Urologie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Urologie stellt ein Teilgebiet der Medizin dar. Sie beschäftigt sich überwiegend mit den harnbildenden und harnableitenden Organen (Nieren, Blase und Co.). Die Wurzeln der Urologie reichen übrigens bis ins Altertum zurück, obwohl die Urologie selbst noch ein junges eigenständiges Fachgebiet der Medizin darstellt.
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Was ist die Urologie?
Unter der Urologie versteht man in der modernen Schulmedizin das Teilgebiet, das sich überwiegend und detailliert mit den harnbildenden und harnableitenden Organen beschäftigt - also mit den Nieren, der Harnblase, dem Harnleiter und der Harnröhre.
Zum Behandlungsspektrum der Urologie kommen jedoch auch Krankheiten und Beschwerden hinzu, welche die Geschlechtsorgane des Mannes, also die Hoden, die Nebenhoden, die Samenleiter, die Samenbläschen, den Penis und die Prostata, betreffen. Dadurch wird das Fach- und Teilgebiet der Andrologie abgedeckt.
Ein weiteres Teilgebiet und ein separates Fachgebiet der Urologie ist die Nephrologie, die sich speziell mit den Nieren befasst. Zudem gibt es oft Überschneidungen zwischen der Urologie und der Gynäkologie, der Neurologie, der Onkologie und der Chirurgie.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Urologie reicht bis in die Antike zurück, als Ärzte bereits einfache Methoden zur Behandlung von Harnwegserkrankungen entwickelten. Im alten Ägypten wurden Steine in der Blase als Erkrankung erkannt, und Hippokrates, der Vater der Medizin, beschrieb erste Ansätze zur Behandlung von Harnwegsproblemen. Im Mittelalter nutzten arabische Mediziner wie Avicenna fortschrittlichere Techniken, um Harnsteine zu entfernen, was die Grundlage für spätere urologische Entwicklungen bildete.
Die moderne Urologie begann sich jedoch erst im 19. Jahrhundert als eigenständiges Fachgebiet zu etablieren. Ein bedeutender Durchbruch war die Erfindung des Zystoskops im Jahr 1877 durch den deutschen Arzt Max Nitze, das es ermöglichte, die Blase von innen zu betrachten. Dies revolutionierte die Diagnose und Behandlung von Harnwegserkrankungen und Blasenkrebs.
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Urologie rasant weiter. Fortschritte in der Chirurgie und Anästhesie ermöglichten die Durchführung komplexer Eingriffe wie die Entfernung von Nierensteinen und Tumoren. Mit der Einführung der Antibiotika wurden auch Harnwegsinfektionen besser behandelbar. In den letzten Jahrzehnten hat die Urologie von minimalinvasiven Techniken wie der Endoskopie und Roboterchirurgie profitiert, was zu präziseren und weniger invasiven Behandlungen führte. Heute ist die Urologie ein hochspezialisiertes Fachgebiet, das Krankheiten der Harnwege und des männlichen Fortpflanzungssystems behandelt.
Einsatz & Indikation
Eine Behandlung in der Urologie wird durchgeführt, wenn Erkrankungen oder Funktionsstörungen der Harnwege und des männlichen Fortpflanzungssystems vorliegen. Urologische Erkrankungen betreffen sowohl Männer als auch Frauen, wobei Männer zusätzlich Erkrankungen der Prostata und der Hoden haben können. Häufige Gründe für eine urologische Behandlung sind Harnwegsinfektionen, Nieren- und Blasensteine, Blasenkrebs, Prostatabeschwerden sowie Inkontinenz.
Bei Männern wird eine urologische Behandlung oft notwendig, wenn Symptome wie Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterleib oder Blut im Urin auftreten, da diese auf Prostataerkrankungen wie eine gutartige Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs hinweisen können. Frauen benötigen urologische Behandlungen häufig bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen oder Harninkontinenz.
Auch Nierenprobleme wie Nierensteine oder Nierenversagen erfordern eine Behandlung durch einen Urologen. Die Therapie reicht von medikamentösen Behandlungen bis hin zu operativen Eingriffen wie der Entfernung von Nierensteinen, der Behandlung von Tumoren oder der Korrektur von Fehlfunktionen.
Darüber hinaus sind urologische Untersuchungen bei Fruchtbarkeitsproblemen bei Männern oder bei sexuellen Funktionsstörungen wie Erektionsstörungen notwendig. Regelmäßige urologische Untersuchungen, insbesondere bei älteren Männern, helfen, Prostata- und Blasenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Vorteile & Nutzen
Die Urologie bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden den Vorteil einer spezialisierten Diagnostik und Therapie für Erkrankungen des Harntrakts und des männlichen Fortpflanzungssystems. Urologen sind speziell ausgebildet, um Krankheiten und Funktionsstörungen in diesen Bereichen zu diagnostizieren und gezielt zu behandeln. Diese Spezialisierung führt zu einer präziseren Diagnose und maßgeschneiderten Behandlungsplänen.
Ein wesentlicher Vorteil der Urologie ist der Einsatz moderner, oft minimalinvasiver Verfahren. Techniken wie die Zystoskopie, bei der die Blase mit einem speziellen Instrument untersucht wird, oder die Endoskopie, die eine Untersuchung und Behandlung von Harnleitern und Nieren ermöglicht, sind präzise und schonend. Diese Methoden führen oft zu kürzeren Erholungszeiten und weniger Komplikationen im Vergleich zu traditionellen chirurgischen Eingriffen.
Darüber hinaus bietet die Urologie spezialisierte Behandlungsmöglichkeiten für Prostatakrankheiten, Blasen- und Nierensteine sowie Harnwegsinfektionen. Moderne Verfahren wie die Roboterassistierte Chirurgie erlauben es Urologen, Eingriffe mit höherer Präzision durchzuführen, was zu besseren Behandlungsergebnissen führt.
Die Urologie ist auch führend in der Verwendung von Lithotripsie zur Zertrümmerung von Nierensteinen ohne chirurgischen Eingriff. Urologen bieten eine Kombination aus medikamentösen und chirurgischen Ansätzen, die auf den jeweiligen Zustand des Patienten zugeschnitten sind, was in vielen Fällen zu besseren Heilungschancen und einer höheren Lebensqualität führt.
Behandlungen & Therapien
Die Urologie trägt die medizinische Aufgabe, Krankheiten und Beschwerden der harnbildenden und harnableitenden Organe vorzubeugen oder diese zu therapieren.
Gleiches gilt für die männlichen inneren und äußeren Geschlechtsorgane. Daher gehören regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ebenso zum Behandlungsspektrum der übergreifenden Urologie, wie eine Diagnose und Therapie im Fall von Krankheiten und Beschwerden.
Häufige Krankheiten, die dem Fachgebiet der Urologie unterliegen, sind beispielsweise Blasensteine, Blasentumore, Harnsteine, Harnwegsinfektionen, Blasenschwächen und Inkontinenz. Das Teilgebiet der Nephrologie ist hingegen für Erkrankungen der Nieren, also beispielsweise für Senknieren, Nierensteine, Fehlfunktionen der Nieren und Nierenverletzungen zuständig.
Ebenfalls zur Urologie, wenn meistens auch zum Teilgebiet der Andrologie, gehören Krankheiten wie Dauererektionen des männlichen Gliedes, Erektionsstörungen, Potenzstörungen, Impotenz, Fehlbildungen des Gliedes oder der Hoden, gutartige Prostatavergrößerungen, ein Wasserbruch (Wassereinlagerungen in den Hoden), Vorhautverengungen sowie jegliche Verletzungen der inneren oder äußeren männlichen Geschlechtsorgane.
Beispiele hierfür sind ein Penisbruch, der oft nicht nur die Schwellkörper, sondern auch die Harnröhre stark in Mitleidenschaft zieht. Hier kann unter Umständen ein Hinzuziehen der Chirurgie vonnöten werden, wie auch bei Vorhautverengungen. Zahlreiche Urologen führen entsprechende Routineeingriffe jedoch selbst durch, sofern sie die Befugnis (Zusatz Chirurgie) dafür haben.
Krebserkrankungen wie etwa Hodenkrebs und Prostatakrebs werden hingegen meistens vom Urologen diagnostiziert, aber infolge von einem Onkologen (mittels Überweisung an die Onkologie) behandelt. Die möglichst frühzeitige Erkennung von schwerwiegenden Erkrankungen wie beispielsweise von Krebsgeschwüren und mehr, ist aber auch eine zentrale Aufgabe der Urologie.
Ist die Ursache der Beschwerden oder die Krankheit ersichtlich, können verschiedene Therapiewege beschritten werden. Entzündungen der Harnwege, der Blase und Co. werden meistens medikamentös behandelt. Ebenso können physisch bedingte Potenzstörungen, etwa bei schlechter Durchblutung der Schwellkörper des Penis, durch sogenannte Potenzmittel (Mittel, welche die Durchblutung der Geschlechtsteile fördern) behandelt werden.
Tumore oder Fehlbildungen, welche die Funktion der Organe oder des Körpers beeinflussen oder die sich durch Schmerzen und seelische Belastungen negativ auf das Leben des Patienten auswirken, können hingegen oft chirurgisch behandelt werden. Typisches Beispiel hierfür ist das Entfernen oder Beschneiden der Vorhaut des Penis bei Verengungen.
Ja nach vorliegender Diagnose kann es jedoch nötig werden, dass der Urologie ein anderes medizinisches Fachgebiet hinzuziehen oder den Patienten gänzlich an dieses überweisen muss.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
In den meisten Fällen findet die Diagnose von vorliegenden Beschwerden und Krankheiten durch unterschiedliche Untersuchungsverfahren statt. Eines davon ist die genaue Betrachtung und Untersuchung der von außen sichtbaren Organe des Harntraktes.
Da dies aber sowohl bei weiblichen als auch bei männlichen Patienten nur bedingt möglich ist, greift der Urologe oft auf Diagnoseverfahren wie Ultraschalluntersuchungen, Blasen- und Nierenspiegelungen, Urinuntersuchungen, Computer- und Kernspintomografien, Magnetresonanztomografien (MRT) sowie in selteneren Fällen auch Röntgenuntersuchungen zurück.
Von Letzterem sieht man in der Urologie, wie auch in der Gynäkologie, aber so weit wie möglich ab, um die Geschlechtsorgane von Männern und Frauen nicht zu sehr zu belasten.
Durchführung & Ablauf
Eine Behandlung in der Urologie beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Patientengespräch, bei dem der Urologe die Symptome, Vorerkrankungen und mögliche Risikofaktoren erfragt. Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Urologe unter anderem die Nierenregion, den Unterbauch und, bei Männern, die Prostata abtastet.
Zur Diagnose werden häufig spezielle Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehört die Ultraschalluntersuchung der Nieren, Blase oder Prostata, die schmerzfrei ist und Aufschluss über organische Veränderungen gibt. Auch eine Urinanalyse oder eine Blutuntersuchung kann notwendig sein, um Infektionen oder Funktionsstörungen festzustellen.
In vielen Fällen kommt die Zystoskopie zum Einsatz, bei der mithilfe eines kleinen Kamerainstruments die Harnröhre und Blase von innen betrachtet werden können. Dies ermöglicht eine genaue Beurteilung von Veränderungen, Tumoren oder Verengungen im Harntrakt.
Die Behandlung hängt von der Diagnose ab. Bei Infektionen wie Harnwegsinfektionen werden häufig Antibiotika verschrieben. Nieren- oder Blasensteine können entweder medikamentös behandelt oder mit Techniken wie der Stoßwellentherapie (Lithotripsie) oder einer endoskopischen Steinentfernung beseitigt werden. Bei Prostatabeschwerden, wie einer gutartigen Vergrößerung, werden oft Medikamente verschrieben oder, falls notwendig, minimalinvasive Eingriffe durchgeführt.
Nach der Behandlung folgen regelmäßige Kontrollen, um den Heilungsfortschritt zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Urologie, die in Betracht gezogen werden können, insbesondere wenn eine urologische Behandlung nicht möglich oder gewünscht ist. Eine wichtige Alternative ist die Allgemeinmedizin. Hausärzte können oft eine erste Einschätzung von Harnwegsinfektionen, Nierenproblemen oder Prostatabeschwerden vornehmen. Sie verschreiben Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel und überwachen den Heilungsverlauf. Allerdings werden komplexere Fälle in der Regel an einen Urologen überwiesen.
Naturheilkunde bietet ebenfalls alternative Ansätze, insbesondere bei leichteren Beschwerden. Pflanzliche Heilmittel wie Cranberry-Extrakte oder Kürbiskernöl werden oft zur Behandlung von Harnwegsinfektionen oder Prostatabeschwerden verwendet. Diese Ansätze können ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt werden, haben jedoch ihre Grenzen bei schwereren Erkrankungen.
Auch die Physiotherapie spielt eine Rolle, insbesondere bei Harninkontinenz oder nach Prostataoperationen. Spezielle Beckenbodenübungen können dazu beitragen, die Blasenkontrolle zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern.
In Fällen von Niereninsuffizienz, bei denen eine urologische Therapie nicht ausreicht, kommt die Nephrologie zum Einsatz. Nephrologen spezialisieren sich auf Nierenerkrankungen und bieten Behandlungen wie Dialyse an.
Für Patienten, bei denen eine Operation nicht infrage kommt, bietet die Palliativmedizin eine Möglichkeit, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dies ist besonders relevant bei fortgeschrittenen Erkrankungen, bei denen kurative Therapien keine Option mehr sind.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Michel, M. S., et al.: Die Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2016