Thyreotoxikose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Thyreotoxikose

Bei einer Thyreotoxikose, auch Thyreotoxische Krise genannt, handelt es sich um eine Erkrankung, welche im Zusammenhang mit der Schilddrüse und deren Funktion steht. Diese Erkrankung muss unter allen Umständen von einem erfahrenen Arzt behandelt werden. So lassen sich Spätfolgen und weitere Erkrankungen weitgehend vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Thyreotoxikose?

Äußerliches Anzeichen einer Überproduktion ist oft eine vergrößerte Schilddrüse.
© timonina – stock.adobe.com

Eine Thyreotoxikose bedeutet übersetzt "Vergiftung mit Schilddrüsenhormonen".

Es handelt sich um eine lebensbedrohliche Stoffwechselstörung, die auf Basis einer Hyperthyreose, also einer Überfunktion der Schilddrüse, zustande kommt.

Das heißt, der Körper wird mit einer zu großen Menge an Schilddrüsenhormonen überschwemmt und es kommt zu einer Vielzahl von Beschwerden.

Eine Thyreotoxikose lässt sich an einer starken Erhöhung der Hormonwerte im Blut feststellen.

Ursachen

Die Gründe für das Vorliegen einer Thyreotoxikose können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. So kann eine falsche oder zu hohe Dosierung von Schilddrüsenhormonen ein Grund für den Ausbruch sein.

Ebenso möglich sind stressbedingte Situationen wie ein Myokardinfarkt, Unfälle, Verbrennung, eine Blutvergiftung oder eine Operation sein. Oftmals leiden die Betroffenen an einer Schilddrüsenüberfunktion, die als solche aber noch nicht diagnostiziert wurde.

Seltenere Ursachen einer Überfunktion können eine Entzündung des Organs oder hormonproduzierende Tumore sein. Hierbei kann sowohl die Schilddrüse selbst, als auch die Hirnanhangsdrüse von einem Tumor befallen sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Äußerliche Anzeichen dieser Überproduktion ist oft eine vergrößerte Schilddrüse, die auch als „Kropf“ bezeichnet wird. Eine weitere Ursache kann eine funktionelle Autonomie sein. Hierbei bilden Teile der Schilddrüse oder das gesamte Schilddrüsengewebe eigenständig Hormone. Diese autonomen Bereiche werden dann nicht mehr über die Hirnanhangsdrüse gesteuert.

Schilddrüsenpatienten erhalten daher oft erst nach vielen Wochen oder Monaten eine genaue Diagnose. Sie berichten oft von Beschwerden wie innerer Unruhe, Schlafstörungen, Panik- und Angstattacken, vermehrtem Haarausfall sowie einer beschleunigten Verdauung bis hin zu Durchfall.

Sie verspüren häufig großem Appetit, es kommt zu einer plötzlichen und meist starken Gewichtsabnahme. Auch Schweißausbrüchen, Herzrasen und hohem Blutdruck treten als Anzeichen auf. Darüber hinaus sind auch ein Zittern der Hände, Kurzatmigkeit oder psychischen Veränderungen wie Reizbarkeit und Nervosität zu beobachten.

Je nach Stärke der Symptome kann das Wohlbefinden des Patienten sehr stark eingeschränkt sein. Bei manchem Patienten wird zeitweilig ein normaler Alltag unmöglich. Die Vielzahl der Symptome wirkt sich dann sehr stark auf die seelische und körperliche Belastbarkeit des Patienten aus und kann beispielsweise auch psychischen Veränderungen wie Depressionen Vorschub leisten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose einer Thyreotoxikose wird in der Regel von einem kompetenten Internisten oder einem auf Hormone spezialisierten Arzt (Endokrinologe) gestellt. Dazu werden beim Patienten einige ganz einfache Blutuntersuchungen durchgeführt. Dabei werden beispielsweise - der TSH Wert, der FT3 Wert, der FT4 Wert, sowie der TPO und TRAK Wert bestimmt.

Beim TSH Wert handelt es sich um den Wert, welcher die Fähigkeit der Hypophyse angibt, die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen zu stimulieren. Die Werte FT3 und FT4 geben die Konzentration der freien Hormone im Blut an und der TPO und der TRAK Wert ermöglichen einen genaueren Hinweis auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Hierbei handelt es sich um die sogenannten Schilddrüsen-Antikörper, die für Erkrankungen wie Hashimoto oder Morbus Basedow verantwortlich sind.

Um die Diagnose noch weiter abzusichern, führen Fachärzte außerdem eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse durch, um die Größe des Organs zu bestimmen und/oder veranlassen ein Szintigramm. Bei dieser weit verbreiteten Methode wird dem Patienten vor der Untersuchung eine kleine Dosis radioaktiver Flüssigkeit in die Vene injiziert und die Schilddrüse in einem bildgebenden Verfahren dargestellt. So lässt sich erkennen, ob und wie die Schilddrüse noch arbeitet. Auch Tumore der Schilddrüse oder Knoten können mit dieser Methode leichter diagnostiziert werden.

Komplikationen

In der Regel kommt es bei dieser Erkrankung nicht zu einer Selbstheilung, sodass die Betroffenen in jedem Falle auf eine Behandlung angewiesen sind. Komplikationen treten dabei vor allem dann auf, wenn keine Behandlung eingeleitet wird und die Fehlfunktion der Schilddrüse weiterhin bestehen bleibt. Bei vielen Betroffenen kommt es aufgrund der Thyreotoxikose zur Ausbildung eines Kropfes am Hals.

Dieser ist in der Regel sichtbar und auch deutlich zu spüren. Es kommt weiterhin zu einem Untergewicht oder zu Übergewicht und zu einer inneren Unruhe. Auch Schlafbeschwerden oder starke Panikattacken können dabei auftreten und sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken. Viele Patienten leiden dabei auch an einem Haarausfall und an einer beschleunigten Verdauung. Nicht selten kann es dabei auch zu Durchfall kommen.

Weiterhin treten häufig auch psychische Beschwerden oder Depressionen auf, die von einer Nervosität oder einer Reizbarkeit begleitet werden. Die Behandlung der Thyreotoxikose richtet sich in der Regel immer nach der Grundursache. Dabei treten meist keine Komplikationen auf. Im Falle eines Tumors sind die Betroffenen auf eine Chemotherapie angewiesen, die häufig mit Nebenwirkungen behaftet ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Thyreotoxikose ist der Betroffene in der Regel immer auf eine Behandlung durch einen Mediziner angewiesen. Es kann bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen, wobei sich die Beschwerden ohne Behandlung der Thyreotoxikose in der Regel weiterhin verschlechtern und sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken.

Je früher die Thyreotoxikose erkannt und behandelt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf dieser Krankheit. Bei der Thyreotoxikose ist dann ein Arzt zu kontaktieren, wenn der Betroffene an Schlafbeschwerden oder an einer allgemeinen inneren Unruhe leidet. In vielen Fällen kommt es auch zu Haarausfall oder zu starken Panikattacken, wobei einige Betroffene durch die Krankheit an starkem Durchfall leiden. Dabei kann es auch zu Herzrasen oder zu einem hohen Blutdruck kommen. Auch eine erhöhte Reizbarkeit deutet nicht selten auf die Thyreotoxikose hin.

Die Krankheit kann durch einen Allgemeinarzt erkannt werden. Die weitere Behandlung richtet sich dann nach der genauen Ursache und wird von einem Facharzt durchgeführt. Da es durch die Thyreotoxikose auch zu psychischen Verstimmungen oder zu Depressionen kommen kann, sollte auch eine psychologische Beratung in Anspruch genommen werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Patienten kann, je nach Ursache der Thyreotoxikose, völlig unterschiedlich sein. Liegt die Ursache für die Beschwerden beispielsweise in einem Tumor an der Hirnanhangsdrüse, muss dieser operativ entfernt werden und gegebenenfalls noch eine anschließende Chemotherapie eingeleitet werden. Bei einer Morbus Basedow Erkrankung, einer Funktionsstörung, bei der sich die Schilddrüse sehr stark vergrößern kann und sich Wucherungen bilden, wird häufig die Schilddrüse teilweise oder komplett entfernt.

In Kombination werden außerdem meist Präparate verabreicht, welche die Funktion der Schilddrüse hemmen sollen. Patienten, die unter einer künstlich erzeugten Thyreotoxikose leiden, weil Sie über einen bestimmten Zeitraum eine zu hohe Dosis an Schilddrüsenhormonen eingenommen haben, profitieren von einer Reduktion der Hormondosis. Die Behandlung einer Schilddrüsenerkrankung kann recht langwierig sein.

Der Körper spricht oft erst nach Tagen oder Wochen auf die hormonellen Veränderungen an. Daher ist während des Therapieverlaufs bei Patient und behandelndem Arzt sehr viel Geduld gefragt. Behandelt werden müssen auch eventuelle Begleiterkrankungen, die sich einstellen können. So zum Beispiel eine Osteoporose oder eine Augenerkrankung.


Vorbeugung

Einer Thyreotoxikose vorzubeugen ist nicht ganz einfach und auch nicht immer möglich. Wer jedoch die bereits oben genannten Symptome verspürt und sich nicht ganz sicher ist, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Ganz besonders wachsam sollten diejenigen sein, bei denen Schilddrüsenerkrankungen genetisch bedingt bereits in der Familie liegen.

Patienten, die bereits Hormonpräparate für die Schilddrüse einnehmen, sollten regelmäßige Untersuchungen beim Arzt durchführen lassen. Den Hormonspiegel mindestens zweimal pro Jahr zu bestimmen ist hier die beste Wahl. Je nach Art und Verlauf der Erkrankung kann sogar eine Untersuchung einmal pro Quartal oder häufiger angezeigt sein. Die Intervalle bestimmt der Facharzt.

Nachsorge

Bei einer pathologischen Schilddrüsenüberfunktion wird eine zu hohe Menge an Hormonen ausgeschüttet. Für den Organismus stellt dieser krankhafte Zustand eine Belastung dar. Vielfach treten Folgebeschwerden auf, die von der Thyreotoxikose verursacht werden. Zu den gängigsten Erkrankungen gehören Bluthochdruck und ein erhöhter Pulsschlag, ein intensives Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme bei gleichzeitigem Gewichtsverlust sowie Schläfrigkeit oder innere Unruhe.

Es besteht die Gefahr einer Kropfbildung an der Schilddrüse. Aus diesem Gründen ist eine Nachsorge nötig. Die körperlichen Symptome sollen therapiert und beseitigt werden, sodass der Patient wieder beschwerdefrei leben kann. Bei regelmäßigen Nachsorgeterminen wird die Schilddrüse auf Wucherungen überprüft. Die Behandlung erfolgt durch die Vergabe von Medikamenten, die die Hormonproduktion regulieren sollen.

Der Facharzt kontrolliert den Heilungserfolg und die Verträglichkeit. Im Fall von Nebenwirkungen verordnet er geeignetere Medizin. Stellt sich keine erkennbare Besserung ein oder dauert die Heilung zu lange an, variiert er die Dosierung. Nach einer erfolgreichen Therapie wird die Nachsorge anberaumt. Der Patient muss dafür in bestimmten Abständen zum Kontrolltermin erscheinen.

Der Arzt ermittelt bei der Untersuchung sowohl die Aktivität als auch den Umfang der Schilddrüse, damit Veränderungen frühzeitig diagnostiziert werden. Besteht die Vermutung auf eine Kropfbildung, gibt eine Biopsie des Schilddrüsengewebes weitere Aufschlüsse.

Das können Sie selbst tun

Personen mit Thyreotoxikose leiden an zahlreichen Beschwerden, die ihren gewohnten Alltag beinträchtigen. Um diesen Symptomen entgegenzuwirken und die eigene Lebensqualität positiv zu beeinflussen, sind diverse Maßnahmen zur Selbsthilfe möglich.

Menschen mit einer Thyreotoxikose leiden beispielsweise oft an Nervosität bis hin zu Angstzuständen. Zur Linderung dieser Beschwerden eignen sich Entspannungstechniken, die in den Alltag integriert werden. Diese Techniken können sowohl der seelischen als auch der körperlichen Entspannung dienen. In Frage kommen zum Beispiel Meditation, Yoga, Autogenes Training oder Pilates. Auch sportliche Aktivitäten tragen dazu bei, Nervosität und Erregungszustände zu reduzieren. Besonders gut sind Ausdauersportarten geeignet. So können die Patienten mit Thyreotoxikose etwa regelmäßig Joggen oder Schwimmen gehen. Sport kann außerdem dabei helfen, die ebenfalls mit der Thyreotoxikose einhergehende Muskelschwäche zu verringern, da die Muskulatur aktiv trainiert und ausgebaut wird.

Leiden die Patienten an einem Gewichtsverlust trotz ausreichender Kalorienaufnahme, ist nach dem Arzt ein Ernährungsberater zu konsultieren. Dieser erstellt einen individuell auf den Patienten zugeschnittenen Speiseplan, der eine erhöhte Kalorienzufuhr ermöglicht. Falls das Körpergewicht dennoch abnimmt, sind eventuell medikamentöse Interventionen nötig. Auch dem Haarausfall können die Betroffenen mit einer angepassten Ernährungsweise und einem generell gesunden, möglichst stressfreien Lebensstil zumindest zum Teil entgegenwirken.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Kleine, B., Rossmanith, W.G.: Hormone und Hormonsystem. Springer Verlag, Berlin 2010

Das könnte Sie auch interessieren