Zwerchfellparese
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Zwerchfellparese oder Zwerchfelllähmung entsteht durch die Lähmung des Nervus phrenicus (Zwerchfellnerv). Er kommt aus dem dritten bis fünften Halssegment des Rückenmarks und aktiviert das Zwerchfell sowie mehrere andere Organe im Brustraum wie zum Beispiel den Herzbeutel. Eine Lähmung des Nervs führt zur Erschlaffung des Zwerchfells auf der jeweils betroffenen Seite. Dadurch drücken die Bauchorgane nach oben, weil das Zwerchfell sie nicht mehr unten halten kann.
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Was ist eine Zwerchfellparese?
Das Zwerchfell wird aus Muskeln und Sehnen gebildet, befindet sich unterhalb des Rippenbogens und trennt die Brusthöhle vom Bauchraum. Es ist kuppelförmig und erreicht eine Dicke von durchschnittlich drei bis fünf Millimeter. Sein Funktionieren hängt unmittelbar vom Zwerchfellnerv ab. Ist dieser verletzt oder gelähmt, kann das Zwerchfell seine Funktion als Atemmuskel nur eingeschränkt oder nicht mehr erfüllen.
Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Tumore der Lunge und weiterer Brust- oder Bauchorgane in das Zwerchfell verlagern. Dann müssen unter Umständen Teile des Zwerchfells entfernt und ersetzt werden. Eine Zwerchfellparese kann auch von Nervenbeschädigungen durch Operationen oder äußere Einflüsse wie Schussverletzungen herrühren. Entwickelt sie sich ohne nachvollziehbare Krankheitsursachen, wird sie als idiopathische Zwerchfelllähmung bezeichnet.
Ursachen
Sie kann selbst bei einer vollständigen Lähmung des Zwerchfells für eine ausreichende Belüftung der Lunge sorgen, allerdings nur in einem Zustand der Ruhe und geringen Belastung. Das Zwerchfell arbeitet nach dem Prinzip der Kontraktion. Es zieht sich beim Einatmen zusammen und wird dabei um rund ein Drittel kürzer. Gleichzeitig flacht es ab und nimmt eine Kegelform an.
Das kontrahierende Zwerchfell verschiebt die Organe im Oberbauch, was jedoch aufgrund des Erschlaffens der Bauchmuskulatur und Vorwölbens der Bauchdecke wieder ausgeglichen wird. Die Organe behalten ihren notwendigen Raum und in der Bauchhöhle bleiben die Druckverhältnisse gleich. Mit jedem Ausatmen lockert sich das Zwerchfell wieder. Bei diesem Vorgang zieht sich die Lunge zusammen und das Zwerchfell wechselt wieder in seine Kuppelform.
Wenn der Nervus phrenicus verkrampft, äußert sich das im sogenannten Schluckauf. Auch die weitgehend ungefährlichen Seitenstiche haben solche Ursachen. Hier spielt die Unterversorgung des Zwerchfells mit Sauerstoff eine große Rolle. Sehr gefährlich für Leib und Leben können jedoch die Zwerchfellkrämpfe im Zusammenhang mit einem Wundstarrkrampf werden.
Dabei ist zwischen der einseitigen und beidseitigen Zwerchfelllähmung zu unterscheiden. Bei der einseitigen Form können die Schädigungen des Nervus phrenicus auf Tumore zurückgehen, wie etwa einem Bronchialkarzinom, Lymphome des Mediastinums oder Neurofibrome. Auch Aortenaneurysma oder Abzessen kommen als Ursache in Frage. Auch Traumen wie ein Thorextrauma oder Virusinfekte (Herpes Zoster) können eine einseitige Zwerchfelllähmung hervorrufen.
Seltener sind Infektionen durch Viren oder Bakterien verantwortlich für ein gelähmtes Zwerchfell. Diese können jedoch sämtliche Organe im Oberkörper betreffen. Da der Nervus phrenicus anatomisch zum Armnervengeflecht gehört, kann seine Lähmung auch mit einer sogenannten Schulter-Arm-Schwäche zusammenhängen. Daneben kommt ein fortgeschrittener Verschleiß der Halswirbelsäule als Ursache in Frage.
Die beidseitige Form kann durch Neuropathien wie eine Alkoholvergiftung, Bleivergiftung oder Porphyrie begünstigt werden. Denkbare Gründe sind auch eine Rückenmarksverletzung, eine Syringomyelie oder neuromuskuläre Erkrankungen wie ALS.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Zwerchfellparese zeigt sich in den meisten Fällen nur auf einer Seite. Sie kann angeboren sein, jedoch sind die häufigsten Ursachen Krebsgeschwüre. Siedeln diese sich zum Beispiel in der Lunge an oder entsteht ein krankhafter Lymphknoten, gerät der Zwerchfellnerv schnell in Bedrängnis und arbeitet nicht mehr richtig.
Eine einseitige Lähmung des Zwerchfells wird von den Erkrankten oft kaum wahrgenommen. Atembeschwerden treten hier zumeist nur bei stärkerer körperlicher Aktivität auf. Jedoch lauern für die Lunge tückische Gefahren, wenn sie auf einer Seite nicht ordentlich belüftet wird. Dann ist sie sehr empfindlich für Entzündungen, die durch Infektionen herbeigeführt werden.
Bei einer beidseitigen Zwerchfelllähmung ist in jedem Fall größere oder kleinere Atemnot zu verzeichnen. Betroffene können dann oftmals nicht im flachen Liegen schlafen, denn in längeren Phasen des Schlafes ist das Zwerchfell der einzig tätige Atemmuskel. Vermeiden lässt sich dieser Mangel mit großem Glück nur mittels einer Atmung, bei der der Oberkörper aufgerichtet ist und sich die Arme aufstützen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Röntgen und Ultraschall lassen eine einseitige Zwerchfellparese gut sichtbar werden. Die gelähmte Seite des Organs steht immer ein Stück höher als die gesunde. Außerdem können Parameter der Atemfunktion und Atemdruckwerte gemessen werden, die Rückschlüsse auf die Aktivität des Zwerchfells zulassen. Auch eine Blutgasanalyse kann zur Diagnose zuträglich sein. Lungenfunktionstests geben Auskunft über den Grad der Atembeschwerden. Ergänzend steht eine gründliche und längerfristige Untersuchung des Patienten im Schlaflabor zur Debatte.
Komplikationen
Bei einer Zwerchfellparese handelt es sich um eine sehr schwerwiegende Beschwerde, die im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen kann. Der weitere Verlauf dieser Erkrankung hängt sehr stark von der genauen Ursache der Zwerchfellparese ab, wobei die Lebenserwartung in den meisten Fällen deutlich verringert wird. Die Betroffenen leiden dabei an Atembeschwerden und möglicherweise an einer Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit.
Es treten sehr häufig Entzündungen und Infektionen an den Atemwegen auf, die die Lebensqualität deutlich verringern können. Auch eine Atemnot kann sich dadurch einstellen, sodass die Patienten in schwerwiegenden Fällen auch das Bewusstsein verlieren können. Anstrengende Aktivitäten oder sportliche Betätigungen sind für den Patienten damit kaum mehr möglich.
Die Behandlung der Zwerchfellparese hängt sehr stark von der Grunderkrankung ab, wobei diese in erster Linie behandelt werden muss. Sollte die Krankheit durch eine Tumorerkrankung ausgelöst werden, so kann diese häufig nicht mehr vollständig geheilt werden und der Patient verstirbt frühzeitig. In anderen Fällen sind bei der Zwerchfellparese operative Eingriffe notwendig, damit die Beschwerden gelindert werden. Die Behandlung selbst ist allerdings nicht mit weiteren Komplikationen verbunden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arzt wird benötigt, sobald der Betroffene über mehrere Tage oder Wochen eine Verschlechterung seines Befindens wahrnimmt. Sinkt seine körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit, zeigt sich ein Unwohlsein oder stellt sich ein Krankheitsgefühl ein, besteht Handlungsbedarf. Bei Beschwerden der Atemtätigkeit sollte besondere Sorgfalt walten. Sind diese nicht auf eine vorübergehende Überanstrengung zurückzuführen, sind sie häufig ein Warnsignal des Organismus. Störungen der Atmung sind daher unverzüglich von einem Arzt untersuchen zu lassen, wenn sie über mehrere Tage anhalten. Besonders besorgniserregend ist eine Zunahme der Beschwerden. Kommt es zu Zuständen der Angst oder Schlafstörungen, ist schnellstmöglich ein Arzt zu konsultieren.
Ein Druckgefühl im Brustkorb, ein Engegefühl oder die Unfähigkeit einer tiefen Einatmung sind Anzeichen einer gesundheitlichen Störung. Kommt es bei körperlichen Aktivitäten sehr schnell zu einer Ermüdung, besteht Handlungsbedarf. Ein Arzt sollte unverzüglich aufgesucht werden, damit eine Klärung der Ursache erfolgen kann und eine Diagnose erstellt wird. Erwacht der Betroffene aus dem Schlaf aufgrund fehlenden Sauerstoffs, ist die Konsultation eines Arztes angezeigt. Kommt es zu Beeinträchtigungen der Atemtätigkeit sobald körperliche Positionen verändert werden, geht dies ebenfalls als Anlass zur Besorgnis. Eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Entzündungserkrankungen, eine leicht erhöhte Körpertemperatur oder eine innere Gereiztheit sind weitere Beschwerden, die untersucht werden sollten.
Behandlung & Therapie
Ist die Zwerchfellparese noch im Frühstadium und wenig ausgeprägt, reicht mitunter bereits eine Physiotherapie. In schwerwiegenderenden Fällen muss eventuell eine Zwerchfellraffung erfolgen.
Vorbeugung
Da eine Zwerchfellparese häufig als Folgeerscheinung einer vorausgegangenen Erkrankung ist und diese sehr unterschiedliche Ausprägungen haben, ist eine generelle Vorbeugung kaum möglich. Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und ausgewogener Ernährung ist jedoch präventiv anzuraten. Wer berufsbedingt viel Zeit im Sitzen verbringt, dem empfiehlt es sich, regelmäßig Rückenübungen vorzunehmen, um eine Abnutzung und Schädigung der Rückenmuskeln vorzubeugen.
Nachsorge
Betroffenen stehen bei einer Zwerchfellparese in den meisten Fällen nur wenige und auch nur sehr eingeschränkte Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Daher sollte der Betroffene bei dieser Krankheit schon möglichst früh einen Arzt aufsuchen und dabei auch eine Behandlung einleiten, um das Auftreten von weiteren Komplikationen und Beschwerden zu verhindern.
Eine Selbstheilung kann dabei nicht auftreten, sodass eine Behandlung von einem Arzt dabei immer notwendig ist. Je früher bei der Zwerchfellparese ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung.In der Regel sind die Betroffenen bei der Zwerchfellparese auf die Maßnahmen einer Krankengymnastik und einer Physiotherapie angewiesen.
Dadurch können die meisten Beschwerden dauerhaft eingeschränkt und gelindert werden. Weiterhin ist häufig auch die Unterstützung von der eigenen Familie im Alltag sehr wichtig und kann dazu beitragen, depressive Verstimmungen zu verhindern. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Zwerchfellparese kann sich als sehr sinnvoll erweisen und den Alltag des Betroffenen erleichtern.
Viel Bewegung und eine gesunde Lebensweise nachgehen. Übergewicht sollte dabei auch vermieden werden. In den meisten Fällen verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Betroffenen und schränkt diese auch nicht weiterhin ein.
Das können Sie selbst tun
In den meisten Fällen kommt es bei einer Zwerchfellparese zu Einschränkungen. Je nach Ausprägung und Ursache der Erkrankung ist das Bewältigen alltäglicher Tätigkeiten nicht oder nur unter großer Anstrengung möglich. Die Lebensqualität der Patienten wird zudem oftmals durch regelmäßig auftretende Atemwegsinfektionen deutlich verringert.
Die Betroffenen leiden in der Regel bereits bei geringer Anstrengung unter Atemnot. Aus diesem Grund sollten Menschen mit einer Zwerchfellparese sich weder sportlich betätigen noch anstrengenden Aktivitäten nachgehen. Bestimmte Entspannungstechniken wie etwa Meditation können hilfreich sein, jedoch sollten diese nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt angewendet werden. Von Yoga oder Pilates ist allerdings abzuraten. Ferner haben die Erkrankten zumeist ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Sie sollten daher regelmäßige Ruhepausen einhalten.
Grundsätzlich sollten die Betroffenen Stress jeder Art meiden. Ein stabiles soziales Umfeld sowie ein gesunder Lebensstil sind dabei wichtig. Im Idealfall werden die Erkrankten von Angehörigen oder Familienmitgliedern unterstützt. Ansonsten ist in manchen Fällen eine professionelle Pflege erforderlich. Die Betroffenen sollten auf eine gesunde Ernährung achten und auf alkoholische Getränke sowie Kaffee verzichten. Das Rauchen muss bei einer Zwerchfellparese sofort eingestellt werden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013