betroffen, als dies bei den Männern der Fall ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Polymyositis?

Allgemeinsymptome wie Gereiztheit und Unwohlsein treten vermehrt auf und nehmen im Verlauf der ersten Krankheitswochen an Intensität zu. Charakteristisch für eine Polymyositis ist außerdem ein Muskelkater in den betroffenen Muskeln.
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Um die Polymyositis zu definieren, ist es vorteilhaft, die einzelnen Bestandteile des Begriffes zu betrachten. Unter dem Wortteil Poly- wird die Bezeichnung vielfach, viel verstanden. Der Part Myo- benennt den Muskel.

Die griechische Endung -itis weist immer auf einen entzündlichen Prozess hin. Bei der Polymyositis geht es somit um eine Entzündung, welche verschiedene Muskeln des Körpers betrifft. In der Medizin wird die Polymyositis als sogenannte Kollagenose kategorisiert. In diesem Zusammenhang gehört die Polymyositis zu den rheumatischen Krankheiten, welche durch einen chronischen Verlauf gekennzeichnet sind.

Bei der Polymyositis sind vorrangig die Muskelfasern und die Bindegewebe von entzündlichen Beeinträchtigungen betroffen. Die Polymyositis verläuft bei meisten Betroffenen in Schüben, sodass auch akute Krankheitszeichen auftreten können.

Ursachen

Bei der Findung der ursächlichen Auslöser für die Polymyositis ist es bislang noch nicht möglich gewesen, diese eindeutig festzustellen. Angenommen wird, dass die Polymositis als Autoimmunkrankheit durch eine Zerstörung von Muskelzellen durch die körpereigene Immunabwehr begünstigt wird.

Grundsätzlich gehören erbliche Ursachen nicht zu den Faktoren, welche zu einer Polymyositis führen. Bei der Polymyositis können ebenfalls spezielle Viren oder bereits bestehende Erkrankungen aus dem chronisch-rheumatischen oder kollagenen Kreis als Ursache in Frage kommen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Polymyositis äußert sich zu Beginn durch recht unspezifische Symptome. Die Betroffenen fühlen sich zunächst müde und abgeschlagen und sind insgesamt weniger leistungsfähig. Die entzündliche Erkrankung ruft schließlich auch Fieber und Schüttelfrost hervor. Parallel dazu kommt es zu Schweißausbrüchen, Bluthochdruck und Appetitlosigkeit, jeweils verbunden mit weiteren Beschwerden und Komplikationen.

Allgemeinsymptome wie Gereiztheit und Unwohlsein treten vermehrt auf und nehmen im Verlauf der ersten Krankheitswochen an Intensität zu. Charakteristisch für eine Polymyositis ist außerdem ein Muskelkater in den betroffenen Muskeln. Diese Beschwerden treten vor allem in den Armen und Beinen und unabhängig von körperlicher Belastung auf. Allerdings stellen sich auch bei Bewegung Schmerzen oder Verspannungen ein.

Bei Beteiligung der Nackenmuskulatur kann es auch im Bereich des Kopfes zu Bewegungsstörungen kommen. Die chronische Form der Muskelentzündung verläuft gelegentlich ohne merkliche Muskelschmerzen. Erst im späteren Stadien kann die Erkrankung anhand eindeutiger Krankheitszeichen diagnostiziert werden. So kommt es bei Beteiligung von Lunge oder Kehlkopf zu Atemnot, Schluckbeschwerden und dem typischen Kloß im Hals.

Die Erreger können auf umliegende Regionen und im schlimmsten Fall sogar auf das Herz übergreifen. Begleitend dazu machen sich Muskelschwund und Gewichtsverlust bemerkbar. Die Muskelentzündung kann unbehandelt zum Organversagen und dadurch zum Tod des Patienten führen.

Diagnose & Verlauf

Der klinische Verlauf einer Polymyositis ist dadurch gekennzeichnet, dass sich schmerzhafte Auffälligkeiten ergeben, die einem Muskelkater ähnlich sind. Patienten, die unter einer Polymyositis leiden, zeigen zudem Symptome wie Erschöpfung und Kraftlosigkeit, eine Abnahme der Muskelmasse sowie meist eine sogenannte Dermatomyositis.

Diese geht als klassische Begleiterkrankung der Polymyositis meist mit Einlagerungen von Wasser in die Haut sowie mit Erythemen (dunkelroten bis lilafarbigen Hautverfärbungen), Papeln und Hauterosionen einher. Die Polymyositis kann bei akutem Verlauf zu einem Funktionsverlust der Lungenmuskulatur, einem Schock und sogar zum letalen Ausgang führen. Eindeutig erhöhte Werte ergeben sich bei der Polymyositis bei der Bestimmung der Kreatinkinase, einem Enzym, welches für den Abbau von Muskeleiweiß benötigt wird.

Bei der Diagnostik der Polymyositis ist es wichtig, sowohl Laborwerte in Hinsicht auf die Bestimmung der körpereigenen Antikörper, eine quantitative Testung der sogenannten Muskelenzyme und spezieller Muskeleiweiße anzustreben. Darüber hinaus kommt es bei der Differentialdiagnostik der Polymyositis darauf an, die Beschwerden der Patientinnen und Patienten genau festzuhalten und eine visuelle Begutachtung durchzuführen.

Zu den zentralen Hinweisen, welche bei der Diagnostik der Polymyositis eine enorme Relevanz besitzen, gehören die auftretenden Raynaud-Phänomene, die vorrangig an den Händen zu beobachten sind. Als weiteres diagnostisches Verfahren bei der Polymyositis empfiehlt sich die Elektromyografie.

Komplikationen

Die Polymyositis zeichnet sich durch eine Reihe verschiedener Beschwerden beim Patienten aus. In der Regel leiden die Betroffenen dabei an einem dauerhaften Muskelkater und auch an einer Muskelschwäche. Dadurch sind anstrengende körperliche Tätigkeiten und auch gewisse Sportarten für den Betroffenen nicht mehr ohne weiteres möglich. Auch Fieber und Gelenkschmerzen treten dabei nicht selten auf und verringern weiterhin die Lebensqualität des Betroffenen enorm.

Die Patienten können auch an Schluckbeschwerden leiden, sodass die Einnahme von Nahrung gestört sein kann. Dabei kann es zu einem Gewichtsverlust oder zu verschiedenen Mangelerscheinungen kommen. Auch die Haut kann von dieser Krankheit betroffen sein, sodass die Patienten an Rötungen oder an einer schuppigen Haut leiden. In einigen Fällen kann es dadurch zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu Depressionen und anderen psychischen Verstimmungen kommen.

In der Regel schämen sich die Patienten dabei auch für diese Beschwerden. Die Behandlung der Polymyositis erfolgt mit Hilfe von Medikamenten. Dabei kommt es in der Regel nicht zu weiteren Komplikationen oder anderen Beschwerden. Meistens sind die Patienten allerdings auf eine langwierige Therapie angewiesen. Die Lebenserwartung der Betroffenen wird durch diese Krankheit in der Regel nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Nimmt über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten die allgemeine Leistungsfähigkeit stetig ab, sollte ein Kontrollbesuch bei einem Arzt vorgenommen werden. Abgeschlagenheit, eine erhöhte Müdigkeit oder ein Verlust der Lebensenergie sind Warnhinweise des Organismus und sollten abgeklärt werden. Bei entzündlichen Prozessen, Schweißausbrüchen oder einer Abnahme der gewohnten Belastbarkeit, ist ein Arztbesuch erforderlich. Störungen des Herzrhythmus, Bluthochdruck sowie grippeähnliche Beschwerden wie Schüttelfrost oder Fieber sollten einem Arzt vorgestellt werden.

Eine Atemnot, Unterbrechungen des Schluckaktes oder Beeinträchtigungen der Muskelkraft sind Anzeichen einer gesundheitlichen Störung. Halten die Unregelmäßigkeiten an oder nehmen sie an Intensität zu, ist ein Arztbesuch zu empfehlen. Verspannungen im Nacken, eine innere Gereiztheit, ein diffuses Krankheitsgefühl sowie ein allgemeines Unwohlsein sind untersuchen und behandeln zu lassen. Wird ein Muskelschwund beobachtet, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Bei einem Verlust des Eigengewichts, Funktionsstörungen und Schmerzen besteht Handlungsbedarf.

Da die Polymyositis unbehandelt zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen führen kann, sollte ein Arztbesuch bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten erfolgen. Kommt es zu einer akuten Atemnot oder dem Verlust des Bewusstseins, wird ein Rettungsdienst benötigt. Parallel sind von Anwesenden Techniken der Ersten Hilfe zu leisten, damit das Überleben des Betroffenen bis zur Ankunft des Notarztes gewährleistet ist.

Behandlung & Therapie

Im Rahmen der Therapie der Polymyositis stützen sich die Mediziner und Patienten auf den Einsatz besonders hochwertiger Arzneistoffe. Im Mittelpunkt der medikamentösen Behandlung stehen in diesem Bezug die hohe Dosierungen der steroidalen Arzneimittel, welche zur Hemmung von entzündlichen Schüben verordnet werden.

In der Kombination mit diesen steriodalen Entzündungshemmern wie beispielsweise Prednison, werden gegen die Polymyositis zusätzlich die als Immunsuppressiva bezeichneten Wirkstoffe eingenommen. Sprechen die Betroffenen auf diese Medikamente nicht an und schreitet der Abbau der Muskulatur weiter fort, hat sich die infusionsgestützte Verabreichung von Immunglobulinen (spezielle Eiweißkörper) bewährt.

Diese trägt außerdem dazu bei, die anderen Dosierungen der Medikamente zu verringern. Dies ist insbesondere in Anbetracht der sehr unangenehmen Nebenwirkungen von Prednison bei der Polmyositis günstig.


Vorbeugung

Es gibt gegen die Polymyositis keine effektive Prophylaxe. Da eine Autoimmunerkrankung, wie es die Polymyositis ist, von noch nicht genau erkannten körpereigenen Faktoren ausgeht, ist eine Einflussnahme auf diese Prozesse nicht gegeben.

Die Wirksamkeit eines gezielten Schutzes gegen die üblichen krankheitserregenden Mikroorganismen wie Bakterien, Viren oder Parasiten kann in Hinsicht auf die Entstehung einer Polymyositis nicht nachgewiesen werden. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, sinnvolle präventive Maßnahmen gegen die Polymyositis einzuleiten.

Nachsorge

Eine Entzündung der Skelettmuskeln ist immer mit Schmerzempfinden verbunden. Die inneren Organe können ebenfalls betroffen sein. Die Polymyositis heilt bei sachgerechter Therapie völlig aus. Bei schweren Verläufen kann sie einen tödlichen Ausgang annehmen. Der entzündliche Prozess begünstigt Immunerkrankungen, bösartige Tumore sowie Arthritis. Aufgrund dieser Risiken muss eine Nachsorge erfolgen.

Die Symptome ähneln denen eines Muskelschwunds (Dystrophie). Eine Differentialdiagnose gibt Aufschluss auf die tatsächliche Ursache. Die Therapie gegen Polymyositis ist sehr komplex. Im Schnitt beträgt die Behandlungszeit fünf Jahre. Die Entzündung wird immunsuppressiv behandelt. Der Facharzt kontrolliert den Zustand des Patienten, da die Medikamente mit starken Nebenwirkungen verbunden sind.

Schmerzmittel linden die Symptome und tragen zur Lebensqualität des Betroffenen bei. Auch nach einer abgeschlossenen Behandlung leiden viele Patienten unter Muskelschwäche. Sie lässt sich nicht mehr rückgängig machen, präventive Maßnahmen gegen weitere Schäden sind sinnvoll. Als Nachsorge empfehlen sich physiotherapeutische Übungen.

Sie müssen regelmäßig durchgeführt werden, damit sich ein langfristiger Erfolg einstellt. Die Mobilität bleibt erhalten, weiteren Muskelschäden wird vorgebeugt. Beim Facharzt wird der Patient über einen angemessenen Umgang mit der Muskelschwäche aufgeklärt. Im Fall einer rapiden Verschlechterung muss die Behandlung unverzüglich wieder aufgenommen werden.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Polymyositis muss zunächst eine ärztliche Behandlung stattfinden. Je nachdem, wie schwer die Entzündung ist, kann der Patient verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Therapie zu unterstützen.

Wichtig ist eine Umstellung der Ernährung. Polymyositis-Patienten sollten keine Lebensmittel verzehren, die entzündungsfördernd wirken, zum Beispiel scharfe Speisen, Kaffee oder Alkohol. Zudem sollte man ausreichend Wasser trinken und die Diät bei Bedarf um Nahrungsergänzungsmittel ergänzen. Betroffene sprechen am besten mit einem Ernährungsberater über eine geeignete Diät. Daneben gilt Schonung, denn die Muskeln sind meist sehr schmerzempfindlich und geschwächt. Spezielle Druckverbände und Auflagen mit lindernden Arzneimitteln können die Schmerzen reduzieren.

Sollten die Beschwerden stärker werden, wird am besten der Arzt informiert. Während der Behandlung gilt es die Symptome zu beobachten und auf etwaige Neben- und Wechselwirkungen der Behandlung zu achten. Im Zweifelsfall sollte man den zuständigen Arzt einschalten. Die Polymyositis kann jedoch gut behandelt werden, insofern sie frühzeitig erkannt wird. Deshalb liegt eine wichtige Selbsthilfe-Maßnahme darin, Entzündungen zu erkennen und untersuchen zu lassen. Sport und ein bewusster Lebensstil helfen dabei, mögliche Erkrankungen frühzeitig festzustellen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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