Weibliche Ejakulation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die weibliche Ejakulation ist ähnlich der männlichen Ejakulation und findet während des sexuellen Höhepunkts statt. Ein Sekret wird währenddessen bei etwa der Hälfte aller Frauen aus den Vaginaldrüsen abgesondert. Die Aufgaben und die genaue Quelle des weiblichen Ejakulats sind allerdings nur geringfügig erforscht, weshalb genaue Erkenntnisse schwerfallen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die weibliche Ejakulation?

Das weibliche Ejakulat ist ein Sekret, das die Frau stoßweise auf dem Klimax der sexuellen Erregung absondert.

Das weibliche Ejakulat ist ein Sekret, das die Frau stoßweise auf dem Klimax der sexuellen Erregung absondert.

Schon Aristoteles berichtete von einer abgesonderten Flüssigkeit während des weiblichen Orgasmus. Im 17. Jahrhundert beschrieb der niederländische Arzt de Graaf einen schwallartigen Sekreterguss während der weiblichen Erregung. Während des 17. Jahrhunderts war das Sekret auch als Freudenfluss bekannt. Seit dem 20. Jahrhundert bestreiten viele Wissenschaftler allerdings die Existenz des weiblichen Ejakulats. Andere bewahren über das Sekret Stillschweigen. Eine Art gesellschaftliche und wissenschaftliche Tabuisierung des Phänomens ist so eingetreten.

Noch heute besteht wegen dieser Tabuisierung großer Forschungsbedarf im Hinblick auf das weibliche Ejakulat. Zumindest hat die Wissenschaft sich heute darauf geeinigt, dass das Phänomen vermutlich existiert.

Funktion & Aufgabe

Die Endabschnitte der weiblichen Harnröhre sind mit mehreren winzigen Ausgängen ausgestattet. Aus diesen Ausgängen und aus dem rechts und links gelegenen, schwammig anmutenden Gewebe um die Harnröhre herum sondern einige Frauen während des Orgasmus ein klares Sekret mit Geruch und intensivem Geschmack ab. Diese weibliche Ejakulation ist für Frauen mit intensivem Lusterleben verbunden.

Chemische Analysen des stoßweise abgegebenen Sekrets haben sowohl Urin, als auch Sekrete der Paraurethraldrüse in der Flüssigkeit entdeckt. Die Paraurethraldrüse ist die weibliche Geschlechtsdrüse und ähnelt in ihren Aufgaben und Eigenschaften der männlichen Prostata.

Die Existenz des weiblichen Ejakulats ist mittlerweile relativ unstrittig. Allerdings ejakuliert nicht jede Frau während des Höhepunkts. Wie viele Frauen die Ejakulation erleben, ist bislang kaum abzuschätzen. Einige Studien sprechen von rund der Hälfte aller Frauen. Andere sprechen von lediglich fünf Prozent.

Auch die Quelle des Sekrets ist bislang unbekannt. Viele Wissenschaftler vermuten die paraurethrale Drüsen oder die Bartholin-Drüsen als Quelle. Andere sprechen beim weiblichen Ejakulat von einer Uterus-, Tuba- oder Cervixflüssigkeit. Manchmal ist auch von einer Transsudatflüssigkeit die Rede, die der Urethra (Harnröhre) entstammen soll.

Bestimmte Anteile des weiblichen Ejakulats stammen nach der Meinung einiger Wissenschaftler wahrscheinlich sogar direkt aus der Blase. Der Kalziumgehalt der Flüssigkeit spricht allerdings gegen diese Theorie. Über lange Zeit hinweg wurden Frauen nach der Berichterstattung von ihrer Ejakulation nichtsdestotrotz auf Inkontinenz hin behandelt. Aus diesem Grund ist die weibliche Ejakulation für viele Frauen bis heute mit Schamgefühlen verbunden.

Insgesamt geht die Forschung heute davon aus, dass die Menge, die Farbe und die Häufigkeit der weiblichen Ejakulation von Frau zu Frau beträchtlich variiert und nicht zuletzt mit den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der Frau zusammenhängt.

Da das Phänomen einige Zeit lang tabuisiert wurde, bleibt großer Forschungsbedarf im Hinblick auf die Quelle, die Zusammensetzung und die Funktion des Sekrets bestehen. Manche Theorien gehen heute davon aus, dass Pheromone mit dem Sekret abgesondert werden. Bei Pheromonen handelt es sich um Duftstoffe zur artspezifischen und non-verbalen Kommunikation über biochemische Substanzen. Sie bringen Artverwandte automatisch und unbewusst zu einer bestimmten Reaktion.

Dass Sexualpheromone für den Menschen durchaus eine Rolle spielen, ist heute erwiesen. Inwiefern sie für das weibliche Ejakulat relevant sind, bleibt allerdings unklar.


Krankheiten & Beschwerden

Über einige Zeit hinweg wurde die weibliche Ejakulation mit Inkontinenz während des sexuellen Höhepunkts gleichgesetzt. Die Medizin machte damals einen Unterschied zwischen Frauen mit bestehender Inkontinenz und Patientinnen ohne weitere Anzeichen für Inkontinenzen. Ärzte gingen davon aus, dass es während des Kontrollverlusts beim Orgasmus zu unfreiwilligem Harnabgang kommen kann. Dieser unfreiwillige Harnabgang lag ihrer Meinung nach an der Entspannung des Blasenmuskels. Auch die Stimulation und Streckung der Scheidenwand während des Geschlechtsverkehrs wurde zuweilen als ursächlich für Harnabgang während des Sexualakts bewertet. Beckenbodentraining und ähnliche Maßnahmen sollten dem Phänomen vorbeugen.

Die weibliche Ejakulation war wegen der Konnotation von Inkontinenz lange mit großer Scham verbunden. Bei manchen Frauen sollen sich bei einer Ejakulation von mehreren Millilitern noch heute psychische Beschwerden einstellen, die sich negativ auf das Sexualleben auswirken.

In der Regel ist die weibliche Ejakulation heute aber nicht mehr als Phänomen mit Krankheitswert behandelt. Vielmehr gilt das gänzliche Ausbleiben der Lubrikation während des Sexualakts mittlerweile als schwerwiegend. Scheidentrockenheit ist oft mit Schmerzen verbunden und beeinträchtigt dementsprechend das weibliche Sexualleben.

Als Ursachen für die Trockenheit gelten heute sowohl psychische als auch biologische Faktoren. So soll der Grad der Erregung die Sekretabgabe beeinflussen. Bei psychischen Belastungen soll die Erregung nur minimal möglich sein und die Sekretabgabe bleibt aus. Auch hormonelle Veränderungen sollen in Zusammenhang mit den Scheidensekreten eine gesteigerte Rolle spielen.

Wegen der Tabuisierung der weiblichen Ejakulation sind auch damit zusammenhängende Beschwerden und mögliche Erkrankungen bislang eher nur wenig erforscht.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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