Vollmondgesicht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Vollmondgesicht entwickelt sich meist im Rahmen einer Körperfettumverteilung aufgrund hormoneller Ursachen. Es ist ein typisches Leitsymptom in der Medizin. In aller Regel tritt es zusammen mit weiteren charakteristischen Symptomen auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Vollmondgesicht?

Ein Vollmondgesicht tritt hauptsächlich im Rahmen eines Cushing Syndroms auf, welches auf einem erhöhten Kortisol-Wert im Blut beruht.

Bei Auftreten eines Vollmondgesichtes muss meist von einer krankhaften Fettumverteilung im Körper ausgegangen werden. Allerdings stellt es keine eigenständige Erkrankung dar, sondern ist ein charakteristisches Leitsymptom bei verschiedenen hormonbedingten Störungen im Organismus. Es äußert sich durch eine rundliche Gesichtsform mit geröteten Wangen. Des Weiteren ist es durch eine Schrägstellung der Augen, einen sogenannten Karpfenmund und ein Doppelkinn gekennzeichnet.

Es tritt hauptsächlich im Rahmen eines Cushing Syndroms auf, welches auf einem erhöhten Kortisol-Wert im Blut beruht. Aber auch bei extremen Formen der Fettsucht (Adipositas) und dem Pickwick-Syndrom kann sich ein Vollmondgesicht herausbilden. Oft entwickelt es sich als Nebenwirkung im Rahmen der medikamentösen Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, Allergien oder Autoimmunerkrankungen. Die Ausbildung eines Vollmondgesichtes sollte immer als Anlass genutzt werden, einen Arzt zur Klärung der Ursache zurate zu ziehen.

Ursachen

Das Vollmondgesicht tritt typischerweise beim sogenannten Cushing-Syndrom auf. Dieses Syndrom wird durch erhöhte Werte des Stresshormons Cortisol im Blut hervorgerufen. Dabei kommt es zur Umverteilung des Körperfettes unter Ausbildung einer Stammfettsucht mit Stiernacken und Vollmondgesicht. Cortisol hat die Aufgabe, den Organismus unter Stresssituationen schnell mit Energie zu versorgen. Dabei mobilisiert es die vorhandenen Körperreserven in Leber (Glukogen) und Muskeln (Proteinabbau).

Es veranlasst die Umwandlung von Glukogen und Aminosäuren in Glukose. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel. In der Folge wird die Produktion von Insulin angeregt, welches die Glukose zur Energiegewinnung in die Zellen befördert. Leider ist beim Cushing-Syndrom für die Erhöhung des Cortisol-Wertes nicht ein erhöhter Glukosebedarf verantwortlich, sondern die krankhafte Überproduktion oder die zusätzliche Gabe von Cortisol im Rahmen einer medikamentösen Behandlung. Der Energiebedarf des Körpers ist also nicht gestiegen.

Damit wird die freigesetzte Glukose als Fett gespeichert. Cortisol baut somit Muskelmasse ab und wandelt sie in Fett um. Gleichzeitig verringert sich auch die Knochendichte. Da Cortisol außerdem eine immunsuppressive Wirkung besitzt, wird zusätzlich das Immunsystem geschwächt. Bei der medikamentösen Behandlung von Allergien, Rheuma und anderen Autoimmunerkrankungen mit cortisonhaltigen Medikamenten soll jedoch genau das erreicht werden, um die überschießende Reaktion des Immunsystems gegen Teile des eigenen Körpers abzuschwächen. Andere Ursachen für ein Vollmondgesicht können auch extreme Formen der Adipositas wie zum Beispiel das Fröhlich-Syndrom sein.

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Krankheiten mit diesem Symptom

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wie bereits erwähnt, verursachen erhöhte Kortisol-Konzentrationen im Blut das sogenannte Cushing-Syndrom mit einem Vollmondgesicht als typisches Leitsymptom. Dabei zeigt sich unabhängig von der Ursache der erhöhten Hormonwerte das gleiche charakteristische Krankheitsbild. Der Patient leidet also an einer Stammfettsucht mit Stiernacken und Vollmondgesicht. Des Weiteren treten aufgrund des geschwächten Immunsystems häufig Infekte auf.

Knochen und Muskeln werden abgebaut. So kann es zu Osteoporose und Muskelschwund kommen. Auch das Bindegewebe wird in Mitleidenschaft gezogen. Dabei bilden sich sogenannte Striae rubrae, Dehnungsstreifen, aus. Das sind rote Hautstreifen, die durch das Einreißen des Bindegewebes entstehen. Auch Bluthochdruck ist ein typisches Symptom des Cushing-Syndroms. Des Weiteren kann es bei Frauen zum Virilismus (Vermännlichung) und bei Männern zu Potenzstörungen kommen.

Je nach Ursache für die erhöhten Cortisol-Werte wird zwischen exogenem und endogenem Cushing-Syndrom unterschieden. Das häufiger auftretende exogene Cushing-Syndrom ist die Folge von Therapien mit cortisolhaltigen Medikamenten bei Allergien, rheumatischen Erkrankungen und Autoimmunstörungen. Das seltenere endogene Cushing-Syndrom wird durch die Überfunktion der Nebennieren oder der Hypophyse verursacht. Die Nebennieren produzieren direkt Cortisol, während die Hypophyse über ihr Hormon ACTH die Cortisolsynthese in den Nebennieren stimuliert. Sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren können die Überproduktion der Hormone veranlassen.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnose der genauen Ursachen des Vollmondgesichtes untersucht der Arzt zunächst über Urinproben, ob erhöhte Kortisol-Konzentrationen vorliegen. Wenn das der Fall ist, muss bei einem endogenem Cushing-Syndrom durch einen Dexamethason-Hemmtest und einen CRH-Test abgeklärt werden, an welcher Stelle der Regelkreis gestört ist. Bildgebende Verfahren wie CT, Ultraschall oder MRT können eventuelle Tumoren an Nebennieren oder Hypophyse feststellen.

Komplikationen

Ein Vollmondgesicht ist Zeichen für ein Cushing-Syndrom, der viele verschiedene Komplikationen mit sich trägt. Zum einen kommt es aufgrund des erhöhten Cortisol-Spiegels zu einer erhöhten Brüchigkeit der Knochen (Osteoporose). Dies schränkt die Lebensqualität stark ein, Betroffene müssen vorsichtig sein und werden im Verlauf meist pflegebedürftig.

Dies kann zu starken psychischen Problemen vor allem Depressionen führen. Die Depression kann durch ein starkes Suchtverhalten gekennzeichnet werden. Daneben kommt es auch zu Schlaf- und Essstörungen. Nicht selten kommt es auch zu Suizidgedanken beim chronisch Depressiven. Des Weiteren wird das Immunsystem des Betroffenen unterdrückt, dieser neigt verstärkt zu Infektionen.

Diese können sich im schlimmsten Falle ausbreiten und so zu einer Sepsis führen, die anschließend in einen septischen Schock enden kann. Dieser Zustand ist lebensgefährlich und führt unbehandelt bei über der Hälfte der Betroffenen zum Tod. Durch die erhöhte Rückresorption von Wasser entsteht beim Betroffenen zudem meist ein Bluthochdruck (Hypertonie). Dadurch wird das Risiko an Herz-Kreislauferkrankungen zu erleiden erhöht, sowie die Ausbildung einer Atherosklerose.

Cushing-Patienten entwickeln zudem meist einen Diabetes. Durch diesen werden kleinere Gefäße verstopft und führen zu einer mangelnden Durchblutung vor allem von Niere und Auge, was schließlich über eine Nierenschwäche beziehungsweise Sehschwäche bis hin zu einem Nierenversagen beziehungsweise eine Erblindung führen kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Mondgesicht kann durchaus familiär bedingt sein. Es muss nicht notwendigerweise einen Krankheitswert haben. Bekannt ist aber auch, dass Menschen nach einer längeren Behandlung mit Kortison ein Vollmondgesicht entwickeln. Dieses kann mittelfristig durch eine Ernährungsumstellung wieder zurückgebildet werden. Der vermehrte Appetit durch das Kortison kann durch eine Ernährungsberatung effektiv unterlaufen werden.

Auch beim Cushing Syndrom kann es zu einem Vollmondgesicht kommen. Als Ursache kann vom hinzugezogenen Arzt eine Überproduktion von Nebennierenrindenhormonen festgestellt werden. Beim Verdacht auf diese Erkrankung bzw. einen Hyperkortisolismus muss festgestellt werden, ob es sich um eine mögliche Folge lange anhaltender Kortisongaben handelt oder um die Auswirkungen eines (gutartigen) Tumors. Dieser kann sich in der Nebennierenrinde, der Hirnanhangdrüse oder den Bronchien gebildet haben.

Der behandelnde Arzt stellt neben dem Vollmondgesicht meist eine Gewichtszunahme am Oberkörper fest. Außerdem kann er anhand weiterer typischer Merkmale darauf schließen, dass ein Cushing Syndrom vorliegt. Durch verschiedene Untersuchungen wie einen 24-Stunden-Urin-Check kann die Ursache des Vollmondgesichts festgestellt werden. Danach kommt es entweder zu einer Überweisung an ein Krankenhaus zwecks Operation oder Bestrahlung eines Tumors oder es ist auch eine medikamentöse Behandlung denkbar.

Alternativ wird versucht, die Kortisolkonzentration im Blut zu senken. Bei wiederholtem Auftreten eines Vollmondgesichts ist eine dauerhafte ärztliche Überwachung notwendig.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Vollmondgesichtes richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Liegt eine erhöhte Cortisol-Konzentration durch Einnahme von cortisolhaltigen Medikamenten vor, muss bei massiver Ausprägung des Cushing-Syndroms ihre Applikation allmählich gesenkt werden. Die Medikamente dürfen aber nicht abrupt abgesetzt werden, weil der Hormonregelkreis nicht sofort reagieren würde. Ihre Absetzung muss ausschleichend erfolgen.

Sollte der hohe Cortisolspiegel endogene Ursachen haben, ist bei Vorliegen eines Tumors gegebenenfalls ein chirurgischer Eingriff an den Nebennieren oder der Hypophyse notwendig. Wenn dies nicht möglich ist, kommt Bestrahlung oder Chemotherapie infrage. Auch medikamentöse Behandlungen zur Hemmung der Kortisolbildung können bei bestimmten Formen des Cushing-Syndroms angewendet werden. Nach der Normalisierung des Cortisolspiegels verschwinden die Symptome des Cushing-Syndroms inklusive des Vollmondgesichtes sehr schnell.

Aussicht & Prognose

An sich ist ein Vollmondgesicht harmlos. Dies gilt vor allem, wenn es aus erblichen Gründen vorliegt oder auf starkes Übergewicht zurückzuführen ist. Ein Vollmondgesicht muss keinen Krankheitswert haben. Bei starkem Übergewicht ist es als Folge der zunehmenden Verfettung anzusehen. Hier können klinisch begleitete Diäten oder eine Magenverkleinerung über einen längeren Zeitraum dafür sorgen, dass der adipöse Patient sich eine bessere Prognose erarbeitet.

Handelt es sich bei dem Vollmondgesicht jedoch um das Cushing-Syndrom, sind die Aussichten schlechter. Hier handelt es sich um ein hormonell bedingtes Vollmondgesicht. Dieses hängt mit einer erhöhten Kortisol-Produktion zusammen. Bei dieser selten auftretenden Erkrankung kann das Vollmondgesicht ein Symptom für Störungen der Nebennieren oder Probleme an der Hirnanhangsdrüse sein. Oftmals handelt es sich um die Folgen eines gutartigen Tumors der Hypophyse, eines sogenannten Adenoms. Die Prognose für das Vollmondgesicht ist recht gut, wenn die Grunderkrankung oder Störung fachgerecht behandelt wird.

Zu einem Vollmondgesicht kann es auch kommen, wenn über längere Zeit kortisonhaltige Medikamente verabreicht werden. Das kann beispielsweise bei einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder Asthma bronchiale notwendig sein. Als Nebenwirkung kann dann ein Cushing-Syndrom mit Vollmondgesicht auftreten. Diese verschwindet wieder, sobald die Medikation abgesetzt wird. Insgesamt ist die Prognose bei einer entsprechenden Behandlung gut.

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Vorbeugung

Eine Vorbeugung ist nur gegen das Vollmondgesicht im Rahmen einer extremen Adipositas möglich. Durch eine gesunde Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung kann die hormonunabhängige Fettsucht verhindert werden. Das Cushing-Syndrom ist jedoch auch durch Vorbeugung nicht vermeidbar.

Bei der Verabreichung kortisolhaltiger Medikamente sollte aber eine ständige Kontrolle des Patienten stattfinden. Wenn während der Anwendung der Arzneimittel Symptome wie Stammfettsucht mit Vollmondgesicht und Stiernacken sowie häufige Infekte auftreten, ist eine Anpassung der medikamentösen Behandlung dringend erforderlich.

Das können Sie selbst tun

Ein sogenanntes Vollmondgesicht kann im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten. Kennzeichen sind ein rundes, gerötetes Gesicht, häufig auch aufgedunsene, bläulich verfärbte Wangen, schräg stehende Augen und ein Doppelkinn. Auch der Mund ist deformiert, oft tritt bei Frauen in diesem Zusammenhang außerdem Hirsutismus auf.

Neben der medizinischen Behandlung können Betroffene einiges selbst tun, um ihren Leidensdruck zu mildern. Denkbar sind zum einen kosmetische Behandlungen wie Make-up, wobei sich Patienten von professionellen Kosmetikern hinsichtlich ihrer speziellen Problematik beraten lassen sollten. Auch der richtige Haarschnitt kann optische Störfaktoren etwas abmildern, da er das Gesicht schmaler erscheinen lassen oder stellenweise sogar kaschieren kann. Übermäßiger Haarwuchs bei Frauen kann ebenfalls kosmetisch behandelt werden, z.B. durch Laser-Therapien, Epilieren, Waxen oder Zupfen).

Auch wenn die Gesichts- und Körperdeformationen, welche im Rahmen der Erkrankungen auftreten, die ein Vollmondgesicht mit sich bringen, medizinisch begründet sind, kann regelmäßiger, gezielter Sport die schlimmsten Erscheinungsformen abmildern. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Adipositas der Grund hierfür ist. Gleiches ist der Fall, wenn eine bestimmte Medikamenteneinnahme die Ursache ist. In letzterem Falle wäre ferner zu überlegen, ob nicht die Präparate gewechselt werden sollten. Sport kann außerdem helfen, die Produktion des Stresshormons Cortisol zu drosseln, was sich ebenfalls günstig auf die Fettverteilung im Körper auswirkt.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie on Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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