Vasovagale Synkope

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine vasovagale Synkope bezeichnet eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit durch einen neurogenen Schock. Meist sind junge Menschen davon betroffen. Die Ursachen und Folgen dieser Ohnmacht sind meist harmlos.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine vasovagale Synkope?

Eine vasovagale Synkope bezeichnet eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit durch einen neurogenen Schock.

Bei einer vasovagalen Synkope handelt es sich um eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit, die durch einen überschießenden Vagotonus ausgelöst wird. Synkope ist der die allgemeine medizinische Bezeichnung für eine kurz anhaltende Bewusstlosigkeit oder Ohnmacht. Eine Ohnmacht wird durch eine Minderversorgung des Gehirns mit Blut hervorgerufen. Dafür gibt es hauptsächlich drei verschiedene Ursachen: Neben den sogenannten Herzsynkopen (Herzkreislaufstörungen) und Orthostasesynkopen (Störung der Blutdruckregulation) spielen die Reflexsynkopen die größte Rolle.

Bei den Reflexsynkopen handelt es sich um übersteigerte Kreislaufreflexe. Sie machen den Hauptanteil aller Synkopen aus. Dabei werden die Reflexsynkopen wiederum in die vasovagalen Synkopen, situative Synkopen und Karotis-Sinus-Synkopen unterteilt. Die vasovagalen Synkopen spielen dabei wiederum die größte Rolle. Besonders junge und gesunde Menschen (hauptsächlich junge Frauen) sind von den vasovagalen Synkopen betroffen. Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine überschießende Reaktion auf eine sehr stressige Situation. In manchen Fällen kann auch von einer familiären Veranlagung ausgegangen werden.

Ursachen

Eine vasovagale Synkope wird häufig durch eine extreme Stresssituation ausgelöst. So kann plötzliche Angst, Erschrecken, emotionaler Stress, überschwängliche Freude oder auch nur langes Stehen eine Ohnmacht auslösen. Manchmal reicht auch schon der Anblick von ein paar Tropfen Blut. Drangvolle Enge, Alkohol oder Drogen fördern selbstverständlich die Neigung zur vasovagalen Synkope.

Oftmals tritt der Ohnmachtsanfall bei plötzlich auftretenden Schmerzen nach einer Verletzung auf. Von einigen Ärzten wird die vasovagale Synkope als Entspannungsreaktion des Körpers angesehen. Ursächlich ist die überschießende Reaktion des Nervus Vagus an dieser Form der Synkope verantwortlich. Der Nervus Vagus ist der sogenannte umherschweifende Nerv des Körpers und ist für die Tätigkeit der inneren Organe verantwortlich. Er sorgt unter anderem dafür, dass in Gefahrensituationen der Körper schnell reagieren kann.

So müssen bei Gefahr beispielsweise Muskeln stärker mit Blut versorgt werden, um schneller flüchten zu können. Dabei kommt es zur Vasodilatation der Blutgefäße (Gefäßvergrößerung) und damit stärkeren Blutversorgung der betreffenden Körperregionen. Gleichzeitig wird das Gehirn kurzzeitig unterversorgt. Auch der Puls sinkt kurzfristig ab. Das parasympathische Nervensystem gelangt in einen extremen Erregungszustand, wobei es zu einem Überangebot von Acetylcholinesterasehemmern kommt, die einen Abbau von Acetylcholin verhindern. Der Mensch fällt kurzfristig in Ohnmacht.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Die vasovagale Synkope äußert sich durch plötzliches Umfallen oder Zusammensacken. Dabei endet die kurze Bewusstlosigkeit bei waagerechter Lage sofort wieder, weil sich der Rückfluss zum Herzen verbessert. Auch eine kurzfristige Verwirrtheit ist zu verzeichnen. Das Nahen der Ohnmacht kann durch gewisse Anzeichen bereits kurz vorher geahnt werden. Als Frühsymptome treten oft Blässe, Schwindel und Übelkeit auf.

Zum Aufwachen aus der Bewusstlosigkeit ist auf jeden Fall die waagerechte Lage des Patienten notwendig. In aufrechter Stellung ist der Blutrückfluss zum Herzen gestört, sodass in diesem Fall Gefahr droht. Die Synkope dauert nur kurze Zeit. Danach stabilisiert sich der Kreislauf wieder. Wenn die Bewusstlosigkeit keine Verletzungen durch das Umfallen hervorruft, treten bei einer vasovagalen Synkope keine Folgeschäden auf. Dabei muss immer wieder betont werden, dass es sich um keine Krankheit, sondern um eine außergewöhnliche psychische Situation handelt.

Beim Auftreten einer Synkope sollte diagnostisch ihre Ursache abgeklärt werden. Die vasovagale Synkope ist zwar harmlos, aber hinter dem Ohnmachtsanfall kann sich natürlich auch eine ernsthafte Ursache verbergen. So sind differenzialdiagnostisch Herzsynkopen und Orthostasesynkopen auszuschließen. Das gilt auch für andere anfallsartige Bewusstseinsstörungen wie epileptische Anfälle, Schlaganfälle oder Unterzuckerungen.

Zunächst erfolgt eine allgemeine Anamnese der Krankengeschichte, wo nach Vorerkrankungen, familiärer Belastung und Symptomen gefragt wird. Des Weiteren wird im Liegen und im Stehen der Blutdruck gemessen. Führt eine umfassende Diagnostik nicht zur Ursachenfindung der Synkope, kann auch eine Kipptischuntersuchung durchgeführt werden. Dabei wird der Patient mit dem Untersuchungstisch von der waagerechten Position langsam auf 60 bis 70 Grad aufgekippt.

Hierbei kommt es immer zum Versacken des Blutes in den unteren Extremitäten. Die Folge ist eine Minderversorgung des Herzens mit Blut und eine Verringerung der Herzfrequenz. Es wird zwar eine Ohnmacht provoziert, die aber gewollt ist. Bei diesem Test soll überprüft werden, ob es zu einer normalen Kreislaufreaktion kommt. Sollte dies der Fall sein, kann von einer vasovagalen Synkope ausgegangen werden.

Komplikationen

Bei der neurokardiogenen oder vasovagalen Synkope kommt es nur äußerst selten zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Anders als die meisten Ohnmachtserkrankungen kommt diese bei jungen Menschen auftretende Synkope eher im Falle emotionaler Überlastung oder bei Schreck vor. Die einzigen Komplikationen, die es hier zu vermeiden gilt, sind Verletzungen, die aus dem Sturz resultieren.

Um anderweitige Ursachen jedoch definitiv auszuschließen, empfiehlt sich der Besuch eines Arztes. Dieser kann, gerade wenn die kurzzeitige Ohnmacht beim Jugendlichen häufiger auftritt, den Betroffenen auf eine Kreislaufschwäche, Essstörungen oder einen Herzfehler hin untersuchen. Denn auch wenn es sich in einem bestimmten Lebensabschnitt zunächst scheinbar um simple Reflexsynkopen handelt, kann auch bei jüngeren Patienten eine orthostatische oder kardiale Synkope vorliegen, die dringender Behandlung bedürfen.

Des Weiteren sollte der Arzt bei der Anamnese einer Synkope auf die Vorerkrankungen des Patienten achten: Ist der Jugendliche beispielsweise gleichzeitig Diabetiker, hat er es höchstwahrscheinlich mit einer Fehldosierung des Insulins zu tun. Um regelmäßig auftretende, vermeintlich vasovagale Synkopen klar einzuordnen, sollten Betroffene vom behandelndem Arzt einem Orthostasetest, einem EKG sowie einem EEG unterzogen werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In den meisten Fällen handelt es sich bei dieser Krankheit um ein harmloses Symptom, das in der Regel auch nicht weiter durch einen Arzt behandelt werden muss. In der Regel kann der Betroffene selbst auch einen Arzt gar nicht aufsuchen, wenn er das Bewusstsein verliert. Angehörige oder Eltern sollten allerdings einen Arzt rufen, wenn die Bewusstlosigkeit eintritt. Weiterhin muss ein Sturz des Patienten verhindert werden, damit es nicht zu weiteren Verletzungen oder Stößen kommt.

Meistens kommt es vor der Bewusstlosigkeit zu einer Verwirrtheit oder zu Schwindelanfällen. Allerdings kann eine Bewusstlosigkeit nicht vorausgesehen werden. Eine Behandlung ist dann notwendig, wenn die Beschwerde öfter auftritt oder wenn es sich dabei zum Beispiel um einen epileptischen Anfall oder einen Schlaganfall handelt. In diesen Fällen ist eine dringende Behandlung durch einen Arzt notwendig. Auf jeden Fall muss nach der Bewusstlosigkeit eine Untersuchung durch einen Arzt erfolgen, damit der Auslöser oder die Grunderkrankung diagnostiziert werden können. Auch epileptische Anfälle müssen auf jeden Fall von einem Doktor behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer akuten Synkope unabhängig von seiner Ursache besteht in der Tieflagerung des Oberkörpers und der Hochlagerung der Beine. So kann das Blut wieder zum Herzen zurückfließen. Bei einer vasovagalen Synkope ist eine weitere Behandlung in der Regel nicht mehr notwendig. Wenn durch den Fall jedoch eine Verletzung wie etwa eine Gehirnerschütterung aufgetreten ist, muss diese selbstverständlich sofort notärztlich behandelt werden.

Aussicht & Prognose

Bei einer vasovagalen Synkope kommt es in der Regel zu keinen besonderen Komplikationen oder Beschwerden. In den meisten Fällen verläuft die Krankheit harmlos und stellt keinen gesundheitsschädlichen Zustand für den Körper dar. Die kurzzeitige Bewusstlosigkeit tritt in den meisten Fällen sehr plötzlich auf. Der Betroffene leidet dabei an einer Verwirrtheit und an Konzentrationsstörungen. Oft treten vor der Bewusstlosigkeit auch Schwindel und Übelkeit auf, der Patient ist blass.

Meistens dauert der Zustand der Bewusstlosigkeit nicht lange an und der Kreislauf stabilisiert sich wieder. Es kommt zu keinen weiteren Beschwerden, wenn sich der Patient durch das Umfallen keine Verletzung zugezogen hat.

Falls die Ohnmachtsanfälle öfter auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dabei kann sich hinter dem Symptom eine andere Grunderkrankung verbergen, die behandelt werden muss. In schwerwiegenden Fällen handelt es sich dabei um Erkrankungen des Herzens, welche auf jeden Fall behandelt werden müssen. Auch bei Diabetikern kann das Symptom auftreten und ist in der Regel auf eine falsche Dosierung des Insulins zurückzuführen.

Falls die Bewusstlosigkeit nach einem Unfall oder nach einer Gehirnerschütterung auftritt, muss ein Notarzt aufgesucht werden, damit es zu keinen Folgeschäden kommt. Meistens kommt es allerdings zu einem positiven Krankheitsverlauf.


Vorbeugung

Bei einem gehäuften Auftreten von vasovagalen Synkopen kann der Patient lernen, auf die frühzeitigen Symptome zu achten und durch bestimmte Übungen die Ohnmacht verhindern oder zumindest hinauszögern. Dafür sind solche isometrische Übungen wie das Ineinandergreifen der Hände oder Überkreuzen der Beine geeignet. Notfalls sollte sich der Patient in einer drohenden Situation sofort auf den Boden setzen. Allgemein kann vor vasovagalen Synkopen durch die Anwendung von Wechselduschen, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und regelmäßiger Bewegung vorgebeugt werden.

Das können Sie selbst tun

Die Einsicht, dass vasovagale Synkopen zwar unangenehm, aber nicht gefährlich sind, trägt in vielen Fällen bereits wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Im Alltag sollten nach Möglichkeit Situationen vermieden werden, die eine Ohnmacht auslösen könnten. Dazu zählen etwa Aufenthalte in stickigen Räumen, große Menschenmengen, langes Stehen und eine Überlastung durch Stress ohne ausreichende Erholungsphasen. Alkohol verstärkt die Neigung zu vasovagalen Synkopen und sollte daher nur in geringen Mengen konsumiert werden.

Außerdem ist es wichtig, gut auf Warnsignale des Körpers zu achten. Macht sich ein nahender Ohnmachtsanfall durch Schwindelgefühl, kalten Schweiß und Benommenheit bemerkbar, hilft oftmals rasches Hinsetzen, Hinlegen oder der Gang an die frische Luft, um die Kreislaufsituation zu normalisieren.

Ein Ansteigen des Blutdrucks bewirken auch sogenannte Gegendruck-Übungen, die zur Vorbeugung einer vasovagalen Synkope ausgeführt werden können. Dabei werden die Beine im Stehen überkreuzt und Bauch-, Po- und Beinmuskeln angespannt. Bei einer zweiten Übung werden die Finger beider Hände in Brusthöhe ineinander verhakt, die Arme ziehen beidseits kräftig nach außen. Auch das Zusammendrücken eines Balles oder eines anderen weichen Gegenstandes mit der Hand kann eine drohende Ohnmacht abwenden. Zur allgemeinen Kreislaufstärkung eignen sich Wechselduschen und regelmäßige sportliche Betätigung, auch auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte geachtet werden.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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