Tunica intima

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Tunica intima ist die dreilagige Innenschicht der Lymph- und Blutgefäße. Neben einem optimalen Lymph- und Blutfluss stellt diese Schicht eine Barriere für die Diffusion verschiedener Blut- und Lymphbestandteile her. Risse der inneren Tunica intima sind vor allem in der Aorta ein lebensgefährliches Phänomen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Tunica intima?

Die Tunica intima weist abhängig von der Art der Gefäße eine mittlere Dicke zwischen sieben und 140 µm auf.
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Die Blutgefäße des Menschen sind aus verschiedenen Schichten aufgebaut. Die innerste Schicht wird als Tunica intima bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie "innerstes Gewand". Die Tunica intima sorgt nicht nur für einen optimalen Fluss von Lymph- und Blutflüssigkeit, sondern stellt auch eine selektiv permeable Barriere für gelöste Bestandteile des Bluts dar.

Das heißt, dass verschiedenen Blutbestandteile Einlass durch die Barriere gewährt wird, während andere Moleküle durch die Barriere vom Inneren der Gefäße ferngehalten werden. Die Tunica intima ist selbst mehrschichtig aufgebaut, wobei ihre einzelnen Schichten unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Alle Blut- und Lymphgefäße des gesamten Körpers sind mit einer dreischichtigen Tunica intima ausgestattet. Die einzelnen Schichten entsprechen dem Endothel, dem darunter gelegenen Subendothel und einem Fasernetzwerk mit elastischen Eigenschaften. Vom Lumen aus betrachtet liegt die Tunica intima direkt an der Tunica media, also der Mittelschicht der Gefäße.

Anatomie & Aufbau

Die Tunica intima weist abhängig von der Art der Gefäße eine mittlere Dicke zwischen sieben und 140 µm auf. Die Gefäßschicht wird zwar häufig als innere Schicht der Blut- und Lymphgefäße bezeichnet, besteht selbst aber aus insgesamt drei Schichten. Damit handelt es sich bei näherer Betrachtung eigentlich nicht um "die innere Schicht", sondern um die "inneren Schichten" des Gefäßgewebes.

Die Basisschicht der Tunica intima bildet das monozellige und glatte Endothel. Dieses Gewebe steht mit dem Inhalt der Gefäße in unmittelbarem Kontakt, so vor allem mit Blut. Zellen des Endothel sind immer abgeflacht und besitzen vieleckige Form. Der Zellkern der Endothelzellen liegt ins Lumen der Gefäße eingewölbt. Neben der Endothelschicht trägt die Tunica intima eine Subendothelschicht. Diese Schicht liegt, wie der Name vermuten lässt, unter dem Endothel. Zwischen Endothel Subendothel liegt eine dünne Basalmembran aus lockerem Bindegewebe. Diese Schicht ist eine elastisch gefensterte Gewebeschicht, die elastische Fasernetzwerke trägt, Fibroblasten enthält und glatte Muskelfasern aufweist.

Funktion & Aufgaben

Eine Hauptaufgabe der Tunica intima ist die Herstellung des optimalen Flusses. Die innere Oberfläche der Endothelzellen ist extrem glatt. Da diese Schicht der Tunica intima in unmittelbarem Kontakt mit dem Blut steht, ist ein idealer Blutfluss gewährleistet. Die Endothelfläche mit lumenseitiger Ausrichtung stößt feste Blutbestandteile ab. Erythrozyten oder Leukozyten können sich somit nicht an das Gefäßgewebe anlagern.

Über diese Aufgaben hinaus übernimmt das Endothel die Funktion einer selektiv permeablen Barriere für die gelösten Blutbestandteile. Kleinmolekulare Blutbestandteile diffundieren durch das Endothel abhängig vom Konzentrationsgefälle, während großmolekularen Bestandteilen die Diffusion versagt ist. Zusätzlich ist das Endothel der Gefäße dazu in der Lage, vasokonstriktive sowie vasodilatatorische Substanzen freizusetzen. Damit steuert das Gefäßendothel den Spannungszustand der glatten Gefäßmuskulatur und beeinflusst auf diese Weise den Blutdruck. Zu den vasomodulatorischen Substanzen des Endothels zählt zum Beispiel Stickstoffmonoxid. Neben der Blutinteraktion der Gefäße steuert das Endothel die Interaktion und Kommunikation mit den umliegenden Geweben.

Zu dieser Kommunikation und Interaktion zählen neben der Steuerung des Gefäßwandtonus die thrombenhemmende Wirkung und die Steuerung aller Vorgänge des Stoffaustauschs. Das Endothel ist außerdem für die Blutgerinnung relevant. Wirkstoffvorstufen und Wirkstoffe der Gerinnung sind im Endothel enthalten und wirken auf das fibrinolytische Gerinnungssystem. Heparinsulfat und Thrombomodulin hemmen zum Beispiel die Blutgerinnung und verhindern die Thrombusbildung.


Krankheiten

An beschädigtem Endothel lagern Erythrozyten an. Dieser Prozess kennzeichnet beispielsweise die Entzündung. Die Anlagerung lässt das Endothel Zelladhäsionsmoleküle produzieren, die andere Zellen auf den Plan lockt und zur Anheftung an die Wandung der Blutgefäße bewegt. Abgesehen von diesen Krankheitsprozessen hat vor allem der Einriss der Tunica intima pathologische Relevanz. Ein Einriss der Schicht führt zur Unterspülung durch das Blut. Eine Dissektion tritt ein. Vor allem die Aortendissektion ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben.

Das Phänomen wird auch als Aneurysma dissecans aortae bezeichnet und geht mit einer Aufspaltung der Wandschichten innerhalb der Hauptschlagader einher. Der ursächliche Einriss der Tunica intima zieht Einblutungen zwischen die Schichten der Blutgefäße nach sich und verursacht plötzlich auftretende und heftige Schmerzen. Bei einer Aortendissektion besteht akute Lebensgefahr. Die Hauptschlagader kann in einer Folge des Phänomens zum Beispiel platzen oder zumindest Durchblutungsstörungen einzelner Organe hervorrufen. Abgesehen von diesen Krankheitsprozessen kann auch eine kleinere Verletzung der Tunica intima ernstzunehmende Folgen haben. Sämtliche Verletzungen der inneren Gefäßschicht können so zum Beispiel eine Intimahyperplasie verursachen.

Dabei vermehrt sich durch übertriebene Prozesse der Zellteilung die Gewebeschicht der inneren Gefäßwand. Bei Meist sind vor allem die glatten Muskelzellen innerhalb der Tunica media an der Zellwucherung beteiligt. Die Prozesse unterliegen der Stimulation durch den platelet derived growth factor. Thrombozyten lagern sich an die Gefäßverletzung an.

Extrazelluläre Matrix wie Kollagen und Elastin wird durch die Einflüsse in Übermaß produziert und kann eine Einengung des Lumens oder sogar einen vollständigen Gefäßverschluss zur Folge haben. Als Erkrankung im Zusammenhang mit der Tunica intima ist darüber hinaus die Arteriosklerose relevant, bei der sich Fett, Thromben, Bindegewebe und Kalk an das innere Endothel der Gefäße anlagern. Arteriosklerose begünstigt Thrombusbildung, Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Quellen

  • Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018

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