Winterdepression

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gerade in den kalten Monaten ist die Winterdepression in aller Munde. Denn immer mehr Menschen reagieren mit seelischen Leiden auf jene Zeiten, da Sonne und Wärme rar gesät sind und graue Tristesse herrscht. Jedoch sind diese Symptome eher der temporären Wetterfühligkeit zuzuordnen und lassen im Regelfall nicht auf die Winterdepression schließen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Winterdepression?

Die Winterdepression ist eine saisonal auftretende depressive Verstimmung. Sie zeitgt - meist in abgeschwächter Form - die typischen Symptome einer klinischen Depression.
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Bei der Winterdepression handelt es sich um eine seelische Störung. Ihr geht meist ein Mangel an Sonnenlicht voraus. Insofern tritt die Krankheit ihrem Namen zufolge nicht ausschließlich in der kalten Jahreszeit auf. Vielmehr kann die Winterdepression auch im Herbst oder dem Frühling zu beobachten sein.

Selbst in einem nass-kalten und trüben Sommer werden ihre Symptome mitunter festgestellt. Der Körper reagiert bei der Winterdepression somit auf die äußeren Umstände und bezieht das neblige und regnerische Wetter und die trübe Umwelt sprichwörtlich auf die eigene Seele.

Demgegenüber ist die Winterdepression saisonal begrenzt. Die Leiden mildern sich meist wie von selbst, wenn die warmen Monate anstehen. Dennoch sollte die Winterdepression ärztlich begutachtet und gegebenenfalls auch therapeutisch begleitet werden.

Ursachen

Die Ursachen der Winterdepression sind nicht abschließend geklärt. Oft wird hierbei ein Wechsel im Tagesrhythmus vermutet: Gerade wer über viele Jahre geregelte Arbeitszeiten hatte und plötzlich in unterschiedlichen Zyklen tätig wird, leidet häufig unter der Winterdepression.

In anderen Fällen produziert der Organismus durch das geringe Sonnenlicht weniger Melatonin – auch darauf kann der Körper bei der Winterdepression mit Müdigkeit, Schwäche oder Selbstzweifeln reagieren. Bei einigen Menschen funktioniert jedoch der Biorhythmus anders: Sie werden im Winter weniger aktiv und spüren die Leiden bereits bei geringen Anlässen wie Stress oder Problemen.

Die Winterdepression kann daher unterschiedliche Ursachen haben und sollte notwendigerweise von einem Arzt behandelt werden. Denn nur er kann letztlich die passende Therapie gegen die Winterdepression vorschlagen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Winterdepression ist eine saisonal auftretende depressive Verstimmung. Sie zeitgt - meist in abgeschwächter Form - die typischen Symptome einer klinischen Depression. Im Gegensatz zur klinischen Depression wird die Winterdepression aber durch anhaltenden Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit begünstigt. Daher verschwinden die Beschwerden mit den helleren Monaten des Jahres wieder. Trotzdem können die Beschwerden belasten und behandlungsbedürftig sein.

Depressive Verstimmungen, die auf schwierige Lebenslagen, persönliche Krisen oder akute Probleme zurückzuführen sind, sind normal. Der verdüsterte Geist und die damit einhergehenden Verhaltensweisen wie sozialer Rückzug oder Lethargie verschwinden, wenn die Probleme gelöst werden.

Bei der lichtmangelbedingten Winterdepression kann es zu Begleitsymptomen wie Antriebsschwäche, Energielosigkeit und Unausgeglichenheit kommen. Die Betroffenen haben eine niedergedrückte Stimmung. Sie sind oft gereizt und schlafen schlecht. Manchmal werden die sozialen Kontakte vernachlässigt, gelegentlich auch die Fürsorge für die eigene Person. Es kann ein erhöhtes Ruhe- und Schlafbedürfnis bestehen. Die Müdigkeit will einfach nicht weichen.

Die von einer Winterdepression betroffenen Menschen fühlen sich wochenlang schlapp und deprimiert. Wenn diese Symptome zu schwerwiegenden Folgeerscheinungen führen, sollte der Betroffene geeignete Gegenmaßnahmen einleiten. Alternativ kann er überlegen, zum Hausarzt gehen und eine medizinische Behandlung erbitten. Die meisten Menschen können die Symptome ihrer Winterdepression recht gut einschätzen, da diese jedes Jahr auftritt.

Diagnose & Verlauf

Die Winterdepression zeigt sich in der Regel erstmals bereits in der Übergangsphase zwischen Sommer und Herbst: Mit Unmut wird die eintretende dunkle Zeit registriert. Müdigkeit herrscht bei den Betroffenen der Winterdepression vor, sie scheuen sich, das Haus zu verlassen.

Auf kleinste Herausforderungen reagiert der unter der Krankheit Leidende mit Verzweiflung, nimmt Aufgaben und Pflichten immer seltener wahr. Die Winterdepression kann in ihren schlimmsten Momenten bis hin zu Suizidgedanken oder sogar deren Ausführung reichen. Der Betroffene sieht in aller buchstäblichen Dunkelheit keine Auswege mehr.

Insofern sollten bereits die ersten Symptome der Winterdepression registriert werden. Denn nicht nur der Patient selbst, sondern auch sein gesamtes Umfeld spüren die Auswirkungen der Winterdepression.

Komplikationen

Eine Winterdepression muss wie jede andere Depression behandelt werden. Wird das seelische Leiden nicht aufgearbeitet und medikamentös behandelt, kann dies dazu führen, dass die Depression bis in die Frühlings- und Sommermonate bestehen bleibt. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, an einer schweren Depression zu erkranken.

Dies ist meistens mit weiteren psychischen Beschwerden verbunden, und im Allgemeinen leiden die Erkrankten unter der eingeschränkten Lebensqualität und dem fehlenden Wohlbefinden. Mögliche Folgen sind Schlafstörungen, die wiederum zu einer anhaltenden Erschöpfung führen und die Stimmung noch verschlechtern. Manchmal treten Suizidgedanken auf, die im schlimmsten Fall einen Selbstmordversuch nach sich ziehen.

Erhalten die Betroffenen keine Unterstützung von Angehörigen oder Ärztne, entwickelt sich langfristig eine chronische Depression mit all ihren schwerwiegenden seelischen und körperlichen Folgen. Die Behandlung birgt, abseits der Nebenwirkungen von verabreichten Medikamenten, keine größeren Risiken. Eine Gesprächstherapie kann aber kurzfristig zu einer Verschlechterung der Stimmung führen und gelegentlich auch Panikattacken hervorrufen.

Eine Lichttherapie kann dazu führen, dass die Wirkung von Antidepressiva oder Antipsychotika verstärkt wird. Zudem können Kopfschmerzen, Hautrötungen und ein Brennen der Augen auftreten. Bei der privaten Anwendung kann ein ungeeignetes Gerät ernste Augenschäden hervorrufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da die Symptome der Winterdepression unterschiedlich stark ausgeprägt sein können, ist es für Betroffene oft schwer zu erkennen, wann sie einen Arzt oder Therapeuten aufsuchen sollten. Eine Depression liegt vor, wenn die Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten. Deshalb ist dies ein guter Zeitpunkt, um einen Arzt aufzusuchen. Ärztlicher Rat kann jedoch bereits vorher empfehlenswert sein – zum Beispiel, wenn schwere Symptome wie Suizidalität auftreten.

Eine Winterdepression kann die Leistungsfähigkeit im Beruf und im Alltag beeinträchtigen. Da die Depression eine anerkannte Krankheit ist, kommt unter Umständen eine Krankschreibung infrage, um die psychische Belastung zu reduzieren. Der richtige Ansprechpartner ist in diesem Fall der Hausarzt, da viele Betroffene sonst lange Zeit auf einen Termin beim Facharzt oder Psychotherapeuten warten müssten. Zudem kann ein Hausarzt einige andere Ursachen für die Symptome ausschließen.

Nicht immer überschreitet eine Winterdepression die Grenze zur Major Depression oder Dysthymie. Allerdings kann auch eine leichtere depressive Verstimmung eine persönliche Belastung darstellen. Personen, die (fast) jedes Jahr oder über lange Zeiträume hinweg unter depressiven Verstimmungen leiden, können deshalb ebenfalls einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen. Denn neben der Behandlung von akuten Symptomen können Heilpraktiker, Therapeuten und Ärzte den Betroffenen auch dabei helfen, Strategien zur Vorbeugung einer Winterdepression zu entwickeln.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Winterdepression erfolgt sowohl medikamentös als auch mit einer Gesprächstherapie. In Letztgenannter werden dabei die wahren Ursachen ermittelt. Denn nicht selten zeichnet sich die Winterdepression bei solchen Personen ab, die schon sehr früh unter Ängsten oder unerfüllten Wünschen leiden. Daneben ist es wichtig, über Arzneimittel die Wetterfühligkeit zu beschränken.

Das kann einerseits über das Ausschütten von Glückgefühlen, andererseits aber auch unter einer Begrenzung der negativen Wahrnehmungen erfolgen. Gerade bei der schwächeren Ausprägung der Winterdepression wird dazu geraten, einmal in der Woche das Sonnenstudio zu besuchen sowie sich häufiger an der frischen Luft zu bewegen. Erste Anzeichen lassen sich bereits damit behandeln.

Reicht das nicht aus, muss die Winterdepression ärztlich begleitet werden. Auch hier kann eine spezielle Lichttherapie verschrieben werden. Bei schwerwiegenden Fällen, in denen etwa die Befürchtung der Selbsttötung besteht, ist eine stationäre Behandlung der Winterdepression unumgänglich.

Im Idealfall sucht der Betroffene daher bereits bei stetig wiederkehrenden Leiden schon frühzeitig den Arzt oder Psychologen auf und gewährleistet sich damit eine ebenso schonende wie schnell erfolgende Genesung der Winterdepression.


Vorbeugung

Der Winterdepression kann bereits durch einen geregelten Tagesablauf, ausreichende Bewegung an der frischen Luft, durch sportliche Aktivitäten, eine vitaminreiche Ernährung und Abwechslung vorgebeugt werden. Erst wenn der Körper in Lethargie und Selbstmitleid versinkt, reicht dieses Vorgehen jedoch nicht mehr aus. Hier wäre eine ärztliche Begutachtung der Winterdepression in jedem Falle anzuraten.

Nachsorge

Die Winterdepression ist eine saisonale affektive Störung. Sie tritt in den Wintermonaten auf und wird durch den Lichtmangel in dieser Jahreszeit verursacht. Eine Nachsorge ist nur bedingt möglich, da diese Form der Depression ab dem Frühjahr wieder nachlässt. Es kann im Zuge der Nachsorge aber eine Manifestation der Symptome und somit die Entwicklung zu einer dauerhaften Depression verhindert werden.

Eine Winterdepression wird häufig von einem Psychotherapeuten nachsorgend behandelt. Es kann aber auch ein Allgemeinmediziner zu Rate gezogen werden, weil Depressionen auch für Hausärzte leicht zu diagnostizieren sind. Bei der Nachsorge lernt der Betroffene, mit der Erkrankung angemessen umzugehen. Hier ist die Nachsorge letztlich eine Vorsorge: Die ärztliche Beratung sollte spätestens im Herbst beginnen, bevor die Winterdepression entsteht.

Der winterliche Mangel an Sonnenlicht senkt den Vitamin-D-Spiegel im Blut, was die Winterdepression auslöst oder verstärkt. Die Einnahme von Vitaminpräparaten kann dem Mangel entgegenwirken. Auch Rotlichtbestrahlung kann den Mangel an Licht mitunter ausgleichen.

Zusätzlich zur Winterdepression kann es parallel zu akuten Krisensituationen kommen. Sollte sich der Zustand des Betroffenen unerwartet verschlechtern, ist der behandelnde Arzt ein geeigneter Ansprechpartner. Er kann den Erkrankten in einer solchen Situation professionell betreuen und intervenierend vorgehen.

Das können Sie selbst tun

Je nach Ausmaß und Dauer der Winterdepression kann es durchaus zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags kommen. Zusätzlich zur ärztlichen Behandlung können die Betroffenen jedoch aktiv selbst zu einer Besserung der Symptome beitragen.

Wichtig ist dabei eine gesunde und ausgewogene Ernährung aus verschiedenen Vitaminen, Eiweißen, Mineralstoffen und komplexen Kohlenhydraten. Empfehlenswert sind etwa Gerichte aus Obst, Gemüse, Fisch, Hühnerfleisch, Hülsenfrüchten, Nüssen und Kartoffeln. Insbesondere bei Heißhunger-Attacken sollten stark zuckerhaltige Süßigkeiten und Snacks mit raffinierter Stärke wie Weißmehl vermieden werden. Unterstützend empfiehlt es sich, hochdosiertes Vitamin D in Form von Tropfen einzunehmen.

Eine weitere Maßnahme zur Selbsthilfe bei einer Winterdepression ist Bewegung im Freien. Dabei sollten die Betroffenen möglichst viel Sonnenlicht abbekommen. Eine halbe Stunde Gartenarbeit oder kurze Spaziergänge können zu einer deutlichen Besserung der Erkrankung führen. Bei älteren oder körperlich beeinträchtigten Menschen empfiehlt es sich, für längere Zeit am Balkon oder am geöffneten Fenster zu sitzen. Grundsätzlich sollten die Betroffenen bei einer Winterdepression versuchen, möglichst aktiv zu sein und verschiedenen Aktivitäten nachzugehen. Hilfreich sind bei vielen Patienten auch Eigenbehandlungen mittels Infrarotlampen und Lichttherapielampen. Diese führen vor allem bei akuten Fällen zur Besserung der Symptome.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Möller. H.-J., Laux, G., Deister, A., Braun-Scharm, H., Schulte-Körne, G.: Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013

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