Magenverkleinerung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Magenverkleinerung ist ein operativer Eingriff, der zur Behandlung von krankhafter Fettleibigkeit eingesetzt wird. Dabei wird der Magen auf verschiedene Weisen verkleinert, sodass der Patient deutlich weniger Nahrung zu sich nimmt und als Folge an Gewicht verliert. Unter Umständen kann eine solche Operation von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden.
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Was ist eine Magenverkleinerung?
Unter dem Begriff Magenverkleinerung verstehen Experten einen chirurgischen Eingriff, bei dem das Volumen des menschlichen Magens entscheidend verkleinert wird.
Nach der Operation ist nur noch die Aufnahme sehr geringer Mengen von Nahrung möglich. Die Magenverkleinerung wird dann durchgeführt, wenn ein Patient an Adipositas (krankhafter Fettleibigkeit) leidet und seine Gesundheit dadurch stark gefährdet ist. Es stehen drei unterschiedliche Methoden zur Verkleinerung des Magens zur Auswahl, die je nach Zustand des Patienten im Einzelfall zum Einsatz kommen können.
Zeigen andere Behandlungsformen keinen Erfolg und bleibt das Gewicht dauerhaft in kritischen Höhen, kann eine Magenverkleinerung auch auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen stattfinden. Dazu muss vorab allerdings geprüft werden, ob tatsächlich alle anderen Therapien versucht wurden und erfolglos geblieben sind.
Geschichte & Entwicklung
Die Entwicklung der Magenverkleinerung als medizinisches Verfahren zur Gewichtsreduktion begann Mitte des 20. Jahrhunderts. Die ersten Ansätze zur chirurgischen Behandlung von Fettleibigkeit wurden in den 1950er Jahren erprobt, als Ärzte begannen, Teile des Magens zu entfernen oder den Magen-Darm-Trakt umzuleiten, um die Nahrungsaufnahme zu reduzieren. Diese frühen Verfahren, wie die jejunoileale Bypass-Operation, waren jedoch mit hohen Risiken und Komplikationen verbunden.
In den 1960er und 1970er Jahren wurden die Techniken weiterentwickelt, um sicherere und effektivere Methoden zu finden. Ein bedeutender Fortschritt war die Einführung des Gastric Bypass durch Dr. Edward Mason in den 1960er Jahren. Dieses Verfahren kombinierte eine Magenverkleinerung mit einer Umgehung eines Teils des Dünndarms, was sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die Kalorienabsorption reduzierte. Der Gastric Bypass gilt bis heute als Standardverfahren in der Adipositaschirurgie.
In den 1990er Jahren wurden minimalinvasive Techniken wie die Laparoskopie eingeführt, die das Risiko und die Erholungszeit erheblich verringerten. Eine weitere Innovation war das verstellbare Magenband, das 1993 von Dr. Lubomyr Kuzmak entwickelt wurde. Diese Methode ermöglichte es, die Größe des Magens ohne große Eingriffe zu regulieren.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Schlauchmagen-Operation (Sleeve-Gastrektomie) als eine der beliebtesten Formen der Magenverkleinerung etabliert. Sie wurde ursprünglich als erster Schritt bei der Behandlung schwerer Adipositas eingesetzt, hat sich aber aufgrund ihrer Effektivität und geringeren Komplikationen zunehmend als eigenständiges Verfahren durchgesetzt.
Einsatz & Indikation
Eine Magenverkleinerung wird in der Regel dann durchgeführt, wenn andere Maßnahmen zur Gewichtsreduktion, wie Diäten, Bewegung und medikamentöse Therapien, nicht erfolgreich waren und die Gesundheit des Patienten durch starkes Übergewicht ernsthaft gefährdet ist. Diese Operation wird vor allem bei Menschen mit krankhafter Adipositas in Betracht gezogen, definiert als ein Body-Mass-Index (BMI) von 40 oder höher, oder bei einem BMI von 35 bis 40, wenn zusätzlich schwere gesundheitliche Probleme wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Schlafapnoe oder Herzkrankheiten vorliegen.
Eine Magenverkleinerung wird notwendig, wenn das Übergewicht das Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen erhöht oder die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Bei krankhafter Adipositas sind herkömmliche Methoden der Gewichtsreduktion oft nicht ausreichend, um das Gewicht dauerhaft zu reduzieren und die Gesundheit zu verbessern. In solchen Fällen kann die Magenverkleinerung helfen, das Gewicht signifikant zu verringern, indem sie das Magenvolumen stark reduziert und somit die Nahrungsaufnahme einschränkt.
Vor einer Magenverkleinerung muss eine gründliche medizinische und psychologische Bewertung erfolgen, um sicherzustellen, dass der Patient sowohl körperlich als auch emotional auf den Eingriff vorbereitet ist und die notwendigen Lebensstiländerungen nach der Operation umsetzen kann. Der Eingriff ist in der Regel die letzte Option nach dem Scheitern konservativer Behandlungsmethoden.
Vorteile & Nutzen
Eine Magenverkleinerung bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden zur Gewichtsreduktion mehrere entscheidende Vorteile, insbesondere bei Patienten mit krankhafter Adipositas, bei denen andere Ansätze nicht ausreichend wirksam sind.
Ein wesentlicher Vorteil ist die signifikante und dauerhafte Gewichtsreduktion, die durch die Verkleinerung des Magens erreicht wird. Im Gegensatz zu Diäten oder medikamentösen Behandlungen, die oft nur vorübergehende Erfolge erzielen, führt eine Magenverkleinerung zu einer drastischen Einschränkung der Nahrungsaufnahme, was langfristig zu einer deutlichen Verringerung des Körpergewichts führt.
Darüber hinaus kann eine Magenverkleinerung begleitende Gesundheitsprobleme wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Schlafapnoe und Gelenkprobleme erheblich verbessern oder sogar vollständig beseitigen. Viele Patienten erleben nach dem Eingriff eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und ihrer allgemeinen Gesundheit, was die Risiken von Folgeerkrankungen und die Sterblichkeit reduziert.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Motivation zur Verhaltensänderung oft durch die Operation unterstützt wird. Da die Nahrungsmenge drastisch reduziert wird, müssen die Patienten ihre Essgewohnheiten grundlegend ändern, was oft zu einem gesünderen Lebensstil führt.
Im Vergleich zu konservativen Methoden wie Diäten und Bewegung ist die Magenverkleinerung eine effektive Lösung für Menschen, die unter schwerer Adipositas leiden und deren gesundheitliche Risiken hoch sind. Sie bietet eine nachhaltige Möglichkeit, das Gewicht zu reduzieren, was mit anderen Methoden oft nicht in gleicher Weise erreicht wird.
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine Magenverkleinerung kann für Patienten, die unter krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) leiden, der letzte Ausweg sein, ihr Gewicht zu kontrollieren und so ihr Leben zu verlängern.
Haben alle anderen Behandlungsmethoden versagt und sind Gesundheit und Leben des Betroffenen durch das Übergewicht und dadurch entstehende Folgeerkrankungen akut gefährdet, werden sich Ärzte und Krankenkasse gemeinsam für eine Magenverkleinerung aussprechen. Bei dieser wird der vorhandene Magen durch unterschiedliche Techniken dauerhaft oder auch vorübergehend so verkleinert, dass eine Nahrungsaufnahme nur noch in sehr eingeschränktem Maße erfolgen kann.
Oftmals muss die Nahrung auch püriert verzehrt werden. Als Folge reduziert sich nahezu zwangsläufig das Gewicht des Betroffenen. Um eine Magenverkleinerung durchzuführen, stehen drei Methoden zur Verfügung. Das Einsetzen eines Magenballons ist keine Operation im eigentlichen Sinne, da kein Schnitt gemacht wird. Stattdessen wird durch die Speiseröhre ein Ballon den Magen eingeführt und anschließend mit Salzwasser gefüllt, sodass er kaum Platz für Nahrung lässt.
Dies ist die schonendste Möglichkeit der Magenverkleinerung. Alternativ kann auch ein Magenband oder ein sogenannter Magenbypass eingesetzt werden. Bei ersterer Methode wird der Magen mit einem Silikonband abgebunden und so auf einen Bruchteil seiner Größe verringert. Das Band kann später neu justiert werden, wenn die Umstände dies erfordern. Ein Magenbypass dagegen ist dauerhaft: Hier wird ein sogenannter „künstlicher Magen“ modelliert, der um einiges kleiner ist als der eigentliche Magen des Patienten. Ein Teil des Dünndarms übernimmt die Verdauungsfunktionen.
Der Magenbypass ist ein recht komplizierter chirurgischer Eingriff, der bis zu sieben Stunden dauern kann und eine nicht unerhebliche Belastung für den Organismus des Patienten darstellt. Welche Methode zur Magenverkleinerung zum Einsatz kommt, hängt unter anderem auch vom Gesundheitszustand des Betroffenen ab.
Durchführung & Ablauf
Eine Magenverkleinerung, auch bekannt als bariatrische Chirurgie, wird in der Regel minimalinvasiv mittels Laparoskopie durchgeführt. Dabei werden kleine Schnitte im Bauch gemacht, durch die ein Laparoskop (eine Kamera) und spezielle chirurgische Instrumente eingeführt werden. Es gibt verschiedene Arten der Magenverkleinerung, aber zwei der häufigsten Verfahren sind die Schlauchmagen-Operation (Sleeve-Gastrektomie) und der Magenbypass.
Schlauchmagen-Operation (Sleeve-Gastrektomie): Bei dieser Methode wird etwa 75-80% des Magens entfernt, wodurch der verbleibende Magen die Form eines schmalen Schlauchs oder einer Röhre annimmt. Dieser verkleinerte Magen kann weniger Nahrung aufnehmen, und der Patient fühlt sich schneller satt. Zudem wird die Produktion des Hungerhormons Ghrelin reduziert, was den Appetit verringert.
Magenbypass: Hierbei wird der Magen in einen kleinen oberen Teil, den sogenannten Pouch, und den größeren Restmagen aufgeteilt. Der Pouch, der etwa die Größe eines Hühnereis hat, wird direkt mit einem Teil des Dünndarms verbunden, wodurch ein großer Teil des Magens und des Dünndarms umgangen wird. Dies führt nicht nur zu einer deutlichen Verringerung der Nahrungsaufnahme, sondern auch zu einer verminderten Nährstoffabsorption, was den Gewichtsverlust fördert.
Nach dem Eingriff bleibt der Patient für einige Tage im Krankenhaus, um die Erholung zu überwachen und sicherzustellen, dass keine Komplikationen auftreten. Eine schrittweise Einführung von Flüssigkeiten und weichen Lebensmitteln erfolgt, bevor feste Nahrung wieder in die Ernährung aufgenommen wird. Der langfristige Erfolg der Operation hängt von der Einhaltung einer gesunden Ernährung und regelmäßiger Bewegung ab.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Neben den grundsätzlichen Risiken, die eine Operation bergen kann, kann es besonders bei einer Magenverkleinerung mit dem Magenband bzw. dem Magenbypass zu Komplikationen kommen. Zunächst ist bereits ein Eingriff in Vollnarkose oftmals ein Risiko für Patienten mit derart starkem Übergewicht, da diese zu Problemen mit dem Herz-Kreislauf-System führen kann.
Als Folge einer Magenverkleinerung kommt es nicht selten zu Übelkeit und häufigerem Erbrechen, was negative Folgen für Gebiss und Speiseröhre des Patienten haben kann. Werden zu große Nahrungsstücke aufgenommen, besteht die Gefahr eines Magenverschlusses. Ein Magenbypass kann unter Umständen zu Thrombosen, Blutungen, Magengeschwüren oder Darmverschlüssen führen.
Das statistisch gesehen geringste Risiko birgt das Einsetzen eines Magenballons, da hier keine Vollnarkose notwendig ist und der Magen nicht operativ in seiner Größe verändert wird. Allerdings muss er nach etwa sechs Monaten entfernt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass er platzt. Zwar ist die Kochsalzlösung im Inneren vollkommen ungefährlich; es kann aber unter Umständen durch Reste des Ballons selbst zu einem Darmverschluss kommen. Die genauen Risiken und Nebenwirkungen müssen vor dem Eingriff genau abgewogen werden.
Alternativen
Wenn eine Magenverkleinerung nicht möglich oder nicht geeignet ist, gibt es alternative Verfahren zur Gewichtsreduktion, die ebenfalls zur Behandlung von Adipositas eingesetzt werden können.
Eine häufige Alternative ist der Magenballon. Dabei wird ein weicher, mit Kochsalzlösung gefüllter Ballon endoskopisch in den Magen eingebracht, der dort Platz einnimmt und das Magenvolumen reduziert. Dies führt zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und einer geringeren Nahrungsaufnahme. Der Magenballon bleibt in der Regel für sechs Monate im Magen und wird danach entfernt. Dieses Verfahren ist weniger invasiv und eignet sich gut für Patienten, die eine vorübergehende Lösung zur Gewichtsreduktion suchen.
Ein weiteres Verfahren ist die endoskopische Schlauchmagen-Operation (Endo-Sleeve). Dabei wird der Magen endoskopisch, also ohne äußere Schnitte, verkleinert, indem er in eine schlauchförmige Struktur zusammengenäht wird. Dieses Verfahren ähnelt der traditionellen Schlauchmagen-Operation, ist jedoch weniger invasiv und birgt ein geringeres Risiko für Komplikationen.
Für Patienten, die keine chirurgische Option in Betracht ziehen können, gibt es medikamentöse Behandlungen zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Medikamente wie Orlistat hemmen die Fettaufnahme im Darm, während andere Medikamente den Appetit zügeln oder die Sättigung fördern. Diese Medikamente werden in der Regel in Kombination mit einer kalorienarmen Diät und Bewegung eingesetzt.
Eine weitere nicht-chirurgische Option ist die Verhaltens- und Ernährungstherapie. Diese umfasst eine umfassende Betreuung durch Ernährungsberater, Psychologen und Bewegungstherapeuten, um den Lebensstil zu ändern und langfristige Gewichtsreduktion zu erreichen. Diese Therapieform setzt auf die Veränderung von Essgewohnheiten und die Förderung von körperlicher Aktivität, um gesundes Abnehmen zu unterstützen.
Diese alternativen Verfahren bieten Patienten, die keine Magenverkleinerung durchführen lassen können oder möchten, weitere Möglichkeiten zur effektiven Gewichtsreduktion und zur Verbesserung ihrer Gesundheit.
Quellen
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Rodeck, B., Zimmer, K.-P.: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. Springer, Heidelberg 2013