Urinanalyse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Urinanalyse, Harnuntersuchung, ist ein grundlegendes Diagnostikum und für jeden medizinischen Fachbereich wertvoll. Die Harnanalyse gestattet unmittelbar Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand eines Patienten, insbesondere auf den Zustand der Nieren und der ableitenden Harnwege.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Urinanalyse?

Die Harnanalyse gestattet unmittelbar Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand eines Patienten, insbesondere auf den Zustand der Nieren und der ableitenden Harnwege.

Urin ist ein steriles Blutserumkonzentrat. Der Harn entsteht durch die Filterfunktion der Nieren als retroperitoneal paarig angelegte Organe. Die Nieren filtern das Blut ständig und befreien es von Giftstoffen oder Stoffwechselprodukten.

So werden im Laufe von 24 Stunden aus etwa 1500 Litern Primärharn durch Konzentration und Wasserentzug etwa 1,5 Liter Endharn, der von der Niere durch die Harnleiter in die Blase gelangt. Hat sich genug Endharn in der Blase angesammelt, so erfolgt durch einen Reflex der Blasenmuskulatur die Harnentleerung, Miktion über die Harnröhre. Dieser Harn wird dann als sogenannter Mittelstrahlurin für Untersuchungszwecke eingesetzt.

Die moderne Urinanalytik mittels Mehrfachteststreifen und mikroskopischer, zytologischer und pathologischer Untersuchung geht zurück auf die traditionelle Harnschau des Mittelalters. Damals war die chemische Zusammensetzung des Urins noch nicht detailliert bekannt. Es spielten vor allem Farbe, Geruch, aber auch Geschmack des Urins eine wichtige Rolle für die Diagnose von Krankheiten. So deutete beispielsweise süßlich schmeckender Urin auf die Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus, hin. Der Glucosenachweis erfolgt heute über eine chemische Reaktion auf dem Feld eines Urinteststreifens, welcher vom Arzt oder medizinischem Assistenzpersonal in den Urin eingetaucht wird.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Farbe des Urins hängt vor allem von der Flüssigkeitszufuhr aber auch von verschiedenen Nahrungsmitteln ab. Rote Beete verfärbt den Urin beispielsweise rot. Eine Rotfärbung kann aber auch durch die Anwesenheit von Blut im Urin verursacht werden, ein stets abklärungsbedürftiger pathologischer Befund, der meistens auf eine Entzündung der Nieren oder ableitenden Harnwege hindeutet.

Die makroskopische Urinuntersuchung, so wie sie im Mittelalter traditionell als Harnschau praktiziert wurde, ist heutzutage nicht mehr üblich. Das Aussehen des Harns kann neben der Flüssigkeitszufuhr auch durch Medikamente oder innere Krankheiten und Entzündungen stark verändert werden. Stark abweichende Veränderungen des Aussehens werden dokumentiert, sofern sie diagnoserelevant sind. Eine Harnanalyse gehört ebenso wie die Blutuntersuchung oder die Anamnese zu den üblichen Untersuchungen im Rahmen einer allgemeinärztlichen Konsultation.

Ärzte jeder Fachrichtung können einen Urinbefund interpretieren, der Facharzt für Urologie oder Nephrologie ist aber für eine Befundinterpretation oder für die Durchführung einer erweiterten Urinanalytik bei speziellen medizinischen Fragestellungen besonders qualifiziert. Zur Ermittlung des spezifischen Harngewichtes wird eine Messspindel in den Urin eingetaucht, dadurch wird das Gewicht-Volumen-Verhältnis genau ermittelt. Es ist also eine Aussage darüber möglich, wie viele gelöste Bestandteile in der Urinprobe enthalten sind. Konzentrierter Harn weist ein höheres spezifisches Gewicht auf, denn er enthält weniger Wasser.

Die standardmäßig durchgeführte Harnanalyse erfolgt mittels Mehrfachteststreifen, dem sogenannten Combur-Test. Bis zu 10 unterschiedliche Testfelder sind auf einem solchen Testsimplet vorhanden. Die Durchführung der Urinuntersuchung mittels Teststreifen erfolgt durch die drei Schritte Eintauchen, abstreifen, ablesen.

Die Testergebnisse können also durch visuellen Farbvergleich unmittelbar nach dem Eintauchen mit einer Farbskala abgelesen und dokumentiert werden. Wichtige Testfelder sind Glucose, pH-Wert, Blut, Hämoglobin, Leukozyten, Nitrit, Protein und Urobilinogen. In den Testfeldern kommt es durch die im Harn gelösten Substanzen zu einer komplizierten chemischen Reaktion, die enzymatisch an eine typische Farbveränderung gekoppelt ist. So verfärbt sich beispielsweise das gelbliche Ausgangstestfeld bei Anwesenheit von Blut im Urin grün, das weiße Testfeld nimmt bei Kontakt mit Leukozyten im Urin eine rosa Farbe an.

Die Intensität der Verfärbung gilt als Maß für die Konzentration der pathologischen Substanz. Sind aufgrund eines entzündlichen Prozesses Bakterien im Urin enthalten, so verfärbt sich das Nitrit-Testfeld, sofern es sich um nitritbildende Bakterien handelt, die für über 90 Prozent aller Harnwegsinfekte verantwortlich sind. Der Untersuchung mit dem Teststreifen kann sich eine mikroskopische Analyse des sogenannten Urinsediments anschließen. Das Urinsediment wird durch Zentrifugieren des Urins gewonnen.

Durch die Zentrifugalkraft reichern sich zelluläre Bestandteile des Urins am Boden des Glasröhrchens an. Der überstehende Urinanteil wird dekantiert. Im Urinsediment können Bakterien, Epithelzellen, Zylinder oder Kristalle analysiert werden. Aus dem Sediment kann mit Hilfe eines Nährbodens auch die Anzucht von Bakterien zur endgültigen Diagnose und Resistenzbestimmung erfolgen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Urin ist ein wichtiges Diagnostikum zur Erstdiagnose, bei Verdachtsdiagnosen, Ausschlussdiagnosen oder zur Verlaufskontrolle von inneren Krankheiten und Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Der zur Analyse eingesetzte Harn muss möglichst frisch sein, denn schon wenige Minuten nach der Ausscheidung beginnt Harn sich aufgrund seiner biologischen Zusammensetzung zu zersetzen. Zur Harnanalyse sollte nur sogenannter Mittelstrahlurin verwendet werden.

Der Patient wird bei der Urinabgabe angehalten zunächst die erste Urinportion zu verwerfen, dann den Mittelstrahl in den Becher zu füllen und das gefühlte letzte Drittel wieder zu verwerfen. Nichteinhaltung kann zu falsch positiven Befunden führen. Um die Teststreifenanalytik des Urin zu standardisieren, kommen heute in großen Praxen und Laboratorien auch Ableseautomaten zum Einsatz. Damit werden weit bessere Ergebnisse erzielt, als durch das manuelle Ablesen. Bei unklaren oder zweifelhaften Befunden kann der Urin auch durch eine suprapubische Blasenpunktion unter sterilen Bedingungen direkt aus der Harnblase gewonnen werden.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Michel, M. S., et al.: Die Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2016

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